Freitag,29.März 2024
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Aufschwung XXL: Schein und Sein

Wer glaubt, die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung der großen Exportnationen sei substanziell, nachhaltig und von einer selbsttragenden Güternachfrage gekennzeichnet, der verkennt die Lage möglicherweise gewaltig.

Für Krisenbewältigung und Konjunkturbelebung haben sich die Staaten weltweit mit rund 8,4 Billionen Dollar zusätzlich verschuldet. Deutliche Zeichen der auslaufenden Konjunkturprogramme gibt es bereits. Als Frühindikator der Weltwirtschaft gilt der Baltic Dry Index. Hierbei handelt es sich um eine Kennzahl, die die Preisentwicklung für die Verschiffung von Hauptfrachtgütern (vor allem Kohle, Eisenerz, Getreide) abbildet.

Wie die nachfolgende Abbildung zeigt, hat sich der Chart in den vergangenen Monaten deutlich nach unten geneigt. Alleine seit Anfang September 2010 ist der Index um 48 Prozent gefallen. Im Vergleich zu seinem Höchststand im Sommer 2007 steht der Baltic Dry Index heute 87 Prozent niedriger.

Baltic Dry Index seit 2008 (Quelle: Bloomberg)

Ein aktueller Artikel der Financial Times mit der Überschrift „Die Lage ist nicht halb so gut wie die Stimmung“ liefert zusätzlich interessante Details zur deutschen Exportwirtschaft.

Aus der Datenanalyse geht unter anderem hervor, dass die industriellen Auslandsbestellungen im November trotz der positiven Agenturmeldungen (+5,2 %) kaum mehr höher waren als im August. Eine deutliche Verlangsamung des Wachstums wird beobachtet.

Deutschlands Exporte gehen nach wie vor zu 40 Prozent ins EU-Ausland. Laut FTD-Angaben sind diese Ausfuhren seit August um 28,8 Prozent im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum gesunken.

Wie kommt FTD zu diesen, dem allgemeinen Tenor widersprechenden Ergebnissen?

Financial Times hat zur Analyse Dreimonatsvergleiche auf der Basis gleitender Durchschnitte verwendet. Dadurch werden Effekte von Großaufträgen nivelliert, die im Zeitverlauf mit unterschiedlicher Häufigkeit auftreten und oft Gegenstand von Konjunkturmaßnahmen sind, zum Beispiel staatlich geförderte Infrastrukturprojekte (auch aus China).

Auch nach den offiziellen Angaben gingen die EU-Bestellungen im November um 1,4 Prozent zurück. Der „Aufschwung“ kommt also weiterhin aus Nicht-EU-Ländern.

Wie schnell die Auslandsnachfrage abbrechen kann, haben wir 2008 gesehen. Werfen Sie dazu noch einmal einen Blick auf den Baltic Dry Index.

Enttäuschend waren zuletzt die EU-Einzelhandelsumsätze mit -0,8 Prozent im November. Das Konjunkturklima in der Euro-Zone spricht eine ähnliche Sprache. Auch in Deutschland war die Verbraucherstimmung im November wieder gesunken. Und nach der „hemmungslosen Kauflust“ im Dezember, droht nun erst einmal ein Kater, wie Meldungen über die aktuelle Geschäftsentwicklung im Online-Handel nahelegen („Etailer in Katerstimmung“).

Fazit

Die positive Stimmung, die derzeit in Deutschland verbreitet wird, spiegelt sich in wichtigen Konjunkturdaten nicht wieder. Zumindest wird sie vielerorts missinterpretiert. Der propagierte „Aufschwung XXL“ steht nicht auf soliden Füßen, sondern wird weiter im Wesentlichen durch staatliche Ausgabenprogramme und neue Schulden finanziert. Das sollte man nach wie vor im Hinterkopf behalten. Eine Verschärfung der Schuldenproblematik steht in direktem Zusammenhang mit weiter schwindender Staatenbonität und der nachlassenden Werthaltigkeit von Geld und Währung.

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