Freitag,29.März 2024
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Die Edelmetallströmung nutzen oder elend enden

Investoren, die die beispiellosen Risiken im Finanzsystem verstehen, könnten in den nächsten Jahren einen massiven potentiellen Verlust in ökonomischen Seelenfrieden und finanzielle Sicherheit verwandeln. Traurig nur, dass weniger als 1 % der Investoren dies auch wirklich begreifen, bevor es zu spät ist.

Gold, Silber (Bild: Orlando Florin Rosu - Fotolia)

Von Egon von Greyerz, Matterhorn Asset Management AG

Die globalen Investitionsmärkte stehen am Scheidepunkt und die Anleger haben die Option, alles zu verlieren oder vom größten Vermögenstransfer der Geschichte zu profitieren. Das folgende Zitat von William Shakespeare habe ich schon oft genutzt. Angesichts des Zustands, in dem sich die Welt aktuell befindet, ist es aber zutreffender als jemals zuvor:

Es gibt Gezeiten für der Menschen Treiben;
Nimmt man die Flut wahr, führt sie uns zum Glück,
Versäumt man sie, so muß die ganze Reise
Des Lebens sich durch Not und Klippen winden.
Wir sind nun flott auf solcher hohen See
Und müssen, wenn der Strom uns hebt, ihn nutzen,
Wo nicht, verlieren, was zur See wir wagten.

William Shakespeare

Traurigerweise werden die wenigsten die richtige Strömung nutzen. Die meisten werden deshalb in Not und Klippen enden. Die Reichen werden den Großteil ihrer Vermögen verlieren und viele der Armen werden mit Armut und Hunger zu kämpfen haben. Ich weiß, all das klingt nur wie eine weitere Untergangsprophezeiung. Es reicht aber schon ein Blick nach Venezuela, wo die Inflation 1 Million % erreicht und die Währung um 99,9 % einbricht, um zu verstehen, was passieren kann. Eine Tasse Kaffee kostet 2 Millionen Bolivar! Die meisten Venezolaner können sich nicht ausreichend Nahrung für ihre Familien besorgen oder leisten. Ein großer Teil der erwachsenden Bevölkerung hat schon 11 kg (25 lb) an Körpergewicht verloren.

Vorbereitet sein

In den meisten westlichen Ländern ist es immer noch nicht zu spät, um einen Vermögensschutzplan vorzubreiten. Wer Ersparnisse und Investitionen hat, hat vergleichsweise mehr zu verlieren, als arme Menschen. Für die Minderbemittelten wird es allerdings eine Frage des Überlebens werden, so wie für viele Venezolaner.

Es existieren viele Überlebensratgeber für alle Aspekte des Lebens. Von Jim Sinclair stammt beispielsweise die exzellente “Be Prepared”-Reihe, die sich vielen dieser Aspekte widmet.

Vielleicht weniger als 1 % der Anleger werden die Strömung nutzen, die „zum Glück führt“. Die meisten werden nicht verstehen, dass die durch Zentralbanken erzeugte Kreditexpansionsflut jetzt zu Ende geht. Die exponentiellen Bewegungen bei Aktien-, Anleihe- und Immobilienpreisen werden zu katastrophalen Abstürzen führen, die das meiste Vermögen in der Welt zerstören werden.

In den nächsten 3-7 Jahren wird es nicht darum gehen, Vermögen zu machen, sondern darum, so wenig wie möglich zu verlieren.

Werfen wir also einen Blick auf die größten Risiken und die besten Möglichkeiten zu Schutz der Finanzen.

Crash der FAANGtastischen Technologieaktien

Natürlich werden die Bubble-Assets zu den anfälligsten gehören. Fangen wir mit dem Nasdaq an, der seit 2009 mit 700 % im Plus steht, hauptsächlich wegen der Performance der sogenannten FAANG-Aktien (Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google). Hätte man seit dem 2009er-Tief also 10.000 $ investiert, wäre diese Anlage 70.000 $ wert, allein durch den Kauf von Indexanteilen – eine jährliche Wachstumsrate von 24 %.

Die Indizes Dow und S&P sind etwas weniger gestiegen. Aufgrund der massiven Liquiditätsschöpfung der Zentralbanken seit der Krise 2007-09 stehen sie dennoch auf Allzeithochs.

Während die meisten Aktienmärkte außerordentlich überbewertet sind, existieren – parallel dazu – massiv unterbewertete Märkte, die von den meisten Investoren ignoriert werden.

Relativ zu den Aktienmärkten befinden sich Rohstoffe auf historischen Tiefständen und stehen in den Startlöchern für eine erhebliche Neubewertung. Wie aus dem Chart oben hervorgeht, befinden sich Aktien heute in einer historischen Bubble und markieren – relativ zu Rohstoffen – ein 50-Jahre-Hoch. Die Abwärtsbewegungen bei Aktien und die Aufwärtsbewegungen bei Rohstoffen werden massiver Natur sein. Es kann als buchstäblich sicher gelten, dass das Verhältnis wieder die Stände der 1990er Jahre erreichen wird, was einem 90%igen Einbruch der Aktien gegenüber Rohstoffen gleichkommt.

Edelmetalle werden alle Assets überflügeln

Obgleich Rohstoffe besser abschneiden werden als alle Asset-Märkte, so wird es darauf ankommen, die richtigen zu auszuwählen. Gold, Silber, Platin und Edelmetallaktien sind hierbei natürlich die augenscheinlichste Wahl. Der Edelmetallkomplex ist im Vergleich zu allen anderen Bubble-Assets nicht nur extrem überverkauft, sondern ebenfalls die ultimative Vermögensschutzanlage.

Um die „Underperformance“ der Edelmetalle besser zu verstehen, schauen wir uns jetzt einen sehr aufschlussreichen Chart an.

Seit 2010 liegt der Dow gegenüber dem XAU Gold & Silber Index mit 700 % im Plus. Eine Bewegung zurück zum Niveau von 2010 ist das Minimum. Das wäre ein Rückgang von 88%. Doch mit Blick auf die extreme Unterbewertung der XAU-Aktien und die Überbewertung des Dow wäre ein Einbruch um 97 % – auf die Stände der frühen 1980er Jahre – wahrscheinlicher.

Die relative Überbewertung des Nadaq ist sogar noch extremer.

Seit 2010 steht der Nasdaq im Verhältnis zum XAU mit 1.000 % (oder dem 11-fachen) im Plus. Ein Rückfall auf das Niveau von 2010 ist buchstäblich garantiert; wenn aber die Nasdaq-Bubble platzt und die Edelmetalle in die Höhe schießen, wäre ein Einbruch um 98 % (auf die Stände der frühen 1980er Jahre) wahrscheinlicher.

Der HUI Gold-Index ist relativ zum Silber seit 2003 um 76 % gesunken. Eine Rückkehr zum Hoch von 2003 ist möglich. Das hieße also, dass die Goldaktien des HUI-Index um 300 % besser abschneiden würden als Silber. Gegenüber Gold würde der HUI, auf derselben Basis, um 400 % besser abschneiden (nicht im Diagramm gezeigt).

Platin hatte seit 2008 eine sehr schwache Entwicklung und wird wahrscheinlich in Kürze gegenüber Gold steigen.

Und schließlich noch das Verhältnis, das für Edelmetallinvestoren sehr ausschlaggebend ist, nämlich das Gold-Silber-Verhältnis.

Die kommende Silberrakete

Seit 2003 beobachten wir, dass das Gold-Silber-Verhältnis in einer Spanne zwischen 80-84 und 30 fluktuiert. 2018 hat das Verhältnis mit 84 Punkten ein neues Hoch in diesem Jahrhundert markiert. Allerdings wird dieses Hoch nicht durch die Momentum-Indikatoren bestätigt, was bullisch für Silber ist. Eine Rückkehr zum Niveau von 2011 ist sehr wahrscheinlich, und sogar eine Rückkehr zum historischen Durchschnitt von 15 ist möglich. Das Erreichen der 15er-Marke würde bedeuten, dass Silber 6-mal schneller steigen wird als Gold. Sollte Gold zum Beispiel 10.000 $ erreichen, stünde Silber bei 666 $. Ein Anstieg von fast 5.000 % klingt heute unglaublich, doch sobald die Manipulation und die Comex scheitern, wird Silber durch kaum etwas zu stoppen sein.

Welche Stände der Edelmetallsektor erreichen wird, ist an diesem Punkt irrelevant. Das oben gezeigte Diagramm verfolgt den Zweck, zu zeigen, dass die Edelmetalle wahrscheinlich extrem besser abschneiden werden als herkömmliche Aktien. Sie werden auch die meisten anderen Bubble-Assets wie Immobilien und Anleihen hinter sich lassen. Wie ich schon viele Male gezeigt habe (so auch im Artikel von letzter Woche), sind Edelmetalle der beste Schutz gegen Währungszusammenbrüche.

Finanzielle Überlebensversicherung

Doch selbst die zu erwartende Outperformance der Edelmetalle wird nicht der entscheidende Punkt in den kommenden 3-7 Jahren sein. Viel wichtiger ist der Schutz von Kapital. Von entscheidender Bedeutung in den kommenden Jahren ist zudem der Schutz vor Kontrahentenrisiken. Jedes große Asset innerhalb des Finanzsystems stellt aus meiner Sicht ein nicht hinnehmbares Risiko dar. Wer Edelmetallaktien hält, sollte das mittels direkter Registrierung tun, was in einigen Ländern schwer zu machen ist.

Physische Edelmetalle, die außerhalb des Finanzsystems gehalten werden, sind die beste Form des Vermögensschutzes, solange sie im richtigen Rechtssystem gehalten werden und direkte Kontrolle als auch Zugriff möglich ist.

Der König unter den Vermögensschutzformen ist natürlich das Gold. Historisch betrachtet, muss Gold den Boden der Vermögenspyramide bilden und den größten Anlagebestand ausmachen. Auch wenn Silber und Platin wahrscheinlich stärker aufwerten werden als Gold, so sind sie deutlich volatiler. Aus diesem Grund empfehlen wir bei diesen Metallen eine geringere Allokation. Wenn sie steigen, kommt man ins Stauen, doch die Korrekturen können brutal ausfallen und den nervösen Investor auf eine schwere Probe stellen.

Obgleich Edelmetallaktien extrem attraktiv scheinen, sollte man nicht vergessen, dass sie – selbst bei Direktregistrierung – Papier-Assets sind und somit kein richtiges Vermögensschutz-Investment.

Investoren, die die beispiellosen Risiken im Finanzsystem verstehen, könnten in den nächsten Jahren einen massiven potentiellen Verlust in ökonomischen Seelenfrieden und finanzielle Sicherheit verwandeln.Traurig nur, dass weniger als 1 % der Investoren dies auch wirklich begreifen werden, bevor es zu spät ist.

Egon von Greyerz ist Gründer und Managing Partner der Matterhorn Asset Management AG (www.goldswitzerland.com).

Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen im Rahmen von Gastbeiträgen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von Goldreporter dar.

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9 Kommentare

  1. „Vielleicht weniger als 1 % der Anleger werden die Strömung nutzen, die „zum Glück führt““. Soviel Poesie erwärmt das Herz. Vor allem, weil wir uns gewiss sein können, auf der richtigen Seite zu stehen – jenseits des herrschenden Banken- und Finanzsystems.

    Auch wenn, zugegeben, die Edelmetall-Freunde Minderheitenschutz in Anspruch nehmen könnten – jedenfalls auf den Finanzmärkten. 2014 hat das World Gold Council im Rahmen einer Goldmarktstudie den Anteil physischen Goldes (inklusive der Zentralbankbestände) auf nicht einmal ein Prozent des weltweiten Finanzvermögens taxiert (1,4 Billionen US-Dollar).
    https://www.goldreporter.de/gold-anteil-am-weltfinanzvermoegen-bleibt-verschwindend-klein/gold/40494/

    Daran ändert auch nichts, dass beispielsweise die Deutschen besonders goldaffin sind. So sollen 38 Prozent der Deutschen (26 Millionen) Gold in Barren-
    oder Münzform als physische Wertanlage besitzen. Und sie sollen damit ausgesprochen zufrieden sein. Gold macht eben gelassen, wenn nicht sogar schön (zumindest was die innere Schönheit angeht)!
    https://www.presseportal.de/pm/116526/3482580

    Nein, entgegen den Aussagen so mancher Defätisten befindet sich Gold keineswegs in einer „ultimativen Blase“ (George Soros 2010 bei einem Goldpreis von 1.090 US-Dollar). Im Gegenteil: Wandert nur ein weiteres jämmerliches Prozent des globalen Anlagevermögens in Gold oder Silber, kann sich jeder die Auswirkungen ausmalen.

  2. wir wollen immer Gold in Papiergeld umrechnen aber das kann man nicht, denn das Papiergeld gibt es dann nicht mehr oder es ist wertlos, also müssen wir Gold mehr als Tauschmittel sehen und da ist der Wert des Gold und Silber sehr, sehr hoch !!!

  3. Ich kann damit auch falsch liegen, aber ich glaube, dass Gold auf dem Markt nur dann massiv an Wert verliert, wenn sich die Systeme für den Großteil der Bevölkerung zum guten verändern. Dass das passiert, bezweifle ich allerdings.

    Vielmehr denke ich, dass die Labilität des großen Ganzen Stück für Stück stärker wird und dadurch auch eine steigende Goldnachfrage zur Absicherung entsteht. Oder eben auch in andere werthaltige Güter, die immer wieder nachgefragt werden/begehrt sein können https://www.goldreporter.de/whisky-als-geldanlage-raritaet-erzielt-fast-1-million-euro/hot-links/78194/

    Wer dabei nicht mitspielen kann, wird zu den Verlierern gehören. Interessant finde ich aber auch Entwicklungen wie diese https://silvergoldbull.de/api-gold-und-silber-dienstleistungen

    Zur Zeit entstehen immer wieder Möglichkeiten, die nicht nur vermögende, sondern auch clevere Menschen nutzen können, um sozusagen „auf die andere Seite zu kommen“. Wem das gelingt, den kann ich nur beglückwünschen.

  4. @Tobias Nach den Regel der Vernunft müsste und wird es wahrscheinlich langfristig so sein.Trotzdem zeigt zB.der heutige Tag dass der Kurs trotz Nachrichten über ständig sinkende Fördermengen in Südafrika mal wieder sinkt.Die Trockser und Täuscher sitzen wirklich auch an einem langen Hebel in diesem System.

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