Dienstag,16.April 2024
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Euro-Krise: Schuldenschnitt und der Anfang vom Ende

Der Euro zeigt Auflösungserscheinungen (Foto: Crimson - Fotolia.com)

Schuldenschnitt in aller Munde. Goldreporter erklärt, wie so etwas in der Praxis aussieht und wo unser Schuldgeld-System enden wird.

Seit geraumer Zeit ist die Rede von einem möglichen Schuldenschnitt in Griechenland. Nun fordert auch der Rat der fünf Wirtschaftsweisen, dass Gläubiger 50 Prozent ihrer Griechenland-Investments abschreiben sollen. Wie sieht das konkret aus?

Staaten leihen Geld bei Investoren
Länder finanzieren sich zum Großteil über die Ausgabe von Staatsanleihen mit unterschiedlich langer Laufzeit. Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, die von Banken, Versicherungen, Rentenkassen, anderen öffentlichen Stellen sowie Privatpersonen gekauft werden.

Die Ausgabe erfolgt in den meisten Fällen zu ihrem Nennwert (100 Prozent). Bei Standardanleihen gibt es zudem zu jeder Anleihe einen so genannten Coupon (Zinsschein), der die jährliche Zinszahlung (z.B. 3 Prozent) verbrieft. Das physische (Haupt-)Papier wird im Banken-Jargon übrigens „Mantel“ genannt.

Die Laufzeit
Bezieht ein Anleger eine Anleihe bei der Erstausgabe und hält er sie bis zu Fälligkeit, dann bekommt er am Ende der Laufzeit sein gesamtes eingesetztes Kapital zurück. Die Zinszahlung erhält er je nach Anleihe-Art jährlich oder zum Schluss.Die Anleihen werden während der Laufzeit an der Börse gehandelt. Hier kommt es dann zu der für manchen Beobachter verwirrenden Darstellung: Bei schlechten Nachrichten über einen Emittenten fallen dessen Anleihekurse (die an der Börse gehandelt werden), aber die Rendite steigt. Steigende Rendite heißt in diesem Fall, dass der Emittent für gleichgeartete Papiere nun höhere Zinsen zahlen muss, damit Anleger bereit sind, die Anleihen zu kaufen.Während eine Anleihe an der Börse somit unter ihrem Nennwert notieren kann, bekommt der langfristige Anleger, der sie bis zur Fälligkeit hält, stets 100 Prozent. Es sei denn: Der Anleihen-Emittent geht pleite oder ist insolvent.

Der Schuldenschnitt
Im Falle der teilweisen oder vollständigen Zahlungsunfähigkeit bekommt der Anleger nur einen Teil seines Kapitaleinsatzes zurück, im schlimmsten Fall gar nichts. Das Land verhandelt bei Insolvenz mit den größten Investoren über eine Rückzahlungsquote. Das ist der Schuldenschnitt. Und genau an diesem Punkt gelangen wie nun an.

Die Umschuldung
Immer wieder ins Gespräch gebracht wird auch eine Umschuldung. Hierbei könnten zum Beispiel laufende Anleihen in neue getauscht werden, so dass die Laufzeit sich verlängert. Das Land hätte somit länger Zeit, den Kapitaleinsatz der Anleger zurückzuzahlen. Oder das neue Papier wird mit einem kleineren Zinscoupon ausgestattet. Das heißt, es werden weniger Zinsen gezahlt.Im Fall einer Umschuldung reduziert sich die Gesamtschuld nicht. Die Maßnahme kann aber zur zeitweiligen Wiederherstellung der Kreditwürdigkeit des Schuldners führen, so dass dieser sich im Zweifel wieder zusätzlich Geld zu günstigeren Zinsen am Markt beschaffen kann.

Das Dilemma
Die aktuelle Finanzkrise zeigt nun immer deutlicher das große Dilemma unseres Kredit- oder Schuldgeld-Systems. Geld entsteht nur, wenn jemand Kredit aufnimmt (Staaten, Unternehmen, Privatpersonen). Dabei wird immer mehr Kredit erzeugt, der in nicht-produktive Verwendung fließt. Das Geld erzielt damit keine reale Wertschöpfung (Wirtschaftswachstum). Diese/das ist aber erforderlich, um Schulden zurückzuzahlen und die Kreditzinsen zu erwirtschaften, die bei der Kreditvergabe nicht mit ins System gelangen. Man kann somit zwar zunächst immer neue Schulden produzieren, um alte zu begleichen, aber irgendwann kommt es aufgrund totaler Überschuldung und folgender Geldwertvernichtung unweigerlich zum Kollaps des Systems.

Fazit
Alles was Banken und Regierungen derzeit tun, dient dem Versuch, diesen Zusammenbruch möglichst lange hinauszuzögern. Ein Schuldenschnitt führt bei Banken logischerweise zu einem definitiven Abschreibungsbedarf und damit zu Verlusten. Und diese können schon im Falle Griechenlands – insbesondere für die Europäische Zentralbank – beträchtlich sein.Dass am Ende Steuerzahler und Sparer für die Verluste aufkommen werden, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Somit darf man gespannt sein, was die EU-Regierungen am Donnerstag bei ihrem Gipfeltreffen zu Wege bringen. Viel Gutes wird sicher nicht dabei sein.

Goldreporter

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2 Kommentare

  1. Ein interessantes Thema, das nach der bevorstehenden Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung noch viele unvoreingenommene Wissenschaftler beschäftigen wird:

    Wahre Poesie erzählt immer eine wahre Geschichte über die Zukunft.

    Dazu eine bekannte musikalische Vorhersage zur so genannten öffentlichen Meinung im aktuellen Jahr nach Monaten sortiert,…

    http://www.youtube.com/watch?v=scDNei30PNU

    …bezüglich einer Erkenntnis, die immer mehr in das allgemeine Bewusstsein dringt:

    http://opium-des-volkes.blogspot.com/2011/07/die-ruckkehr-ins-paradies.html

  2. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben…Was lange währt, wird gut (oder auch was lange gärt, wird schlecht). Die Weisheit wurde nie gänzlich genannt. Alles hat eben zwei Seiten…
    Die Sparer und Steuerzahler so einfach als Zahlmeister zu benennen reicht nicht aus! Die praktischen Ergebnisse lauten wie folgt (bei weitem nicht vollständig!)
    Erhöhte Preise und Steuern/Abgaben. Währungsschnitt für Kapital (nur noch 20-30% wenn überhaupt)
    Kapitalverlust bei Bank- und Versicherungsprodukten zusätzlich! (80-90%), wirtschaftliche, soziale und politische Konsequenzen werden folgen!
    Man könnte auch sagen: der Anfang vom Ende! Aber der angeblich chaotische Zusammenbruch offenbart sich mehr und mehr als geplante Zerstörung. Am endgültigen Ende steht nur noch der von oben geführte, willenlose, untergebene (Welt)Sklave…

    Der Verlust von Freiheit und Rechten führt immer zur Kontrolle und auch Identitätsverlust.
    EIN LEBEN, DAS SO NICHT LÄNGER LEBENSWERT IST!!!
    Also ändere Dich selbst und beeinflusse Andere, und Du änderst die Welt!

    LG,
    paddy

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