Donnerstag,28.März 2024
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Goldpreis-Einbruch: Welche Rolle spielt China?

Goldpreis, China, Goldbarren China (Foto: malp-Fotolia.com)
China scheint derzeit auch kein Interesse an einem hohen Goldpreis zu haben. (Foto: Malp – Fotolia.com)

Der Goldpreis knickte am gestrigen Montag während des schwachen asiatischen Handels ein. Welches Interesse könnte China an einem niedrigen Goldpreis haben?

Der Goldpreis hat am gestrigen Montag ein neues Fünfeinhalbjahrestief erreicht. Der Kurs fiel am frühen Morgen unter die Marke von 1.100 US-Dollar, erholte sich im Verlauf des Tages, knickte aber ungewöhnlicher Weise am Abend noch einmal stärker ein.

Auffällig an der jüngsten Kursentwicklung ist die Tatsache, dass die Kursattacke zu Zeiten des asiatischen Handels erfolgte, noch dazu in einem Zeitraum mit extrem geringer Handelsaktivität.

Wie verschiedene Marktanalysten berichteten, wurde der Goldpreis gestern Morgen durch den Verkauf von 5 Tonnen Gold an der Shanghai Gold Exchange eingeleitet. Dies geschah zu einem Zeitpunkt da der Goldpreis bei $ 1.142 eine wichtige charttechnische Unterstützung unterschritt. Innerhalb von Sekunden brach der Goldpreis um gut 4  Prozent ein. Und so startete der europäische Goldhandel mit tiefroten Vorzeichen.

Goldpreis 200715 intra
Goldpreis am 20.07.2015, Intraday (14 Uhr – 22 Uhr), Deutsche-Bank-Indikation (Quelle: Godmodetrader).

„Ganz klar, da war jemand extrem daran interessiert, den Markt Richtung Süden zu handeln. Wollte man aussteigen, dann hätte man dies getan, wenn Käufer vorhanden sind und nicht dann, wenn die Liquidität extrem niedrig ist“, sagt Ross Norman, Chef des britischen Goldhändlers Sharps Pixley, gegenüber The Independent.

Victor Thianpiriya, Rohstoffanalyst der ANZ Bank sieht das genauso: „Die Natur, die Größe und das Timing dieser massives Verkaufs, legt nahe, dass ein Marktteilnehmer die niedrige Liquidität und die erzwungenen Anschlussverkäufe zu seinem Vorteil nutzte. Wir werden das erst im Nachhinein erfahren, aber der Schaden für den Goldpreis ist eingetreten“.

Interessant in diesem Zusammenhang sind sicherlich zwei Aspekte. Die Interessen Chinas, mehr Einfluss auf das internationale Finanzgeschehen zu nehmen. Und Chinas Politik, den heimischen Goldmarkt für internationale Händler zu öffnen.

Wie bereits mehrfach an dieser Stelle berichtet, legt der Internationale Währungsfonds in diesem Jahr die Zusammensetzung des Währungskorbs ihrer Special Drawing Rights (SDR) fest. China wäre gerne erstmals mit dem Renminbi dabei. Die Bereitschaft, sich dem Westen zu öffnen, ist wohl größer als je zuvor. Und die Bestrebungen, den heimischen Goldmarkt mit entsprechenden Marktinstrumenten auszustatten, sind seit Jahren erkennbar. Wir haben wiederholt darüber berichtet:

China erlaubt außerbörslichen Goldhandel

Zündstoff für den Goldpreis: China erhält ersten Gold-ETF

Brisant: HSBC darf jetzt auch in China Gold auf Termin verkaufen

Lassen Sie es uns so formulieren: Auch China scheint derzeit kein Interesse an einem hohen Goldpreis zu haben. Die Bekanntgabe der neuen offiziellen Goldreserven-Zahlen unmittelbar in diesem Umfeld mag Zufall sein. Auch, dass sie deutlich niedriger ausgefallen sind, als viele im Vorfeld erwartet hatten. Auf jeden Fall scheint der Goldhunger der Chinesen als Argument für einen baldigen Goldpreis-Anstieg in der öffentlichen Wahrnehmung erst einmal auszufallen. Ganz unabhängig von den tatsächlichen Motiven und der anhaltend starken physischen Goldnachfrage aus dem Reich der Mitte. Und ganz abgesehen von dem Vorteil für viele chinesische Privatinvestoren, die sich nach dem Platzen der Aktienblase nun günstiger mit Gold eindecken können.

Derzeit kann nur darüber spekuliert werden, es liegt jedoch die Vermutung nahe, dass man Banken aus den USA und Großbritannien, die bereits nachweislich in unserer Hemisphäre an Kursen herum manipuliert haben, nun auch in Fernost ihr unsägliches Spiel treiben könnten. Denn der Kurseinbruch während der asiatischen Handelszeit erfolgte in einer Situation, wo die einflussreichen Banken-Player auf dem US-Terminmarkt kaum ein übermäßiges Interesse an einem weiter fallenden Goldpreis haben konnten (Goldmarkt: Dramatische Lage an der US-Terminbörse). Auch wenn es immer wieder einzelne Trader zu sein scheinen, die mit großen Verkaufsorders den Preis an neuralgischen charttechnischen Stellen nach unten drücken. Die Tatsache, dass staatliche Stellen und Regulierungsbehörden quasi tatenlos dabei zusehen, wie Preise ganz offen manipuliert werden, wirft einmal mehr Fragen über deren einschlägige Interessen auf.

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15 Kommentare

  1. Kann es ein Szenario geben, wo die Chinesen den Goldpreis manipulieren um die westlichen Papiergoldinvestoren abzukassieren, wenn sie nämlich über so viel physisches Gold verfügen, das bei Verlangen von Auslieferung nicht mehr genug da ist. Der Westen dem einen RIegel vorschiebt und den Handel mit Gold aus diesem Grund verbietet? Wenn ja wann wäre das der Fall?
    Oder liege ich völlig falsch?

    • @michel
      Der Goldpreis wird mit Derivaten gemacht.Es sind Spekulationsgeschäfte der Commercials und der Hedge Fonds. Physisches Gold wird dabei kaum bewegt.
      Allerdings kann ein privater Käufer davon profitieren.Kann wohlgemerkt. Sie können auch jetzt Öl für den Winter kaufen, das ist auch billig,geradezu abgestürzt.
      Wer kein commerzial oder Spekulant ist, sollte die Gunst der Stunde nutzen und immer etwas Geld parat haben um Einkaufen zu können. Das ist bei öl nicht anders. Denn was nützt es, wenn es gerade billig ist aber man sein Geld gerade verurlaubt hat.
      Ob die Chinesen da mitmischen ? Aber sicher und zwar kräftig, das sieht man schon an den getürkten Zahlen der chinesischen Goldvorräten.

  2. Michel,

    guter Gedankengang. Wer profitiert wenn…….das kann man grundsätzlich immer in Betracht ziehen. Der Preissturz sieht / ist schmerzhaft, ich kenne Geschäftspartner im Ausland, die 0,25€ zum $ verlieren wegen der Abwertung. Das Geld ist futsch/Weg, bei Gold haben wir immer noch die Hoffnung, das sich der Preis erholt. Also, behalten wir das alles mal im Auge.

    Grüße

    Pinocchio

  3. welche Rolle spielt China ? Die schauen relativ gelassen zu, lachen über
    ihre 4 Billionen Dollarreserven und hüten einen Schatz.

  4. Trigger etc.
    Ich glaube ihr habt die frage von Michel einfach nicht verstanden !!!
    Ihr lest etwas und versteht einfach nicht die Essenz dessen, was jemand wissrn will, obwohl es dort genau steht!

    Michel wollte wissen ob der westen/(usa,eu,uk?) den handel mit physischem gold/em verbieten will/kann, wenn china durch eigene preismanipulation billigst westliches gold physisch anschöpft.

    Es ist ärgerlich das niemand diese frage von Michel oben ÜBERHAUPT aus seinem beitrag so extrahieren konnte ….. !!!!!!!

    • Es dürfte unwahrscheinlich sein, den Chinesen zu verbieten physisches Gold zu kaufen. Es gibt im globalem Handel gewisse juristische Vereinbarungen, an die sich jeder Handelnde halten muss, wenn er im globalem Handel mitspielen will. Das könnte sich allerdings auch ändern wenn aus dem globalem Handel ein globaler Wirtschaftskrieg wird.
      Etwas anderes gilt freilich im jeweils nationalem Hoheitsgebiet, da können natürlich die USA, China, Russland oder auch BRD Ihren Bürgern den physischen Goldhandel im Grundsatz verbieten. Juristisch dürfte dies kein Problem sein, aber ob sich das auch praktisch durchsetzen lässt, das ist eine andere Frage. Kurz und gut, kurz und mittelfristig spricht nichts für ein Verbot physischen Goldhandels.

  5. Nunja wenn die Lieferungskapazitäten mit so nem Abgriff trocken laufen (s. US Mint bei Silber z.B.) könnten das die Chinesen gewesen sein.

    Dann aber nur unter den Vorausetzungen das die bisher akkumulierten Vorräte unzutreffend angegeben worden sind.

    Um die Frage zu beantworten, um den eigenen Po zu retten würde ich sagen, ja.
    Fingerzeig ist ja geradezu, dass der Handel zweimal ausgesetzt worden ist und die Kurse hochzudrücken, diese aber hernach weiter bröckelten …

  6. Die Chinesen haben allen grund den Goldpreis zu drücken. So können sie weiterhing Gold günstig einkaufen. Dazu passen auch die niedrigen offiziellen Reserven. Wenn China nun wirklich 5000 oder mehr Tonnen angegeben hätte, wäre doch der Kurs klar gestiegen, aber mit der geringen angabe können sie den Kurs tief halten und weiterhin günstig Gold einkaufen.

  7. Was den GOLDpreis langfristig antreibt ist die INFLATION der Geldmenge. Durch Lohn-Verzicht /Job-Export u. Sozial-Abbau kann man die Preis-INFLATION nur zurück stauen. Umso heftiger der transatlantische, soziale Knall-Effekt wenn die Geld- bzw. Schuldenblase platzt.
    Das erzeugte ungedeckte Geld fließt SPEKULATIV in ANLEIHEN und AKTIEN und erst dann in Sachwerte, wenn man erkennt daß die Risiken viel höher sind als verbleibende Gewinn-Aussichten. Vom Top in Aktien 1966 bis zum Top in Gold 1980 waren es 14 Jahre bis der Markt das erkannte. Otto-Normal-Verbraucher wurde auch damals systematisch belogen.
    Mit GOLD können auch KLEINE ERSPARNISSE gesichert werden… ohne Schulden.

  8. Die letzte Goldpreis-Attacke vom Sonntag war erneut eine konzertierte Aktion, um Anleger im Westen UND in China vom Gold-Investment abzuhalten.
    http://www.goldseiten.de/artikel/253082–Lawrence-Williams~-Uebertriebener-Pessimismus-im-Goldsektor-.html?seite=1

    Papiergold im Umfang von 57 Tonnen wurden in New York und Shanghai, zeitlich perfekt aufeinander abgestimmt, innerhalb von Sekunden in den Markt gepreßt, um die EM-Preise zu drücken.
    Die Intervention an der Shanghaier Gold Exchange-Börse war wohl notwendig, weil wegen des Aktiencrash in China immer mehr Anleger in Gold flüchteten.

    Sobald der Dollar fällt, steigt Gold. Der US-Dollar fällt, wenn der chinesische Yuan in den IWF-Währungskorb wandert, oder Janet Yellen die Druckerpresse für ein QE-4-Programm anwirft.
    Das heißt: ab September/Oktober wird es interessant.

    • @goldminer

      Vielen Dank für die kurze und präzise Ausführung. Seit Montag wird ja einiges berichtet wieso weshalb und warum, teilweise auch Witzgeschichten, Chinesen hätten mal schnell Gold abgestoßen um Aktien zukaufen ?. Witz. Ich gehe auch von aus, das dies eine organisierte Preisdrückerei war, so groß angeschoben, das der Preis dann auch noch von selber fällt. Dazu noch die Presse, wo man sieht, das auch hier einer vom anderen abschreibt. Cool bleiben, das wird wieder.

      Grüße

      Pinocchio

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