Donnerstag,28.März 2024
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Goldpreis-Statistik: Was Goldbesitzer im Juni erwartet

Im vergangenen Mai büßte Euro-Goldpreis 3,4 Prozent ein. Wie ist der Juni in den vergangenen Jahren gelaufen? Es war ein wechselvolles Kurs-Potpourri.

Am letzten Handelstag im Mai ergab sich in London ein Goldpreis von 1.084,95 Euro. Gegenüber dem Vormonat verlor der Euro-Goldkurs damit 3,4 Prozent. Seit Jahresbeginn stand aber noch ein Plus von 11 Prozent zu Buche.

Wie wird er Juni laufen? Werfen wir erneut einen Blick auf die Goldpreis-Statistik. In den vergangenen 46 Jahren gab es im Juni im Durchschnitt einen Kursverlust von 0,5 Prozent.

Nur 18- von 46-mal endete der Juni seit 1970 im Plus.

Euro-Goldpreis im Juni

Im vergangenen Jahr gab der Euro-Goldkurs 3,4 Prozent nach. 2013 betrug das Minus im Juni sogar fast 15 Prozent. Seinerzeit ereignete sich der mysteriöse „Flash-Crash“ an der US-Warenterminbörse, der die Edelmetallpreise nach unten riss. Außerdem hatte der damalige Fed-Präsident Ben Bernanke erstmals die Drosselung der US-Wertpapierkäufe angekündigt („Tapering“). Es war der mit Abstand schlechteste Juni seit Ende des Goldstandards Anfang der 70er-Jahre.

Interessant: Seit 2005 wechselten sich Gewinne und Verluste jedes Jahr ab. Setzt sich diese Serie fort, dann müsste der Juni in diesem Jahr wieder mit einem Euro-Goldpreis-Anstieg enden. Warten wir ab, was die Fed-Sitzung am 14./15. Juni und das EU-Referendum in Großbritannien am 23. Juni uns beschert.

Die beste Juni-Performance (Top-5)
1980: +22,55 %
2005: +7,71 %
1972: +7,55 %
1991: +6,88 %
1993: +4,99 %

Die schlechteste Juni-Performance (Top-5)
2013: -14,98 %
1981: -9,16 %
2002: -7,94 %
1974: -6,25 %
2006: -5,31 %

Hinweis: Alle Angaben basieren auf dem Londoner Nachmittags-Fixing und dem Goldpreis am Monatsende laut Bundesbank-Statistik; bei einem Umrechnungskurs von 1,95583 DM / Euro für den Zeitraum vor 1999.

Goldreporter

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22 Kommentare

  1. Ist der „Sturm auf die Bastille“ von 1789 zu vergleichen mit einem „Marsch nach ramm$t€¡n“ in diesen Jahren?

    • also wenn man sich den ausbruch vom goldpreis im ersten quartal anguckt denke ich das er falsch liegt.

      • @chinaman
        Der Goldpreis bricht nicht aus, er geht naturgemäss wie das Wasser oder der Wind in die richtige Richtung.Er muss aber mit viel Aufwand und Kapital in die gewünschte Richtung gesteuert werden. Solange man das Geld dazu hat und bereit ist, es dafür zu opfern, ist die Steuerung möglich, keine Frage.

        • @Toto

          Haben dich schon vermisst. Die können hinein pulvern und zu steuern versuchen, manche Dinge sind unausweichlich. Das eine bedingt das andere. Ursache und Wirkung. Man kann vor dieser Habgier nur noch Ekel empfinden.

  2. Also, ein Fixing ist kein Marktpreis.Es ist ein willkürlicher Preis, dem man folgen kann oder auch nicht.Keine meiner Goldunzen würde ich zu einem Fixing Preis verkaufen.

  3. Ein Gebet, die Gutbetuchten zu strafen

    Lieber Herr (Gott/Jahwe/Buddha/Bob/Niemand):

    Wir flehen Dich an, oh gütiger Vater, denen Trost zu spenden, die heute leiden müssen, weil es Dir, der Natur oder der Weltbank aus irgendeinem Grund so gefällt. Wir sehen ein, oh himmlischer Vater, daß Du nicht alle Kranken auf einmal heilen kannst — dann wären ja die Krankenhäuser leer, die brave Nonnen in Deinem Namen gegründet haben. Und wir finden uns damit ab, daß Du, der Allmächtige, nicht alles Böse in der Welt ausrotten kannst, weil Du dann ja nichts mehr zu tun hättest.

    Vielmehr bitten wir Dich, Herr, jeden Abgeordneten des Repräsentantenhauses mit einem schrecklichen, unheilbaren Krebsgeschwür im Gehirn, am Penis und an der Hand zu strafen (Reihenfolge beliebig). Wir bitten Dich, unseren liebenden Vater, jeden Senator aus dem Süden drogensüchtig zu machen, damit er selbst sein Leben lang hinter Gittern verbringen muß. Wir flehen Dich an, die Kinder aller Senatoren aus den Staaten in den Rokkys homosexuell zu machen — richtig homosexuell. Setz die Kinder der Senatoren aus dem Osten in einen Rollstuhl und steck die Kinder der Senatoren aus dem Westen in eine staatliche Schule. Wir flehen Dich an, du Allergnädigster, daß Du, genau wie Du einst Lots Frau zur Salzsäule erstarren ließt, die Reichen — alle Reichen — zu Armen und Obdachlosen machst, ihre ganzen Ersparnisse, Wertpapiere und Investmentfonds vernichtest. Setze sie von ihren Machtstellungen ab, und laß sie einmal durch das finstere Tal eines Sozialamts wandeln. Verdamme sie zu einem Leben voller widerlicher Burger und hartnäckiger Gerichtsvollzieher. Laß sie das Gejammer der Unschuldigen hören, während sie im Bus in der Mitte der Reihe 43 sitzen, und laß sie das Zähneknirschen spüren, wenn die Zähne verfault und zerfressen sind wie bei den 108 Millionen Amerikanern, die sich den Zahnarzt nicht leisten können.

    Himmlischer Vater, wir beten, daß alle weißen Politiker (vor allem die Alumni der Bob Jones University), die der Ansicht sind, die Schwarzen hätten es heute doch gut, morgen mit einer Haut so schwarz wie Coca-Cola aufwachen, damit sie den Reichtum und die üppigen Früchte ernten können, die Amerika heute den
    Schwarzen darbietet. Wir bitten Dich untertänigst, Deine Gesalbten, die
    Bischöfe der heiligen römischen katholischen Kirche, mit Eierstöcken,
    ungewollten Schwangerschaften und einer Broschüre über die Knaus-Ogino-
    Methode zu strafen.

    Und schließlich bitten wir Dich, unsern Herrn, daß Jack Welch im Hudson
    schwimmen muß, den er verschmutzt hat, daß Hollywoods Produzenten sich
    immer und immer wieder ihre eigenen Filme ansehen müssen, daß der
    Erzkonservative Jesse Helms von einem Mann auf die Lippen geküßt wird, daß
    es dem NBC-Moderator Chris Matthews die Sprache verschlägt, daß Du — so
    schnell wie möglich — die Luft aus Talkshowmaster Bill O’Reilly herausläßt und
    alle zu Asche verbrennst, die Schuld daran sind, daß in meinem Büro geraucht
    wird. Ach ja, und laß voller Zorn eine Heuschreckenplage los, die sich im Toupet
    des Minderheitsführers im Senat aus dem großen Staat Mississippi einnistet.
    Höre unser Gebet und erhöre uns, Du König aller Könige, der Du im Himmel
    sitzt und — so gut es geht — auf uns aufpaßt, wenn man bedenkt, was für
    Idioten wir doch sind. Gewähre uns eine gewisse Erleichterung von unserem
    Elend und Leid, denn wir wissen, daß die Menschen, die Du strafst, sich
    schleunigst bemühen werden, ihre eigenen Leiden zu lindern. Und damit wären
    wir alsbald auch unsere Leiden los.

    So beten wir im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, der
    früher einmal ein Gespenst war, Amen.

    Ein kleiner Spass von Michael Moore

  4. Lebenslänglich Arbeit

    Wie marode die kapitalistische Reproduktion der Gesellschaft geworden ist, zeigt sich an zwei diametral entgegengesetzten Imperativen: „Wir“ müssen immer mehr werden, und gleichzeitig müssen „wir“ immer weniger werden. Immer mehr, denn wer soll sonst die Renten der verteufelt langlebigen Alten bezahlen? Und immer weniger, denn wo sollen unter den Bedingungen von dritter industrieller Revolution und Globalisierung die Arbeitsplätze für neue Baby-Boom-Generationen herkommen? Rentenversicherung und Arbeitsmarkt treten in einen unversöhnlichen Gegensatz.

    Diese Schizo-Argumentation ist längst ins Massenbewusstsein eingesunken. Kinderlose Paare werden von Nachbarn schon mal angemacht, weil sie keinen dereinst sozialversicherungspflichtigen Nachwuchs hecken. Zugleich sind Eltern verbittert, weil ihre Kinder keine Lehrstellen bekommen und in eine prekarisierte Zukunft hineinwachsen. Die Basis der kapitalproduktiven Arbeit schmilzt ab, während die Masse der Transferempfänger anschwillt. Das kann nicht gut gehen und verweist auf den inneren Widerspruch der heutigen Produktions- und Lebensweise.

    Ein Ansatz für die sozialpolitische Quadratur des Kreises ist die Verlängerung der Lebensarbeitszeit; zunächst bis 67 Jahre, womöglich bis 70, wie es der neoliberale Diskurs vorzeichnet. Schon länger im Gespräch, soll diese grandiose Lösung nun mit der Großen Koalition auf den Weg gebracht werden, wenn auch mit sozialdemokratischen Bauchschmerzen. Das ist freilich kein Hinderungsgrund, denn die Sozialdemokratie lebt geradezu von ihren Bauchschmerzen. Dass eine Gesellschaft mit der höchsten Produktivität der Weltgeschichte alte Menschen länger als im Mittelalter an die Produktion fesselt, regt sowieso kaum noch jemanden auf. An die Paradoxien dieser besten aller Welten hat man sich gewöhnt. Allerdings handelt es sich nur um eine Problemverschiebung. Denn dieselbe Produktivität macht nun einmal Arbeit im großen Maßstab überflüssig, während trotzdem nur essen soll, wer arbeitet.
    Wenn die Rentner in spe zur Nachspielzeit verdonnert werden, blockieren sie natürlich die rar gewordenen Arbeitsplätze für die nachrückenden Generationen. Die Krisenverwaltung stopft Löcher, um neue aufzureißen. Der politische Pragmatismus führt sich selbst ad absurdum.

    Offiziell haben die Arbeitgeberverbände ihre verantwortungsbewusste Zustimmung bekundet. Real wollen die Unternehmen aus Kosten- und Effizienzgründen aber weder ausbilden noch Leute einstellen, die älter als 40 Jahre sind. Gefordert sind die berüchtigten dynamischen Olympiakämpfer um 25 mit Diplom und Berufserfahrung. Wo die herkommen sollen und wer ihre Ausbildung bezahlt, gilt als das Problem der Gesellschaft, nicht der Unternehmen. Tatsächlich gibt es also einen Interessenkonflikt zwischen gesellschaftlicher Krisenverwaltung und betriebswirtschaftlicher Rationalität. Bis vor kurzem entledigte man sich der über 50-Jährigen in der Luxusvariante durch Frühverrentung; inzwischen in der Elendsvariante durch betriebsbedingte Kündigungen und ein Abschieben in das Hartz-IV-Schicksal. Das wird so weitergehen, im Zweifelsfall durch Auslagerung der Produktion nach Osteuropa oder China. Damit werden dann nicht nur die Austragsbauern des Wirtschaftswunders entsorgt, sondern auch die zu teuren heimischen Olympiakämpfer.

    Überhaupt gibt das Dorado des wilden Kapitalismus im Osten die Richtung vor. Dort stehen hochmotivierte junge Billigmannschaften zur Verfügung, während die Lebenserwartung drastisch gesunken ist und die unbrauchbaren Alten klaglos den Löffel abgeben. Das ist ein Zukunftsmodell. Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit hierzulande kann daher als Übergangsprogramm gewertet werden. Wenn man die Alten schon im Produktionsprozess mitschleppen muss, sind sie der Leistungshetze und dem allgegenwärtigen Mobbing auszusetzen. Das hält niemand lange durch. Die Zweiklassenmedizin tut ein Übriges. Die Rede vom „sozialverträglichen Frühableben“, die einem Ärztekammerpräsidenten herausrutschte, macht Epoche. Das Lebensende wird vorverlagert in den Alltag der Berufstätigkeit. Keine hedonistischen Rentner mehr, sondern Soldaten der Verwertung, die gewissermaßen in den Stiefeln sterben. So löst sich das soziale Dilemma auf, zumindest für die staatliche Krisenverwaltung. Die nächsten Generationen haben zwar nichts davon, weil ihre potenziellen Arbeitsplätze erst recht wegrationalisiert werden; dafür bekommen die altfordistischen Arbeitsplatzbesitzer das Urteil „lebenslänglich“.

    von Robert Kurz

  5. @Krösus, im Kapitalismus ist der größte Feind des Kapitalisten der Kapitalist ! Im Sozialismus (im Jetzt) ist der Feind nicht mehr vorhanden,in keinem System ist für Unternehmen die Lebenserwartung(3 fache) so hoch wie im Sozialem Wirtschaftsdasein ! Ein Kapitalist (im Kapitalismus) will die besten ,produktivsten Mitarbeiter besitzen (sein Besitz!!!),um die kapitalistische Gegnerschaft bestenfalls zu eliminieren. Derzeit reicht eine qualitative Unterschicht der Mitarbeiter ,da der Staat diese subventioniert (deshalb freut sich die Wirtschaft auch auf unsere Bimbokanackenfachkräftewelle) !Die Lösung wäre ein libertärer Kapitalismus ,in welchem das sozialistische Großunternehmertum(nebst Gewerkschaften) ausgeschaltet wird . Erich Fried ,Das Ende Des Kapitalismus (1934/Leipzig)

  6. habe mal eine Frage:

    Philoro bietet momentan den 1 kg – Silbermünzbarren für schlappe 539 € differenzbesteuert an. Das sind 16,76 € / Oz. Was hält die Gemeinde von Münzbarren ? Gibt es irgendetwas was diese von Münzen unterscheidet, außer der Form ?

  7. Der libertäre Kapitalismus ist bereits im 19Jh gescheitert. Bismark hat damals die Sozialversicherungsgesetze in Deutschland gegen viele Widerstände durchgesetzt. Nicht weil er ein Menschenfreund war, das war er ganz ganz sicher nicht, er war ein erzreaktionärer menschenverachtender Konservativer, aber immer hin er war hochintelligent. Ohne einige Tropfen sozialen Öles ( Originalzitat Bismark ) hat der Kapitalismus keine Zukunft, dies zumindest hat Bismark richtig erkannt. Denn der Markt, das geben sogar die Neoliberalen zu kennt keine Moral. Ansonsten verweise ich auf Adolph Wagner.

    Zu Zeiten des libertären des sogenannten Manchester-Kapitalismus herrschten in Europa Zustände, wie wir Sie heute nur noch aus der sogeannten dritten Welt kennen. Und wenn es nach dem willen der Allmächtigen geht, dann kommen diese wunderbaren Zeiten bald nach europa zurück. Im Übrigen bezweifle ich, dass Erich Fried ein Fan des libertären Kapitalismus war. Das Gegenteil dürfte wohl eher der Fall sein.

    …………………………………………………………………………………………

    Der Appetit des Leviathan

    Privatisierung und „schlanker Staat“: eine Illusion

    Zwei Seelen ringen in der Brust des modernen Menschen: die Seele des Geldes und die Seele des Staates. Der „homo oeconomicus“ ist immer auch gleichzeitig ein „homo politicus“. Dieser strukturellen Aufspaltung des Individuums entspricht die institutionelle Polarität von Markt und Staat. In vormodernen Gesellschaften, wie immer sie zu beurteilen sein mögen, gab es diese Aufspaltung nicht. Es herrschte vielmehr eine kulturelle Einheit, ein „Kosmos“, dem die verschiedenen gesellschaftlichen Tätigkeiten untergeordnet waren. Das moderne warenproduzierende System hat den „Kosmos“ der alten Kulturen zerstört, ohne eine neue kulturell fundierte Ordnung herstellen zu können. Stattdessen wurde das Verhältnis von Ökonomie und Gesellschaftsordnung auf den Kopf gestellt: die Ökonomie ist keine Funktion einer übergreifenden Kultur mehr, sondern umgekehrt ist „die menschliche Gesellschaft zu einem Beiwerk des Wirtschaftssystems herabgesunken“ (Karl Polanyi).

    Das bedeutet, dass die Menschen von sich aus in diesem System keinerlei sozialen und kulturellen Zusammenhang jenseits der ökonomischen Tätigkeit besitzen. Sie sind zu „abstrakten Individuen“ oder zu „vereinzelten Einzelnen“ geworden, die den „fensterlosen Monaden“ des Philosophen Leibniz verzweifelt ähnlich sehen. Ihr sozialer Zusammenhang wird nur noch negativ durch die ökonomische Konkurrenz hergestellt. An die Stelle des kulturell vermittelten „Kosmos“ ist das Geld getreten, sodass die Gemeinsamkeit der Gesellschaft nicht als menschliche, sondern als dingliche erscheint. Jedes Wolfsrudel ist sozialer organisiert als die marktwirtschaftlichen Menschen.

    Schon in der Frühzeit dieses absurden Systems hat der englische Philosoph Thomas Hobbes (1588-1679) folgerichtig den Menschen als ein prinzipiell egoistisches Wesen dargestellt, das von Natur aus einsamer als ein Tier ist. Die Gesellschaft im „Naturzustand“ sei deshalb nichts als der „Krieg aller gegen alle“. Hobbes vergass allerdings, dass er keineswegs die „Natur“ der menschlichen Gesellschaft schlechthin beschrieb, sondern das historische Resultat eines Prozesses, in dem die ersten Schübe der modernen Marktwirtschaft begonnen hatten, die alten Gemeinwesen aufzulösen. Die an den Markt gekettete neue Freiheit der Individuen war nur die Freiheit, sich den Zwangsgesetzen der Konkurrenz zu unterwerfen. Damit die Individuen sich in dieser mörderischen Konkurrenz nicht gegenseitig völlig zerfleischen, konstruierte Hobbes den Staat als notwendige Zwangsgewalt, die über den egoistischen Individuen stehen muss und der er den Namen des biblischen Ungeheuers „Leviathan“ gab. Die kleinen Ungeheuer des marktwirtschaftlichen Individualismus sollen durch das grosse Ungeheuer des staatlichen „Leviathan“ gebändigt werden. Eine feine Art der Gesellschaft, die an Boshaftigkeit nichts zu wünschen übrig lässt!

    Der „Leviathan“ ist ebensowenig wie die freie Wildbahn des Marktes eine Institution kultureller und sozialer Gemeinsamkeit. Denn der Staat hebt die totale Konkurrenz nicht auf; er ist nur eine repressive und den „fensterlosen“ Individuen äussere Gewalt, ein Apparat, der notdürftig gemeinsame Rahmenbedingungen für die tobsüchtigen Subjekte des Marktes herstellt: vergleichbar vielleicht mit dem Schiedsrichter eines Rugby-Spiels. Daran hat sich seit Hobbes nichts geändert. Mehr denn je werden heute die freien Individuen als Wesen unterstellt, die durch den Markt gesellschaftlich unzurechnungsfähig gemacht worden sind und deshalb von den Ungeheuern der Staatsapparate in juristische und bürokratische Zwangsjacken gesteckt werden müssen.

    In dieser „besten aller Welten“ gibt es leider einen kleinen logischen Schönheitsfehler. Denn wie alle Ungeheuer ist auch Herr „Leviathan“ ziemlich gefrässig; und es erhebt sich die Frage, wie er gefüttert werden soll. Die Unzurechnungsfähigkeit der konkurrierenden Individuen besteht ja gerade darin, dass ihnen ihre eigenen gesellschaftlichen und natürlichen Existenzbedingungen egal sind. Das ist das Problem der Staatsökonomie. Denn der Staat ist keineswegs ein „ausserökonomischer Faktor“, wie oft angenommen wird; indem er nämlich finanziert werden muss (und weil das Geld zweifellos ein durch und durch „ökonomischer Faktor“ ist), bildet er gewissermassen eine sekundäre Ökonomie, die Ökonomie der gemeinsamen Existenzbedingungen von marktwirtschaftlich konkurrierenden Individuen. Per Definition geben die Subjekte im „Naturzustand“ der Konkurrenz dafür keinen Pfennig freiwillig her. Das staatliche Ungeheuer muss seine eigenen Kosten (die nichts anderes sind als die gesellschaftlichen „Geschäftskosten“ der Marktwirtschaft) ebenso gewaltsam eintreiben, wie es die freien Individuen gewaltsam daran hindern muss, sich gegenseitig mit Haut und Haar aufzufressen.

    Zwar sollte es dem grossen Ungeheuer nicht schwerfallen, sich gegen die kleinen Ungeheuer durchzusetzen. Aber leider sind die „Geschäftskosten“ der Marktwirtschaft im Laufe der Zeit immer grösser geworden. Je mehr die Menschen zu individuellen Subjekten der Konkurrenz wurden, desto grösser wurde auch der Bedarf an einer juristischen und polizeilichen Regelung ihrer Beziehungen, und desto stärker mussten die Apparate der Justiz und Verwaltung aufgebläht werden. Nicht einmal das byzantinische Reich kann sich messen mit dem bürokratischen Moloch, den die modernen westlichen Demokratien hervorgebracht haben. Das ist aber noch lange nicht alles. Denn je mehr die Konkurrenz zur Verwissenschaftlichung der Produktion und zur Anwendung grosser technischer Aggregate führte, je mehr sie grosse Menschenmassen in städtischen Agglomerationen zusammenballte, desto grösser wurde auch der Bedarf an einer gesellschaftlichen Logistik und Infrastruktur, desto mehr musste der Staat auch materielle, technische und organisatorische Rahmenbedingungen für das muntere marktwirtschaftliche Treiben zur Verfügung stellen: von den Schulen und Hochschulen über den Bau von Strassen und Flughäfen bis zur Kanalisation und Müllabfuhr. Und schliesslich wurden auch die Folgekosten immer höher: Je mehr die Menschen durch die Marktwirtschaft sozial entwurzelt wurden, desto stärker stiegen die sozialen Transaktionskosten des Staates; und je mehr die natürliche Umwelt durch die bornierte betriebswirtschaftliche Rationalität belastet und zerstört wurde, desto höher stiegen die staatlichen Kosten für notdürftige ökologische Reparaturen.

    Von all diesen kostenträchtigen Problemen wollte der im späten 18. Jahrhundert aufkommende ignorante Wirtschaftsliberalismus nichts wissen. Der brillante Zyniker Bernard de Mandeville (1670-1733) behauptete in seiner „Bienenfabel“, die Summe des rücksichtslosen privaten Gewinnstrebens werde quasi automatisch die Wohlfahrt des Gemeinwesens sichern. Dieser Gedanke ist bis heute das wichtigste Argument zur Rechtfertigung des ökonomischen Liberalismus geblieben. Auch Adam Smith (1723-1790), der Klassiker der politischen Ökonomie, hat sich bekanntlich dieses Argument zu eigen gemacht; seiner Theorie zufolge kann die „invisible hand“ des Marktes die gesamte Reproduktion der Gesellschaft viel besser regulieren als der Staat. Dieser ökonomische Liberalismus hat trotzdem der Staatsphilosophie von Hobbes nicht grundsätzlich widersprochen: der „Leviathan“ sollte sich zwar jeder sozialen und ökonomischen Tätigkeit enthalten, aber gleichzeitig sollte er durchaus seine Funktion als repressives Ungeheuer erfüllen, d.h. in Form von Justiz, Polizei und Militär die Opfer der Konkurrenz dazu zwingen, sich an die „Gesetze der Marktwirtschaft“ anzupassen. Politische Diktatur und ökonomischer Liberalismus konnten daher schon immer grundsätzlich Hand in Hand gehen, was nicht erst ein Pinochet beweisen musste.

    In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts führte die politische Exekution der liberalen Dogmen zu gesellschaftlichen Katastrophen. Es gab immer mehr soziale Aufstände, die Massenkriminalität explodierte und in den industriellen Ballungszentren brachen Seuchen aus. Während der grossen irischen Hungersnot von 1846 bis 1849 liess die britische Regierung im Namen des Freihandels 1,5 Millionen Menschen verhungern und zwang 2,5 Millionen zur Auswanderung nach Amerika. Der doktrinäre Liberalismus drohte die menschliche Gesellschaft vollständig aufzulösen. Gleichzeitig begannen viele Unternehmer selber nach der infrastrukturellen Staatsökonomie zu rufen, weil sie erkannten, dass Schulbildung, Strassen, Informationsnetze usw. für eine weitere Akkumulation des Kapitals notwendig waren.

    So kam es allmählich zu einem grossen Paradigmenwechsel. Immer mehr Theoretiker bekannten sich zur Notwendigkeit einer ausgedehnten Staatsökonomie. 1867 stellte der deutsche Finanzökonom Adolph Wagner (1835-1917) das sogenannte „Gesetz der stets wachsenden Staatstätigkeit“ auf. Selten hat eine ökonomische Prognose sich derart in der historischen Realität bestätigt wie diese. Das zeigt ein Blick auf die Statistik in drei signifikanten westlichen Ländern:

    Anteil der Staatsquote am Bruttoinlandsprodukt (in Prozent)
    Jahr1870 1960 1994
    Deutschland 10 32 50
    Schweden 6 31 69
    USA 4 27 32

    (Quelle: IWF/Wirtschaftswoche)

    Es wird also deutlich, dass trotz aller relativen Unterschiede die Staatsquote überall historisch stark gewachsen ist. In den USA stieg sie selbst unter Präsident Reagan noch um 0,3 Prozent an. Seit langem kann diese hohe Staatsquote bekanntlich nur noch durch eine gefährlich wachsende Staatsverschuldung aufrechterhalten werden. Deswegen hat auch der ökonomische Liberalismus einen neuen Frühling erlebt, obwohl seine Doktrin eigentlich schon im 19. Jahrhundert gescheitert ist. Die Neoliberalen wiederholen die uralten Ideen von Mandeville und Smith. Sie behaupten, dass die Prognose von Wagner kein ökonomisches Gesetz darstellt, sondern nur durch politische Willkür verifiziert worden sei. Deshalb halten sie eine historische Trendumkehr für möglich. Der fett gewordene „Leviathan“ soll auf Diät gesetzt und seine Funktionen sollen grösstenteils „privatisiert“ werden. Fast 130 Jahre nach der Prognose von Wagner haben kürzlich die beiden IWF-Ökonomen Vito Tanzi und Ludger Schuknecht eine Gegenprognose aufgestellt: von jetzt an werde die Staatsquote in einem gegenläufigen historischen Prozess wieder sinken, und zwar auf unter 30 Prozent.

    Um das Problem zu klären, müssen wir die Frage nach dem Charakter der ökonomischen Staatsfunktionen stellen. Wie alle Vertreter des ökonomischen Liberalismus verwechseln Tanzi und Schuknecht die private Produktion von Waren für den Markt mit den gesamtgesellschaftlichen Existenzbedingungen des Marktes selber. Der Liberalismus bildet sich ein, dass die meisten Aufgaben des Staates ebenso durch private, profitorientierte Unternehmen zu leisten sind wie die Produktion von Autos oder von Hamburgern. Als erstes sollen natürlich die sozialen Risiken des Kapitalismus „privatisiert“ werden, d.h. der Staat soll sich aus der in den letzten 100 Jahren gewachsenen sozialen Verantwortung wieder auf seine Funktionen als repressives Ungeheuer zurückziehen. Die Geschichte hat aber bereits bewiesen, dass die meisten Menschen mangels ausreichender Einkommen das soziale Risiko nicht individuell tragen können und in ausweglose Lagen getrieben werden. Der Liberalismus ist bekannt dafür, dass er die Kosten für Gefängnisse und Todesschwadronen mehr liebt als die Kosten sozialer Hilfe für die Armen, selbst wenn die Kosten der Repression auf die Dauer grösser sind und den „Leviathan“ noch mehr mästen. Damit beweist die liberale Doktrin ihren bösartigen Irrationalismus und führt ihre eigenen Kriterien ad absurdum.

    Noch deutlicher wird die Absurdität der „Privatisierung“ bei anderen Funktionen des Staates. So ist es zum Beispiel unmöglich, ökologische Massnahmen für den Schutz der Umwelt als marktwirtschaftliche Transaktion zwischen Privaten zu organisieren, denn der Konsum der verbesserten Umwelt kann nicht für eine zahlungskräftige Nachfrage isoliert werden. Es ist unmöglich, die Luft und das Klima nur für die Stadtviertel der Reichen zu stabilisieren. Die Umwelt wird entweder für die ganze Gesellschaft verbessert oder für die ganze Gesellschaft ruiniert, ganz unabhängig von der Kaufkraft der Individuen. Deshalb kann der Schutz der Umwelt immer nur als Nachfrage und Konsum des Staates erscheinen. Auch die Kanalisation, die Müllabfuhr oder die Wasserversorgung lassen sich nur schwer für eine private Nachfrage isolieren. Und selbst das Gesundheitswesen und die Schulen können nicht ohne negative Rückwirkungen auf die Gesellschaft „privatisiert“ werden, was in der Folge wieder zu neuen sozialen Kosten führt.

    Selbst wenn also die Funktionen des Staates durch private Unternehmen erfüllt werden, ist es eine Illusion, diese Funktionen in den Markt auflösen zu wollen. Denn auch dann erscheinen diese Aufgaben als staatliche Kosten, weil sie grösstenteils vom Staat nachgefragt und konsumiert werden müssen. Als zum Beispiel in Mexiko eine neue „Sonnenstrasse“ für den Fernverkehr von privaten Investoren nicht nur gebaut, sondern auch nach Kriterien des Profits privat betrieben werden sollte, gab es ein grosses Fiasko: die grossen Transportfirmen und die privaten Autofahrer konnten die teuren Gebühren nicht bezahlen, und der Verkehr rollte weiterhin über die hoffnungslos überlasteten, aber gebührenfreien staatlichen Strassen. Wie man es auch dreht und wendet: die Voraussetzungen, Bedingungen und Folgen der Marktwirtschaft sind etwas qualitativ anderes als die Marktwirtschaft selbst. Es handelt sich um gesamtgesellschaftliche Probleme, die nicht privat gelöst werden können. In einer Gesellschaft konkurrierender Individuen kann nur der staatliche „Leviathan“ diese Aufgaben übernehmen. Das gilt übrigens auch für die staatlichen Subventionen, deren drastische Reduzierung die weltweite Krise ebenso drastisch verschärfen würde, weil grosse Teile von Industrie und Landwirtschaft in fast allen Ländern ohne diese Subventionen ruiniert wären.

    Man kann das Verhältnis von Markt und Staat im Prozess der Modernisierung auf die Formel eines allgemeinen Gesetzes bringen: Je mehr Markt, desto mehr Staat. Die Beziehung der blind konkurrierenden „fensterlosen Monaden“ und des Ungeheuers „Leviathan“ ist diejenige von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Deswegen ist die Doktrin des ökonomischen Liberalismus ebenso falsch wie die Prognose der IWF-Ökonomen Tanzi und Schuknecht.

    Der aufgeblähte Markt und der aufgeblähte Staat können nur gemeinsam leben oder sterben.

    Robert Kurz

  8. @Krösus , libertärer Kapitalismus kann nicht scheitern ! Er ist ein Naturgesetz! Brauchst nur nach draußen zu gehen ! Man muß halt verkrustete Moral- und Kultur- Grenzen einreißen ! Den Schneid zu besitzen Minderwertiges auch als solches zu deklarieren ,und nicht sich als Mensch zur Gottes Krönung der Schöpfung zu erheben ! Nein ,das was misslich ist ,sich auch selbst überlassen .Wahre Nächstenliebe(nicht der christl. soziale Mist) läßt geschehen wachsen oder vergehen !

  9. @Catull

    Was Du mir hier erzählen willst ist ganz einfach albern. Seit es Menschen gibt, hat noch jede Herrschaft, die eigene Herrschaft als Wille der Götter ( ganz früher ) oder als angebliches Naturgesetz, versucht der Beherrschten zu vermitteln.Ganz davon abgesehen, dass selbst sogenannte Naturgesetze in der Vergangenheit zu Haufr umgestoßen wurden, weil Menschen zu neuen Erkenntnissen kamen.

    Der Kapitalismus bricht seit rund 500 Jahren alle paar Jahrzehnte zwangsläufig zusammen, weil es ganz einfach expotentielles Wirtschaftswachstum, ohne das dieser Kapitalismus schlichtweg nicht existieren kann, nicht geben kann und auch nie geben wird, was nun wirklich reinste Mathematik also ein Naturgesetz ist.

    Was das Minderwertige betrifft, so ist jeder millionenschwere reiche Schnösel, der noch nie gearbeitet hat, weil er von Pa oder Opa ne Fabrik geerbt hat und der zu dusselig ist, einen Nagel in die Wand zu bringen, garantiert weniger zum Überleben befähigt,( wenn die Zeiten sich ändern und das werden sie ) als Jemand der einen ordentlichen Beruf erlernt hat.

    Die zahl der Herrschaften die von Inzucht, debil, verblödet, geschwächt, die dennoch Fürsten, Könige oder Aktionäre und Investmenbanker oder sonstwas geworden sind, ist Legion.

  10. Sieht noch jemand den aktiven Algorithmus, mit dem „JEMAND“ den
    Silerpreis bei $16,- deckelt und jeden Versuch, die $16-Marke
    zu überspringen, abprallen läßt?

    Silber-Deckel = 16; // in US-Dollar

    do
    {
    get current_silver_price_from_COMEX;

    sell 100 Silver_naked_shorts_via_COMEX;

    } while ( current-silver_price_from_COMEX > Silber-Deckel);

    // rigging the Gold and Silver market is fun…

    • @Boa_constrictor
      Könnte so funkionieren. Aber um die naked shorts zu verkaufen, muss man diese erst einkaufen. Jedenfalls theoretisch und dazu muss man Geld hinblättern oder einen Kredit beantragen…
      Und dazu auch noch physisches Material über die Ladentheke schieben.Auch das muss man vorher aber gekauft haben.Und zwar teurer, als man es jetzt verkaufen muss.

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