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Gold – die grösste Blase aller Zeiten?

Die Goldinitiative fordert, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihr Gold nicht mehr verkaufen darf. Für William Buiter, ehemaliger Professor an der London School of Economics und seit 2011 Chefökonom der Citigroup, ist das eine «aussergewöhnliche Forderung». Denn damit würde der Goldbestand faktisch wertlos. «Das gehaltene Gold kann dann nie mehr für Deviseninterventionen oder als Sicherheit für Kredite verwendet werden», schreibt Buiter in einer neuen Studie. Der Wert sei daher gleich null.

Aber ist es vielleicht sinnvoll, den Goldbestand auf 20% der Bilanz auszuweiten, wie es die Initiative ebenfalls vorsieht? Buiter antwortet mit einem «absoluten Nein». Denn der Wert von Gold sei, wie auch der Wert jeder Papierwährung, vom «Glauben möglichst vieler Wirtschaftsakteure abhängig, dass es Wert besitzt». Vereinfacht gesagt: Glaubt niemand mehr an den Wert von Gold, hat das Edelmetall keinen Wert mehr (die industrielle Verwendung von Gold ist laut Buiter zu klein, um wirklich eine Rolle zu spielen). Gold ist damit ein Wertaufbewahrungsmittel, das nicht besser ist als Steinscheiben, die auf der Pazifikinsel Yap als Währung verwendet wurden (diese Währung wird auch in einem Film mit Burt Lancaster thematisiert ).

Nervosität über Papierwährungen entscheidend

Der Wert von Gold muss im Verhältnis zu Fiat-Währungen – also Papierwährungen – gesehen werden. Wenn Menschen an ihrem Wert zweifeln und nervös werden, kann Gold attraktiv erscheinen. Die Angst vor einer hohen Inflation lässt Anleger Gold kaufen. Denn anders als Papierwährungen kann Gold (wie übrigens auch die Digitalwährung Bitcoin) nicht beliebig vermehrt werden.

Doch trotzdem ist Gold nur attraktiv, wenn es seinen Wert halten wird. Und das ist für Buiter ganz und gar nicht ausgemacht. Sobald nämlich die Gesellschaft dem Edelmetall seinen Wert aberkennt, ist es vorbei. Kommen einmal Zweifel auf, dass Gold oder jede andere Papierwährung den Wert behalten wird, werden Leute andere Wertaufbewahrungsmittel bevorzugen. Damit sinken der Umlauf und der Wert weiter – bis auf null.

Gleichgewichtspreis von Gold ist null

Für Buiter ist der einzige fundamentale Gleichgewichtspreis von Gold und allen Fiatwährungen null: «Alle anderen Gleichgewichte mit einem positiven Preis für Geld sind Blasen.» Der Preis für Gold gegenüber einer Papierwährung könnte in solch einer Blase alles sein – «der Wechselkurs ist nicht bestimmbar».

Da Gold im Moment einen positiven Wert hat, befinden wir uns in einer «gutartigen Blase für Gold». Und diese Blase ist «ziemlich eindrucksvoll» – sie hält nämlich nun schon über 6000 Jahre. «Das muss die am längsten dauernde Blase in der Menschheitsgeschichte sein», glaubt Buiter.

Goldanlage als abenteuerliche Fahrt

Mit dieser 6000-Jahre-Blase will sich Buiter nicht anlegen. Aber der Vorschlag der Goldinitiative, 20% der Zentralbankbilanz in einen Rohstoff zu stecken, sei «nicht tragfähig». Wenn eine Zentralbank schon in Rohstoffe investieren müsse, sei ein ausbalanciertes Portfolio besser.

Obwohl Gold in einer Blase sei, will Buiter sich nicht darauf festlegen, dass der Wert des Edelmetalls bald sinken wird. «Diese Blase könnte noch für weitere 6000 Jahre halten. Der Wert könnte von 1200 $ je Feinunze auf 1500 oder 5000 $ steigen.» Aber in etwas zu investieren, dessen Wert nur in «selbstbestätigenden Annahmen» bestimmt werden könne, sei eine «abenteuerliche Fahrt».