Freitag,29.März 2024
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Schwindende COMEX-Bestände: „Es gibt keinen Silber-Engpass“

Anfang Juni wurden an der Warenterminbörse COMEX umgerechnet 18.845 Tonnen Silber gehandelt, fast eine ganze Welt-Jahresproduktion (Foto: Fotolia).

George Gero, Senior Vice President des Finanzdienstleisters RBC Wealth Management widerspricht Berichten über mögliche Schieflagen an der Warenterminbörse COMEX und liefert Begründungen für den Verbleib von massiv in den USA abgeflossenem Silber.

Kritiker sehen auf dem amerikanischen Silbermarkt derzeit Anzeichen für eine ernste Schieflage. Es wird über einen physischen Engpass bei Silber spekuliert. Die These: Da ein Vielfaches des tatsächlich vorhandenen Silbers in Form von Derivaten gehandelt werde, müsse der Markt früher oder später zusammenbrechen, wenn nur genügend Händler am Terminmarkt bei Geschäften mit Silber-Futures auf die tatsächliche Warenlieferung bestünden. Als Anzeichen für eine solche Entwicklung werden unter anderem folgende Beobachtungen gewertet:

  • Wenige US-Banken hielten Anfang Juni weiter hohe Short-Positionen auf Silber. Steigende Silberpreise bringen diese Positionen unter Druck.
  • Seit Anfang Mai flossen enorme Mengen an Silber beim größten Silber-EFT iShares Silver Trust ab (-10 % oder 1.139 Tonnen per 09.06.).
  • Es werden derzeit an der US-Warenterminbörse COMEX bei zahlreichen Futures höhere Preise für Silber zur sofortigen Lieferung gezahlt, als für eine Silber-Lieferung in Zukunft (Fachbegriff: Backwardation).
  • Nur wenig an der COMEX auf Termin gehandeltes Silber wird auch physisch ausgeliefert.
  • Eine physische Lieferung von Silber darf mit ETF-Anteilen kompensiert werden.
  • Es sind anhaltend fallende Silber-Bestände im COMEX-Lagerhaus zu beobachten.

In einem Interview mit Kitco News erklärt George Gero, Senior Vice President des kanadischen Finanzdienstleisters RBC Wealth Management (Tochter der Royal Bank of Canada), die Vorgänge seien nicht ungewöhnlich und böten keinen Anlass zur Besorgnis.

COMEX-Bestände
George Gero zu den COMEX-Lagerhaus-Beständen: „Aufgrund der niedrigen Zinsen lohnt sich für die Parteien nicht, viel Material im Rahmen von so genannten Cash-and-Carry-Geschäften einzulagern.“ Gemeint sind hier Geschäfte, bei denen Silber zur sofortigen Lieferung gekauft (und eingelagert wird), während gleichzeitig ein Verkauf auf Termin erfolgt. Wenn der „Termin-Preis“ höher ist als der Preis für sofortige Lieferung, dann erzielt der Händler einen „Gewinn“, der alternativ am Markt angelegt werden kann. Sind die Marktzinsen hoch, dann lohnt sich diese Art des Trades mehr als bei niedrigen Zinsen.

„Einige schauen sich die COMEX-Lagerbestände an und befürchten, dass es nicht mehr genug Silber gibt. Aber es ist reichlich Silber da, es ist nur nicht ins COMEX-Lager gelangt, weil die Händler derzeit nicht darauf aus sind, es sofort zu verkaufen“, meint Gero. Viele gingen davon aus, dass der Silberpreis weiter steige und hielten deshalb länger an dem Metall fest.

Silber-Backwardation
Zum Backwardation: „Die Futures mit Lieferung im Dezember und später sind in Backwardation. Das ist aber nicht für die nächsten Monate Juli bis September der Fall. Aufgrund niedriger Zinses gibt es auch hier wenig Anlass für Cash-and-Carry-Geschäfte“, so Gero.

Gero weiter: „Außerdem wurde viel Silber, das zuletzt bei ETFs abfloss, für den Export verwendet. Die USA sind ein großer Silber-Exporteur. Wir schicken Silber nach China und nach Indien.“ Das Silber werde dort für die industrielle Verwendung gebraucht, wie etwa für die Photovoltaik. Ein weiterer Abnehmer seien Prägeanstalten, die Silbermünzen herstellten.

Aussichten
„Auf der anderen Seite wird derzeit eine Menge Silber gefördert, weil der Preis hoch ist. Mehr Minengesellschaften erhalten eine Finanzierung, so dass nach und nach mehr Silber produziert wird“, so Gero. In ressourcen-reichen Ländern Südamerikas – wie Peru – gäbe es dagegen eine Tendenz, die auf eine zunehmende Verstaatlichung von Silbervorkommen hinweise. Alles in allem kämen die Comex-Warenbestände durch die genannten Aspekte derzeit etwas unter Druck. „Wir scheinen aber sehr normal zu funktionieren. Hier scheint es keinerlei Störung zu geben“, bewertet George Gero die Situation. Er sieht die Perspektiven für Silber und alle anderen Edelmetalle aufgrund anhaltend politischer und ökonomischer Unsicherheiten weiter sehr positiv.

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