Freitag,29.März 2024
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USA: Regulierung des Derivate-Handels stößt auf Widerstand

Wetten auf alles: Zu den Derivaten zählen Futures, Forwards, Optionen und Swaps (Foto: Paulus-Rusyanto - Fotolia)
Wetten auf alles: Zu den Derivaten zählen Futures, Forwards, Optionen und Swaps.

Die US-Börsenaufsicht CFTC will den Handel mit Derivaten stärker regulieren. Sie stößt bei der Bankenlobby auf deutlichen Widerstand und muss zunächst klein beigeben.

Warren Buffet bezeichnete sie als finanzielle Massenvernichtungswaffen. Derivate, das sind Futures, Optionen, Swaps und Forwards – Verträge zwischen zwei Parteien, die einen Basiswert abbilden oder diesen nur lose zum Gegenstand haben. Diese Geschäfte werden meist „over the counter“ (OTC) abgewickelt. Das heißt, der Derivate-Handel läuft an den kontrollierten Handelsplätzen vorbei und er hat mittlerweile ein gigantisches Volumen erreicht.

Einmal im Vierteljahr veröffentlicht das Office of the Comptroller of the Currency (OCC) die Derivate-Positionen der amerikanischen Geldinstitute. Im vierten Quartal hielten US-Banken demnach Finanzderivate im Nominalwert von 223,2 Billionen US-Dollar („Trillions“). Der weitaus größte Derivate-Händler: J.P. Morgan Chase & Co mit einem Anteil von 31 Prozent. Das entsprach Derivate-Positionen im Nominalwert von 69 Billionen US-Dollar.

Der Handel mit so genannten Credit Default Swaps (CDS) hatte wesentlich zur Verschärfung der Finanzkrise beigetragen und unter anderem den Versicherungsriesen AIG in Schieflage gebracht. Das Unternehmen musste von der US-Regierung gerettet werden.

Um die Risiken einzudämmen und dem tollen Treiben etwas Einhalt zu gebieten, sah sich die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zuletzt veranlasst, für den Derivate-Handel neue Regeln vorzusehen. So ist das Ziel, den Handel stärker über zentrale Clearingstellen abzuwickeln. Und: Vor jedem Vertragsabschluss sollen Händler verpflichtet werden, eine Preisanfrage an mindestens fünf Banken zu stellen.

Nachdem die Bankenlobby intervenierte, wurde die Anforderung nun zunächst auf zwei Banken herabgesetzt. Innerhalb von 15 Monaten soll die Regel auf drei Banken erweitert werden.

Zudem war geplant, nicht nur US-Banken der stärkeren Kontrolle im Derivate-Handel zu unterziehen, sondern im Zweifel auch deren Geschäftspartner im Ausland. Prompt intervenierten die Finanzminister wichtiger westlichen Industrienationen.

In einem gemeinsamen Schreiben an die US-Behörde schrieben sie laut Wall Street Journal: „Ein Ansatz, in dem die Rechtsprechung vorsieht, dass die eigenen heimischen Regeln für Transaktionen im Derivate-Handel auf entsprechende Regeln im Ausland treffen, ist nicht tragbar.“ Großbanken in Singapur und Italien haben bereits angekündigt, man werde bei Anwendung entsprechender Regulierungsmaßnahmen den amerikanischen Derivate-Markt meiden.

Zweifel, dass diese über Grenzen hinweg getätigten Billionen-Wetten jemals effektiv reguliert werden können, bleiben damit bis auf Weiteres angebracht. So ist es den Großbanken weiterhin möglich, im Dunklen mit enormen finanzielle Risiken zu jonglieren. Laufen die Geschäfte schief, haftet am Ende der Steuerzahler.

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13 Kommentare

  1. Die Börsenaufsicht ist eine Farce ! Korrupt und verlogen.
    Die Derivate werden gebraucht um die Welt ins Chaos zu stürzen. Und es passiert noch dieses Jahr.
    Seid wachsam und vorbereitet !

  2. Ein ehemaliger Banker von Goldman Sachs hatte vor einem
    Jahr in einem Blog beschrieben, wie das Gold-Fixing an der
    Comex-Börse in New York abläuft – und das wiederholt sich
    bis heute nahezu jeden Freitag-Nachmittag – um die Preise
    zu drücken:

    Man nehme: vier oder 5 Banken, nennen wir sie A, B, C, D, E.

    Bank A: verkauft gegen 15:30 Uhr einige Mill. Anteile Papiergold
    an Bank B.

    Der Goldpreis fällt.

    Sonntag Nacht, um 00:10 Uhr, also außerbörslich (OTC-Geschäft,
    „over the counter“) verkauft Bank B: die am Freitag gekauften
    Papiergold-Anteile an Bank C:.

    Der Goldpreis fällt wieder.

    Nächsten Freitag Nachmittag: Bank C: verkauft die Anteile
    Papiergold an Bank D:.

    Der Goldpreis fällt.

    Sonntag Nacht: Bank D verkauft…

    Und die Börsenaufsicht sieht nichts, denn Heli-Ben sitzt an
    seinem Bildschirm und sieht dem Treiben gelassen zu.

    • @Comment-0815
      die 5 Banken sind: Bank of Nova Scotia–ScotiaMocatta, Barclays Bank, Deutsche Bank AG London, HSBC Bank USA NA London Branch und Société Générale, die alle Mitglieder der London Bullion Market Association (LBMA) sind.
      Nett, nicht wahr ?.

      • @anaconda
        Gut recherchiert, mit ‚A‘, ‚B‘,’C‘,… usw. schreibt es sich leichter.
        Der Blog des ehem. Bankiers wurde mittlerweile gelöscht, weil er sich nicht an den „Ehrencodex“ (hört, hört!) der Bank nach seinem Ausscheiden gehalten hatte, „Stillschweigen“ zu bewahren.

        Während ich diesen Text schreibe, berichtet DWN, „die Fiskal-Union ist tot“, und die beiden Totengräber des Euro reichen sich die Hände, wie traurig.

        http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/05/30/der-fiskalpakt-ist-tot-das-ende-der-eu-hat-begonnen/

        • Den letzten Satz des Artikels sollten wir uns – passend zum heutigen – Feiertag – auf der Zunge zergehen lassen:

          „Es deutet einiges darauf hin, dass die Deutschen ganz vorne an der Kasse stehen werden, wenn die Musik zu spielen aufhört.“

          • @ Comment
            was genau ist mit diesem Satz gemeint bzw. was ist Ihre Interpretation dazu??
            LG

          • Wenn Sie den Artikel in aller Ruhe durchlesen, steht die Wahrheit ganz am Ende:
            „Irgendwer wird am Ende die Rechnung bezahlen müssen.“

            Das Volk, das unsere Volksvertreter so ehrenhaft „vertreten“.

          • ok dan habe ich es richtig interpretiert. Wir sind die ersten die bezahlen und der Rest freut sich. Mann zum kotzen.

    • Diesen Laden schließen, das war richtig. Es kann nicht sein, dass wir undurchsichtige Geldgeschäfte unterstützen und damit ein Tor für Finanzmanipulationen schaffen. Wenn schon diese Forderung, dann auch konsequent, Gold oder nicht, das ist mir wurscht!

      • @Bernd
        Völlig Ihrer Meinung, aber dann bitte auch gleiches Recht für alle und schließen von G&S, der Comex und der Deutschen Bank und der UBS, ach, mit fallen gleich noch weitere ein.

  3. „Großbanken in Singapur und Italien haben bereits angekündigt, man werde bei Anwendung entsprechender Regulierungsmaßnahmen den amerikanischen Derivate-Markt meiden.“

    Es ist für mich verständlich, dass Super-Mario ein Ganove erster Ordnung ist: er verdammt / verpflichtet jene Banken, die „übermorgen“ pleite gehen werden, zu hochspekulativen Geschäften, wobei ihm egal ist, ob die EZB ein paar Milliarden mehr oder weniger transferieren muss.

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