Samstag,20.April 2024
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Warum eine überkommende Theorie die Sparer enteignet

John Maynard Keynes
John Maynard Keynes (1883-1946): „Kurzfristig muss der Staat einspringen, langfristig gesehen sind wir alle tot.“ (Foto: Wikimedia)

Der Staat muss konsumieren, wenn der Bürger dazu nicht in der Lage ist: Die nach wie vor in Regierungskreisen weit verbreitete Theorie von John Maynard Keynes wird die Krise langfristig nicht lösen, den Bürger aber um seine Ersparnisse bringen.

Politiker und Volkswirte berufen sich in wirtschaftlichen Krisenzeiten gerne auf die Theorie des Ökonomen John Maynard Keynes. Wesentliche These:  Wenn der private Konsum ausfällt,  muss der Staat einspringen und so für Wachstum sorgen. Zuletzt erlebt haben wir dies hierzulande im Jahr 2009 in Form eines 100-Milliarden-Konjunkturprogramms,  Abwrackprämie und Finanzierung von Kurzarbeit.

Viele glauben immer noch, dass man das Schuldenproblem mit staatlich finanziertem Wachstum auf Dauer lösen könnte. Als Beispiel dient wie so oft die Entschuldung nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Unterschied zu heute: Damals fehlte es an allem. Das rasante Wachstum nach dem Krieg basierte auf einer echten Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern. Heute hat jeder Haushalt (überspitzt formuliert) drei Computer, vier Fernseher und fünf Handys. Impulse kommen vor allem aus dem konsumhungrigen Asien, insbesondere China. Aber auch dort hat man vor nicht allzu langer Zeit teure Konjunkturprogramme aufgelegt.

Wenn der Staat als Konsument einspringt, dann reicht das nur noch für eine kurze Phase der Erholung. Nach dem „Aufschwung XXL“ in Deutschland sehen wir nun wieder schwächeren Wachstumsprognosen entgegen. Soll der Staat nun erneut einspringen, um den nächsten Mini-Boom zu finanzieren, um danach mit erneut deutlich höheren Schulden am gleichen Punkt zu stehen?

In Einklang mit der Zyklen-Theorie des ehemaligen russischen Wirtschaftswissenschaftlers Nikolai Kondratjew befinden wir uns in der Phase eines ökonomischen Winters. Es fehlt die nächste Basisinnovation (wie z.B. Eisenbahn, Internet etc.), die über eine neue Wertschöpfungskette wieder für nachhaltigen Aufschwung sorgen kann.

Was also tun? Einen Krieg anzetteln und alles für einen Neuaufbau zerstören? Schlechte Idee. Ein kompletter Schuldenschnitt in der industrialisierten Welt und die vorübergehende Aufgabe des auf Pump erkauften Wohlstands? Wohl unvermeidlich! Doch das möchte sicher kein Politiker der Welt während seiner Amtszeit verantworten.

Also wird man den Bürger schrittweise durch Inflation enteignen und sich dabei auf den berühmten Mr. Keynes berufen. Die Politik ist aus dem Schneider. Der brave Sparer schaut in die Röhre.

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12 Kommentare

  1. Es gibt wohl keinen Ökonomen,der so gründlich fehlinterpretiert ist, wie Keynes
    Er hat nicht gesagt, dass Gold ein barbarisches Relikt ist und auch nicht, dass der Staat bis in die Puppen Schulden machen soll.
    Wohl hat er gesagt, dass in guten Zeiten der Staat sparen soll und in schlechten Zeiten investieren. Doch was machen die Politiker ? In Guten Zeiten wird das Geld rausgehauen und in schlechten Zeiten erinnert man sich plötzlich an Keynes. Und zum Gold meinte er, dass der Gold-Devisenstandard unsinnig ist und nicht der Goldstandard an sich.Das sind 2 verschiedene Dinge.
    Der Gold-Devisenstandard ist die Koppelung einer Währung an Gold und beim Goldstandard ist Gold die Währung.Oder habe ich da was missverstanden,liebe Keynesologen ?
    Und was passiert heute ? Geld wird in der Krise ausgegeben um ein Strohfeuer zu entfachen.Damit will man eine Infaltion erzeugen.Doch das funktioniert nicht, da dem Geld mehr als genug Waren und Güter gegenüberstehen.Und genau deshalb befinden wir uns jetzt in einer gefährlichen deflationären Abwärtsspirale mit Firmen und Bankpleiten, mit Massenarbeitslosigkeit und demnächst auch Schutzzöllen.

  2. Unendliches Wachstum kann es nicht geben ohne am Ende eine totale Zerstörung zu bekommen. Bestes Beispiel sind Krebszellen.
    Wir leben in einer Krebsgesellschaft, bis wir alle tot sein werden.

  3. John Maynard Keynes war zu seiner Zeit ein brillanter Kopf, der die richtigen Antworten zu seiner Zeit fand. Ein Zentralpunkt seiner Überlegungen war eine atomistische Angebotsstruktur, die einen Automatismus der laufenden Verteuerung behinderte. Grandios – damals. Richtig – damals.

    Nur: wir haben nicht mehr die atomistische Angebotsstruktur, wir haben den Wirtschaftsliberalismus pur mit dem Kernelement der unternehmerischen Konzentration. Der Wirtschaftsliberalismus ist quasi der Gegenentwurf zur Keynes’schen atomistischen Angebotsstruktur.

    Und genau in diesem heutigen Wirtschaftsliberalismus steckt das Problem: Unternehmen fragen sich nicht mehr, ob Preise markt-/kundenverträglich sind, Unternehmen reizen aus, was geht. Und in vielen Staaten sind wir – gemessen an Verfügbarkeits- und Bedarfsniveaus – an den Grenzen angelangt. Ein Staat, der substitutiv Nachfragepotentiale schafft, verhebt sich, Beispiel: 82 Millionen mal einem Delta von 500 Euro mal 12 Monate – das soll ein Staat aufbringen können? Und das dauerhaft? Und das unter der Voraussetzung eines laufenden volkswirtschaftlichen Kannibalismus mit laufend verbessernden Unternehmens- Rahmenbedingungen?

    Brillant, der John Maynard Keynes zu seiner Zeit. Ich war in meinem Studium von seinem Intellekt begeistert. Er dient jedoch für die heutige Zeit dazu zu erkennen, was alles sich geändert hat und welche Prozesskette diese Änderungen nach sich zogen!

  4. Der Autor dieses Artikels erkannte völlig richtig den zentralen Punkt unserer gegenwärtigen Krise. Er liegt fernab des Denkens aller Ökonomen, Politiker und Wirtschaftstheoretiker: Die Gesellschaft ist auch unter Aufbietung aller geistigen und materiellen Ressourcen nicht mehr imstande, jenen Innovations-Schub zu generieren, der nötig wäre, um das Wachstum der Realwirtschaft zu stimulieren, für genügend Nachschuldner zu sorgen, und die Menschen wieder aus dem Sicherheitsdenken heraus zu führen. Dafür sind zwei Hauptfaktoren verantwortlich: a) das totale Versagen des internationalen Schutzwesens für geistiges Eigentum, und b) die Erreichung von Top-Levels in vielen Basis-Technologien, die es praktisch unmöglich macht, echte Neuheiten zu kreieren und deren Produktion via Patentanmeldungen zu monopolisieren. So wandern immer mehr Fertigungen nach Billiglohnländern aus. Exzessive Exporte reißen die Wirtschaftsstrukturen der westlichen Länder auf, schaffen eine deflationierende Realwirtschaft auf der einen Seite, und eine hyperinflationierende Finanzwirtschaft auf der anden Seite. Darin liegt die Basis unseres gegenwärtigen Desasters.
    Siehe auch:
    http://sensortime.blogspot.com/2011/09/der-niedergang-des-patentwesens_1428.html
    http://www.sensortime.com/extinct-de.html (2000; Situation unverändert)

  5. @sensortimecom

    „Erreichung von Top-Levels in vielen Basis-Technologien“ -> das ist vollkommen richtig und ist in dem Zusammenhang zu sehen, dass Ersatzinvestitionen bei sinkender Bevölkerung zu wenig sind, um eine Produktion wirtschaftlich rentabel aufzubauen. Märkte sind bei unserer heutigen Sättigung nicht mehr in Europa oder in den USA, sie sind in Schwellenländern, die zudem neben dem Nachfragepotential auch niedrige Arbeitskosten darstellen. Ich habe mal in China eine Firma geplant und dabei betriebswirtschaftlich erfahren, dass ein niedrigerer Technologielevel kostengünstiger ist.Ich habe mir dann ein Kalkulationstool gebaut, durch das ich nur die landesspezifischen Kerndaten in eine Matrix kopieren muss – und schon erhalte ich die Stückkosten.

    So habe ich verstanden, dass es sinnvoll ist, mit einer einfachen Technologie ( die auch die Leute verstehen ) zu niedrigsten Erstellungkosten Produkte zu fertigen. Selbst, wenn ich am Ende die doppelt Stichprobenprüfung der 50er Jahre betreibe: billiger!

  6. Keynes ist eine alte Klamotte, auf die Politiker und sonstige selbsternannte Experten gerne zurückgreifen. Warum wohl? Weil sie eine Legitimation schafft, fremdes Geld – das der Steuerzahler – hemmungslos zu verpulvern.

    Das Problem in 2011 ist doch dies: es gibt zu viele Schulden mit zu vielen unseriösen Schuldnern ( Staaten, Banken, Firmen, Privaten ) in und auf dieser Welt!

    Hier liegt der Hase im Pfeffer, und genau dieses Problem ist mittel- und langfristig unlösbar!

    • „Weil sie eine Legitimation schafft, fremdes Geld – das der Steuerzahler – hemmungslos zu verpulvern“, „hemmungslos“, wo hat Keynes das jemals gesagt?

      Wer Probleme eindimensional sieht, der hat Wirtschaft nicht verstanden!

      • Beim Lesen und Arbeiten die Birne einzuschalten hat noch nie geschadet. Ich habe mich daran seit meiner Schulzeit gehalten und bin damit ziemlich gut gefahren.

        Wo und wann habe ich das geschrieben, was Bernd moniert? Und der Rückschluss auf eindimensionales Denken ist dann knapp daneben !

        Politiker verpulvern in der Tat hemmungslos unser Steuergeld “ für einen guten Zweck “ und berufen sich dabei auf Keynes, der einer falschen angebotsorientierten Sichtweise aufsaß. Staatlich aufgelegte Konjunkturprogramme erzeugen nur Strohfeuer – und mehr Schulden.

        • @Nearco und Bernd
          Nearco ist zurecht erbost,denn er hat recht!
          Keynes ist unter den Jungstudenten deshalb so beliebt, weil er,gelinde gesagt,ein Sozialist war..
          Naja und Adenauer sagte mal.das einzige,was die Sozialisten vom Geld verstehen,ist,dass sie es von den anderen haben wollen.Und ob die ehemals Brünig-schen Sparprogramme wirklich Schuld waren,dass es zu einer Verschärfung der Krise kam,ist auch nicht ganz unumstritten.
          Eine milde Rezession wirkt bereinigend wie ein Gewitter bei einem heißgelaufenen Wirtschaftssystem.Übrigens,man kann auch mit Keynes die Rezession nicht aufhalten,höchtens hinausschieben.Das merkt Obama gerade.
          Ansonsten gilt auch in der Wirtschaft:Spare in der Zeit,dann hast Du in der Not.

  7. zu @Bernd. Ein Nachtrag.
    Was der chinesische Manager gesagt hat, stimmt. Das Hauptproblem liegt aber beim Patentwesen.
    Ich versuche am Beispiel TONTRÄGER besser zu erklären:
    Vor 100 Jahren kannte man ausschließlich mechanische Tonträger (Edison-Phonograph) dann kamen Plattenspieler mit elektron. Verstärker, dann gabs Magnetophone. Die Basis-Innovationen brachte eine Paradigma-Wechsel und generierte unzählige kleine und größere Firmen mit unzähligen Mitarbeitern. Weltweit. Die Branche boomte, die Leute verschuldeten (sic!) sich, um die Produkte zu erwerben! Es gab relativ wenige Patente, die waren aber rechtswirksam, und man konnte Lizenzen drauf vergeben. Die Erfindungen leiteten einen Kontratieff-Zyklus und eine Hype ein, die bis in die 70er-Jahre anhielt.
    Danach kam eine neue revolutionäre Technologie, die die elektromechanischen analogen Tonträgertechniken rasch verdrängte: digitales Magnetband, CD, DVD, usw. Die Fertigung wurde nach Fernost ausgelagert, die frühere Tonträger-Branche verschwand von der Bildfläche. Übrig blieben wenige Großfirmen wie Sony, Philips etc. Was vorher mit Qualität und KnowHow an Profit gemacht wurde, konnte ab dann nur mehr mit höchsten Stückzahlen zu Niedrigstpreisen erzielt werden. Die digitale Basis-Technologie selbst konnte von den Patentämtern nicht ausreichend geschützt werden, die ursprünglichen Erfinder oftmals enteignet und betrogen, daher war der Nachbau in Billiglohnländer kein Problem. Die Güter wurden zur Massenware und zum Wegwerf-Artikel. Fazit: Mit der Digitaltechnik konnte KEIN hinreichend neuer Kontratieff-Zyklus gestartet werden (der ab 1980 dringend notwendig gewesen wäre) und dies OBWOHL es sich um eine revolutionäre Neuheit handelte!
    Aber es kam noch ärger: Der winzige Chip-Recorder mit hoher Speicherkapazität. Er ist dabei, alle Datenträger, die noch mechanische Bestandteile aufweisen, abzulösen. Und kostet fast nix. Auch hier hat das Patentwesen total versagt. Es gibt KEINE Möglichkeit einer Lizenzproduktion mehr, alles ist in der Hand der Billiglohnländer.
    Dies gilt weitgehend auch für Smartphones u. dgl., die unzählige Technologien enthalten, die von hochqualifizierten westlichen Ingenieuren zwischen 1975 und 1990 entwickelt wurden, wie Intenet, GPS-Navi, Bluetooth usw. Hier wurde z.B. von Apple verzweifelt versucht, mittels Anmeldung tausender Patente das Ruder herum zu reißen, jedoch vergebens. Die Patente sind samt und sonders wertlos, und patentierte Basistechnologien gibts keine mehr. Alles längst erloschen. Derzeit kämpfen an die 35 Großkonzerne darum, die Preise zu halten. Zwecklos. Auch die Smartphone-Branche wird in 10 Jahren kaputt sein.
    Betrachtet man nun die Möglichkeiten, die sich generell für die Zukunft ergeben, so schaut es äußerst finster aus. Man kann Chip-Recorder höchstens weiter miniaturieren, meinetwegen direkt ins Hirn einpflanzen, aber eine substanzielle VERBESSERUNG (und somit Patentierung) gibt es nicht mehr. Und damit auch keine Chance mehr auf irgendeine Monopolisierbarkeit.
    Man ist durch diese Phänomene für alle Zeiten demjenigen ausgeliefert, der zu Billigstpreisen anbieten kann. Es existiert kein Möglichkeit des „Zurück“ zu einer Situation VOR der Patentierbarkeitskrise!
    Das Problem des „schwer überbietbaren erreichten Standes der Technik“ besteht grundsätzlich bei fast allen Branchen der produzierenden Realwirtschaft, und trägt die Hauptschuld an der Verschiebung der Wirtschaftsstrukturen in Richtung Finanzwirtschaft, an deren Aufblähung, und – wie man gesehen hat – an der derzeitigen Finanzkrise.

  8. @sensortimecom
    Sehr interessant,was sie da berichten,sicher,es ist so.Aber man muss wissen, dass die Asiaten so etwas wie Patentschutz lächerlich finden und eine Schwäche des Feindes. Jawohl, des Feindes. Wirtschaft ist in China Krieg. Kriegslisten und seien sie aus unserer Sicht auch noch so niederträchtig, gelten dort als ehrenvoll und klug. Wer im Westen es erlaubt, dass China und Asien spionieren kann, ist selber schuld, wenn ihm die Felle wegschwimmen.
    Im nächsten Jahr wird der größte Exporteur von Smartphones nicht in den USA sondern in China liegen.

  9. Noch ein kleiner Nachtrag:

    Ich hatte Wichtiges vergessen zu erwähnen: Diese winzigen – noch dazu technisch perfekten – elektronischen Alleskönner zum Niedrigpreis (quasi als Wegwerf-Artikel!) haben leider zu allem Überdruss noch die Eigenschaft, als BENCHMARK für jedwede Hardware oder Software zu fungieren, die in Hochlohnländer des Westens gegenwärtig oder auch zukünftig geschaffen wird. Eine unlösbare Aufgabe für jeden Entwickler. Burn-Out und Depressionen sind dadurch schon vorprogrammiert, ehe überhaupt das Konzept auf Papier gebracht wurde. Es ist so, als wollte jemand mit Rucksack und Bleischuhen an einem 100 Meter-Lauf gegen Olympiasieger teilnehmen.

    Erich B.

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