Eine Analyse von Goldreporter.de zeigt, dass man genau hinsehen sollte, wenn Bank-Analysten ihre Goldpreis-Prognosen abgeben. Bedeutend scheint vor allem, über welches Medium die Bankenvertreter ihre Informationen kommunizieren.
Echter Fachverstand, pures Eigeninteressen oder doch nur Fähnchen im Wind: Wenn die Analysten großer Geschäftsbanken ihre Kursziele für den Goldpreis abgeben, dann gibt das immer wieder Anlass aufzuhorchen. Wichtig zu wissen: Welches mögliche Eigeninteresse verfolgt der Analyst?
Niemand aus den Geldhäusern wird sich gerne in die Karten sehen lassen, wenn es um Positionen im Eigenhandel geht. Öffentliche Aussagen von Händlern könnten von diesen sogar genutzt werden, um die eigene Position zu stärken. In diesem Falle kann die Goldpreis-Prognose einer marktdominanten Investmentbank (JP Morgan, HSBC, Goldman Sachs) mittunter als Kontraindikator gewertet werden. Insbesondere wenn diese Häuser am Terminmarkt immer wieder kurzfristig gegen den Trend spekulieren und dauerhaft größeres Interesse an einem fallenden als an einem steigenden Goldpreis haben.
Analysten-Statements im Rahmen von Kundenrundschreiben haben dagegen sicherlich eine größere Relevanz für den einfachen Anleger. Fonds-, Money-Manager oder Direkt Broker, die ihren Service im Auftrag von privaten Investoren leisten, ist eher ein objektiver Blick auf die Materie zuzutrauen.
Hier eine Übersicht der von uns im vergangenen Jahr beobachteten Prognosen von Bank-Analysten und deren Trefferquote.
Bank | Zeitpunkt | Goldpreis bei Prognose | Medium / Link | Kursziel | Ergebnis/Bewertung |
JP Morgan | 23.02.11 | $ 1.401,25 | Eigener Report | Bis zu $ 1.500 im zweiten Quartal 2011 | Ende Juni (Ende Q2) stand der Goldpreis bei $ 1.508; realistische/richtige Einschätzung im eigenen Research-Papier |
Goldman Sachs | 19.03.11 | $ 1.415,50 | Kundenschreiben | $ 1.480 innerhalb der kommenden 3 Monate; "erwarten kurzfristig einen starken Anstieg" | Am 19. Juni stand der Goldpreis bei $ 1.526,25; realistische /richtige Einschätzung gegenber den eigenen Kunden |
Deutsche Bank | 11.05.11 | $ 1.524 | Pressestatement | $ 2.000 innerhalb der nächsten 8 Monate | Goldpreis erreichte $ 1.900 Anfang September, insofern war die Prognose zunächst durchaus realistisch |
UBS | 10.06.11 | $ 1.541 | Pressestatement | $ 1.600 (Drei-Monats-Ziel) | Goldpreis am 10. September: $ 1.879,50; Prognose zu pessimistisch |
Goldman Sachs | 08.07.11 | $ 1.526 | Pressestatement | $ 1.565 in den kommenden drei Monaten | $ 1.651 am 8. Oktober, im September sogar Goldpreishoch bei $ 1.900 ; Prognose zu pessimistisch |
Bank of America Merrill Lynch | 08.07.11 | $ 1.526 | Pressestatement | $ 1.498 für 2011 | Prognose deutlich zu pessimistisch; der durchschnittliche Goldpreis lag in 2011 bei $ 1.573 |
JP Morgan | 27.07.11 | $ 1.621 | Pressestatement | $ 1.800 im 4. Quartal 2011 | Der Goldpreis lag im 4. Quartal durchschnittlich bei $ 1.686; Prognose zu optimistisch |
JP Morgan | 09.08.11 | $ 1.770 | Pressestatement | Bis zu $ 2.500 zum Jahresende 2011; frühere Prognose von 1.800 erhöht | Jahresendstand $ 1.574,50; Prognose viel zu optimistisch |
UBS Australien | 25.08.11 | $ 1.716,50 | Pressestatement | $ 1.850 bis $ 2.000 in den kommenden 3 Monaten | Der Goldpreis stand am 25. November bei $ 1.676; Prognose zu optimistisch |
Citigroup | 20.10.11 | $ 1.629 | Pressestatement | $1.535/$1.485 im Rahmen der aktuellen Korrektur | Tendenz richtig prognostiziert; Korrektur-Phase noch nicht beendet |
Quelle: Goldreporter.de; Goldpreis jeweils London Fix A.M. |
Unser Fazit: Die vorliegenden (sicher nicht repräsentativen) Daten bestätigen unsere These. Den Informationen aus internen Bankenberichten oder Kundenschreiben kann man eher trauen, als den kurzfristigen Aussagen von Bank-Analysten gegenüber der Presse.
Goldreporter
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