Freitag,29.März 2024
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Edelmetall: Das sind die mächtigsten Derivate-Händler

Banken, Gold, Silber, Derivate, HSBC (Foto: Goldreporter)
Die US-Tochter der britischen Großbank HSBC handelt Gold- und Silber-Derivate auch über die Börse, während die anderen US-Großbanken hier fast ausschließlich im OTC-Handel (außerbörslich) tätig sind. In beiden Fällen können Silber- und Goldpreis deutlich tangiert werden (Foto: Goldreporter).

Der aktuelle OCC-Aufsichtsbericht legt offen, welche Großbanken in den USA im Handel mit Edelmetall-Derivaten das größte Rad drehen.

Edelmetall-Player JP Morgan

Derivate-Geschäfte haben einen substanziellen Einfluss auch auf den Goldpreis. JP Morgan ist der mit Abstand größte Händler von Edelmetall-Derivaten in den USA. Dieser Umstand ist seit vielen Jahren bekannt. Die US-Großbank übernahm diese Rolle spätestens mit der Übernahme von Bear Stearns in der Finanzkrise von 2008.

Ein kürzlich veröffentlichter Bericht der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde Office of the Comptroller of the Curreny (OCC) zeigt nun erstmals detaillierter wie stark die US-Großbanken im Handel mit Edelmetall-Derivate involviert sind.

Gold- und Silber-Derivate

Demnach hielten US-Banken im ersten Quartal 2021 insgesamt Edelmetall-Derivate im Nominalwert von 64 Milliarden US-Dollar (Vorquartal: 70,33 Mrd. USD). Es wird in dem Bericht nicht zwischen Gold, Silber und anderen Edelmetallen unterschieden. Der Großteil entfällt aber unserer Erfahrung nach auf den Goldsektor.

Edelmetall, Derivate, Banken
Edelmetall-Derivate in den Händen von US-Banken, jeweils Q4 seit 2001 plus Q1 2021, Nominalvolumen (Quelle: OCC)

Welchen potenziellen Einfluss haben die Geschäfte auf den Silber- und Goldpreis an den Börsen? Die OCC-Zahlen zeigen, dass JP Morgan Chase & Co. mit 35 Milliarden US-Dollar zuletzt einen Anteil von 55 Prozent am Handel mit Edelmetall-Derivaten besaß. Davon hat die Bank 100 Prozent dieser Papiere „over the counter“ (OTC) gehandelt, also außerhalb der Börsen in direkten Transaktionen mit anderen Marktteilnehmern.

Über Börse oder OTC?

An zweiter Stelle rangiert die US-Tochter der britischen HSBC, die Edelmetall-Derivate im Nominalwert von 11 Milliarden US-Dollar hielt (Marktanteil: 17 Prozent). Und auch dieses Gold und Silber wurde vollständig OTC gehandelt.

Banken, Gold, Silber, Derivate, OTC
Liste der größten Gold- und Silber-Händler unter den Großbanken auf dem US-Derivatemarkt im 1. Quartal 2021 mit den Anteilen der jeweiligen Handelskanäle in Prozent (Quelle: OCC)

Dagegen ist die Citibank mit 8 Milliarden US-Dollar an Gold- und Silber-Derivaten der größte Akteur unter denen im Aufsichtsbericht aufgeführten Großbanken, der seine Edelmetall-Geschäfte auch über die Börse abwickelt, nämlich zu 18 Prozent (rund 2 Milliarden US-Dollar).

Zudem nutzte die Bank of America mit ebenfalls 8 Milliarden an Edelmetall-Derivaten zu 2 Prozent den Börsenhandel. Mit 2 Milliarden an Nominalvolumen wird als letzte Bank noch Wells Fargo genannt (alles OTC).

Laut OCC-Bericht handelten andere US-Großbanken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley gar nicht mit entsprechenden Derivaten.

Gesamter Derivate-Markt

JP Morgan bleibt auch insgesamt der größten Derivatehändler unter den amerikanischen Privatbanken. Für das erste Quartal 2021 werden für das Institut 52,67 Billionen (amerik.: Trillions!) an Nominalvolumen ausgewiesen. Aber Goldman Sachs hat zuletzt deutlich aufgeholt, mit zuletzt 50,54 Billionen US-Dollar. Auf Platz drei folgt Citibank mit 46,47 Billionen US-Dollar.

Die gesamte private US-Bankenbranche ist mit insgesamt 188,98 Billionen US-Dollar auf dem Derivatemarkt engagiert. Dabei besitzen die genannten drei Banken einen Marktanteil von 79 Prozent.

Kreditrisiken?

Die Branche betont immer wieder, dass die immensen Derivate-Geschäfte prinzipiell durch entsprechende Gegengeschäfte abgesichert sind und das tatsächliche Kreditrisiko viel geringer sei. So wird beispielsweise das Risikokapital („Value-at Risk“) von JP Morgan mit 260,9 Millionen US-Dollar beziffert.

Finanzmärkte / Goldpreis

Allerdings wird es schwierig bei der Berechnung von Risiken, sollten im Derivate-Geschäft ein oder mehrere große Gegenparteien nicht mehr zahlungsfähig sein und ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Dann steht die ganze Branche schnell vor dem Abgrund, ähnlich wie nach der Lehman-Pleite im September 2008. Und in einem solchen Fall kommen dann auch Silber- und Goldpreis deutlich in Bewegung.

Goldreporter

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3 Kommentare

  1. Das Orakel der Börse ( ein bekannter Investor)
    meinte mal:
    Die Derivate sind vergleichbar mit einer Atombombe. Da kann durchaus passieren, dass die gesamte Börse zusammen mit dem kompletten westlichen Finanzsystem in die Luft gesprengt wird. Innerhalb weniger Stunden.
    Das letztlich ist der wahre Grund, weshalb ich überhaupt Gold halte. Physisch, versteckt, anonym.
    Letztlich wird ja behauptet, sogar Tschernobyl oder Fukujima soll mal eine Kernschmelze erlebt haben.
    Mag stimmen oder nicht, aber Vorsicht is cool man.

  2. Der globale Derivatemarkt hat je nach Schätzung eine Größe von inzwischen 600 – 900 Billionen USD. Offizielle Daten dazu sind nur schwer zu finden, immerhin gibt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich [die exterritoriale Basler BIZ] roundabout 600 US-Trillionen an, was aber die untere Grenze sein dürfte, werden doch ein Großteil der Derivate unter den Banken selbst gehandelt wird – OTC [Over The Counter, sprich: Unter dem Ladentisch].

    https://stats.bis.org/statx/srs/tseries/OTC_DERIV/H:A:A:A:5J:A:5J:A:TO1:TO1:A:A:3:C?t=D5.1&p=20191&i=1.4&x=DER_TYPE.1.CL_OD_TYPE&o=s:line,z:3

    Bei über der Hälfte der Derivate soll es sich aktuell um Zinsderivate handeln. Und genau hier liegt der Hund [mit dem Namen ‚Risky‘] begraben: Das Niedrigzinsniveau soll über Derivate längerfristig abgesichert werden. Das Risiko eines Anstieges lässt sich der Derivateemittent hierbei über die Kosten für das Derivat ausbezahlen. Sollte jedoch das freche Zinsniveau über Gebühr ansteigen, droht der gesamte Derivatemarkt zusammenbrechen – die Emittenten können ihren Verpflichtungen dann nicht mehr nachkommen. Tritt dies ein, kann bereits die Zahlungsunfähigkeit eines großen Marktteilnehmers, das gesamte Kartenhaus kollabieren lassen.

    https://www.derivate-infos.de/derivatebombe

    Quod erat demonstrandum.

  3. „Das ist sicher nur eine „… vorübergehende … Erscheinung,
    möchte man meinen“: ( FED-Sprech: wenn es Ernst wird [mit der
    Inflation,
    Anm.d.Red.], dann muß man lügen!“
    ).

    Am Dienstag wurden in den USA die ‚S&P CoreLogic Case-Shiller‘ Hauspreisdaten
    für den Monat April veröffentlicht, und sie machten schnell Schlagzeilen in ganz
    Amerika…


    Im April verzeichneten die U.S. Hauspreise den höchsten Anstieg
    in mehr als 30 Jahren.
    Landesweit kletterte der S&P CoreLogic Case-Shiller-Index der Immobilienwerte
    um 14,6 % (*) im Vergleich zum Vorjahr, wie am Dienstag bekannt gegeben wurde –
    der größte Anstieg seit 1988.
    Das folgte nach 13,2% Anstieg im März, und war der 11. Monat in Folge, in dem ein
    Preis-Anstieg erfaßt wurde.“

    http://theeconomiccollapseblog.com/home-prices-just-did-something-that-they-have-never-done-before/

    (*) Dieser Wert deckt sich schon mal mit der „realen Inflationsrate“ von
    Shadowstats“

    ٩(˘◡˘)۶✌

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