Donnerstag,28.März 2024
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Gold-Verkäufe der Banken: Das ist ungewöhnlich!

Im Zuge der 2020er Gold-Rally setzt sich eine ungewöhnliche Entwicklung fort: Die Banken am US-Terminmarkt reduzieren in Futures-Handel bei steigendem Goldpreis ihre Verkaufspositionen.

Gold, Goldbarren, Banken
Die Banken wetten weniger stark gegen Gold als in früheren Hausse-Phasen. Außerdem bleibt ein Trend zur physischen Inbesitznahme des Edelmetalls bestehen (Foto: Rand Refinery).

Banken und Gold

Wir verfolgen auf Goldreporter.de die Positionen der (US-)Banken auf dem Goldmarkt schon seit vielen Jahren. Einmal im Monat erfahren wir durch den Bank Participation Report, wie die Institute im amerikanischen Futures-Handel bei Gold positioniert sind – zumindest die Branche insgesamt. Und die 2020er Rally des Goldpreises weist in dieser Hinsicht eine Besonderheit auf. In früheren Zeiten stockten die Banken an der COMEX (zur Zeit 5 US-Banken und 29 Nicht-US-Banken) im Zuge steigender Kurse systematisch ihre Netto-Short-Position auf. Nahmen diese Positionen einen Extremwert an, dann zeigte dies häufig das nahende Ende einer Gold-Hausse an. Und umgekehrt: Als die Banken im Rahmen der mehrjährigen Kurskorrektur 2013/2014 erstmals Netto-Käufer bei den Gold-Futures waren, drehte der Markt in den folgenden Jahren wieder nach oben.

Goldverkäufe der Banken

Was ist in den vergangenen Monaten passiert? Der Goldpreis rauschte nach oben, die Netto-Short-Position der Banken sank aber. Die aktuellen Zahlen per 6. Oktober 2020 zeigen zwar, dass sich die Terminverkäufe aller Banken um 19 Prozent gegenüber Vormonat erhöhte. Der Goldpreis kam zuletzt allerdings zurück und die Tendenz einer fallender Netto-Short-Position bleibt bestehen (siehe Grafik unten). Konkret: Zuletzt betrug die Netto-Short-Position der Banken (US-Banken und Nicht-US-Banken) an der COMEX 192.560 Kontrakte. Das heißt, diese Händlergruppe stand zu diesem Zeitpunkt netto mit umgerechnet 598 Tonnen Gold auf der Verkaufsseite. Zum Vergleich: Der bisherige Rekord wurde im Januar 2020 erreicht mit einer Netto-Short-Position von 321.885 Kontrakten, was Netto-Terminverkäufen von umgerechnet 1.000 Tonnen entsprach.

Gold, Goldpreis, Banken, Verkäufe
Der Goldpreis (Monatsdurchschnitt London P.M.) steigt, aber die Banken reduzieren ihre Netto-Verkäufe. Das war früher anders.

Hintergrund

Wie hatten diese Entwicklung bereits im August thematisiert (Goldpreis-Rally 2020: Das ist diesmal anders!). Es gibt aus unserer Sicht folgende mögliche Gründe. (1) Die Banken selbst wetten verstärkt auf einen steigenden Goldpreis. (2) Es findet eine „Flucht“ aus Gold-Futures statt, die auch die Positionen der Banken sinken lassen, die in der Regel Gegenpositionen zu den spekulativen Händlern eingehen. In jedem Fall besteht ein Trend zur physischen Inbesitznahme von Gold (Vgl.: Goldmarkt: US-Händler drängen erneut auf physische Lieferung!») (3) Der Goldhandel hat sich stärker auf anderen Plattformen verlagert, insbesondere hin zu ETFs.

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19 Kommentare

  1. Die Schlagzeile allein reicht…

    Die Goldbestände der weltweiten Gold-ETFs sind seit Jahresbeginn um mehr als 1000 Tonnen angewachsen – so stark wie niemals zuvor. Nie zuvor haben diese Fonds so viel Gold gehalten, und der Zulauf von Anlegern in aller Welt hält unvermindert an.“

    https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/506844/Anleger-investieren-so-stark-in-Gold-ETFs-wie-nie-zuvor

    Kein Wunder – die Notenbanken treiben die Inflation durch Geld-Druckorgien/Schulden-Orgien an, und was schützt die Anleger vor deren Impotenz angeblicher „Whatever-it-takes“-Omnipotenz?

  2. Das Handelsblatt nennt ein paar Zahlen.
    https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/blick-ins-ausland-welche-rolle-gold-in-indien-china-tuerkei-und-iran-spielt/26257900.html
    Zitat: „Das ändert aber nichts daran, dass Indien weiterhin auf dem größten Goldschatz der Welt sitzt: Insgesamt hat das Land laut World Gold Council rund 25.000 Tonnen angehäuft. Rund 4000 davon entfallen auf hinduistische Tempel, die das Gold als Spenden von Gläubigen erhalten.“
    Zitat: „Schätzungen zufolge lagern rund 5000 Tonnen Gold in türkischen Haushalten.“
    Zitat zu Iran: „Um an Gold zu kommen und so den rasanten Anstieg der Nachfrage nach Goldmünzen zu befriedigen, geht das unter harten US-Sanktionen stehende Land Schleichwege. Vor allem aus Venezuela, wo die umstrittene Regierung private Schürfer nach Gold suchen lässt und ihnen die Beute dann wegnimmt, kommt Gold in den Iran. Das ist unter anderem eine Gegenleistung für von den USA als illegal erklärte Lieferungen iranischen Benzins.“

  3. Sensible Gemüter sollten nun nicht weiterlesen [FSK 18, Anm. d. Red.].

    Prolog
    Fühle mich heute Abend zurückversetzt in die Zeiten des flottierenden Katastrophismus – Stichwort „Waldsterben“ [damals malten wir überall weiße Kreuze auf Bäume, die sich dagegen nicht wehren konnten].

    Nach einer Studie aus dem Umfeld der Universidad de Tarapacá in Chile in Kooperation mit dem Alan Turing Institute in London hat die Menschheit nach einem mittleren Szenario nur noch 20-40 Jahre bis zum finalen Kollaps der Zivilisation. Untersuchungsgegenstand sind die Folgen der fortschreitenden Entwaldung der Erde durch den Menschen. Die Arbeitshypothese geht von einem Konnex des Ökosystems Wald und der Überlebensfähigkeit der menschlichen Spezies aus.

    https://www.heise.de/tp/features/Die-Menschheit-hat-eine-zehnprozentige-Wahrscheinlichkeit-des-Ueberlebens-4925936.html

    Sehen wir es ihnen doch nach, dass sie das globale Bevölkerungswachstum frei nach Malthus und auch ansonsten recht freizügig interpretieren. Und die Auswanderungsfantasien in Richtung extraterrestrische Welten? Geschenkt. Zentral scheint mir etwas anderes zu sein: Das Fanal gegen das Primat der totalen Durchkapitalisierung rep. Ökonomisierung aller gesellschaftlichen Bereiche.

    Epilog und Conclusio
    „Nur Zivilisationen, die rechtzeitig in der Lage sind, von einer ökonomischen Gesellschaft zu einer Art ‚kulturellen‘ Gesellschaft umzuschalten, werden überleben.“ 

    • In den 1980er Jahren war es das Waldsterben, welches für Horrorszenarien herhalten musste. Anfang der 90er waren es die FCKW und das Ozonloch, welche unser aller Krebstot zu verursachen drohten. Schon in den 70ern wurde prophezeit, dass die Ölquellen keine 20 Jahre mehr liefern würden. Jetzt ist es das Klima, das als Begründung für Steuererhöhungen herhalten muss. Bald wird es eine neue Sau geben, die man durchs Dorf treiben wird.
      Das wirkliche Problem – die Überbevölkerung – spricht und geht man hingegen nicht an.

        • WS: Ohne hörbares Echo hatte ja auch die EZB ihr E-Euro-Testprogramm kürzlich bekanntgegeben. Die Menschen verstehen wohl nicht, was eine elektronische Währung für sie bedeutet.
          Freuen Sie sich über die Lage Ihres Wohnortes. Ich denke, unsere polnischen Nachbarn werden diesen Unsinn nicht ohne weiteres mitmachen. Vielleicht sollte man den einen oder anderen zloty einsammeln. 4,32 zl gab es vorletzte Woche für einen Euro. Das war im Vergleich der letzten Monate ein ganz ordentlicher Kurs.

          Wenn nur die Sprache nicht so schwierig wäre. Aber Sprachen sind ja ihr Geschäft!

      • @RACEW

        Das war ja zu erwarten, dass der Begriff der „Überbevölkerung“ Sie triggern würde. Dabei ist der Malthusianismus* einer der ältesten Krisenideologien, dessen radikalste Ausprägung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert fröhliche Urstände feierte. Inzwischen gehört die Überbevölkerungsthese zum publizistischen Mainstream – schließlich leistet dieses Theorem auf verblüffende Weise die Simplifizierung komplexer Sachverhalte.

        Dabei trügt der behauptete Kausalzusammenhang von Bevölkerungswachstum und Lebensmittelverknappung, da ein zentraler Faktor vernachlässigt wird: Trotz der Tendenzen der Unterversorgung des Marktes vor allem mit Getreide [die globalen Reserven zur Bedarfsdeckung der Menschheit schrumpfen deutlich] steigen die Pro-Kopf-Erträge der Lebensmittelproduktion beständig. Laut den Zahlen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN [FAO] liegen die Pro-Kopf-Erträge bei allen Getreidearten weit über dem Niveau der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Laut dem World Food Price Index der FAO wuchs in den letzten 50 Jahren die Nahrungsmittelmenge kontinuierlich, die jedem Menschen zur Verfügung stehen könnte.

        Die Nahrungsmittelproduktion vor allem über Produktivitätssteigerungen weist also generell ein höheres Wachstumstempo als die Weltbevölkerung auf. Wo ist also der sprichwörtliche Hund begraben?

        Wir haben es hier mit einem System der globalen Ressourcenverschwendung zu tun. Der hocheffiziente profitorientierte Agrarsektor der kapitalistischen Zentren zeichnet sich paradoxer- und zynischerweise durch Lebensmittelvernichtung oder die Produktion ausgerechnet von „Biokraftstoffen“ aus, wie auch durch die Konzentration auf lukrative Absatzmärkte, anstatt die notleidenden Regionen mit Nahrung zu versorgen. Einfach weil es durch die betriebswirtschaftlichen Funktionsimperative der Kapitalverwertung und Profitgenerierung vorgegeben ist. Und so steigt der Kalorienverbrauch in den Zentren beständig, während in der Subsahara der Verbrauch seit Jahrzehnten stagniert.

        *Der britische Pfarrer Thomas Robert Malthus (1766-1834) formulierte in seinem „Essay on the Principle of Population“ das Glaubensbekenntnis, wonach die Menschheit an ihrer übermäßigen Vermehrung zugrunde gehen würde. In der Erstausgabe des „Essays“ spricht Malthus noch ganz offen den Menschen, die seiner Meinung nach „überflüssig“ seien, das Lebensrecht ab.

        • @Thanatos
          https://de.wikipedia.org/wiki/Tomorrow,_When_the_War_Began
          Ich kann Dir sagen, wo der Hund begraben ist. Die grüne Revolution, wie sie damals genannt wurde, fruchtete besonders in Indien, das mittlerweile China eingeholt hat, was die Bevölkerungszahl angeht. Zusammen ca. 3 Mia. Leute. Nur daß Indien und China praktisch zur Gänze ausgetrocknet sind. Verschlechterung des Bodens und Erosion greifen weltweit um sich und fressen das auf, was die höheren Erträge erreicht haben. Was glaubst Du denn, weshalb das Land Grabbing solche Ausmaße erreicht hat? Ich will ja nicht die teuflische Metapher vom Volk ohne Raum an die Wand malen, aber genau das werden wir in Zukunft erleben. Kriege um Land und Boden, um Verteilung von Ressourcen sind bei exponentiell anwachsenden Bevölkerungen zwangsläufig.

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