Aus den Daten vom US-Terminmarkt lässt sich eine nachlassende Marktschwäche bei Gold ableiten. Aber gleichzeitig ist der Goldpreis-Einfluss Chinas gesunken.
Goldpreis
Nach der langen und steilen Rally der vergangenen Monate ist der Goldpreis weiterhin auf Konsolidierungskurs. Von Tag zu Tag und von Woche zu Woche gibt es starke Kursschwankungen, freilich auf hohem Niveau. Das ist das Signal einer Richtungssuche, in der die „Bullen“ und die „Bären“ kurzfristig um die Vorherrschaft auf dem Goldmarkt kämpfen. Wir betrachten, was vergangene Woche am US-Terminmarkt geschah.

CoT-Daten
Dazu analysieren wir zunächst den aktuellen CoT-Daten („Commitments of Traders“) der US-Börsenaufsicht CFTC. Darin enthalten sind die Positionen der größten Händlergruppen im Geschäft mit Gold-Futures per 27. Mai 2025.
Hier stieg die Netto-Short-Position der „Commercials“ gegenüber Vorwoche um 5 Prozent auf 207.587 Kontrakte. Auf der Gegenseite nahm die Netto-Long-Position der „Großen Spekulanten“ um 6 Prozent zu auf 174.184 Kontrakte.

Open Interest
Dagegen sank der Open Interest im Vorwochenvergleich um 2,3 Prozent auf 437.538 Kontrakte – also die Summe aller offenen Gold-Kontrakte an der COMEX. Bis zum Handelsschluss am Freitag ging es um weitere 6 Prozent nach unten auf nur noch 410.976 Kontrakte. Im Vorwochenvergleich (Freitag bis Freitag) ergibt sich eine Abnahme des Open Interest um 10 Prozent.
Gold-Optionen
Im Handel mit Gold-Optionen sinkt der Open Interest nach einem Verfallstermin (vergangenen Dienstag) meist deutlich. Dieser ging gegenüber Vorwoche um 32 Prozent zurück auf 825.792 Optionen. Dabei nahm die Put/Call-Ratio stark ab auf 0,655 (Vorwoche: 0,764). Das bedeutet, dass auf 100 Put-Optionen zuletzt 153 Call-Optionen entfielen, gegenüber 131 in der Vorwoche. Damit stieg der überwiegende Goldpreis-Optimismus in diesem Handelssegment kräftig an.
Goldpreis-Entwicklung
Bis zum Donnerstag war die Goldpreis-Entwicklung von einem schubweisen Kursrückgang geprägt, im Umfeld der bereits erwähnten Verfallstermine. Der am häufigsten gehandelte Gold-Futures-Kontrakt an der COMEX ist nun der mit Auslieferung Ende August.
Das Wochentief lag bei 3.270 US-Dollar pro Unze. Der Schlusskurs am Freitag lautete 3.288 US-Dollar, was einem Wert von 2.898 Euro entsprach. Damit verbilligte sich Gold gegenüber Vorwoche um 2,1 Prozent (in USD) bzw. 1,9 Prozent (in EUR).

COMEX-Gold-Lager
Werfen wir einen Blick auf die Goldlagerbestände an der COMEX per 29. Mai 2025. Hier blieb das Inventar nach sieben Wochen in Folge mit sinkenden Zahlen praktisch unverändert bei 38,78 Millionen Unzen (faktisch um 1.000 Unzen gestiegen).
Dabei stiegen die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Gold-Bestände der Kategorie „eligible“ um 750.000 Unzen auf 17,47 Millionen Unzen (Vorwoche: -840.000 Unzen). Alle Zahlen sind gerundet. Dieses Gold gehört Händlern, nicht den Bullionbanken. Das bedeutet, es kann jederzeit von Kunden abgezogen werden.
Golddeckung steigt wieder
Bei einem Open Interest von 410.976 Kontrakten handelten Futures-Trader Ende der vergangenen Handelswoche insgesamt 41.097.600 Unzen Gold in Form von Standard-Futures (100 Unzen pro Vertrag). Das heißt, der Gold-Futures-Handel an der COMEX ist zuletzt wieder stark gestiegen – auf 94 Prozent. In der Vorwoche lag der Wert bei 85 Prozent. Beim Rekord am 10. April 2025 waren es sogar 98 Prozent.
In den vergangenen Jahren war die physische Deckung des US-Gold-Futures-Handels deutlich geringer – teilweise unter 30 Prozent. Vom Börsenbetreiber wird diese Unterdeckung damit gerechtfertigt, dass nur ein Bruchteil der Futures-Verträge tatsächlich physisch abgewickelt wird. Das heißt, am Ende des Kontraktmonats schließen die Parteien ihre Positionen meist per Barausgleich. Den Anteil kann man ebenfalls aus einer wöchentlichen Pflichtmitteilung entnehmen.
Lieferanträge
So meldet die Börsenaufsicht CFTC für den Kontraktmonat Juni abschließend 26.927 „Delivery Notices“, also Anträge auf physische Auslieferung von Gold. Das entspricht einer Menge von etwa 83 Tonnen. Für den neuen Kontraktmonat Juli liegen bereits 16.977 Anträge vor (52 Tonnen). Dagegen wurden im bisherigen Rekordmonat Januar 2025 insgesamt 238 Tonnen Gold abgerufen (76.567 Anträge).
Goldpreis-Aufschläge in China
Welche Impulse gingen zuletzt von China aus? Dazu betrachten wir die dortige Goldpreis-Entwicklung. Am vergangenen Donnerstag um 14:30 Uhr (8:30 Uhr MEZ Berlin; 2:30 Uhr New York) notierte Gold an der Shanghai Gold Exchange mit 761,27 Yuan pro Gramm. Das waren umgerechnet 106,19 US-Dollar je Gramm bzw. 3.302 US-Dollar pro Unze.
Gleichzeitig kostete die Feinunze Gold am europäischen Spotmarkt (FOREX) 3.280 US-Dollar. Das bedeutet, dass Gold in China in der vierundzwanzigsten Woche in Folge über dem internationalen Goldpreis gehandelt wurde. Dabei stieg der Abstand laut unseren Berechnungen aber deutlich auf 22 US-Dollar pro Unze (Vorwoche: 40 US-Dollar).
Goldpreis-Ausblick
Was sind die Erkenntnisse aus den vorgestellten Daten für die kurzfristige Goldpreis-Entwicklung? Zunächst einmal sind in den vergangenen Wochen viele Akteure aus dem US-Gold-Futures-Handel ausgestiegen. Das zeigt der rückläufige Open Interest. Dieser fiel vergangene Woche parallel zum Goldpreis – was einen Hinweis auf eine nachlassende Marktschwäche bzw. eine zeitnahe Bodenbildung darstellt.
Nach wie vor besteht die Möglichkeit einer noch stärkeren Goldpreis-Korrektur, da sich das Edelmetall seit dem Aprilhoch weiter in einem kurzfristigen Abwärtstrend befindet. Dazu müsste der Kurs zunächst einmal unter den 50-Tage-Durchschnitt fallen, der zuletzt bei 3.222 US-Dollar lag.
Aus fundamentaler Sicht spielen die Inflations-Entwicklung gepaart mit den Zinserwartungen sowie die weiteren Ereignisse im Zuge des Zollstreits und des Ukraine-Krieges eine Rolle. Denn daran ist auch die Risikoneigung der Investoren geknüpft.
Und nochmals die EZB in ihrem Bericht:
30.05.25 12:43:56
In ihrem aktuellen Bericht schlägt die Europäische Zentralbank (EZB) überraschend deutliche Töne an: Der Goldmarkt, lange als sicherer Hafen für Anleger geschätzt, könnte selbst zum Auslöser für Instabilität im globalen Finanzsystem werden. Der Grund: ein potenzieller Engpass bei physischem Gold.“
aus finanzen.net
Also doch, man fürchtet einen Goldengpass, nicht etwa das leicht druckbare Papiergold, diesmal geht es um physisches Gold in Unze und Barren.
Kommt das auf das Radar der potentiellen noch Goldanleger und Medien, gibt es kein Halten mehr.
Stellt sich dann mir die Frage, sollen wir bei dem möglichen Goldsqueeze kurzfristig „Baumwollbildchen“ akzeptieren, um dann nach einer schnelle Beruhigung wieder physisches Gold einsammeln?
Denn Silber ist nach den Huntbrüdern und dem Corona-Scheideanstalt Squeeze auch wieder deutlich zurückgekommen.
OK, ich weiß – „hin und her, Taschen leer“. (Ich brauch‘ ja nur „Spielgold“ einsetzen)
@Wasabi
Nur meine Meinung: wenn es am Goldmarkt demnächst RICHTIG rappelt, würde ich nicht davon ausgehen,daß sich das wieder beruhigt.
Es kann immer 100 bis 200 Volatilität geben (sehen wir ja andauernd).
Wenn aber der gigantische globale Schuldenberg ins Rutschen gerät ist endgültig End of Story für die bekannten Bildchen.
So sieht es ja auch die EZB.
Wenn z.B. der Papiergoldmarkt in Flammen aufgeht (nicht erfüllbare Auslieferungsanforderungen, kann schon mal passieren wenn es 100 Zettel pro echte Unze gibt…) ist Ende.
Es gibt mehrere Trigger für das Papierende.
Aber jeder wird zu einer endgültigen Lösung führen.
Die Hunt-Blase bei Silber ist nicht vergleichbar.
Das waren nur 2 Brüder, heute ist das ganze System am Ende.
Ich tausche erst wieder (falls überhaupt), wenn es eine neue stabile Währung gibt.
Gebe ich Dir auch recht.Sehe ich zum großen Teil genauso.
Warum das Gezocke mit Papiergold überhaupt erlaubt wird,wenn keine Deckung für alle vorherrscht?
Ist Irrsinn,wenn dieses Risiko der Finanzstabilität so hingenommen wird!Wer macht denn die Spielregeln?
Was mich wundert, ist, dass die Goldabverkäufe nun vornehmlich um Mitternacht bis früh morgens Mitteleurop. Zeit stattfinden. Gestern war in China kein Handel, aber heute morgens schon.
Könnte es sein, dass die Abverkäufe nun auch in Asien stattfinden, womöglich jetzt in Hongkong ?
Das war bis vor wenigen Monaten nicht so.
Hat irgendwer Informationen darüber ?
Das fiel mir auch auf.
Mein Erklärungsansatz:
Silber wird ja durch Papiersilber tief gehalten. Wem nützt das? Vielleicht den spekulierenden Banken aber auch der Industrie, die mit günstigen Silberpreisen kalkulieren kann.
Wenn jetzt das gleiche durch auf Parteilinie der PBOC gebrachte assozierte Banken mit Gold passiert, dann wird der Goldpreis am Ausbruch behindert und man kann günstig lange genug den Markt abfischen.
Könnte das so gelingen? Habe leider von Terminhandel keinen blassen Schimmer.
Grüße
Wasabi