Mittwoch,09.Juli 2025
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Goldpreis steigt nach Kriegs-Schock: Wohin steuert der Markt?

Nach dem Kriegs-Schock im Nahen Osten springt der Goldpreis an. Was den Goldmarkt bewegt – und wie es für Anleger jetzt weitergeht.

Goldpreis schießt nach oben

Der Goldpreis setzte vergangene Woche zunächst seine Konsolidierungsphase fort. Aus charttechnischer Sicht überwogen kurzfristig sogar die Abwärtsrisiken. Am Freitag kam dann ein überraschender Impuls. In der Nacht griff Israel die Atomanlagen des Iran an und die militärische Offensive setzte sich im Tagesverlauf fort – auch zumeist abgewehrte Gegenschläge des Iran.

Gold, Naher Osten, Goldpreis, Goldbarren, Öl, Iran, Krieg, Israel (Bild: Goldreporter)
Erfahrungsgemäß hat die Eskalation einer geopolitischen Krise nur kurzfristig direkten Einfluss auf den Goldpreis. Mittel- und langfristig sorgen die Krisenfolgen (Überschuldung, Geldmengenausweitung, Inflation) für die nachhaltige Aufwärtsbewegung des Edelmetalls.

Neben dem Ölpreis zog auch Gold an. Dagegen zeigte sich einmal mehr, dass Silber das schwächere Krisenmetall ist. Denn nach der Rally zum Monatsanfang, mit einem Kursgewinn von 10 Prozent innerhalb weniger Tage, konnte das Edelmetall am Freitag nicht weiter zulegen. Der Silberkurs gab sogar nach.

Dagegen notierte der Goldpreis am Nachmittag mit 3.438 US-Dollar pro Unze 1,5 Prozent über Vortag. Auf Euro-Basis verteuerte sich Gold durch den Anstieg des US-Dollars sogar um etwas mehr als 2 Prozent auf 2.982 Euro. Damit war die Notierung nur noch 1 Prozent vom Rekordhoch am 6. Mai entfernt. Im europäischen Spothandel liegt die Bestmarke auf Tagesschlussbasis bei 3.016 Euro. 

CoT-Daten

An dieser Stelle erhalten Sie eine Analyse des Goldhandels am US-Terminmarkt. Dazu betrachten wir zunächst den aktuellen CoT-Daten („Commitments of Traders“) der US-Börsenaufsicht CFTC. Darin enthalten sind die Positionen der größten Händlergruppen im Geschäft mit Gold-Futures per 10. Juni 2025.

Hier stieg die Netto-Short-Position der „Commercials“ gegenüber Vorwoche leicht um 0,9 Prozent auf 222.718 Kontrakte. Auf der Gegenseite sank die Netto-Long-Position der „Großen Spekulanten“ um 0,2 Prozent zu auf 187.481 Kontrakte.

Open Interest 

Auch der Open Interest, also die Summe aller offenen Gold-Kontrakte an der COMEX, veränderte sich im Vorwochenvergleich zunächst nur minimal. Hier ergibt sich per 10. Juni ein Anstieg um 0,3 Prozent auf 417.143 Kontrakte. Allerdings ging es dann bis zum Handelsschluss am Freitag um 6 Prozent rauf auf 441.413 Kontrakte. Im Vorwochenvergleich (Freitag bis Freitag) stieg der Open Interest um 5,7 Prozent.

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Gold-Optionen

Im Handel mit Gold-Optionen stieg der Open Interest gegenüber der Vorwoche um 3,8 Prozent auf 879.981 Optionen. Dabei erhöhte sich die Put/Call-Ratio auf 0,681 (Vorwoche: 0,668). Das bedeutet, dass auf 100 Put-Optionen zuletzt 147 Call-Optionen entfielen, gegenüber 150 in der Vorwoche. Damit schwächte sich der überwiegende Goldpreis-Optimismus in diesem Handelssegment nur leicht ab.

Goldpreis-Entwicklung

Bis zu Wochenmitte lief der Goldpreis zunächst weiter seitwärts. Bereits am Donnerstag ging es unter erhöhter Volatilität nach oben. Mit den Nachrichten über den Angriff Israels auf den Iran in der Nacht zum Freitag kletterte der Goldpreis dann deutlicher nach oben. Der August-Kontrakt beendete die Handelswoche mit einem neuen Rekordhoch von 2.453 US-Dollar. Gold zur Auslieferung Ende Juni schloss mit 3.432 US-Dollar und damit nur 2 Dollar unter dem Bestmarke vom 21. April 2025.

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Goldpreis in US-Dollar, US-Futures (August-Kontrakt), elektronischer Handel, Wochenchart vom 09.06. bis 13.06.2025 (Quelle: CME Group).

Gegenüber der Vorwoche ist der Goldpreis um 3,6 Prozent gestiegen, auf Euro-Basis ging es um 2,2 Prozent nach oben auf 2.970 Euro pro Unze (Juni-Kontrakt). 

COMEX-Gold-Lager

Werfen wir einen Blick auf die Goldlagerbestände an der COMEX per 12. Juni 2025. Hier sank das Inventar gegenüber Vorwoche um 330.000 Unzen auf 38,11 Millionen Unzen (Vorwoche: -670.000 Unzen).

Dabei gingen die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Gold-Bestände der Kategorie „eligible“ um 230.000 Unzen zurück auf 17,26 Millionen Unzen (Vorwoche: 20.000 Unzen). Alle Zahlen sind gerundet. Dieses Gold gehört Händlern, nicht den Bullionbanken. Das bedeutet, es kann jederzeit von Kunden abgezogen werden.

Golddeckung

Bei einem Open Interest von 441.413 Kontrakten handelten Futures-Trader Ende der vergangenen Handelswoche insgesamt 44.141.300 Unzen Gold in Form von Standard-Futures (100 Unzen pro Vertrag). Das heißt, der Gold-Futures-Handel an der COMEX war zuletzt immer noch mit hohen 86 Prozent durch Lagerbestände gedeckt, nach 91 Prozent in der Vorwoche und dem Rekordstand von 98 Prozent am 10. April 2025.

In den vergangenen Jahren war die physische Deckung der US-Gold-Futures-Handels deutlich geringer – teilweise nur 30 Prozent. Vom Börsenbetreiber wird diese Unterdeckung damit gerechtfertigt, dass nur ein Bruchteil der Futures-Verträge tatsächlich physisch abgewickelt wird. Das heißt, am Ende des Kontraktmonats schließen die Parteien ihre Positionen hauptsächlich per Barausgleich. Dieser Anteil kann ebenfalls aus einer wöchentlichen Pflichtmitteilung entnommen werden.

Lieferanträge

So meldet die Börsenaufsicht CFTC für den Kontraktmonat Juni nun 26.341 „Delivery Notices“, also Anträge auf physische Auslieferung von Gold. Das entspricht einer Menge von etwa 82 Tonnen. Innerhalb einer Woche kamen 4.747 Anträge hinzu (Vorwoche: +4.617). Dagegen wurden im vergangenen Monat insgesamt 83 Tonnen Gold abgerufen (26.927 Anträge), im bisherigen Rekordmonat Januar 2025 waren es 238 Tonnen (76.567 Anträge).

Goldpreis-Aufschläge in China

Welche Impulse gingen zuletzt von China aus? Dazu betrachten wir die dortige Goldpreis-Entwicklung. Am vergangenen Donnerstag um 14:30 Uhr (8:30 Uhr MEZ Berlin; 2:30 Uhr New York) notierte Gold an der Shanghai Gold Exchange mit 781,68 Yuan pro Gramm. Das waren umgerechnet 109,13 US-Dollar je Gramm bzw. 3.394 US-Dollar pro Unze.

Gleichzeitig kostete die Feinunze Gold am europäischen Spotmarkt (FOREX) 3.360 US-Dollar. Das bedeutet, dass Gold in China in der sechsundzwanzigsten Woche in Folge über dem internationalen Goldpreis gehandelt wurde. Dabei stieg der Abstand laut unseren Berechnungen wieder an auf 34 US-Dollar pro Unze (Vorwoche: 16 US-Dollar).

Allerdings erreichten die Goldpreis-Aufschläge in Shanghai in den Hochphasen des Jahres 2024 und auch im April 2025 bis zu 90 US-Dollar gegenüber den westlichen Kursen.

Goldpreis-Ausblick

Die Terminmarktdaten zeigen eine erneut aufkommende Marktstärke bei Gold. Denn Goldpreis und Open Interest stiegen innerhalb einer Woche gemeinsam stark an. Das heißt, die kurzfristige Rally führte nicht zu Gewinnmitnahmen, sondern lockte Futures-Händler in den Markt. 

Dagegen zeigte sich in den vergangenen Jahren immer wieder, dass geopolitische Krisen unmittelbar nur kurzfristigen Einfluss auf den Goldpreis haben. Die nachhaltige Aufwärtsbewegung des Edelmetalls ist vielmehr das Ergebnis der finanziellen Folgen multipler Krisen – mit exzessiver und kontinuierlicher Ausweitung der Verschuldung und systematischer Kaufkraftdezimierung unseres Geldes.

Dennoch dürfte die erneute Eskalation im Nahostkonflikt zusätzliche negative Effekte auf die Wirtschaft haben. Alleine der Öl- und Energiepreis-Anstieg kann die Verbraucherpreise (Inflation) neu befeuern. Insbesondere dann, wenn hier ein neuer geopolitischer Flächenbrand entstehen sollte, der die Blockbildung zwischen West und Ost verstärkt.

Durch den Kurssprung hellte sich kurzfristig auch die charttechnische Lage beim Goldpreis auf. Generell können zusätzliche Unsicherheiten an den Finanzmärkten, die Risikoaversion fördern, wovon Gold meist profitiert.

Kommende Woche trifft die US-Notenbank ihre nächste Zinsentscheidung, wobei keine Zinssenkung erwartet wird. Erst ab der Juli-Sitzung steigt die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt, der an den Märkten derzeit für September eingepreist ist.

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3 Kommentare

  1. Aktuell 86% Golddeckung der Comex….Sie werden wieder leichtsinniger! Etwas.
    Aber der Ausbruch des Konfliktes / Krieg Israel/ Iran zeigt deutlich, dass Geld sekündlich nichts mehr wert sein kann,wenn Lebensmittel knapp werden könnten und ( theoretisch) alles zerstört wird.Die Rettung ist nicht der Bitcoin!Rettung ist und bleibt an erster Stelle Gold!
    Gold nimmt zur Zeit in allen Sektoren auf der Welt einen außerordentlichen wichtigen Platz ein.Neben dem bekannten der Kaufkrafterhaltung,Depotschutz,Inflationsanpassung,Währungsabsicherung nun auch als Kriegsabsicherung bei Totalverlust privatem Eigentums …Wer Gold ignoriert ,hat die Augen nicht offen und das Gehör abgeschaltet!Augenblicklich gibt es, auch in der momentanen Ferne, keinen Anlass, auf Gold zu verzichten.Gold kann tatsächlich knapp werden,wenn die Ausmaße negativer Auswirkungen konstant bleiben und sogar noch ansteigen.Daher sehe ich die Comex wieder leichtsinniger werden und selbst die Finanzstabilität in Frage zu stellen mit ihrer Unterdeckung und den großen Zockerhebeln auf Gold! Aber es gibt ja Gesetzgeber…..aber ist der Gesetzgeber die Lobby?

  2. Und zum zigsten male hat Gold bewiesen, dass es ein Krisenmetall ist. Langweilig in friedlichen Zeiten, hochspannend in Krisenzeiten.
    Der Kurs spiegelt die Angst der Menschheit wieder.
    Die Angst am Ende mit nichts dazustehen.

  3. Der Goldpreis steuert dahin, wohin die Spekulanten ihn haben wollen:
    Der Iran ist an gesprächen nicht interessiert, Gold steigt im Preis.
    Gestern, der Iran ist an Gesprächen doch Interessiert, Gold fällt ziemlich stark im Preis. Das sind klare Zusammenhänge von Derivatenkäufen und Krisenstimmung bei Gold.
    Da die Situation für uns Goldanleger ziemlich unklar ist, können wir leider nur auf Sicht steuern und uns aufs Bauchgefühl verlassen und nicht auf die Nachrichtenlage.
    Mir scheint, Israel und die USA wollen endgültige Tatsachen schaffen und damit Frieden in der Gegend.
    Und Frieden schaffen die USA immer noch mit Bomben und Kanonen.
    Deshalb heisst ja auch der Colt 45 „ Peacemaker“.
    Wer den hat, schafft Frieden, so oder so.
    Und deshalb heisst es ja auch „Friedhof“ und nicht
    Deal Stätte oder so. Tote sind meist sehr friedlich, bis auf je in Transsilvanien. Und von diesen hat auch die USA massiv Angst.:)

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