Wie reagieren der Goldpreis und die Aktienmärkte auf den US-Eintritt in den Krieg gegen den Iran? In der vergangenen Woche war Gold noch gefallen.
Kriegseskalation
Seit einigen Wochen läuft der Goldpreis auf hohem Niveau seitwärts. Vor einer Woche sorgte der Angriff Israels auf den Iran für einen kurzfristigen Kursimpuls. Nun sind die Märkte in Wartestellung. Wie wird es im Krieg gegen den Iran weitergehen, nachdem die USA am Wochenende mit dem Bombardement der iranischen Atomanlagen in den Krieg eingetreten sind. Mehr dazu weiter unten in diesem Artikel.

Wir betrachten dieser Stelle zunächst die jüngsten Entwicklungen im Handel mit Gold-Futures am US-Terminmarkt. Aufgrund eines Feiertags in den USA am vergangenen Dienstag liefert die US-Börsenaufsicht CFTC die wöchentlichen CoT-Daten erst am Montag nach Börsenschluss.
Gold am US-Terminmarkt
Analysieren können wir aber die Entwicklung des Open Interest bei den Gold-Futures und Gold-Optionen. So wurden am Freitag 445.519 offene Gold-Kontrakte an der COMEX gemeldet. Damit stieg der Open Interest gegenüber Vorwoche um ein Prozent. Im Gold-Optionshandel nahm er um 2 Prozent zu auf 900.454 Optionen. Dabei stieg die Put/Call-Ratio auf 0,708 (Vorwoche: 0,681). Das bedeutet, dass auf 100 Put-Optionen zuletzt 141 Call-Optionen kamen, gegenüber 147 in der Vorwoche. Damit schwächte sich der überwiegende Goldpreis-Optimismus in diesem Handelssegment noch einmal leicht ab.
COMEX-Goldlager
Werfen wir einen Blick auf die Goldlagerbestände an der COMEX per 18. Juni 2025. Hier sank das Inventar gegenüber Vorwoche um weitere 540.000 Unzen auf 37,57 Millionen Unzen (Vorwoche: -330.000 Unzen).
Dabei gingen die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Gold-Bestände der Kategorie „eligible“ nur leicht zurück – um 30.000 Unzen auf 17,23 Millionen Unzen (Vorwoche: -230.000 Unzen). Alle Zahlen sind gerundet. Dieses Gold gehört Händlern, nicht den Bullionbanken. Das bedeutet, es kann jederzeit von Kunden abgezogen werden.
Goldpreis-Entwicklung
Nach dem Kursanstieg am Freitag vor einer Woche kam der Goldpreis vergangene Woche schrittweise kontinuierlich zurück. Etwas ungewöhnlich ist das im Chart unten erkennbare Zickzackmuster, das enorme sehr kurzfristige Kursschwankungen zeigt.
Am Freitag ging der Goldpreis dann mit 3.384 US-Dollar (August-Kontrakt) aus dem amerikanischen Gold-Futures-Handel. Damit kam der Kurs gegenüber der Vorwoche um 1,4 Prozent zurück.

Goldpreis-Aufschläge in China
Welche Impulse gingen zuletzt von China aus? Dazu betrachten wir die dortige Goldpreis-Entwicklung. Am vergangenen Donnerstag um 14:30 Uhr (8:30 Uhr MEZ Berlin; 2:30 Uhr New York) notierte Gold an der Shanghai Gold Exchange mit 778,63 Yuan pro Gramm. Das waren umgerechnet 108,61 US-Dollar je Gramm bzw. 3.378 US-Dollar pro Unze.
Gleichzeitig kostete die Feinunze Gold am europäischen Spotmarkt (FOREX) 3.363 US-Dollar. Das bedeutet, dass Gold in China in der siebenundzwanzigsten Woche in Folge über dem internationalen Goldpreis gehandelt wurde. Allerdings schrumpfte der Abstand laut unserer Berechnung zuletzt auf 15 US-Dollar pro Unze (Vorwoche: 34 US-Dollar).
Dagegen erreichten die Goldpreis-Aufschläge in Shanghai in den Hochphasen des Jahres 2024 und auch im April 2025 bis zu 90 US-Dollar gegenüber den westlichen Kursen.
Ausblick
Der US-Schlag im Nahen Osten könnte fatale langfristige Folgen haben – geopolitisch sowie wirtschaftlich und finanziell.
Die jüngste US-Notenbank-Sitzung brachte zunächst das erwartet Ergebnis. Der US-Leitzins blieb unverändert bei 4,24 bis 4,50 Prozent. Allerdings sorgten Äußerungen des Fed-Mitglieds Christopher Waller für Spekulationen, die Federal Funds Rate könnte bereits im Juli gesenkt werden. Zuletzt gingen Analysten frühestens im September von einem solchen Zinsschritt aus.
Zahlreiche Banken erhöhten in den vergangenen Wochen ihre Goldpreis-Prognosen. Dabei war immer wieder die Marke von 4.000 US-Dollar als Kursziel zu lesen. Eine umfangreiche Einschätzung von JP Morgan finden Sie hier: Goldpreis: Warum JP Morgan weiter steigende Kurse erwartet
Ganz anders sehen es die Analysten der Citibank. Das US-Institut senkte seine Goldpreis-Ziele trotz geopolitischer Risiken. Der Grund: Man erwarte eine Wirtschaftserholung in den USA und eine sinkende Gold- Investmentnachfrage.
Für Q3 2025 prognostiziert Citi eine Preisspanne zwischen 3.100 und 3.500 US-Dollar pro Unze. Bis Ende 2025/Anfang 2026 könne Gold unter 3.000 US-Dollar fallen, langfristig sogar auf 2.500. Nur bei Rezession und anhaltenden Krisen sei ein Anstieg über 3.500 Dollar denkbar. Dagegen sieht man Silber im Aufwärtstrend.
Nahost-Konflikt
Unter den genannten Bedingungen ist ein deutlicher Goldpreis-Rückgang durchaus denkbar. Und tatsächlich könnte Gold nach der langen Rally anfällig sein für Rücksetzer. Die weitere Entwicklung im Nahen Osten, mit allen genannten wirtschaftlichen und geopolitischen Folgen könnte dabei kurzfristig eine Schlüsselrolle spielen.
Obwohl geopolitische Krisen meist nur kurzfristigen Einfluss auf den Goldpreis haben, kann eine weitere Eskalation in Nahost zusätzliche negative Effekte auf die Wirtschaft haben.
Neben möglichen Terroranschlägen könnte einmal mehr die Straße von Hormus im Fokus stehen. Sie ist eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt. Durch sie wird rund ein Fünftel des globalen Ölbedarfs transportiert. Der Iran könnte diesen Engpass blockieren und so massive Auswirkungen auf die Energieversorgung des Westens auslösen. Währenddessen könnten die mit Teheran verbündeten Huthi-Rebellen Schiffe im Roten Meer attackieren und auch dieses Nadelöhr als weiteres Druckmittel nutzen.
Alleine der Öl- und Energiepreis-Anstieg kann die Verbraucherpreise (Inflation) neu befeuern. Insbesondere dann, wenn hier ein neuer geopolitischer Flächenbrand entstehen sollte, der die Blockbildung zwischen West und Ost verstärkt.
Wie werden sich Russland, China, Indien und die Türkei positionieren? Was bedeutet das alles für die ohnehin labilen internationalen Handelsbeziehungen?
Gold reagiert durch diese Papiertiger auch anders als erwartet…Sollte der Irankonflikt nicht weiter aussehen und die Straße von Homus offen bleiben,was ich denke,denn da wird die arabische Welt mit ihren Exporten schon drauf achten und hinter dem Vorhang Gespräche führen,dass es sich beruhigt…
Ob der Iran nun Atomwaffen baut,ich habe nur das offizielle Bild…Irak war ja auch etwas unsauber…
Aber Nordkorea,da traut sich keiner ran…zu dicht an Russland gebunden mit Absicht….Da bin ich mir nicht sicher,ob da Atomwaffen in Blickfeld stehen….
Warten wir ab,was die Zeit bringt….vielleicht wollten die USA „nur“ ihre Bombe testen……wie tief und welche Auswirkungen….. Ales etwas schräg.“Kostet „ ja alles keine Menschenleben und Geld oder?
Ich denke nicht, dass das die Märkte sonderlich beeinflusst. Die USA befindet sich nicht im Krieg.
Man hat ein paar Bomben geworfen und ist wieder verschwunden. Die Gefahr einer atomaren Aufrüstung ist beseitigt und das sollte den Goldpreis eher senken und die Märkte beruhigen. Vorerst jedenfalls. Und zeigen, dass die USA nach wie vor die stärktste Militärmacht der Welt ist.
Wir werden sehen was geschieht, ich gehe jedenfalls von weiter sinkenden Preisen aus. Erst mal.
woraus leitet sich die erkenntnis ab, dass die usa die stärkste militärmacht sein sollte?
schon vergessen, bis jetzt sind die gi’s bei jeden angezettelten konflikt unter zurücklassung sämtlichen materials hals über kopf vor den überfallenen lowtechgegnern geflüchtet. stärke sieht anders aus.
die °°erlaubten°° bombardierungen im iran haben die traditionelle ablehnung gegen die amerikaner vertieft und diese erkenntnis mussten die allierten mit ihren bombenterror schon im wk II machen.
@1150
Es herrschen andere, neuzeitliche Kriegsbedingungen. Fast in, fast out. Und das funktioniert nur auf dem Luftwege. Bodentruppen als solche kommen, wenn überhaupt, erst zum Ende zum Einsatz und auch nur kurze Zeit. Und die Luftüberlegenheit hat nun mal die USA. Mit deren Kriegsgerät kommen die überall hin. Schnell und überraschend.
Man hat aus der Vergangenheit wohl gelernt.
Und es gibt kein Land, welches auch nur annähernd in der Lage wäre, eine derartige Aktion, wie letztes Wochenende, still und heimlich wie ein Uhrwerk ablaufen zu lassen. Die Nato nicht, China nicht und Russland schon gar nicht.
Das ist so und wird auch die nächsten 50 bis 100 Jahre so bleiben.
@Maruti das klingt als wären sie Aktionär von Lockheed Martin. ;)
@HansPeter
Oder ein Absolvent von West Point.
na, wer’s glaubt.
wir werden sehen, wann die °°beste°° armee der welt wieder einmal in panik flüchtet.
darin haben sie ja schon eine jahrzehntelange, einzigartige professionalität entwickelt.