Donnerstag,28.März 2024
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Schuldenkrise: Gegenszenarien zum Crash

Inflation, Gold
Wo bleibt nur die Inflation? Zentralbanken hatten auf sie gesetzt, um die Last der Staatsschulden zu reduzieren (Foto: Goldreporter)

Die nächste große Krise scheint ausgemachte Sache zu sein. Nur über den Zeitpunkt sind sich Ökonomen uneinig. Aber der Crash ist nicht die einzige Lösung aus der Schuldenkrise, auch wenn die alternativen Szenarien nicht sonderlich realistisch erscheinen.

Von Goldreporter EXKLUSIV

Die Mauern unseres Geld- und Finanzsystems sind auf Kredit gebaut. Nur wenn die Verschuldung stetig steigt, können die Geldvermögen bedient werden und die Wirtschaft nominell wachsen. Ist die Realwirtschaft irgendwann nicht mehr in der Lage, ausreichend Zinsen für dieses Kapital zu erwirtschaften, dann kommt es zum Crash. So die Theorie.

Von Krisenzyklen zur Dauerkrise

„Boom und Bust“ (Aufschwung und Niedergang) ist das typische Muster nach denen die modernen Wirtschaftszyklen ablaufen. Seit das Geld keine Golddeckung mehr hat, haben sich die Amplituden verstärkt. Dabei kommt es immer wieder auch zu kleinen Krisen, die sich durch außergewöhnliche geld- und finanzpolitische Maßnahmen übertünchen lassen. Währungen werden reformiert. Neues Geld wird auf den Markt gebracht. Doch in regelmäßigen Abständen droht der vollständige Kollaps. So war es Ende der 1920er-Jahre und auch 2008 stand die Finanzwelt vor dem Abgrund.

Wo befinden wir uns jetzt? In vielerlei Hinsicht sind die Folgen der letzten Weltfinanzkrise immer noch spürbar. Die Zinsen im Euroraum sind auf Null gesenkt. Die EZB greift mit Liquiditätsspritzen nach wie vor in die Märkte ein. Vor allem in Europa schlummern in den Bilanzen vieler Finanzinstitute und Bad Banks noch jede Menge fauler Kredite. Nur die ultra-niedrigen Zinsen ermöglichten Deutschland, einen nominell ausgeglichenen Haushalt zu erreichen und der Bauwirtschaft zu einem Boom zu verhelfen. Die Inflation der traditionellen Asset-Märkte (Aktien, Immobilien, Anleihen) war bis zuletzt in vollem Gange.

Lässt der von vielen Ökonomen erwartete „Big Bang“ also doch noch eine Weile auf sich warten? Gibt es Szenarien, die die Theorie vom unvermeidlichen großen deflationären Crash sogar aushebeln? Welche Voraussetzungen müssten gegeben sein, damit die Wirtschafts- und Finanzelite und damit auch der gemeine Sparer unter dem Strich mit einem blauen Auge davonkommt?

1. Kapitalschnitt

Wenn die Finanzvermögen zu stark angewachsen sind, ließe sich mit einem Kapitalschnitt auch der Schuldenüberhang tilgen. Dazu müssten die Wohlhabenden ordentlich Federn lassen – etwa über eine Sondersteuer. Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung von Kreditvolumen und das Bruttosozialprodukt in den USA seit 1950. Um die Schere zu schließen, müsste das Kapital im Extremfall um zwei Drittel beschnitten werden. Ist das realistisch? Freiwillig wird keine Regierung zu einer solchen Maßnahme greifen, aus rein machtpolitischen Erwägungen.

Kredit, Wirtschaftswachstum
Kreditexpansion und Wirtschaftsentwicklung in den USA seit 1950 (Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis)

2. Innovationsschub

Wie wir bereits eingangs beschrieben haben, gibt es dann systematisch Probleme, wenn die Finanzvermögen deutlich schneller wachsen als die Realwirtschaft. Anstatt eines Kapitalschnitts könnte auch ein Innovationsschub und ein entsprechendes Wirtschaftswachstum einen Ausgleich herbeiführen – gemäß der Wellen-Theorie von Nikolai Kondratjew (1892-1938). Ausgehend von der oben präsentierten Situation müsste sich die Wirtschaftsleistung in kürzester Zeit aber verdreifachen. Ein solches Szenario das darf man getrost ausschließen. Selbst in größten Boom-Phasen in den vergangenen Jahrzehnten ist die Konjunktur in aufstrebenden Volkswirtschaften pro Jahr nicht mehr als 15 Prozent gewachsen. Zum Beispiel in China, Mitte der 1990er und in den USA, Anfang der 1950er-Jahre.

3. Inflation

Inflation kann verschiedene Ursachen und Ausprägungen haben. Eine stark steigende Inflation mildert die Last der Schulden. Die Zentralbanken versuchen seit Jahren mit einer extrem expansiven Geldpolitik, Inflation zu erzeugen. Inflation ist nichts anderes als eine heimliche Steuer, mit der Geldvermögen dezimiert wird. Ein starker Anstieg der Konsumentenpreise als Folge von Inflation wird aber nur dann erreicht, wenn auch die Löhne (bzw. die verfügbaren Einkommen) stark steigen. Nur dann sind die Verbraucher in der Lage, die höheren Preise zu bezahlen und die Teuerungsspirale am Laufen zu halten. Ungesättigte Märkte oder eine Warenknappheit erhöhen die Chance auf hohe Inflation. Hohe Inflation ist aufgrund der mangelnden Geldwertstabilität schädlich für die Gesamtwirtschaft. Sie war für Notenbanken und Staaten in der Vergangenheit aber immer das Mittel Nummer eins, um eine höhere Staatsverschuldung durchzusetzen. Das bittere Ende kommt zum Schluss. Wenn die Dinge außer Kontrolle geraten, kommt eine Währungsreform.

4. Währungsreform

Im Rahmen einer Währungsreform werden die Geldvermögen beschnitten, siehe Punkt 1. Allerdings entschuldet sich hier vor allem der Staat. Private Schuldner und Gläubiger müssen bluten. Währungsreformen werden jedoch selten aus heiterem Himmel vorgenommen. Sie kündigen sich an, oft durch eine stark steigende Inflation. Bei der Währungsreform arbeiten Notenbanken und Regierungen „proaktiv“. Eine Währungsreform muss gut geplant sein, sowohl strukturell als auch logistisch. In dieser Hinsicht zeichnet sich in unserem Währungsraum nichts dergleichen ab. Auf dem Höhepunkt der Eurokrise im Jahr 2011 standen wir aber womöglich kurz davor.

Erkenntnis

Zentralbanken und Regierungen werden eine hohe Inflation immer gegenüber allen anderen Maßnahmen zur Krisenbewältigung vorziehen. Inflation ist aber nicht ohne weiteres zu erreichen. Das zeigen die vergangenen Jahre in Europa und auch das Beispiel Japan. Selbst negative Zinsen führten bislang nicht zu deutlich höherer Teuerung. Vor allem spekulative und marktspezifische Effekte erzeugten zuletzt über steigende Energiepreise höherer Inflationsraten. Hinzu kommt der so genannte Basiseffekt. Die Inflationsrate wird annualisiert berechnet. Wenn die Preise also im Vorjahr besonders niedrig waren, äußert sich das in höheren aktuellen Inflationsraten.

Was bleibt also? Am Ende wird es vermutlich doch zu einer Rückkehr der Deflation kommen, weil Innovationen fehlen und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage aufgrund gesättigter Märkte stagniert oder fällt. Der Schuldenüberhang wird realistischer Weise nur unfreiwillig (Crash) getilgt werden können. Bis dahin setzen die Verantwortlichen weiter auf das vermeintliche Allheilmittel Inflation.

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel in Goldreporter EXKLUSIV, dem wöchentlichen der Premium-Service der Goldreporter-Redaktion. Jeden Freitag gibt es Analysen, Zahlen, Fakten und Hintergründe zu Goldmarkt sowie Finanz- und Schuldenkrise. Plus: regelmäßige Schwerpunkt-Themen in größerem redaktionellen Umfang. Die Abonnenten von Goldreporter EXKLUSIV erhalten unabhängige Tipps und Informationen zur persönlichen Vermögenssicherung mit Gold.

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12 Kommentare

    • @ f.s.

      Bitcoin würde ich sehr Vorsichtig sein !!!!
      Sind auf dem Weg zu 3000.- usd
      In Gold bereite ich einen Longtrade vor, zweites Standbein naht
      kauf bei 1173 und 1164
      Allen Goldbullen einen schönen Abend

      • @ukunda
        Bei 1173 Euro kaufen ?
        Dann lieber jetzt, bei 1050 Euro.
        Oder meinten Sie Dollar ?
        Nützt nichts, weil dann der Eurokurs fehlt.
        Oder Franken ? Schon besser.
        Oder NOK ? Nicht so gut.
        Ich würde vorschlagen, wir einigen uns auf Euro, solange es den noch gibt.

  1. BTC und einige andere Cryptocurrencies gehört mittlerweile mit in das Portfolio, auch wenn der Einzelne kein Fan von dieser Technik ist. Der nächste Bullenrun wird kommen.
    Gold als Absicherung ist natürlich ein „must be“.

    • @ milwaukeecash
      Das sehe ich absolut nicht mehr,so sorry, warum…..
      Die wenigsten akzeptieren noch Bitcoins
      Deshalb wird der Bitcoin in dieser Form auch still schweigend verschwinden
      Also Vorsicht mehr sag ich dazu nicht

      • @ukunda
        Auch Ihrer Meinung. Der Bitcoin ist zu unausgegoren.Das hätte man anders machen müssen.Zumindest einen verläslichen Wechselkurs erst mal.Dann Internetplattformen einrichten, ähnlich Amazon, wo man ausschliesslich mit Bitcoins bezahlt.
        Jetzt ist es zu spät.Es ist kein Bezahlmittel mehr, sondern eine Joker Karte.
        Welche durchaus das Potential hat, zum schwarzen Peter zu werden.
        Eigentlich schade.

  2. Hat jemand von den geschätzten Goldinvestoren hier in diesem Forum vielleicht Lust auf ein neues, voll vernetztes Haus von Amazon?
    Ja, Jeff Bezos will die ganze Welt erobern und fügt seinem Imperium eine weitere milliardenschwere Sparte hinzu, nämlich Fertighäuser. Die IT und Elektronik des Hauses ist dann selbstverständlich mit Amazon verbunden und „Alexa“ weiß demnächst wo ihr euer Gold im Haus versteckt.

    https://www.businessinsider.de/amazon-steigt-in-eine-neue-milliarden-branche-ein-die-investition-verraet-viel-ueber-die-plaene-des-unternehmens-2018-9

    • @goldnugget
      ….Wie der britische Taucher zum Murks sagte, als der mit dem Minitauchboot ankam:
      „Das kann er sich hinten reinstecken“

  3. Eine Schuldenkrise gibt es nur dann, wenn niemand mehr Kredit gibt oder den Schuldenerlass verweigert.
    Das passiert zur Zeit nicht, gibt es doch genug Dumme, welche dem Schuldner das Geld hinterherwerfen und ihm sogar noch einen Teil der Schulden erlässt und statt Zinsen zu verlangen, dem Schuldner noch eine jähriche Prämie zukommen lässt. Zur Not macht das auch die Druckmaschine der Notenbank.
    Also, warum unbequem sein ?
    Einfach inflationieren und dann die Währung reformieren.
    So haben alle was davon.

    • Ich habe ein wenig im neu erschienenen Buch „Bad Bank“ geschmökert, hier werden hauptsächlich Verbrechen der Deutschen Bank ausführlich und sehr interessant beschrieben.
      Da gibt es z.B. ein Kapitel über Donald Trump und seine Beziehungen zu allerlei Banken. Trumps Motto war und ist: Verschulde dich so sehr, dass bei einer möglichen Pleite die Bank gleich mit in den Abgrund gezogen wird.
      So hat sich also „The Orange Man“ mal 3 Milliarden bei einer Bank ausgeliehen, in Immobilien investiert und dieses Investment ist kurz danach gefloppt. Die Bank musste 2 Milliarden abschreiben, Donald hatte nur noch eine Milliarde Dollar zu begleichen. Die Bank kam gerade noch so mit dem Leben davon…hätte die Bank die komplette Summe gefordert, wäre nicht nur Donald Pleite, sondern die Bank gleich mit.
      Ich dachte diese kleine Anekdote passt zu ihrem Beitrag oben.

  4. 40 Dollar mehr kostet die Tesla Aktie, weil der Musk bleiben darf.
    Die Käufer müssen den Mann schon sehr mögen, welcher ihnen ständig das Blaue vom Himmel verspricht und letztlich nur Zitronen liefert.
    Die US Anleger denken tatsächlich, hier stehen die Leute bei dem 100.000 Euro Blechschrott Schlange.
    Selbst wenn er den Preis auf Kosten einer noch höheren Verschuldung senkt, die Folgekosten trägt der Käufer.
    Das sieht man gerade bei den Dieselfahrzeugen.
    Die Neu Finanzierer stehen Schlange, dabei ist das Vor-Vor Fahrzeug noch nicht mal abbezahlt.Da kann man nur gratulieren.

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