Freitag,11.Oktober 2024
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So ist die Lage im deutschen Edelmetall-Handel

Edelmetall-Handel (Foto: Goldreporter)
Der deutsche Edelmetall-Handel meldet in der Corona-Krise gute Umsätze, aber Herausforderungen im Filialgeschäft und bei der Warenbeschaffung (Foto: Goldreporter).

Der deutsche Edelmetall-Handel macht trotz der Corona-Beschränkungen gute Geschäfte. Und dennoch muss sich mancher Anbieter großen Herausforderungen stellen. So ist die Lage im deutschen Edelmetall-Handel.

Einzelhandel in Corona-Zeiten

Einzelhändler, die über kein substanzielles Versandgeschäft verfügen, haben es in Corona-Zeiten sehr schwer. In Deutschland dauert der zweite Lockdown mittlerweile schon 14 Wochen an. Viele Geschäfte sowie das gesamte Gastgewerbe müssen mindestens noch bis zum 18. April 2021 geschlossen bleiben oder können nur unter scharfen Beschränkungen Kunden bedienen.

Edelmetall-Handel

Auch der deutsche Edelmetall-Handel ist von den Lockdown-Regulierungen betroffen. Allerdings hat sich das Geschäft schon seit Einführung der neuen Geldwäscheverordnung zunehmend ins Internet verlagert. Denn mittlerweile muss man beim Kauf von Edelmetall im stationären Handel ab Beträgen von 2.000 Euro seine Personalien hinterlassen. Doch in der Krise boomt die Gold- und Silber-Nachfrage. Im vergangenen Jahr konnten viele Anbieter Rekordumsätze verbuchen und auch 2021 brummt das Geschäft.

Goldreporter hat sich bei deutschen Edelmetall-Händlern über die aktuelle Geschäftslage in der Corona-Krise informiert.

Von der Krise profitiert

So sagt Dominik Lochmann, Geschäftsführer der ESG Edelmetall-Service GmbH & Co. KG: „Da wir traditionell stark onlineorientiert sind haben wir von den Lockdowns, zumindest was das Geschäftliche angeht, eher profitieren können. Das zugenommene Onlinebestellaufkommen hat die weggefallenen Tafelgeschäfte mehr als aufgefangen. Die Mitarbeiter die normalerweise Kunden betreuen wurden im Versand dringend benötigt.

Robert Hartmann, Mitgründer von Pro Aurum erklärt gegenüber Goldreporter: „Wir sehen ein sehr reges Geschäft. Sowohl mit unseren Privatkunden, als auch unseren angeschlossenen Banken. Das Interesse unserer Kundschaft bei den Edelmetallhändlern in ganz Europa ist ebenfalls sehr ansprechend. Im Gegensatz zu den Zeiten des ersten Lockdowns verteilt sich das Geschäft nun besser. Sprich: Im Jahr 2020 hatten wir eine extreme Auslastung im März und April. Im Jahr 2021 sehen wir dagegen jeden Monat ein stetiges Geschäft und gutes Kaufinteresse. Das macht uns die Abwicklung etwas leichter. Unterm Strich bewegen wir uns im ersten Quartal 2021 in etwa auf dem gleichen Umsatzniveau wie im Vorjahr.“

Starker März

Auch Tim Schieferstein, Geschäftsführer der SOLIT Management GmbH, ist mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden. Das Unternehmen betreibt seinen Edelmetall-Handel unter der Marke GoldSilberShop.de.  Man erwartet für März den umsatzstärksten Monat der letzten zwölf Monate.

„Wir sind sehr froh, dass unser Hauptabsatzkanal online und nicht das Filialgeschäft ist. Durch die vorgegebenen Corona-Einschränkungen bzw. Notwendigkeit der Terminvereinbarung finden deutlich weniger Kunden den Weg in unser Ladengeschäft in Mainz. Positiv ist allerdings zu erwähnen, dass von Woche zu Woche während des zweiten Lockdowns das Kundenaufkommen steigt. Während anfangs der Goldkauf zurückgestellt wurde, schreiten immer mehr Kunden zur Tat und wollen nicht länger warten“, so Schieferstein.

Warenbeschaffung

Eine der größten Herausforderungen in der Corona-Krise ist für die Edelmetall-Händler nach wie vor die Warenbeschaffung. „Das Problem ist derzeit nicht der Verkauf, sondern die Ware von den Prägestätten zu bekommen. Hier bekommen die Distributoren nur bestimmte Kontingente zugeteilt“, sagt Henry Schwarz, Geschäftsführer der GfM Gesellschaft für Münzeditionen GmbH (Anlagegold24.de). Unternehmen, die Ware nicht direkt von den Prägestätten erhielten, hätten seiner Einschätzung nach Probleme.

Eine ähnliche Einschätzung kommt von Pro Aurum: „Problematisch ist nach wie vor die Warenbeschaffung, da viele Produzenten bei weitem nicht die gewohnte Produktpalette anbieten. Und darüber hinaus für mache Produkte wochenlange Lieferfristen haben“, so Robert Hartmann.

Filialgeschäft schwierig

Unternehmen mit einem größeren Filialgeschäft haben generell mehr Grund, zu Klagen. So erklärt Raphael Scherer, Deutschland-Geschäftsführer der Philoro Edelmetalle GmbH: „Wir sind sehr zufrieden mit unserem Online-Geschäft, können aber aufgrund der Beschränkungen mit dem Filialgeschäft nicht zufrieden sein. Zwar hat unser Konzept, die dennoch hohe Nachfrage der Kunden mit Click & Collect zu bedienen, einen enormen Zuspruch erfahren. Es war jedoch aufgrund der jeweiligen örtlichen Rahmenbedingungen nicht an allen Standorten, etwa in Hamburg, umsetzbar. Und auch wenn insgesamt die Umsätze aus Click & Collect sehr erfreulich sind, bleiben die Beschränkungen im Filialgeschäft spürbar.“

Click & Collect im Edelmetall-Handel

Auch Pro Aurum betreibt neben dem Goldhaus in München zahlreiche Niederlassungen in Deutschland. Robert Hartmann: „Wir konnten ab März je nach Inzidenz und Bundesland die Modelle Klick & Collect (Bestellung im Onlineshop mit Abholung in der Filiale nach Terminvereinbarung) sowie Click & Meet (Geschäfte vor Ort mit Terminvereinbaren) durchführen. Dafür sind uns die Kunden auch sehr dankbar, wenngleich es organisatorisch nicht ganz leicht zu bewerkstelligen war. Viele Kunden weichen deshalb auf unseren Onlineshop aus und lassen sich die Ware einfach und bequem zusenden. Das sieht man deutlich an den Zahlen.“

Corona-Vorgaben

„Die größte Herausforderung ist die Gesundheit der Mitarbeiter. Was diese in ihrer Freizeit machen können wir natürlich nicht beeinflussen, hier im Haus haben wir aber streng getrennte Teams, hohe Hygienevorschriften, Maskenpflicht, Luftfilter, und Abstandsregeln“, sagt ESG-Chef Dominik Lochmann.

Bei Pro Aurum sind derzeit als 50 Prozent der Belegschaft im Homeoffice. Darüber hinaus arbeitet man aus Hygieneschutzgründen in der Kasse und Logistik im Zweischichtbetrieb. „Diese Situation erfordert insgesamt gute und stabile Kommunikationslinien. Anfänglich war das etwas ungewohnt für unsere Mitarbeiter. Mittlerweise funktioniert das sehr gut und die Kollegen haben sich an die angepassten Abläufe gewöhnt“, so Robert Hartman.

Filial-Schließungen

Andreas Heubach von Heubach Edelmetalle im mittelfränkischen Schwaig hat seine Niederlassung in Nürnberg mittlerweile aufgegeben. „Wir haben unsere Filiale in der Innenstadt geschlossen, da wir eine sehr hohe Miete zahlen und keine staatlichen Ausgleichszahlungen erhalten, die Filiale durch die Regelungen seit Monaten geschlossen ist und der Trend Richtung Onlinekauf geht“, erklärt er. Dafür habe man aber die Kapazitäten in der Filiale Schwaig verdreifacht, um den Kundenwünschen dort gezielter gerecht zu werden.

Heubach Edelmetalle, Nürnberg (Foto: Goldreporter)
Geschlossene Filiale von Heubach Edelmetalle in Nürnberg. Dafür hat man die Kapazitäten in der Niederlassung in Schwaig verdreifacht (Foto: Goldreporter).

Doch die Corona-Beschränkungen (Hygiene-Maßnahmen, Kundenregistrierung etc.) schränke das Geschäft durchaus ein. Heubach: „Was uns aber am meisten stört ist, dass wir dem Kunden nicht die Zeit und die Beratung geben können, die der Kunde eigentlich verdient, da im Moment alles flott gehen muss.“

Heubach geht davon aus, dass es auch bei anderen Anbietern zu Filialschließungen kommen kann, sofern diese keine staatlichen Hilfen bekommen. Mit Pleiten im deutschen Edelmetall-Handel rechnet er aber nicht.

Kettner Edelmetalle hat seine Filiale in Villingen-Schwenningen schon vor geraumer Zeit geschlossen. Hier konzentriert man sich ausschließlich auf das Online-Geschäft. Mitinhaber Dominik Kettner sagt: „Wer zu hohe Fixkosten mit einzelnen Filialen hat und nicht auf die Digitalisierung vorbereitet war, bekommt nun die Rechnung.“

Ständige Anpassungen

Bei Philoro kritisiert man die politischen Entscheidungsprozesse „Wir erleben es aktuell zu Ostern gerade wieder: die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen, insbesondere für den Handel, dazu die unterschiedlichen Sicht- und Verfahrensweisen in den Bundesländern, erschweren ungemein eine zuverlässige Planung, auf die jedes Unternehmen angewiesen ist, um seine Ziele umzusetzen“, so Raphael Scherer.

Er betont: „Anlageprodukte sind im Kern immer auf Dialog und Beratung ausgerichtet. Der persönliche Termin in der Filiale ist daher immer ein zentrales Element, damit die Kunden eine auf ihre jeweilige Situation passende Entscheidung treffen können. Gerade für ein Unternehmen wie Philoro, zu dessen Kernwerten Sicherheit, Solidität und absolute Kundenorientierung gehören, ist das essentiell.“

Politik in der Kritik

Tim Schieferstein sagt dazu: „Wie vielen anderen Händlern aus anderen Branchen ist das Fehlen einer klaren Öffnungsstrategie und -perspektive belastend. Ebenso, dass sich in den letzten drei Wochen mehrfach die einzuhaltenden Regeln für das Ladengeschäft geändert haben. Teilweise werden seitens Lieferanten die Lieferfristen nicht eingehalten, da Flugtransporte kurzfristig verschoben werden oder aufgrund Corona-Schutzmaßnahmen die Produktion gedrosselt ist.“

Insbesondere der letzte Corona-Gipfel habe einmal mehr gezeigt, dass völlig unklar sei, wann wieder ein halbwegs normaler Filialbetrieb möglich sei. Bei GoldSilberShop.de setzt man aber weiter auf direkten Kundenkontakt. „Wir freuen uns, dass wir kürzlich mit einem befreundeten Edelmetallhändler übereingekommen sind, dass wir seine Filiale in Wiesbaden übernehmen. Zurzeit laufen die Umbauarbeiten. Unser Ziel ist es Anfang Mai und das unter halbwegs normalen Geschäftsbedingungen eröffnen können.“

Goldreporter

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4 Kommentare

  1. Bei den Händlern in Pumuckl-Town beträgt die Wartezeit auf einen Call+Meet-Termin derzeit gut 7 Tage (angeblich, hab ich von irgendwem nur so gehört) .
    Das Geschäft läuft angabegemäss sehr gut.
    Nachfrage ist da.

    Die Verlagerung von immer mehr Geschäft in den Online-Bereich wird den Finanzminister sehr sehr freuen.
    Insbesondere wenn er ab Herbst von einer Rot-Rot-Grünen Regierung kommt.
    Oder Olaf vor der endgültigen Corona-Pleite steht und auf die Idee kommt, mit nur 10 Kundenlisten etliche Milliarden kassieren zu können.

    Leute, Leute, wie kann man so doof sein, von Google/Microsoft/Apple bis zum Paketboten mindestens 50 Leuten zu verraten, dass man Edelmetall kauft. Und das tut man beim Online-Kauf.
    Aber jeder wie er will.
    Olaf freut sich sicher.
    Oder irgendein Hacker (oder unzufriedener Mitarbeiter) verkauft eine Kundenliste nach Osteuropa.
    Dann wird es spannend, wer zuerst an der Türe klopft (oder auch ohne klopfen…..).

  2. In seiner ersten Presse-Konferenz seit 67 Tagen nach Amtsantritt gab es in der Tat
    Situationen, in den Präsident Biden sich „verhedderte“ und krampfhaft „ nach Worten
    suchte“ (Video #1, „Filibuster“ ab 0:13 ).

    Im Saale ist (verhaltenes Gelächter zu hören).

    Deshalb bin ich „persönlich“ (ja, wer sonst noch?) davon überzeugt, daß die
    US-Senatorin Kamala Harris Geschichte schreiben wird: Sie wird die erste weibliche,
    schwarze und indisch-amerikanische <strikeVizePräsidentin.

    (▀̿Ĺ̯▀̿ ̿)

  3. Sorry, „HTML-Syntax-Error“:

    Sie wird die erste weibliche, schwarze und indisch-amerikanische VizePräsidentin.

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