Samstag,20.April 2024
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Überraschung am Derivatemarkt: Citibank überflügelt JP Morgan

JP Morgan war im dritten Quartal 2014 nicht mehr größter privater Derivate-Händler der USA. Die Citibank National Association hat den einstigen Branchenprimus abgelöst. Das Billionen-Dollar-Volumen dieses grauen Marktes bleibt aber immens hoch.

Das Nominalvolumen an Derivat-Geschäften, in die US-amerikanische Finanzinstitute involviert sind, erreichte im dritten Quartal 2014 239,35 Billionen US-Dollar (amerikanische Trillions!).

Gegenüber dem Vorquartal stieg dieses Engagement der US-Banken noch einmal um 1,1 Prozent an. Im Vergleich zum Vorjahr nahm es um 0,2 Prozent zu. Das Allzeithoch stammt vom 2. Quartal 2011, als das Nominalvolumen an US-Derivaten mit 249,72 Billionen US-Dollar beziffert wurde.

Überraschend ist dagegen die Wachablösung an der Spitze des US-Derivate-Marktes. Citibank National Association hat den langjährigen Primus JP Morgan überflügelt. Die Citibank alleine hielt zuletzt Finanzderivate im Nominalvolumen von 70,25 Billionen US-Dollar. Auf JP Morgan entfielen 65,31 Billionen Dollar.

Top-25-Banken auf dem US-Derivate-Markt per 30. September 2014. Angaben in Millionen US-Dollar (Quelle: OCC).

 

Die Zahlen stammen aus dem aktuellen Kontrollbericht des Office of the Comptroller of the Currency (OCC), das die Daten einmal pro Quartal veröffentlicht.

Citibank hat seine Derivate-Geschäfte demnach innerhalb eines Quartals um 15 Prozent erhöht, werden JP Morgan in diesem Sektor um 4 Prozent schrumpfte. Auf Platz drei folgt Goldman Sachs mit einem Nominalvolumen von 48,69 Billionen US-Dollar (-8 % ggü. Vorquartal).

Interessant ist auch die dürftige Eigenkapitaldeckung dieser Geschäfte: So entspricht das genannte Derviatevolumen der Citibank dem 50-fachen der bilanzierten Vermögenswerte des Geldhauses. Bei JP Morgan beträgt das Verhältnis 32:1. Bei Goldman Sachs lautet es gar 435:1.

Bei Derivaten handelt es sich um Verträge zwischen Finanzpartnern, die letztlich auf einer Wette über die Wertentwicklung des oder der zugrunde liegenden Vermögenswerte basieren. Hierzu zählen Instrumente wie Futures, Forwards, Optionen und vor allem Swaps. Bei letzteren werden Vermögenswerte außerhalb der Börsen für einen vorbestimmten Zeitraum getauscht.

Die Problematik: Wird ein Vertragspartner zahlungsunfähig, so kann dies in der heutigen Welt stark strukturierter Anlageprodukte und vernetzter Finanzmärkte zu einer ganzen Reihe weiterer Zahlungsausfälle führen. Derivate Finanzprodukte sind mitunter stark gehebelt. Starinvestor Warren Buffet hat Derivate einst treffend als „finanzielle Massenvernichtungswaffen“ bezeichnet.

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7 Kommentare

  1. vielleicht solltet ihr deutlicher machen, dass die angegebenen nominalwerte der derivate nichts mit dem maximalen gesamtrisiko zu tun haben, dass um größenordnungen kleiner ist. diese riesensummen werden im netz am ehesten weitergegeben, obwohl sie in wahrheit überhaupt keine aussagekraft haben.

    • Die Risiken tragen eigentlich jeweils die gegenseitigen Kontrahenten und so scheinbar denken viele, dass dies doch ein Nullsummenspiel ist. Das ist aber völlig falsche Auffassung. Selbstverständlich wird das Risiko, am Ende sozialisiert. Ganz gleich welche Seite im Falle eines Crashs und Margin Calls Forderungen nun Gewinner und welche Verlierer ist.

      Ich finde, das sollte man ehrlich gesagt überhaupt nicht verharmlosen.

  2. Im Dezember letzten Jahres passierte ein neues Banken-Gesetz den US-Kongress, von dem Insider berichteten, die Juristen der Citi-Group hätten den Gesetzestext geschrieben (wenn schon, denn schon…)

    Für Aufregung sorgte die neue Regelung, daß bei evtl. Verlusten aus dem Derivate-Geschäft nicht die Bank, sondern der US-Steuerzahler aufkommen muß (wie praktisch!).
    Das wäre in etwa so, als ob die oberste italienische Justizbehörde die Mafiabosse auffordern würde, Art und Umfang der Strafen bei Drogenhandel/Auftragsmord festzulegen.
    Es kommt aber noch besser: kaum war das Citi-Group-Gesetz durch den Kongreß genehmigt, da veröffentlichte die Citi-Group die Höhe der angesammelten, toxischen Derivate (Highscore > 70 Billionen USD!).
    http://dollarcollapse.com/creeping-fascism/citi-no-longer-the-dumbest-bank-now-the-most-evil/
    So geht Banking heute!

    • @Watchdog
      Ist die Citibank nicht dem Konsortium J.P.Morgan zugehörig? Die Citibank spielt jetzt die bad bank für die JPM, um die Bilanzen zu korrigieren und die Verluste abzuschreiben. Die toxischen Derivate liegen jetzt im Keller der Zweitbank, Citibank. Das ist wie bei uns mit der EZB, wo auch der ganze Schrott Europas gelagert wird. Nur in den USA kann sich allein eine JPM Bank so eine Zweitbank und halten.

  3. Viel getrickst und keine bilanztechnischen Kniffe mehr tabu, da wäre jeder ordentliche Kaufmann bei uns schon lange im Häfen! Sie spielen es zum Exzess solange es irgendwie geht und es ist weit über 12:00Uhr! Es gibt kein zurück, „vowärts Männer, wir müssen zurück“ geht lange schon nicht mehr! Also ruhig Blut, eune Unze bleibt eine Unze und lasst uns das Beste hoffen!

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