Die Schweiz leitet ihre Goldexporte zunehmend über Frankreich – ein stiller, aber massiver Effekt der US-Zollpolitik.

Die Schweiz lieferte im Oktober erneut enormes Gold nach Frankreich. Die Daten zeigen eine drastische Verschiebung globaler Ströme – ausgelöst durch neue US-Zölle.
Warum jetzt tonnenweise Gold nach Frankreich fließt
Im Oktober gingen 36 Tonnen Schweizer Gold nach Frankreich – mehr als in jedes andere Land. Schon im September waren 26,5 Tonnen dorthin geflossen. Das zeigen die neuen Zahlen der Eidgenössischen Zollverwaltung.
Dabei legt vor allem ein Faktor das Muster offen: die US-Zollpolitik.
Trump hatte Schweizer Waren zunächst mit 39 Prozent Einfuhrsteuern belegt, inzwischen gelten 15 Prozent. Deshalb meiden Schweizer Exporteure den direkten US-Weg. Über EU-Staaten wie Frankreich fällt auf Gold kein US-Zoll an – ein offensichtlicher Ausweichpfad.
Warum ausgerechnet Frankreich?
Frankreich erscheint für die Schweiz die einzig geeignete Alternative, denn das Land verfügt über
- große Tresorkapazitäten,
- starke institutionelle Nachfrage,
- ein etabliertes OTC-Clearing.
Außerdem liegt die Raffinerie Metalor nur wenige Kilometer hinter der Grenze. Logistisch ist das die perfekte Schiene für große Barrenmengen.
Passend dazu sind die direkten Goldlieferungen in die USA eingebrochen:
Von 4 Tonnen im September auf nur noch 345 Kilo im Oktober. Von Januar bis September waren es noch 513 Tonnen.


Schweizer Gesamtstrom im Oktober
Insgesamt exportierte die Schweiz 128 Tonnen Gold im Wert von 13 Mrd. CHF – rund doppelt so viel wie vor einem Jahr und leicht mehr als im September. Dabei waren die größte Empfänger nach Frankreich:
- Indien: 25,8 t
- Thailand: 13,8 t
- Türkei: 11 t
- Großbritannien: 8,7 t
Hohe Goldimporte in die Schweiz
Umgekehrt flossen 210 Tonnen Gold im Wert von 15,5 Mrd. CHF in die Schweiz – ein Plus von 18 Prozent YoY und +170 Prozent MoM.
Wichtigste Herkunftsländer:
- USA: 76,9 t
- Großbritannien: 13 t
- VAR: 10 t
- Kanada: 10 t
- Deutschland: 9,6 t
Die US-Ströme deuten auf massive Transfers von COMEX-100-Unzen-Barren hin, die in der Schweiz für den London-Markt zu 400-Unzen-Good-Delivery-Barren umgeschmolzen werden. Genau diese Umlenkung spiegelt die Sorge vor US-Zöllen in London wider.
Warum das wichtig ist
Schweizer Raffinerien decken bis zu zwei Drittel der weltweiten Feingoldnachfrage. Deshalb liefern die Daten zeitnahe Einblicke in globale Goldtransfers, institutionelle Nachfrage und geopolitisch motivierte Umwege.
Mehr dazu: Goldmarkt international – Nachfrage, Förderung, Marktanalyse

