Der Goldpreis bleibt nahe Rekordhoch. Diese Woche richtet sich der Blick auf Powells Rede in Jackson Hole – Signal für Zinswende?
Impuls für den Goldpreis?
Der Goldpreis läuft seit Monaten auf hohem Niveau seitwärts. Zu Wochenbeginn kostete die Feinunze Gold am europäischen Spotmarkt etwas mehr als 3.330 US-Dollar bzw. 2.860 Euro (Montag, 20:00 Uhr). Dabei wartet der Markt auf Impulse. Ist es in dieser Woche soweit?
Neben den Bemühungen des Westens in der Ukraine einen Friedensplan zu entwickeln, steht die US-Geldpolitik im Fokus der internationalen Finanzwelt. Denn am Freitag wird mit Spannung die Rede des Fed-Präsidenten Jerome Powell in Jackson Hole erwartet. Es ist der Auftakt des traditionsreichen Notenbankertreffens, das jedes Jahr im August in dem Bergressort im US-Bundesstaat Wyoming stattfindet. Jacks-Hole-Motto in diesem Jahr: “Labor Markets in Transition: Demographics, Productivity, and Macroeconomic Policy“ („Arbeitsmärkte im Wandel: Demografie, Produktivität und makroökonomische Politik“).

Warten auf US-Zinssenkung
Anleger und Märkte hoffen auf klare Hinweise, ob die US-Notenbank nach Monaten der Zurückhaltung bald wieder mit Zinssenkungen beginnt. Bis zur Kurzem galt ein entsprechender Zinsschritt im September als sicher. Aber laut FedWatch ist die wahrgenommene Wahrscheinlichkeit dafür wieder gesunken auf zuletzt 83 Prozent (am 14. August 2025 noch 100 %).
Denn die Signale aus der Wirtschaft sind widersprüchlich. Einerseits haben schwache Arbeitsmarktdaten zuletzt die Argumente für eine Lockerung der Geldpolitik gestärkt. Andererseits sorgte ein unerwarteter Anstieg der Produzentenpreise für neue Inflationssorgen (US-Erzeugerpreise im Juli mit größtem Anstieg seit 2022). Und dieses hartnäckige Problem hält viele Fed-Mitglieder davon ab, den Kurs zu ändern.
US-Arbeitsmarkt labil
Powell selbst hatte den Arbeitsmarkt zuletzt als solide beschrieben und die Politik als gut positioniert bezeichnet. Allerdings hatten die Juli-Daten massiv enttäuscht und den Zinssenkungsdruck auf die Fed in erhöht.
Beobachter gehen davon aus, dass Powell vorsichtig formulieren wird. Möglicherweise deutet er Schritte zwar an, macht diese aber von weiteren Konjunkturdaten abhängig. Gleichzeitig wächst der politische Druck: Präsident Trump fordert massive Zinssenkungen und verweist auf die schwache Konjunktur, während innerhalb der Fed unterschiedliche Auffassungen über den richtigen Kurs bestehen.
Powell geht im Mai 2026
Neben kurzfristigen Zinsfragen könnte Powell auch auf die laufende Überprüfung des geldpolitischen Rahmens eingehen. Nach den Erfahrungen der Pandemie und den zuletzt turbulenten Jahren wird über Anpassungen diskutiert, die künftige Entscheidungen flexibler machen sollen. Da es sich zudem um seine letzte Jackson-Hole-Rede vor dem Auslaufen seines Mandats im Mai handelt, wird mit einem besonderen Tonfall gerechnet. In jedem Fall dürften seine Worte die Märkte schon vor der wichtigen Fed-Sitzung Mitte September bewegen. Am Mittwochabend liefert das Fed-Protokoll einen ersten Testlauf für die Märkte.
Was bedeutet das für Gold?
Für den Goldpreis bedeuten die anstehenden Ereignisse vor allem eines: Potenzial für Bewegung. Da sich das Edelmetall nach wie vor nahe am Rekordhoch hält, reagieren Anleger besonders sensibel auf neue Impulse. Überraschungen – sei es ein klarer Hinweis auf Zinssenkungen oder eine unerwartet harte Haltung – treiben die kurzfristige Entwicklung. Unsicherheiten über Konjunktur und Inflation stützen Gold zusätzlich, weil es als sicherer Hafen gefragt bleibt. Umgekehrt könnte eine steigende Risikofreude an den Aktienmärkten das Edelmetall belasten und den Auftakt für eine Kurskonsolidierung bilden.
Historische Bedeutung für den Goldpreis
Historisch war Jackson Hole mehrfach ein Wendepunkt für die Finanzmärkte. So kündigte Fed-Chef Ben Bernanke im Sommer 2010 in Wyoming die zweite Runde der Anleihekäufe („QE2“) an. Der Goldpreis reagierte damals mit deutlichen Gewinnen und erreichte wenig später ein neues Rekordhoch. Auch später achteten die Märkte genau auf die Signale: Als Mario Draghi 2014 als EZB-Präsident über zusätzliche geldpolitische Maßnahmen sprach, rückten erneut Inflationsängste und damit Gold in den Fokus. Diese Beispiele zeigen, dass die jährliche Konferenz für das Edelmetall nicht nur kurzfristige Impulse, sondern auch längerfristige Trends auslösen kann. Auch 2025 könnten neue Impulse aus Jackson Hole den Goldpreis auf eine neue Kursrichtung einschwenken.
Internationale Unterstützung für Powell
Das Treffen in Jackson Hole erhält zusätzlich Brisanz, weil Fed-Chef Powell unter massivem Druck von Präsident Trump steht. Dieser fordert seit Monaten aggressive Zinssenkungen und kündigte an, Powell nach Ablauf seines Mandats im Mai 2026 durch einen loyaleren Kandidaten zu ersetzen. Jüngst verlangte Trump sogar den Rücktritt von Fed-Gouverneurin Lisa Cook.
Vor diesem Hintergrund nutzen seine internationalen Amtskollegen die Konferenz, um demonstrativ hinter Powell zu stehen, wie Bloomberg am Mittwoch berichtet. EZB-Präsidentin Christine Lagarde und BoE-Gouverneur Andrew Bailey werden in Wyoming erwartet – sie wollen die Unabhängigkeit der Geldpolitik betonen. Bundesbank-Chef Joachim Nagel sagte bereits, die Unabhängigkeit gehöre zur DNA der Notenbanken.
Für den Goldmarkt ist dieser Aspekt nicht zu unterschätzen. Politischer Druck auf Zentralbanken hat in vielen Schwellenländern das Vertrauen in Währungen geschwächt. Sollte auch in den USA der Eindruck entstehen, dass die Geldpolitik politisch beeinflusst wird, könnte dies den Dollar weiter belasten – und den Goldpreis stützen.
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