Gold zog am Freitag nach Powells Rede an. Doch viele Fragen zur Zins- und Goldpreis-Entwicklung bleiben offen. Wir analysieren die aktuellen Goldmarkt-Daten.
Goldpreis im Zuge von Jackson Hole
Die vergangene Handelswoche stand ganz im Zeichen des Notenbanker-Treffens in Jackson Hole. Die mit Spannung erwartete Rede von Fed-Präsident Powell sorgte an den Märkten zunächst für gute Stimmung.
Auch der Goldpreis rückte in den Blickpunkt, da er eine mögliche Zinssenkung im September signalisierte. Allerdings sank die am US-Terminmarkt gehandelte Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt auf zuletzt 75 Prozent (FedWatch). Vor einer Woche hatte sie noch bei 85 Prozent gelegen.

Denn Powell warnte in Jackson Hole zwar vor einer Abkühlung am Arbeitsmarkt. Gleichzeitig betonte er aber, dass Inflationsrisiken bestünden. Die Wirkung höherer US-Zölle sei „klar sichtbar“, werde aber nach seiner Einschätzung nur kurzfristig bleiben.
Die US-Erzeugerpreise waren im Juli um 3,3 Prozent gestiegen. Das war der stärkste Anstieg seit 2022, getrieben von höheren Dienstleistungs- und Güterkosten.
CoT-Daten
Was geschah vergangene Woche auf dem Goldmarkt? Dazu analysieren wird zunächst die aktuellen CoT-Daten mit den Positionen der größten Händlergruppen im US-Geschäft mit Gold-Futures per 19. August 2025.
Hier sank die Netto-Short-Position der „Commercials“ um 1,5 Prozent auf 258.965 Kontrakte. Auf der Gegenseite nahm die Netto-Long-Position der „Großen Spekulanten“ um 7 Prozent ab auf 212.590 Kontrakte.
Open Interest
Währenddessen nahm auch der Open Interest ab, also die Summe aller offenen Gold-Kontrakte (100 Unzen) an der COMEX. Dieser sank gegenüber Vorwoche um 1,7 Prozent auf 438.541 Kontrakte. Bis zum Handelsschluss am Freitag ging es um 1,3 Prozent nach oben auf 444.179 Kontrakte. Damit blieb der Open Interest im Vorwochenvergleich fast unverändert.
Gold-Optionshandel
Im Handel mit Gold-Optionen stieg der Open Interest gegenüber der Vorwoche um 5 Prozent auf 836.148 Optionen. Dabei stieg das Put/Call-Verhältnis auf 0,644. Das bedeutet, dass auf 100 Put-Optionen zuletzt 155 Call-Optionen kamen – nach 161 in der Vorwoche. Das heißt, der überwiegende Goldpreis-Optimismus in diesem Handelssegment ist gegenüber der Vorwoche noch einmal gesunken.
Goldpreis-Entwicklung
Der Wochenchart vom US-Futures-Handel (Dezember-Kontrakt) zeigt, wie stark auch der Goldmarkt auf den Freitagstermin fixiert war und sich stark an den Zinserwartungen orientierte. Nach einer Kursdelle am Dienstag und einem wenig volatilen Handel an den beiden Folgetagen, sprang der Goldpreis am Freitag nach Powells Rede deutlich an.

Der Wochenschlusskurs lag bei 3.417 US-Dollar pro Unze, wobei die Dezember-Kontrakte mit Abstand am meisten gehandelt wurden. Gegenüber der Vorwoche verzeichnete Gold einen Anstieg von einem Prozent.
COMEX-Goldlager
Werfen wir einen Blick auf die Goldlagerbestände an der COMEX per 22. August 2025. Hier nahm das Inventar gegenüber Vorwoche erneut leicht ab um 70.000 Unzen auf 38,56 Millionen Unzen (Vorwoche: -50.000 Unzen).
Dabei stiegen aber die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Gold-Bestände der Kategorie „eligible“ um 60.000 Unzen auf 17,26 Millionen Unzen. Alle Zahlen sind gerundet. Dieses Gold gehört Händlern, nicht den Bullion-Banken. Das bedeutet, es kann jederzeit von Kunden abgezogen werden.
Physische Deckung des COMEX-Goldhandels
Bei einem Open Interest von 444.179 Kontrakten handelten Futures-Trader Ende der vergangenen Handelswoche insgesamt 44,41 Millionen Unzen Gold in Form von Standard-Futures (100 Unzen pro Vertrag). Das heißt, der Gold-Futures-Handel an der COMEX wie in der Vorwoche zu 87 Prozent durch Lagerbestände gedeckt. Der Rekordstand betrug am 10. April 2025 ganze 98 Prozent. Damals hatten Händler Zölle auf Goldimporte befürchtet und tonnenweise Gold in die USA eingeführt.
In den vergangenen Jahren war die physische Deckung des US-Gold-Futures-Handels deutlich geringer – teilweise nur 30 Prozent. Vom Börsenbetreiber wird diese Unterdeckung damit gerechtfertigt, dass nur ein Bruchteil der Futures-Verträge tatsächlich physisch abgewickelt wird. Das heißt, am Ende des Kontraktmonats schließen die Parteien ihre Positionen hauptsächlich per Barausgleich. Diesen Anteil kann man ebenfalls den wöchentlichen Pflichtmitteilungen entnehmen.
Auslieferungsanträge
So meldet die Börsenaufsicht CFTC für den laufenden Kontraktmonat August nun 33.119 Anträge auf physische Auslieferung von Gold. Das entspricht einer Menge von etwa 103 Tonnen. Innerhalb einer Woche kamen 3.408 „Delivery Notices“ hinzu (Vorwoche: +3.096). Im Juli waren es lediglich 12.010 Anträge (37 Tonnen). Der bisherige Rekordmonat war der Januar 2025 mit insgesamt 238 Tonnen an abgerufenem Gold (76.567 Anträge).
Goldpreis-Ausblick
Weiterhin bestehen Unsicherheiten hinsichtlich der US-Geldpolitik und bis zur nächsten Zinsentscheidung am 17. September stehen noch eine ganze Reihe wichtiger Konjunkturdaten an. In der kommenden Woche sind es unter anderem neue Inflationsdaten und die zweite Schätzung des US-Wirtschaftswachstums in Q2.
Deshalb gilt auch eine Zinssenkung noch nicht als sicher und vor allem ist die Frage offen, wie der weitere Zinspfad aussehen wird. Dem Goldpreis fehlt weiterhin der entscheidende Impuls, der die seit April laufende Seitwärtsbewegung in eine klare Richtung lenken könnte.
Mehr dazu: Goldpreis aktuell – Übersicht und Live-Daten