Goldpreis-Chaos am Freitag: Händler flüchteten aus Short-Positionen

Mögliche US-Gold-Zölle durchwirbelten am Freitag Goldmarkt und Goldpreis. Das Kommunikations-Chaos erschütterte auch den Handel mit Gold-Futures.

Chaos auf dem Goldmarkt

Ein unerwarteter Zollbeschluss in den USA hat den Goldmarkt zum Wochenausgang kräftig durchgerüttelt. Die US-Zollbehörde stufte 1-Kilo- und 100-Unzen-Goldbarren neu ein, was Importe potenziell zollpflichtig gemacht hätte. Die London Bullion Market Association (LBMA) sah darin einen klaren Widerspruch zu früheren Regierungsplänen und suchte sofort Klärung. Händler warnten vor Störungen im US-Terminhandel, und der Preisabstand zwischen London und New York sprang zeitweise auf über 100 US-Dollar. Doch am späten Freitagabend stellte die US-Regierung klar: Goldimporte sollen zollfrei bleiben – die Lage beruhigte sich etwas.

Goldmarkt-Chaos am Freitag – Händler flüchten aus Short-Positionen
Am Freitag kam es am Goldmarkt zu heftigen Bewegungen. Händler stellen Short-Positionen glatt, der Goldpreis sprang an der COMEX deutlich an, fiel aber in Europa.

CoT-Daten

Die Auswirkungen dieses Verordnungschaos sind auch an den jüngsten Zahlen vom US-Terminmarkt abzulesen – insbesondere am Freitag. Zunächst einmal analysieren wir die aktuellen CoT-Daten („Commitments of Traders“-Report) mit den Positionen der größten Händlergruppen im Geschäft mit Gold-Futures per 5. August 2025.

Dabei stieg die Netto-Short-Position der „Commercials“ gegenüber der Vorwoche um 4 Prozent auf 270.146 Kontrakte. Auf der Gegenseite nahm die Netto-Long-Position der „Großen Spekulanten“ um 5 Prozent zu auf 237.050 Kontrakte.

Short-Seller stellen Gold-Positionen glatt

Der Open Interest, also die Summe aller offenen Gold-Kontrakte an der COMEX, war in der Vorwoche stark eingebrochen (Goldpreis kurz vor Rally – doch wer kauft eigentlich?).

Am vergangenen Dienstag lag er wieder ein Prozent höher bei 449.647 Kontrakten. Doch bis zum Freitag ereignete sich hier ein starker Rückgang des Open Interest um 9 Prozent auf 408.142 Kontrakte. Das war laut unserer Recherche der niedrigste Wert seit dem 16. Februar 2024. Das heißt, es wurde am Freitag eine große Anzahl von Gold-Futures-Kontrakten eingedeckt. Angesichts der Goldpreis-Aussichten bei möglichen Zöllen auf europäisches Gold haben sich vor allem Short-Seller aus ihren künftigen Lieferverpflichtungen gelöst. Dieser kleine Short-Squeeze ließ den Goldpreis in New York deutlich ansteigen, während der Kurs in Europa sank. Im Vorwochenvergleich (Freitag bis Freitag) sank der Open Interest um 9 Prozent.

Gold-Futures-Positionen von Großen Spekulanten und Commercials per 05.08.25 und seit 2017 Goldmarkt in den USA: CoT-Daten vom Gold-Futures-Handel per 5. August 2025

Gold-Optionshandel

Im Handel mit Gold-Optionen stieg der Open Interest gegenüber der Vorwoche um 5,5 Prozent auf 768.785 Optionen. Dabei stieg das Put/Call-Verhältnis auf 0,603. Das bedeutet, dass auf 100 Put-Optionen zuletzt 166 Call-Optionen kamen – nach 173 in der Vorwoche. Das heißt, der überwiegende Goldpreis-Optimismus in diesem Handelssegment ist gegenüber der Vorwoche gesunken.

Goldpreis-Entwicklung

Der Blick auf den Wochenchart im US-Gold-Futures-Handel veranschaulicht das Chaos kurz vor dem Wochenende. Während der Goldpreis im Wochenverlauf unter den bekannten Schwankungen nach oben tendierte, kam der Kurssprung am Freitag nach Bekanntwerden der Zollmeldung. Innerhalb kurzer Zeit ging es um knapp 60 US-Dollar nach oben auf 3.485 US-Dollar pro Unze (meistgehandelter Kontrakt = Oktober). Nach einem unruhigen Auf und Ab fiel der Goldpreis dann am Freitagabend wieder auf das Ausbruchsniveau zurück. Schlusskurs: 3.429 US-Dollar. Das entsprach zu diesem Zeitpunkt 2.947 Euro. Damit betrug der Abstand zu den Rekordkursen im April/Mai bei nur noch 0,2 Prozent (in USD) bzw. 1,7 Prozent (in EUR).

Goldpreis-Chart der Woche vom 4. August 2025 auf Basis der Gold-Futures in den USA
Goldpreis in US-Dollar, US-Futures (Oktober-Kontrakt), elektronischer Handel, Wochenchart vom 4. August bis 8. August 2025 (Quelle: CME Group).

COMEX-Goldlager

Werfen wir einen Blick auf die Goldlagerbestände an der COMEX per 8. August 2025. Hier nahm das Inventar gegenüber Vorwoche um 130.000 Unzen ab auf 38,58 Millionen Unzen (Vorwoche: +950.000 Unzen).

Dabei sanken die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Gold-Bestände der Kategorie „eligible“ um 380.000 Unzen auf 17,17 Millionen Unzen. Alle Zahlen sind gerundet. Dieses Gold gehört Händlern – nicht den Bullionbanken. Das bedeutet, es kann jederzeit von Kunden abgezogen werden.

Physische Deckung des COMEX-Goldhandels

Bei einem Open Interest von 408.142 Kontrakten handelten Futures-Trader Ende der vergangenen Handelswoche insgesamt 40.814.200 Unzen Gold in Form von Standard-Futures (100 Unzen pro Vertrag). Das heißt, der Gold-Futures-Handel an der COMEX war zuletzt wieder mit hohen 94 Prozent durch Lagerbestände gedeckt (Vorwoche: 88 Prozent). Der Rekordstand betrug am 10. April 2025 ganze 98 Prozent. Damals hatten Händler Zölle auf Goldimporte befürchtet und tonnenweise Gold in die USA eingeführt.

In den vergangenen Jahren war die physische Deckung des US-Gold-Futures-Handels deutlich geringer – teilweise nur 30 Prozent. Vom Börsenbetreiber wird diese Unterdeckung damit gerechtfertigt, dass nur ein Bruchteil der Futures-Verträge tatsächlich physisch abgewickelt wird. Das heißt, am Ende des Kontraktmonats schließen die Parteien ihre Positionen hauptsächlich per Barausgleich. Diesen Anteil kann man ebenfalls einer wöchentlichen Pflichtmitteilung entnehmen.

Auslieferungsanträge

So meldet die Börsenaufsicht CFTC für den laufenden Kontraktmonat August nun 26.615 Anträge auf physische Auslieferung von Gold. Das entspricht einer Menge von etwa 83 Tonnen. Innerhalb einer Woche kamen 6.489 „Delivery Notices“ hinzu. Im Juli waren es lediglich 12.010 Anträge (37 Tonnen). Der bisherige Rekordmonat war der Januar 2025 mit insgesamt 238 Tonnen Gold an abgerufenem Gold (76.567 Anträge).

Goldpreis-Ausblick

Sollte sich die angekündigten Gold-Zölle tatsächlich als böses Missverständnis herausstellen, dann wird dies für kurzfristige Entspannung auf dem Goldmarkt führen. Ob das höhere oder niedrigere Kurse bedeutet, kann man nur schwer vorhersehen. Letztlich wird das zu einer Normalisierung der Lage führen. Das könnte bedeuten, dass der Goldpreis erst einmal sinkt und sich die Seitwärtsbewegung bei Gold fortsetzt – solange bis ein echter Impuls einen klaren Trend für die nächsten Wochen und Monate setzt.

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6 Kommentare

  1. Dann dürfen sich die Shortseller ( Grossbanken) am Montag mit den nun um 100 Dollar teureren Preisen wieder eindecken.
    Nach dem Motto: Teuer gekauft, billig verkauft und am Montag wieder teuer eingekauft um es danach wieder billig zu verkaufen.
    So werden die Banken reich und machen Gewinne.
    Alle Aktien Inhaber sollten es genau so machen, um reich zu werden und für die Altersvorsorge anzusparen.
    Das hilft, ganz bestimmt.
    Deshalb, gaaanz viel Geld bei den Banken lagern. Das brauchen die für solche Aktionen dringend wie einen Bissen Brot.

  2. Die Regierung hat möglicherweise klar gestellt, dass Gold zollfrei bleibt. Aber Donald Trump noch nicht und der hat das letzte Wort, da es seine Party ist und nicht die der Administration. Mal sehen, was er bald auf x sagt.

  3. ich persönlich glaube
    dass dieser „Tarif spuck“ auf gold bald wieder
    aufgehoben wird oder erst garnicht startet
    es wäre ein eigentor für den gesammten sector in der usa

    • @ Auzuschauer
      Möglicherweise nicht. Denn dadurch kommt es zu einer Goldverknappung in den USA und damit zu einer Verteuerung des Metalls, was wiederum die heimischen Minen ( Newmont) und Giessereien unterstützt.
      Zum anderen verschiebt sich das Verältnis zum Dollar und motiviert vielleicht die Notenbank FED die Zinsen doch zu senken.
      Damit hat Trump ein As in der Hand. Entweder ihr senkt die Zinsen oder ich erhöhe die Zölle auf Gold.
      Der Schweiz sagt er, entweder ihr senkt die pharma Preise, oder ich erhöhe euch die Zölle auf Gold.
      Damit profitiert der US Bürger, seine Wähler. Der Goldpreis interessiert die nicht, die Pharmapreise und die Zinsen sehr wohl.
      Ist das nicht interessant, wie sich die gegenseitig suf die Köpfe hauen ?
      Goldbesitzer hierzulande schnallen sich an, setzen den Helm auf und gucken zu.
      Die anderen zittern sich den Hintern weg, vor Angst.

  4. Was mich betrifft, habe ich, da ich mittlerweile mehr als genug für 2 Leben an Gold besitze, weitere Goldkäufe hinten angestellt. Ich habe mich angeschnallt, den Helm auf und gucke entspannt auf das Desaster.
    Dazu habe ich meine Gold Alarm App neu justiert.
    Ich gucke erst auf den Goldpreis wenn, nach oben 4.800 Euro durchbrochen werden ( Verkaufsoption) oder 2.100 Euro nach unten ( Kauf Option).Dann bekomme ich eine Nachricht auf das Iphone.
    Dazwischen ist mir das egal, da kümmere ich mich um schöne Dinge des Lebens.
    Was aber nicht heisst, dass ich nicht weiterhin den GR lese, jedoch meine Kommentare ab jetzt und in der Stunde auf ein Minimum reduziere.
    Also, haltet die Ohren steif, munter bleiben, ich gehe jetzt gleich Tauchen.
    Meine Lieblingsmuräne ( fast 3 Meter lang) wartet am ……Point in 46 Metern Tiefe bei 19 Grad Wassertemperatur und 40 Metern Sicht sicher schon auf meine Kamera.:)

    • @Maruti:
      Wünsche viel Spaß im Leben und immer genug Luft in der Flasche !
      Die 4.800 können wir abwarten, schätze frech 2027.

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