Quantitative Easing führt tendenziell zur Verschärfung der Ungleichheit, da viele Haushalte keine Vermögenswerte wie Aktien oder Gold besitzen.
Von Slimane Himora
Das Gelddrucken ist nun bereits seit mehreren Jahrzehnten fester Bestandteil der Finanzlandschaft. Die quantitativen Lockerungen (quantitative easing, QE), gemeinhin auch als „Druckerpresse“ bezeichnet, waren ein grundlegendes Werkzeug der Zentralbanken, um die Wirtschaft in Krisenzeiten zu stabilisieren. Ihre Auswirkungen auf die ökonomische Ungleichheit führt heute jedoch vermehrt zu Diskussionen. Wir wollen in diesem Beitrag untersuchen, auf welche Weise das Drucken von Geld Wohlstands- und Einkommensgefälle verstärkt und wie man dem begegnen kann.
Wie funktioniert Quantitative Easing (QE)?
Kauft eine Zentralbank finanzielle Vermögenswerte, in erster Linie Staatsanleihen und forderungsbesicherte Wertpapiere, um direkt Geld in die Wirtschaft zu pumpen, wird dies als quantitative Lockerung bezeichnet.
Diese Strategie zielt auf die Senkung der langfristigen Zinssätze, die Stimulierung der Investitionen und des Konsums und damit auf die Unterstützung des Wirtschaftswachstums ab.
Zu den jüngsten Beispielen zählt die Coronakrise von 2020, die die Weltwirtschaft mehrere Monate lang lahmgelegt hat. Um die Wirtschaftsaktivität wieder anzukurbeln, haben die wichtigsten Zentralbanken weltweit den Volkswirtschaften Liquiditätsspritzen verabreicht.
Das Funktionsprinzip ist recht simpel:
- Quantitative Easing (QE) ist eine geldpolitische Maßnahme, bei der die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und das US-Finanzministerium ihre Bilanzen durch Schaffung von Aktiva und Passiva aus dem Nichts ausweiten.
- Das Finanzministerium gibt Anleihen (Treasuries) aus, die es bei den regulären Auktionen verkauft.
- Diese Anleihen werden von den größten Maklern aufgekauft, die dafür Bankreserven nutzen.
- Schließlich kauft die Fed diese Anleihen von den Maklern, indem sie neue Bankreserven schafft, und erhöht auf diese Weise ihre Aktiva (die Staatsanleihen) und ihre Passiva (die Bankreserven).
- Auf diesem Wege gelangt Liquidität ins Finanzsystem, die Zinssätze sinken und die Wirtschaft wird durch Stimulation von Kreditaufnahme und Investitionen angekurbelt.
Nachfolgend eine erklärende Grafik zu diesem Thema:
Die Infografik hilft, die Funktionsweise eines auf den ersten Blick simplen Systems (Druckerpresse) zu verstehen, das in Wirklichkeit jedoch komplexer ist, als die breite Öffentlichkeit im Allgemeinen annimmt.
Unser heutiges Finanzsystem beruht auf Schuldgeld, was den Geldumlauf und die Stimulierung der Investitionstätigkeit sichert, aber für die weniger wohlhabenden sozialen Schichten zahlreiche negative Folgen hat.
Die Auswirkungen der quantitativen Lockerungen auf die Inflation
Die Zunahme der Geldmenge am Markt trägt negativ zum Seltenheitseffekt bei: Je größer die verfügbare Menge einer Sache ist, desto geringer ist ihr Wert. Dieses Gesetz gilt für alle Güter und finanziellen Vermögenswerte, einschließlich der Währungen, deren Angebot seit der Coronakrise 2020 stark zugenommen hat, um zu verhindern, dass die Rezession zu lange andauert.
Während der Gesundheitskrise haben wir erlebt, dass Geldspritzen abrupte Nachfrageschocks auslösen, was logischerweise den unvermeidlichen Anstieg der Inflation nach sich zieht.
Warum verschärft QE bestehende Ungleichheiten?
Das Gelddrucken bleibt unglücklicherweise nicht ohne Folgen. Wenngleich es kurzfristig hilft, die Wirtschaft zu stabilisieren, führt es auch zur Verstärkung der Ungleichheit.
Obwohl das Ziel in der Unterstützung der Realwirtschaft besteht, schlagen sich Liquiditätsspritzen mittels QE nicht notwendigerweise in einem proportionalen Anstieg des Lohnniveaus nieder.
Tatsächlich führt die Inflation der Assetpreise gar nicht direkt zum Anstieg der Löhne, insbesondere nicht bei gering qualifizierten Angestellten.
Die Angestellten der Mittelschicht und der unteren sozialen Schichten erleben infolgedessen möglicherweise, dass ihre reale Kaufkraft stagniert oder abnimmt, während die Inhaber von finanziellen Vermögenswerten wie Aktien oder Gold ihren Wohlstand wachsen sehen. Zwischen März 2020 und Oktober 2021 hat sich der Wert der großen Vermögen in Frankreich um 86 % erhöht. Das entspricht einem Zugewinn von 236 Milliarden Euro und war mehr, als zuvor innerhalb von 10 Jahren angehäuft wurde.
Die wohlhabendsten Haushalte profitieren am stärksten von den Auswirkungen der quantitativen Lockerungen, da sie in größerem Umfang in die Aktienmärkte investiert sind.
Haushalte, die Aktien oder physisches Gold besitzen, können Wertsteigerungen ihrer Aktiva verbuchen, während diejenigen, die hauptsächlich von ihrem Lohneinkommen abhängig sind, nur eine leichte Verbesserung ihrer finanziellen Lage feststellen. Sie sind oft die Leidtragenden der negativen Folgen der quantitativen Lockerungen, insbesondere der steigenden Inflation.
Nach Angaben der Universität von Michigan hat die Zuversicht des oberen Drittels der Verbraucher mit Aktienbesitz seit Juni 2022 um 71 % zugenommen, während sich die Zuversicht der Verbraucher ohne Aktieninvestitionen nur um 11 % erhöht hat.
Schlussfolgerung
Quantitative Easing führt tendenziell zur Verschärfung der Ungleichheit, da viele Haushalte nicht die Möglichkeit haben, von den Kapitaleinnahmen zu profitieren, die an den Finanzmärkten oder dank sich gut entwickelnder Vermögenswerte wie Gold generiert werden.
Die einzige Möglichkeit, dieser Ungleichheit etwas entgegenzusetzen, besteht für Haushalte mit begrenzten finanziellen Mitteln darin, nach und nach ein Vermögen mit Hilfe von Aktien, Anleihen und Edelmetallen aufzubauen. Letztere stellen eine interessante Alternative mit einer besonders guten Wertentwicklung dar.
Die Wohlstands- und Einkommensgefälle werden sich unterdessen weiter verstärken, während die Zentralbanken immer mehr auf das geldpolitische Werkzeug der quantitativen Lockerungen zurückgreifen.
Quelle: GoldBroker.de
Slimane Hirmora ist Geschäftsführer des Unternehmens Himora Finance und unabhängiger Trader, der zwei Jahre lang bei einem Privatfonds beschäftigt war. Experte in im Bereich Makroökonomie und Fundamentalanalyse der Märkte.
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen im Rahmen von Gastbeiträgen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von Goldreporter dar.
Die inflationierten Assets, hier insbesondere Aktien und Immos, können auch deftig abstürzen. Ich lache dann immer, wenn sie verkünden, dass heute Asset-Vermögen im Wert von X Milliarden vernichtet wurden etc. Ne, die Aktien sind immer noch da, das sind immer nur Buchgewinne, Fake-Money. Scheinwohlstand, solange es noch einen nächsten Käufer gibt, der mehr zahlt.
Volle Zustimmung, @Todo. Mich regt es auch etwas auf, wenn stets so ein Müll von X-Mrd.-Vernichtung geschrieben steht. Aber sind halt Journalisten, Presstituierte. Die brauchen Einschaltquote, da sind Fakten nur störend.
@Commander
Ja, das ist lustig.
In der „weissen Rose“ von B Traven stand so ein Satz, als die Aktien ins Bodenlose fielen, durch gezielte Manipulation. ( die gab es schon damals).
Also, einer sagte ob der Verluste:
„Wisst ihr, es ist ja kein Penny vom Erdball gefallen, das ganze Geld ist ja noch da. Ja, aber die Verluste ?
Nein, sagte der Mann, es sind nicht die Verluste, es sind nur die verdammten Preise, welche wir bezahlt haben.
Wobei er sicher meinte, dass das Geld nun eben andere haben, ob der verdammten Preise.
Ein lesenswertes Buch, die weisse Rose , aber auch das Totenschiff vom gleichen Autor.
Für längere Winterabende.
@Commander
Mais oui! Erlauben Sie mir, dass ich den Begriff Presstituierte weiter nutze? Absolut genial!
Dokta
@GoldenEye
Da haben Sie beide sehr recht.
Leider gibt es keine Nachrichtendienste mehr für die Öffentlichkeit, welche Meldungen ungefiltert und unkommentiert im Telegrammstil weitergeben.
Früher war das mal im Nachrichtentreff Caffee in der Königsallee in Düsseldorf möglich.
Die hatten dort einen Fernschreiber laufen und übertrugen diesen auf einen Fernseher. Nahezu alle zugänglichen Agenturen sah man, DPA, die französischen, britischen, Schweizer usw.
Kurze, knappe Meldungen, wie Bombenanschlag auf ein Kaufhaus in Mombasa, mehrere Tote.
Danach erfolgreicher Raketenstart in den USA.
Alles ohne Kommentare oder Erklärungen.
Das wurde abgeschafft mit der Begründung:
„Der Durchschnittsbürger ist zu wenig intelligent, diese Form der Nachrichten zu verarbeiten.“
@Maruti: Genau. Deshalb heist das Format ja auch „nach richten“. Unser geliebter Schreinermeister kennt das „nach – richten“ unter “ Was nicht passt, wird passend gemacht!“.
Die geben das ja sogar mittlerweile zu, dass sie dem Bürger die richtge Haltung „verkaufen“ bzw. diese nachträglich richten.
Allerdings stimmt auch heute noch der Satz bzgl. der Intelligenz der Bürger.
Erfreulich ist aber, dass sich die Klugen auch vermehrt zusammen tun. Auch hier im Forum publizieren diese mit steigender Tendenz. Lesen Sie also nicht nur mit, beteiligen Sie sich gern an Debatten oder fragen Sie die alten Hasen. Wir alle sind die Gegengesellschaft zu denen, die Genachrichtet wurden.
@Commander
Es gibt sehr schöne Do(e)ppelbedeutungen in der dt. Sprache:
nachrichten; befrieden; abmachen; umfahren….
in dieser Reihenfolge.
Liebe Grüße
@Ammit:
Oder: „ent-wickeln“ (sich aus dem System.raus…)
@commander
Es gibt eine einfache Regel:
Wer die Nachrichtenkanäle steuert, steuert das Volk bzw. die Gesellschaft, (da es ja ein Volk oder Völker auf Erden gar nicht mehr gibt)
All das wissen auch Diktatoren und besonders 100% ige solcher unterhalten auch ein Ministerium für Propaganda mit einem Minister.
Ein Riesenglück ist, dass durch das Internet, so man dieses nicht filtert, Zugang zu Nachrichten ausserhalb eines Systems hat. Denn ohne Information ist auch der intelligenteste Mensch letztlich nur ein Dummkopf und System hurra Schreier.
Ich befürchte jedoch, dass man diese Lücke aber bald schliessen wird ( Server schliessen, Filter einbauen, IP Adressen überwachen usw).
All das unter dem Sammelbegriff Volksverhetzung, was alleine schon ein Witz ist, da es ja, wie gesagt, „Völker“ seit hunderten Jahren nicht mehr gibt.
( Ausser meinem Lieblings Völker Elektronik).:)
@Goldeneye+Commander
Großartig, danke !
Jetzt kann ich meine Meinung zu gewissen Publikationen endlich in „Bildungsbürgersprech“ kund tun.
Als kleiner Hinterhofhandwerker sprach ich bisher immer mit Volkesstimme von Regierung-Propagandanut….
Fast schade, daß es viele dieser tollen Zeitungen (die Süddeutsche verliert ca. 6 % der Leser p.a. , obwohl sie mit 1-Euro -Onlineabos um sich wirft) in 10 Jahren nicht mehr geben wird.
Ein echtes Problem: wenn es die SZ nicht mehr gibt: womit lege ich dann die Biotonne aus oder zünde im Winter den Ofen an (die einzig vernünftigen Verwendungszecke für das Zeug) ?
@meister eder,
da gibt es zuhauf alternativen wie:
der standard ( das österreichische gossenblatt für paraintellektuelle), nzz, faz, uvm.
zum heizen, auslegen, a…. abwischen gibt es dergleichen genug anwärter
Hallo Zusammen
Etwas zu Währungs Entwertungen. Der krasseste Fall ist die norwegische Krone.
In den letzten Jahren nur noch abgestürzt, am Schlimmsten gegen den Schweizer Franken.
1 Norwegische Krone = 0.08 Rappen.
Norwegen ist ja keine Bananenrepublik. Sie haben Unmengen Oel und Gas.
Der Absturz gleicht der türkischen Lira.
Nicht zu fassen. Hätten Sie vor 10 Jahren nur Gold gekauft.
Beste Grüsse
Aus der Schweiz