Goldreserven: Wo Staaten ihr Gold lagern – und warum sie es heimholen

Viele Länder haben seit der Finanzkrise Teile ihrer Goldreserven ins Inland verlagert. Sicherheit und Zugriff stehen im Vordergrund.

Wo Staaten ihr Gold lagern

Goldreserven sind für viele Länder die ultimative Absicherung in Krisenzeiten. Doch nicht jedes Gramm liegt im eigenen Tresor. Deutschland, Italien oder die Niederlande lagern große Teile im Ausland – etwa bei der Federal Reserve Bank in New York, der Bank of England in London oder zeitweise bei der Banque de France in Paris. Die Gründe: historische Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg, Kostenersparnis und die Nähe zu internationalen Handelsplätzen.

Goldbarren im Regal eines Zentralbank-Tresors
Mächtige Goldreserven: Goldbarren in einem Regal des Zentralbank-Tresors – Symbolbild für nationale Goldreserven.

Mit rund 6.000 Tonnen ist die Tresoranlage bei der Federal Reserve Bank of New York die weltweit größte Lagerstätte für staatliches Gold.

Welle der Heimholung nach der Finanzkrise

Doch die Krisen 2008/2009 (Weltfinanzkrise) und 2010 (Eurokrise) hat ein Umdenken ausgelöst. Staaten stellten sich die Frage: Nützt Gold als Reserve wirklich, wenn es im Ernstfall nicht greifbar ist? Die Antwort führte zu einer Welle der Heimholungen.

Deutschland

Die Bundesbank kündigte 2013 an, Goldbestände aus New York und Paris zurückzuholen. Bis 2017 wurden rund 300 Tonnen aus den USA und 374 Tonnen aus Frankreich nach Frankfurt verlagert. Heute liegen etwa 50 % der deutschen Goldreserven in Frankfurt, 37 % in New York und 13 % in London.

Niederlande

2014 überraschte die niederländische Zentralbank mit dem Transport von rund 122 Tonnen aus New York nach Amsterdam. Begründung: Im Krisenfall müsse das Gold schnell verfügbar sein.

Österreich, Belgien, Ungarn, Polen

Auch Österreich und Belgien überprüften ihre Lagerstrategie. Besonders aktiv zeigten sich Ungarn und Polen, die ihre Bestände seit 2018 aufstockten und verstärkt ins Inland brachten – ein Signal politischer Eigenständigkeit.

Argumente für Auslands­lagerung von Gold

Trotz der Heimholungstrends bleiben Auslandsplätze relevant. Denn internationale Tresore bieten in der Regel hohe Sicherheit, niedrige Lagerkosten und unmittelbare Handelbarkeit. Gold in London oder New York kann bei Bedarf schneller für Finanzgeschäfte genutzt werden als in einem nationalen Tresor.

Zentralbanken: Politischer Druck und öffentliche Debatte

In Deutschland war es nicht nur eine strategische Entscheidung der Bundesbank. Initiativen wie „Holt unser Gold heim!“ brachten das Thema auf die Agenda. Auch Medien und Bundestagsabgeordnete stellten Fragen zur Transparenz der Lagerung. Die Bundesbank reagierte mit regelmäßigen Berichten und einer vorgezogenen Umsetzung des Rückholplans.

Fall Venezuela: Eigentum ist nicht gleich Verfügungsgewalt

Doch mit der Goldlagerung in anderen Ländern sind mit Risiken verbunden. Ein Lehrbeispiel ist Venezuela. 2018 verweigerte die Bank of England die Herausgabe von venezolanischem Gold, offiziell aus Sorge um die Rechtslage der Regierung. Damit zeigte sich, dass rechtliches Eigentum nicht automatisch faktische Verfügung bedeutet. Für viele Länder war das ein Weckruf: Nur wer Gold tatsächlich im eigenen Tresor hat, kann im Ernstfall darauf zugreifen.

Aktuelle Verteilung der Bundesbank-Goldreserven

  • Frankfurt: ca. 50 %
  • New York (Fed): ca. 37 %
  • London (Bank of England): ca. 13 %
  • Paris: seit 2017 keine Lagerung mehr

Mit 3.350 Tonnen (Stand: August 2025) besitzt Deutschland offiziell die zweitgrößten Goldreserven weltweit nach den Vereinigten Staaten.

Heimholung der Goldreserven als Symbol nationaler Eigenständigkeit

Die Diskussion um Goldreserven ist mehr als eine technische Frage der Lagerung. Sie berührt das Vertrauen in internationale Partner, politische Souveränität und die Frage, wie krisenfest ein Land wirklich aufgestellt ist. Während internationale Handelsplätze Vorteile bieten, steigt der Wunsch nach unmittelbarer Kontrolle. Die Heimholung ist deshalb nicht nur Logistik – sie ist Symbol nationaler Handlungsfähigkeit.

Reportage über den Besuch der Goldreporter-Redaktion in der Federal Reserve Bank of New York

New Yorker Gold Vault: Goldreporter hatte 2014 Gelegenheit den unterirdischen Tresor der Federal Reserve Bank of New York persönlich zu besuchen. Daraus wurde eine spannende Reportage, die im Goldreporter-Shop für 9,95 Euro erhältlich ist: Der Fed-Report. Darin erfahren Sie auch, wie man als Privatperson Teile der Lagerstätte besuchen kann.

Mehr dazu: Goldreserven weltweit – aktuelle Übersicht nach Ländern.

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3 Kommentare

  1. Zu Venezuela:
    Besser wäre gesagt, Eigentum ist nicht gleich Verfügungsgewalt.
    Besitz schon, wie der Name sagt, weil man persönlich mit dem Allerwertesten darauf sitzt und damit hätte auch die USA keine Verfügungsgewalt.
    Ähnliches gilt für Bargeld, wenn man darauf sitzt, hat auch die Bank keine Gewalt mehr.
    Beim Girokonto schon, auch wenn dieses mein Eigentum wäre.

    • @GR
      Ach, das sind nur Wortspielereien von mir, nicht ernst nehmen.
      Letztlich gilt, Gold ist wie eine Waffe oder für Pazifisten, wie die eigene Frau.
      Man gibt es ( sie) nicht aus der Hand.

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