Münze Österreich hat keine Lagerbestände mehr. Die Prägeanstalt (Wiener Philharmoniker) beliefert die Händler derzeit ausschließlich aus der laufenden Tagesproduktion. Dazu wurde die Herstellung auf einen Drei-Schicht-Betrieb hoch gefahren. „Die Lage ist ähnlich wie zum Ende 2008. Der Markt kennt das schon“, sagt Marketing Director Kerry Tattersall gegenüber Goldreporter.de.
Goldmünzen begehrt
Die aktuelle Nachfrageexplosion im deutschen Edelmetallhandel wirkt sich auch direkt im Land der kommenden Fußballweltmeisterschaft aus. In der Rand Refinery, im südafrikanischen Johannesburg, stehen die Telefone nicht still. „Wir verzeichnen außerordentliche Verkäufe an deutsche Kunden“, so Deborah Thomson, Leiterin der Finanzabteilung. Während man in normalen Zeiten durchschnittlich etwa 2.000 Krügerrand-Münzen pro Auftrag abwickle, erhalte man von deutsche Banken und Edelmetallhändlern derzeit Bestellungen über bis zu 30.000 Stück der beliebten Goldanlagemünze.
Ähnliche Situation in den USA: Im Mai, also innerhalb von nur 14 Tagen, wurde laut Angaben der United States Mint annähernd ein Viertel der gesamten bisherigen Jahresmenge abgesetzt. Die Prägeanstalt stellt den American Gold Eagle und der American Gold Buffalo her.
Angebot knapp
Im deutschen Handel bleibt die Lage weiter angespannt. Durch den Engpass bei der Versorgung mit Anlageprodukten und das hohe Käuferaufkommen betragen die Lieferzeiten für Gold- und Silberprodukte zur Kapitalanlage teilweise zwei Wochen und mehr. Alle Edelmetall-Shops haben weiterhin ein stark reduziertes Angebot, viele sind vollkommen ausverkauft.
Hersteller entspannt
Bereits Ende 2008 kam es in Deutschland zu einem Edelmetallengpass. Zahlreiche Silber- und Gold-Anlageprodukte waren mehrere Monate hinweg nicht verfügbar. Seinerzeit trieben die Lehman-Pleite und die Angst vor einem kompletten Kollaps des Finanzsystems die Menschen in Gold und Silber.
Auch damals konnten die Hersteller nicht schnell genug liefern.
Kerry Tattersall von Münze Österreich betont jedoch immer wieder, genau wie die Manager der großen Barrenhersteller Umicore und Heraeus, dass Engpässe bei der Versorgung mit Gold und Silber zur Produktion der Anlageprodukte nicht zu befürchten sind. Tattersall ist vollkommen entspannt, vielleicht liegt es an seinem australischen Gemüt: „Je nach dem wie intensiv der Nachfrage ist, kann es zu kurzen Lieferverzögerungen kommen – aber nichts Dramatisches“.
Deutschland vorn
Das darf sicherlich solange gelten, wie die Kaufpanik auf Europa beschränkt. Aus den USA und Asien meldet Münze Österreich derzeit so gut wie keine Nachfrage nach Gold- und Silber-Philharmonikern. Insbesondere in Deutschland ist die Furcht vor Geldentwertung aber traditionell groß.
In den Quartalen 4/2008 und 1/2009 wurden laut World Gold Council im deutschen Einzelhandel insgesamt rund 130 Tonnen Gold abgesetzt. So viel wie nie zuvor und so viel, wie in keinem anderen Land der Welt. Diese Mengen dürften auch 2010 wieder erreicht werden. Um das ins Verhältnis zu setzen: Die jährliche weltweite Goldproduktionsmenge beträgt rund 2.000 Tonnen.
Indien als das Land mit der größten Schmucknachfrage hält sich aufgrund der Wirtschaftskrise und wegen des als hoch empfundenen Preises seit wenigen Jahren mit den Goldkäufen zurück. Im Jahr 2007 exportierte Indien noch 900 Tonnen Gold. Heute ist es nur noch etwa die Hälfte. Die Nachfragelücke wurde allerdings nahtlos von Investoren geschlossen.
Fazit
Seit dem letzten Goldengpass in Deutschland haben die Hersteller ihre Produktionskapazitäten nicht ausgebaut. Natürlich richtet kein Hersteller die Größe seiner Produktionsanlage an den Nachfragespitzen aus. Als Folge erhalten Anleger aber erneut nicht die Ware, die sie dringend haben möchten. Man will sein Vermögen jetzt gegen die Euro-Krise versichern. Schließlich kann es morgen schon zu spät sein. Und da ist es unerheblich, aus welchem Grund Gold und Silber für Privatinvestoren derzeit nur beschränkt verfügbar ist.