Freitag,06.Dezember 2024
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Zu Tode gespart oder von Schulden überrollt

EZB-Zentrale in Frankfurt
EZB-Zentrale in Frankfurt

Sparen oder Wachstum fördern? Die Ökonomen streiten sich weiter, welche Strategie die Welt aus der Krise führt. Während die europäischen Staaten, allen voran Deutschland, nun neue Schulden ausbremsen wollen, benötigen die europäischen Banken nach wie vor enorme finanzielle Mittel, um zu überleben.

„Es gibt ein ungeheures Volumen an Schuldtiteln, die 2011 und 2012 fällig werden und das wird zum Problem“, sagt Bridget Gandy, Bankenexpertin der Ratingagentur Fitch gegenüber der britischen Tageszeitung Telegraph. Ihren Angaben zufolge müssen europäische Banken bis Ende 2012 fast 2 Billionen Euro an langfristigen Anleihen refinanzieren.

Egal, ob der Markt in einer anhaltenden deflationären Phase höhere Risikoaufschläge fordert oder die Inflation anziehen sollte und Zinserhöhungen erforderlich sind: Für die Institute wird es teuer, möglicherweise zu teuer.

Kleine Banken müssten Refinanzierungsvorhaben verschieben, in der Hoffnung, dass die Spreads zurückgehen, so die Beobachtung von Fitch. Besonders kritisch schätzt man die Situation ein, sollte das weltweite Wachstum ins Stocken geraten und Europa in eine zweite Rezession rutschen.

Ein solches Szenario hält David Owen, Chefökonom der britischen Investmentbank Jefferies International, im zweiten Halbjahr 2010 für möglich. Das größte Problem für den europäischen Anleihenmarkt sei die Tatsache, dass Investoren wenig Vertrauen in die EU-Strategie hätten. Inmitten einer Rezession zwinge man die Staaten, drakonische Sparmaßnahmen einzuleiten. Das sei falsch.

Owens Auffassung: Die Länder benötigten nachhaltiges Wachstum, um sich aus den Klauen der Schulden-Deflations-Falle zu befreien. Dazu sei es erforderlich, dass die EZB eine Strategie der Quantitativen Lockerung betreibe (Aufkauf von Staatsanleihen) und die Währung drastisch abgewertet würde. „Wenn der Euro auf Parität zum Dollar fällt oder wieder zurück bis auf 80 Cents, dann würden wir wieder eine Lösung sehen“, so Owen.

Dieser Auffassung ist offensichtlich auch die Europäische Zentralbank. Um die Zinsen niedrig zu halten und den Finanzmärkten weitere Liquidität einzuflößen, kauft die EZB seit Wochen europäische Staatsanleihen auf. Bislang beträgt das Volumen 47 Milliarden Euro. Alleine 25 Milliarden Euro flossen in griechische Schuldpapiere. „Wir werden weiter Bonds kaufen, bis sich die Situation stabilisiert“, erklärte Jose Manuel Gonzalez-Paramo, Mitglied des Direktoriums der EZB.

Das Ende vom Lied?

Die Märkte befinden sich in einem ungeheuren Dilemma. Die Staaten sparen sich in die erneute Rezession und die Zentralbanken drucken weiter Geld. Unser Geldsystem kann nur mit immer neuen Schulden aufrecht erhalten werden. Aber genau diese werden für die Regierungen zum Problem. Der einzige Ausweg ist eine Neustrukturierung der Schulden und ein fundamentaler Umbau unseres Finanz- und Geldsystems.

An dieser Stelle wurde schon mehrfach darauf hingewiesen. Eine gedeckte Währung fordert von den Staaten Ausgabendisziplin und fördert reales Wachstum. Aber so etwas gibt es bei uns nicht. Das Zinses-Zins -System hat eine begrenzte Haltbarkeitsdauer. Die aufgehäuften Schulden sind irgendwann nicht mehr bezahlbar. Das wird früher oder später zum Kollaps führen.

Und bis es endgültig soweit ist, doktern die Protagonisten weiter an den Symptomen herum. Die Krankheit selbst bekommen sie nicht in den Griff. Aber an den Folgen werden jede Menge Menschen verarmen.

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