Der World Gold Council rechnet auch in diesem Jahr mit einer bedeutenden Angebotslücke auf dem chinesischen Goldmarkt, weil das Land die eigene Nachfrage nicht alleine mit der Inlands-produktion decken kann. In den kommenden Jahren wird China eine noch bedeutendere Rolle auf dem Goldmarkt zugetraut.
Die US-Regierung ist sauer auf China. Seit Jahren wird Peking der Vorwurf gemacht, das Land halte seine Währung künstlich niedrig, um die Preise der eigenen Waren im Ausland attraktiv zu halten und so den Export zu fördern.
Eine schwache Währung verbilligt zwar die Exportpreise, gleichzeitig verteuern sich aber auch die Importe. Und so ist es kein Wunder, dass Gold in China teurer ist als etwa hierzulande.
Am vergangenen Freitag kostete ein Gramm Gold 340 Yuan. In Euro umgerechnet waren dies 37,91 Euro. Hierzulande ist ein Gramm gerade einmal knapp 31 Euro wert. Verarbeitete Ware ist ab etwa 35 Euro zu haben. Der höhere Goldpreis steht der chinesischen Gold-Kauflaune ganz offensichtlich nicht im Wege. Im Land der Mitte ist Urlaubssaison, traditionell die Zeit des größten privaten Goldkonsums. Chinesen sind wie die Inder verrückt nach Goldschmuck.
Albert Cheng, Geschäftsführer des World Gold Council zuständig für den Fernen Osten, rechnet nun mit weiter steigenden Goldabsatzzahlen in China. Er geht davon aus, dass das Inlandsangebot weiter deutlich hinter der Nachfrage zurückbleibt.
Die Angebotslücke betrug im vergangenen Jahr 144 Tonnen. „Die Lücke wird sich ausweiten“, sagt Cheng gegenüber dem Nachrichtendienst Reuters. „Die chinesische Regierung fürchtete früher, es könnten zu große Mengen an Gold per Import ins Land gelangen und so zu einem entsprechenden Dollar-Abfluss führen [und so den Yuan stärken, Anm. d. Red.]. Jetzt ist das egal“, so Cheng weiter.
Die im August von der People’s Bank of China angekündigte Liberalisierung des eigenen Goldmarktes wird seiner Meinung nach zu einer Verstärkung der Angebotslücke im Land beitragen. Diese müsse über Importe ausgeglichen werden.
Die tatsächliche Goldnachfrage Chinas spiegelt sich nach Meinung Chengs derzeit noch gar nicht voll auf dem Weltmarkt wider. Für andere Metallmärkte, zum Beispiel Kupfer, habe Chinas Nachfrage bereits deutlich größere Bedeutung.
Cheng: „China repräsentiert auf dem Goldmarkt noch nicht den gleichen Anteil an der Gesamtnachfrage wie bei Kupfer oder Eisen, weil der Zugang zu Gold zuletzt limitiert war. In den kommenden Jahren werden wir die wirkliche Goldnachfrage Chinas erleben“.