Vor vier Monaten kündigte der Internationale Währungsfonds an, man wolle die 191,3 Tonnen Gold aus dem offiziellen Verkaufsprogramm schrittweise am offenen Markt veräußern. Goldreporter hat nachgerechnet. Die Verkäufe könnten noch für weitere 12 Monate kurzfristig auf den Goldpreis drücken.
Im April hat der Internationale Währungsfonds (IWF) erneut 14,4 Tonnen Gold auf dem offenen Markt verkauft. Im Rahmen eines im vergangenen Jahr angelaufenen Goldverkaufsprogramms wurden vom IWF damit bislang 250,5 Tonnen der insgesamt zur Veräußerung stehenden 403,3 Tonnen abgestoßen.
212 Tonnen Gold nahmen Indien, Mauritius und Sri Lanka im Jahr 2009 ab. Am offenen Markt wurden seit Februar 2010 38,5 Tonnen abgesetzt. Ergebnis: 152,8 Tonnen müssen noch raus.
Wenn man die Absatzzahlen in diesem Jahr betrachtet, dann ergibt sich aus den IWF-Verkäufen daraus folgendes Bild:
Februar: 5,6 Tonnen
März: 18,4 Tonnen
April: 14,4 Tonnen
Durchschnittlich hat der IWF damit monatlich 12,8 Tonnen Gold auf den Markt gebracht.
Im April wurden am London Bullion Market, dem bedeutendsten physischen Goldmarkt, 497,6 Tonnen Gold umgesetzt. Das entspricht einem täglichen Handelsvolumen von durchschnittlich 24,88 Tonnen.
Mit den restlichen Beständen im Umfang von 152,8 Tonnen kann der IWF also noch ein Jahr lang pro Monat 50 Prozent des durchschnittlichen Londoner Tagesumsatzes auf den Markt werfen.
Theoretisch ist es möglich, mit einer solchen Verkaufsmenge kurzfristig deutlichen Druck auf den Goldpreis auszuüben, je nachdem, zu welchem Preis das Gold angeboten wird.
Der IWF hatte Anfang des Jahres erklärt, man wolle das Gold marktschonend veräußern. Als internationaler „Währungshüter“ unter Führung der USA kann der IWF aber ebenso wie die Zentralbanken und Regierungen der Papiergeldnationen kein Interesse an einem hohen Goldpreis haben. Denn dieser fungiert als öffentlichkeitswirksamer Wertmaßstab für die grenzenlos in Umlauf gebrachten Dollars und Euros.
Vor einiger Zeit wurde noch darüber spekuliert, welches Land weitere Teile der IWF-Goldmenge übernehmen könnte. Wir gehen nun davon aus, dass für die restlichen Bestände ohnehin nie zum außerbörslichen Verkauf standen und auch künftig kein Angebot eines größeren Einzelabnehmers vom IWF akzeptiert wird.
Der IWF erhält sich damit weiterhin ausreichend „Munition“, um bei Bedarf gezielt Gold auf den Markt zu werfen. Damit lässt sich ein kontinuierlich steigender Goldpreistrend (Goldhausse) nicht negieren. Es besteht aber durchaus die Möglichkeit, einen allzu schnellen Kursanstieg kurzfristig einzudämmen.
Aber vielleicht liegen wir mit unserer Spekulation auch komplett falsch und die Institution verkauft das Gold tatsächlich ausschließlich „bestens“, um mit den Erlösen finanzschwachen Länder in der Dritten Welt unter die Arme zu greifen.