Der Leiter des staatlich-chinesischen Devisenamtes, Yi Gang, hat sich auf einer Konferenz wohlwollend gegenüber US-Staatsanleihen geäußert und geradezu ablehnend in Bezug auf Gold. Was ist von den aktuellen Aussagen des chinesischen Reserven-Verwalters zu halten?
„Der US-Treasury-Markt ist der weltweit größte Markt für Staatsanleihen. Unsere Fremdwährungsreserven sind riesig, also können sie sich vorstellen, dass der US Treasury Markt ein für uns wichtiger Markt ist“, sagte Yi Gang, Leiter des State Administration of Foreign Exchange (SAFE), in dieser Woche auf einer Pressekonferenz.
Seine Behörde verwaltet die Währungsreserven der chinesischen Zentralbank. Trotz des fallenden Dollars spricht seiner Meinung nach nichts gegen den weiteren Ankauf von amerikanischen Staatspapieren. „Wir sind ein vernünftiger Investor und wir können im Investmentprozess sicherlich eine Win-Win-Situation herstellen“, erzählt Gang recht geheimnisvoll.
Die genaue Zusammensetzung der chinesischen Währungsreserven ist ein Staatsgeheimnis. Ihr Wert ist bekannt: zirka 2,4 Billionen US-Dollar. Mit einer solchen Finanzmacht kann das Land jeden Markt, in den es investiert, ordentlich in Bewegung bringen.
Auf der Konferenz dämpfte Yi Gang Erwartungen, China könnte seine Goldreserven über die aktuellen Bestände hinaus weiter aufstocken. Derzeit besitzt die People‘s Bank of China offiziell 1.054 Tonnen Gold. „Über einen Zeitraum von 30 Jahren gesehen, war Gold kein großartiges Investment“, zitiert der Nachrichtendienst Reuters den Chinesen. Im Falle eines bedeutenden Investments im Goldmarkt, würde China lediglich den Goldpreis nach oben treiben.
„Es ist tatsächlich unmöglich, dass Gold ein bedeutender Investmentbestandteil in Chinas Währungsreserven wird“, so Gang weiter. „Ich habe derzeit 1.000 Tonnen und selbst wenn ich den Bestand verdopple, wären das zu aktuellen Preisen ungefähr 30 Milliarden Dollar“, erklärt er.
Was ist von diesen Äußerungen zu halten?
Gang sagt, Gold sei in den letzten 30 Jahren kein großartiges Investment gewesen. Der Betrachtungszeitraum ist natürlich nicht zufällig gewählt. Denn er reflektiert die Kursentwicklung seit dem Höhepunkt der letzten Goldhausse im Jahr 1980. Seither legte der Goldpreis 29 Prozent zu. US-Staatsanleihen stiegen in diesem Zeitraum allerdings um etwa 1.000 Prozent.
Geht man aber nur 10 Jahre weiter zurück, ins Jahr 1970, dann ergibt sich für Goldinvestoren bis heute ein Kursgewinn von beachtlichen 3.100 Prozent. Und eine Bonitätsgarantie gab es kostenlos dazu.
Der wichtigste Grund für die positive Haltung Chinas gegenüber Dollar-Anleihen und für die zurückhaltende Einschätzung zu Gold, ist aber sicherlich die bekannte Abhängigkeit zwischen China und den USA. Die Vereinigten Staaten benötigen China als Gläubiger mehr denn je. Und China ist bereits so dick in Dollar investiert, dass ein Ausstieg sich als verlustreiche Desinvestition inklusive amerikanischem Staatsbankrott herausstellen könnte.
Chinesen sind Schlitzohren, Meister der Täuschung, die ihr Handwerk bereits in der Schule erlernen. Und das ist durchaus positiv gemeint. Uns würde es deshalb nicht wundern, wenn die chinesischen Goldreserven schon bald wieder deutlich höher stehen. Ganz still und heimlich aufgestockt. Denn über den „Schuldgeld-Wertmesser“ Gold redet man auf Staatsebene nicht gern.
Goldreporter
Immer bestens über Gold- und Silbermarkt informiert: Abonnieren Sie den kostenlosen Goldreporter-Newsletter!