Man kann den Wohlstand einer Gesellschaft nicht dauerhaft durch endloses Gelddrucken aufrechtzuerhalten. Wenn die Blase bald, besitzt man besser Gold.
von Jürgen Fröhlich
Ungedecktes Geld
Seit Geld nicht mehr mit Gold oder anderen realen Werten gedeckt ist, können sich Staaten im Prinzip unendlich hoch verschulden. Von der Defizitfinanzierung haben Regierungen in den vergangenen Jahrzehnten auch reichlich Gebrauch gemacht. So werden Sozialstaat, Wahrversprechen und Wohlstand finanziert. Und nach jeder Krise, die mit neuem Kredit bekämpft werden muss, steigt die Staatsverschuldung weiter an. Die Zentralbanken unterstützen den Staat dabei. Zuletzt griffen die Geldpolitiker so stark in die Märkte ein, dass man im Grunde von monetärer Staatsfinanzierung sprechen muss. Und das fällt eigentlich nicht in das offizielle Mandat von Fed oder EZB.
Wohlstandsgesellschaft
Das große Problem dieser Politik: Kein Staat hat es bislang geschafft, durch permanentes Drucken von neuem Geld dauerhaft Wohlstand zu generieren. Das mag gemäß der Modern Monetary Theory lange Zeit gut gehen. Am Ende erfordern die zunehmende Geldentwertung und das schwindende Vertrauen von Bürgern, Steuerzahlern, Investoren und Anlegern immer wieder in der Geschichte eine Neuordnung des Geldsystems.
Neuordnung des Geldsystems?
In diesem Zusammenhang verweise ich gerne auf einen Vortrag von Robert Vitye, dem Geschäftsführer der Solit Gruppe. Während des Go-for-Gold-Wertekongress im vergangenen September referierte er zum Thema „Am Ende des monetären Zyklus: Wann kommt die Geldreform?“ (Das Video haben wir unten eingebunden).
Was sich anhört, wie ein formaler Prozess, hat schwere Folgen für die Besitzer von Finanzvermögen. Wie auch immer diese Neuordnung bezeichnet wird (Währungsschnitt, Währungsreform, Geldumstellung etc.), am Ende geht es darum, dass sich der Staat zu großen Teilen entschuldet.
Aber in einem rein auf Kredit basierten System, sind die Schulden des einen die Guthaben des anderen. Man spricht auch von Nullsummenspiel. Denn zu jedem Kreditnehmer gehört schließlich ein Kreditgeber.
Schuldendämpfung durch Inflation
Der Staat kann die Schuldenlast auf unterschiedliche Weise reduzieren, insbesondere um Vertrauen zurückzugewinnen und seine Handlungsfähig zu stärken. Zunächst einmal verringert Inflation den realen Wert der Verbindlichkeiten. Inflation erhöht das nominale Wirtschaftswachstum. Der Staat nimmt mehr Steuern ein und kann die bestehenden Schulden damit leichter verkraften. Allerdings verteuern steigende Zinsen auch die Kosten der Staatsfinanzierung.
Hohe Inflation und niedrige Zinsen sind also ein ideales, wenn auch nur künstlich durch die Geldpolitik zu schaffendes, Entschuldungs-Szenario. Denn in einer tatsächlich auch Geldwertstabilität ausgerichteten Geldpolitik müssten die Zentralbanken die Zinsen eigentlich parallel zur Inflation anheben. Sie tun es nicht. Allerdings nimmt der Markt eine solche Entwicklung bereits mit anziehenden effektiven Anleihezinsen schon vorweg.
Schuldenschnitt
Im nächsten Schritt kann der Staat bestehende Schulden einfach streichen lassen oder die Rückzahlung zeitlich in die Zukunft verschieben. So geschah es beispielsweise während der Eurokrise in Griechenland. Gläubiger mussten auf Forderungen gegenüber dem Staat verzichten. Und wenn zu diesen Gläubigern Versicherungen, Rentenfonds oder Banken zählen, dann sind in der Regel auch Bürger betroffen, die Forderungen gegenüber diesen Institutionen aufgebaut haben. Das können Zins- oder Kapitalverluste bei Versicherungen, Renten, Wertpapieren oder gar Bankguthaben sein.
Neues Geld
In einem weiteren Schritt kann der Staat eine komplette Währungsumstellung vornehmen. Vorhandenes Geld wird in neues umgerechnet und bekommt einen frischen, unbelasteten, möglichst vertrauenserweckenden Namen. Wenn die Inflation davor besonders schwer zuschlug und die Zentralbank aus praktischen Gründen bereits mehrfach neue Scheine des alten Geldes mit höheren Nominalen druckte (aktuelles Beispiel: Venezuela), dann werden ein paar Nullen gestrichen. Und diese Währungsumstellung führt immer zu einem Beschnitt des vorhandenen Finanzvermögens.
Leidtragende dieser Politik des scheinbar unendlichen Kredits sind also nicht nur jene, die dem Staat Geld geliehen haben oder Forderungen gegenüber dem Staat verfügen. Jeder der Finanzvermögen besitzt, erleidet beim Wechsel des Geldsystems Verluste. Insbesondere dann, wenn die Staatsquote ausuferte, also der Anteil des Staates am Konsum und an der Gesamtverschuldung.
Hier kommt Gold ins Spiel
Wer in der Vergangenheit physisches Gold oder Silber besaß, konnte das darin gespeicherte Vermögen vor dem staatlichen Raub retten. Auch, wenn man mitunter etwas Geduld mitbringen musste. Denn immer wieder gab es in der Vergangenheit ein privates Goldbesitzverbot. Das war allerdings zu Zeiten, in denen Gold noch offiziell als Währungsanker diente. Es wurde benötigt, um die staatliche Währung zu decken oder um Vertrauen in eine neue Währung aufzubauen. Nach Aufgabe des Goldstandards Anfang der 1970er-Jahre wurde Gold schrittweise demonetarisiert, also seiner offiziellen Geldfunktion beraubt.
Ersatzwährung Gold
Aber Gold war und bleibt im Zuge einer Umstellung des Geldsystems nichts anderes als eine universelle Ersatzwährung. Man kann das Edelmetall später wieder in jede beliebige Währung umtauschen. Anders als etwa Kryptowährungen, die parallel als Fluchtmittel diskutiert werden, hat Gold eine Jahrtausende alte Tradition als stabiler Wertspeicher. Und es handelt sich eben um eine Währung, deren Wert nicht durch beliebige Vermehrung verwässert werden kann oder die bei Stromausfall wertlos wird.
Mit dem Kauf von Gold entzieht man sein Vermögen auch dem Einfluss geldpolitischer Sperenzien und der staatlichen Entschuldungslast. Das ist auch der Grund, warum Gold in privaten Händen von Staat und Zentralbankern nicht gut gelitten ist. Dessen wahrer Wert und dessen monetäre Bedeutung wird verschleiert oder heruntergespielt, ja, manipuliert.
Gold kaufen
Gold kann man aber kaufen wie jedes andere (hochwertige) Konsumprodukt. Der Staat gibt sogar eigene Goldmünzen heraus, die man steuerfrei erwerben kann. Und Geld in Edelmetall zu tauschen, ist nach wie vor in beliebiger Höhe möglich. Vorausgesetzt, das Geld ist ordentlich versteuert und man hält sich an die Vorgaben des Geldwäschegesetzes. Diese Möglichkeit (Gold zu erwerben) nicht zu nutzen, wäre angesichts der geschilderten Zusammenhänge äußerst fahrlässig.
Zwar dienen auch Unternehmensanteile (Aktien) in gewissem Maße als Inflationsschutz. Eine Umstellung des Geldsystems wird sich aber auf die Entwicklung aller Finanzwerte auswirken und dazu gehören eben auch alle Wertpapiere. Auch Unternehmen sind abhängig vom Kredit und das wirtschaftliche Umfeld in einer Währungskrise ist meist nicht sonderlich günstig.
Dies bedeutet natürlich nicht, dass Anleger alles auf Gold und Silber setzen sollten. Welchen Anteil Edelmetalle am Portfolio sinnvoll sind, hängt entscheidend von den individuellen Lebensumständen eines jeden einzelnen ab. Einen Anteil von derzeit bis zu 20 Prozent des liquiden Vermögens in Edelmetall (Münzen, Barren) anzulegen, kann meiner Ansicht nach aber kein Fehler sein. Konkretere Empfehlungen erhalten Sie im Goldreporter-Ratgeber „Altersvorsorge mit Gold“.
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Keine Kommentare? Ist wohl einstimmige Zustimmung zum guten Beitrag =)