Samstag,27.April 2024
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Digitaler Fingerabdruck für Gold: „Mehr Vertrauen und Transparenz“

Mit ZIEMANN VALOR sprach Goldreporter über Pläne einer stärkeren Digitalisierung der Gold-Branche und die Folgen für Anbieter und Anleger.

Physisches Gold

Auch in der eher konservativen Gold-Branche gibt es immer größere Bestrebungen, digitale Technologie in verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette einzusetzen – zum Beispiel Blockchain. Im Goldreporter-Interview erläutern die Geschäftsführer von ZIEMAN VALOR, Markus Osiander und Markus Pieper, welche Pläne es auf diesem Gebiet gibt und welche Vorteile man sich für die Branche und für Anleger verspricht – etwa bei einer „Tokenisierung“ von physischem Gold.

Gold, digital, Blockchain, Goldbarren (Bild: Goldreporter)
Der Idee, physisches Gold mit digitaler Technologie zu verbinden, stößt bei vielen konservativen Edelmetall-Anlegern sicher auf Skepsis. Die aktuellen Pläne der Goldbranche können aber dazu dienen, den Goldhandel langfristig transparenter und sicherer zu machen (Bild: Goldreporter).

Herr Osiander, Herr Pieper, Goldanlage ist Vertrauenssache. Es gibt ein zunehmendes Aufkommen an Fälschungen. Und unter Investoren besteht immer wieder Skepsis darüber, ob institutionell gehaltenes Gold tatsächlich in der gemeldeten Menge und Qualität vorhanden ist. Außerdem wird das Thema Nachhaltigkeit und der ethische Aspekt bei der Goldbeschaffung vorangetrieben, auch von der London Bullion Market Association (LBMA), der sie gerade beigetreten sind. Welche Bedeutung haben diese Entwicklungen für ihre Unternehmensplanung?

Markus Pieper: Alle genannten Entwicklungen werden sich früher oder später auf die Unternehmensplanung auswirken. Für uns ist es wichtig, diese Veränderungen zu erkennen und uns mit den Anforderungen und Erwartungen vertraut zu machen, um darauf zu reagieren. Wie kann man Vertrauen stärken und die Transparenz erhöhen – hier sind wir z.B. in engem Austausch mit anderen Unternehmen und unserem Partner dem Schweizer Technologieanbieter aXedras, die sich auf die die sich auf die Digitalisierung, respektive Etablierung eines digitalen Standards entlang der Wertschöpfungskette von Gold fokussiert haben.

Markus Osiander, Markus Pieper, ZIEMANN VALOR
Markus Osiander und Markus Pieper: Die Geschäftsführer von ZIEMAN VALOR, dem Nürnberger Groß- und Einzelhändler für Edelmetalle und Sorten (Foto: ZIEMANN VALOR).

Letztlich wird hier der Ursprung des Goldes von der Goldmine, über die Raffinerie bis zum Händler dokumentiert. Vielleicht noch nicht heute aber zukünftig wäre das ein Konzept für Minenbetreiber und Produzenten eine höhere Reputation und Wettbewerbsvorteile zu erlangen und sich abzuheben von weniger transparenten Quellen.

Über die Blockchain-Technologie lässt sich der genaue Weg im Detail nachvollziehen. Ziel ist es, dass man einem Goldbarren scannt und dann anhand seines digitalen Fingerabdrucks genau weiß, was er für Material enthält und wo das Gold herkommt.

Zukunft des Gold-Handels

Wie könnten Sie profitieren? Wären Sie damit in der Lage, Gold direkt von den Minen zu beziehen?

MP: Es ist vorstellbar, solche Barren zukünftig zusätzlich zu unserem Angebot an herkömmlichen Goldbarren anzubieten. Natürlich für Anleger, die bereit sind, diesen Mehraufwand auch zu bezahlen.

Wer ist bereit, dafür mehr zu bezahlen?

Markus Osiander: Wir bieten bereits Co2-neutrales Gold von dem Pforzheimer Traditionsunternehmen C.HAFNER an. Allerdings ist die Nachfrage aktuell noch relativ verhalten, leider ist kaum jemand bereit ist, für CO2 neutrales Gold mehr Geld zu zahlen. Also ist die Frage, unter welchen Voraussetzungen solche Produkte tatsächlich gefragt sein könnten.

Banken könnten irgendwann gefordert sein, nur noch solches Gold zu handeln. Etwa, weil nachvollziehbar sein muss, aus welchen Quellen das Gold stammt. Darüber hinaus könnten Raffinieren zusätzlich nachweisen, wie viel Schmelzgold sie bei der Barrenproduktion einer bestimmen Charge hinzufügen. Und als zertifizierter Lagerist wäre in unserem Fall nachzuweisen, dass sich dieses Gold hier bei uns befindet und von uns gehandelt wird. Es geht also um den digitalen Zwilling das Sicherheits-Feature der Blockchain-Technologie, mit der die gesamte Historie mit jedem einzelnen Schritt abgespeichert wird. Und das ist der digitale Fingerabdruck für diesen Barren, den niemand fälschen kann.

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Der Schweizer Technologie-Konzern aXedras ist einer der Anbieter für die digitale Erfassung von Gold hinweg über die gesamte Lieferkette. Die einwandfreie Herkunft des Goldes soll damit zu jedem Zeitpunkt zweifelsfrei nachweisbar sein. Es geht um die Gewährleistung nachhaltiger und konfliktfreier Goldproduktion sowie Sicherheit und Transparenz im Handel mit Gold.

Neue Technologien

Gegenüber Goldanlegern ist dies wäre womöglich schwer zu vermitteln …

MP: Die Akzeptanz neuer Technologien erfordert Zeit und Überzeugungsarbeit. Aber man kann sich da vieles vorstellen. Eine weitere Möglichkeit wäre, diese mit einem digitalen Zertifikat, respektive Token versehenen Barren dauerhaft einzulagern und dann nur noch das Recht darauf zu handeln. Dann muss sich niemand Sorgen um die Sicherheit machen, gleichzeitig ist die Echtheit verifiziert. Natürlich wäre es dann auch möglich, sich den Originalbarren liefern zu lassen. Und das Ganze mal weitergedacht und in den Raum gestellt, wäre das vielleicht eine Lösung für die Widereinführung eines mit Gold gedeckten Geldsystems?

MO: Wir wissen aus Gesprächen mit Marktteilnehmern, dass es seitens der Nationalbanken Überlegungen gibt, in einer Krise verlorengegangenes Vertrauen gegenüber Banken mit tokenisiertem Gold wieder zu stabilisieren.

MP: Wir hatten ja bereits ein ähnliches Thema, mit der Frage nach dem Gold der Bundesbank. Ist es mehrfach verbucht oder überhaupt noch vorhanden? Wenn das in diesem System erfasst ist, weiß Bank B, dass Bank A tatsächlich über das Gold verfügt. In Krisenzeiten gäbe es kein Vertrauensverlust mehr zwischen den Banken, die Liquidität würde erhalten bleiben.

Aktuelle Entwicklungen und Diskussionen

Wie weit sind diese Pläne gediehen?

MO: Derzeit sind noch zwei Anbieter im Rennen, einer davon ist unser Partner aXedras. Auch der World Gold Council und die LBMA sind federführend bei den Verhandlungen dabei. Es ist sicherlich eine Herausforderung, alle in der Kette von diesem System zu überzeugen, ohne dass sofort ein finanzieller Case dahintersteht. Mehr dafür bezahlen will aktuell noch niemand. Die Frage ist aber, wer den ersten Standard setzt. Man muss möglichst viele Beteiligte auf die Plattform bekommen.

Befürchten Sie nicht, dass die Blockchain-Technologie bei eher konservativen Goldanlegern auf wenig Begeisterung stößt?

MP: Im ersten Schritt wird hier sicher zuerst der Bankensektor genau hinschauen. Aber es gab eine Erhebung, dass auch sehr viele Edelmetall-Besitzer eine hohe Affinität zu Kryptowährungen haben. Deshalb gibt es ja z.B. Gedanken, eine Kryptowährung zu gestalten, die auf Gold basiert – als limitierenden Faktor. Das wäre mit einem solchen Instrument auch möglich.

Manchmal kommt es einem vor, dass man mit dem Werkzeugkasten und all den tollen Werkzeugen noch gar nicht abschätzen kann, was man bauen will. Man hat viel Fantasie, weiß aber nicht, was sich davon umsetzen lässt. Nur weil es gute Werkzeuge gibt, ist noch nicht klar, ob das einen Sinn ergibt, was man baut.

LBMA-Mitgliedschaft

Sie sind nun LBMA-Mitglied. Was waren die Motive für den Antrag?

MP: Zum einen um uns auch auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln und zum anderen, um einen direkten Kontakt und Austausch mit den Innovationstreibern zu haben. Um zeigen zu können, dass wir diese Standards mitgestalten und diesen Weg mitgehen wollen. Natürlich wird auch die LBMA zukünftig noch mehr Aufklärungsarbeit leisten – auch über Portale wie das Ihre – um mehr Transparenz zu schaffen.

Wie reagiert Ihre Edelmetall-Kundschaft darauf?

MP: Im Moment sind die Reaktionen sehr verhalten einfach, weil es noch nicht wirklich bekannt ist. Wir sehen es auch eher als ein Gütesiegel. Nicht umsonst fragen eigentlich alle Kunden immer nach Barren die LBMA zertifiziert sind.

Nichtsdestotrotz ist einfach viel Überzeugungsarbeit notwendig, die Bedenken und Berührungsängste der Kunden für so einer neuen Technologie abzubauen. aXedras geht hier den Weg, ausschließlich die Produktdaten und nicht die Eigentümerdaten zu erfassen.

Natürlich hat es in der Vergangenheit Manipulationen gegeben. Und das Misstrauen gegenüber Banken ist bei kritischen Anlegern nach wie vor groß. Allerdings wird dieses Narrativ von Anbietern auch gezielt zum Verkauf eingesetzt …

MP: Das ist richtig, Die Liste der Bank Manipulationen und Strafzahlungen ist lang und hat viel Vertrauen zerstört. Aber man muss ein Produkt nicht ausschließlich über das Motiv der Angst verkaufen, sondern basierend auf einem vernünftigen Sicherheitsdenken. Das ist eben eine Anlagestrategie. Deshalb hat mir auch die TV-Werbung von Ophirum gefallen. Sie hat die Goldanlage in einem positiven Licht darstellt und Gold mit einer positiven Message beworben. Und das ist auch unsere Strategie.

Herr Osiander und Herr Pieper, vielen Dank für das Interview.

Unternehmens-Info: Unter der Marke myVALOR betreibt die ZIEMANN VALOR GmbH ihren Online-Shop für Privatkunden. Das Angebot umfasst ein breites Sortiment an Anlageprodukten aus Gold, Silber und weiteren Edelmetallen. Das Unternehmen gehört zur ZIEMANN GRUPPE, einem der größten Sicherheitsunternehmen in Deutschland. Als Großhändler versorgt der Werte-Spezialist auch Banken und Münzhändler europaweit mit Edelmetallen und Devisen. Außerdem bietet ZIEMANN VALOR professionelle Lagerlösungen für Privat- und Geschäftskunden in unternehmenseigenen Hochsicherheitstresoren an.

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1 Kommentar

  1. Das ist alles sehr interessant, jedoch lasse ich die Hände von etwas, was ich nicht zu 100% verstehe und durchschaue. Bei Gold gilt für mich die Maxime: Keine Experimente.
    Ich will nur sicher sein, reines Gold zum angegeben Gewicht zu erhalte und zu diesem Zweck prüfe ich auch das Gold von renommierten Händlern nach.
    Das tue ich auch bei meinem Rettungsboot und dem Fallschirm.
    Denn es nützt mir nichts, erst im Notfall feststellen zu müssen, dass beides löchrig ist.
    Auch wenn Siegel des Prüfverbandes, LBA oder der SOLAS samt Prüfdatum und Zertifikat draufstehen.
    Dazu ein Beispiel:
    Mein damaliges Auto, 4 Jahre alt, BMW, musste zum TÜV
    Rheinland. Der Prüfer bemängelte etwas Korrosion an einem Kotflügel, die Domlager und die Handbremse.
    Alles wurde repariert und dann bekam ich die Plakette.
    Auf dem Nach Hause Weg fiel mir ein ruckelndes Bremsverhalten auf. Ich kehrte um und man musste zum Entsetzen feststellen, dass der strengste Prüfer dort völlig übersehen hat, dass beide vorderen Bremsscheiben jede in 3 Teile zerbrochen und völlig korrodiert waren.
    Ich bat den Prüfer um ein Gespräch und der sagte mir kühl: „Das konnte man bei der Prüfung nicht sehen, dazu hätte man die Bremsen ausbauen und zerlegen müssen“
    Das so nebenbei, was Zertifikate und Prüfsiegel zu bedeuten haben.

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