Die Finanzmärkte rechnen fest mit einem zweiten Ankaufprogramm für Staatsanleihen in den USA. Nach den Aussagen einiger Mitglieder des Federal Reserve ist “QE2″ aber noch gar nicht sicher.
Am 3. November trifft sich der Offenmarktausschuss des Federal Reserve Systems (FOMC) zu seiner nächsten Sitzung. Dieses Gremium entscheidet über die amerikanische Geldpolitik. An diesem Termin wird darüber entschieden, ob die Fed zur Stützung der Finanzmärkte erneut ein Ankaufprogramm für US-Staatsanleihen auflegt. Sie nennt das Quantitative Easing (Quantitative Lockerung). Weil es die zweite Auflage wäre, spricht die US-Presse von “QE2″.
Die Gelddruckmaschine
Mit dem direkten Kauf von Staatsanleihen beim Emittenten (der US-Regierung) druckt die amerikanischen Notenbank faktisch Geld aus dem Nichts. Diese Maßnahme ist äußerst umstritten und galt auch im Kreise von Zentralbank-Ökonomen als absolutes Ausnahmeinstrument, das man nur für einen sehr begrenzten Zeitraum anwenden dürfe. Denn QE erhöht die Inflationsrisiken erheblich und führt zu einer Störung des Marktes, weil die Anleihenzinsen künstlich niedrig gehalten werden.
QE2 ausgemachte Sache?
In der Finanzwelt gilt QE2 als ausgemachte Sache. Man glaubt, nur noch das Volumen des Programms sei fraglich. Aus diesem Grund stiegen die Aktienmärkte in den vergangenen Tagen stark an und auch die Edelmetallpreise konnten zuletzt von den Aussichten weiter zunehmender Inflationsrisiken profitieren.
Widerstand in den eigenen Reihen
Innerhalb des Federal- Reserve-Verbundes gibt es allerdings starke Kritiker. Richard Fisher, Präsident der Federal Reserve Bank of Dallas, äußerte sich zuletzt über den Goldpreis. Eigentlich ein Kind, über dass man in Fed-Kreisen nicht öffentlich spricht. “Der Anstieg des Goldpreises ist das Ergebnis der Dollar-Entwertung und verbreitet Unbehagen unter den Investoren”, wird Fisher in der US-Presse zitiert. Das darf durchaus als verblümte Kritik an der aktuellen Notenbank-Politik interpretiert werden.
Gemeinsam mit Thomas Hoenig, dem Präsidenten der Federal Reserve Bank of Cansas, und dem Kollegen Charles Plossser aus Philadelphia, zählt Fisher zu den größten Kritikern in den eigenen Reihen des Fed.
Nun mehren sich innerhalb des Systems Stimmen, man solle QE2 nicht schon als ausgemachte Sache ansehen. Fed-Gouverneurin Elizabeth Duke etwa warnt davor, vorschnelle Schlüsse aus den Worten des letzten FOMC-Sitzungsprotokolls zu ziehen.
Fehl-Interpretationen?
Darin hieß es: „Die Mitglieder kommen überein darauf hinzuweisen, dass das Komitee bereit ist, falls erforderlich, zusätzliche Kredite zu gewähren, um die wirtschaftliche Erholung zu stützen und um die Inflation im Laufe der Zeit auf ein Niveau zurückzubringen, dass in Übereinstimmung mit dem Auftrag steht.“ Und: Entsprechende Maßnahmen “könnten schon in Kürze angebracht sein“.
Duke erklärte nun, man solle nicht zu viel in die Aussagen von Fed-Notenbankern hinein interpretieren. Man diskutiere derzeit noch viel. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht getroffen. Das bestätigt auch Richard Fisher. QE2 sei noch keine beschlossene Sache. “Das Ergebnis der nächsten Sitzung steht noch nicht fest”, so Fischer gegenüber der New York Times.
Kritik an QE2
Kritisch ist auch Narayana Kocherlakota, Präsident der Federal Reserve Bank von Minneapolis. Seiner Einschätzung nach würden die Anleihenkäufe der Fed kaum Wirkung zeigen. Die Situation an den Finanzmärkten habe sich innerhalb der vergangenen 12 Monate deutlich verbessert. Die Spreads seihen gesunken. Er erwartet, dass sich die Zinssätze mit einem möglichen QE2 nicht mehr im gleichen Maße senken ließen wie im Rahmen des Erstprogramms.
Man darf also gespannt sein, mit welcher Entscheidung Fed-Präsident am 4. November vor die Mikrofone tritt. Eine Überraschung ist nicht ausgeschlossen. Wirklich daran glauben, mögen wir jedoch nicht.