Freitag,26.April 2024
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Gold als Geldanlage: Keine Angst vor hohen Zinsen!

Während der letzten Hochinflationsphase erhöhten die USA den Leitzins bis auf knapp 20 Prozent und stoppten damit die damalige Gold-Rally. Heute ist alles anders.

Gold, Goldpreis, Goldreporter, Jürgen Fröhlich, Kolumne

Von Jürgen Fröhlich

Crashmodus

Diesmal ist alles anders. Diese Feststellung gilt eigentlich als eine der teuersten Aussagen im Börsengeschäft. Vor allem in Boom-Phasen scheint es so, als müssten die Regeln von niedrigem KGV und angemessener Unternehmensbewertung neu geschrieben werden. Am Ende kommt es dann doch zum Crash. Und eine solche Entwicklung sehen wir im Salami-Modus seit Wochen in an den Aktienmärkten und zuletzt auch bei den Kryptowährungen.

An der Börse kehrt nach Jahren großer Euphorie Bärenstimmung ein. Dabei ist nun eine geringere Bewertung bei Aktien scheinbar genauso irrelevant, wie die Kursübertreibungen der vergangenen Jahre, insbesondere im Tech-Sektor. Allerdings basieren diese Bewertungen auf Gewinnen der Vergangenheit. Über die künftige Wirtschaftsentwicklung gibt es große Unsicherheit. Wie auch immer: In der Übertreibungsphase wurde alles gekauft, was steigt. Heute ist es umgekehrt.

Diesmal doch alles anders

Und die Lage ist wirklich kompliziert. Stark steigende Inflation oder höhere Inflationsraten über längere Zeit wären wohl weniger problematisch, wenn sich die Welt seit der Ölkrise in den 70er-Jahren nicht fundamental verändert hätte. Auch damals schnellten die Verbraucherpreise steil nach oben. In den USA erreichte die offizielle Inflationsrate bis 1980 fast 15 Prozent. Der Goldpreis stieg auf Rekordhoch.

Aber dann erhöhte die US-Notenbank unter Fed-Präsident Paul Volcker rigoros die Zinsen – bis auf 18,9 Prozent im Dezember 1980. In diesem Zuge kam der Goldpreis schließlich stark unter die Räder. Vom Kurshoch bei 850 US-Dollar im Januar 1980 korrigierte Gold bis September 2000 um 69 Prozent auf gerade mal noch 263 US-Dollar pro Unze. An den Aktienmärkten herrschte aber Anfang der 80er genauso trübe Stimmung. Die Wirtschaft rutschte zunächst in eine tiefe Rezession.

USA, Schulden, Quote
Staatschuldenquote der USA seit 1965: Zinserhöhungen haben heute einen deutlich größeren negativen Effekt auf die Kosten der Staatsfinanzierung (Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis).

Allerdings war damals die weltweite Schuldenlast der Staaten bemessen am Wirtschaftswachstum verschwindend gering. Ende 1980 lag die US-Schuldenquote bei gerade einmal 31 Prozent des BIP. Heute sind es mehr als 120 Prozent (siehe Grafik oben). Doch alles anders diesmal?

Euro(zone) in Gefahr

Vor allem der Blick auf die Eurozone verheißt nichts Gutes. Starke Zinserhöhungen würden die Staatshaushalte der Eurozone extrem belasten und mit großer Wahrscheinlichkeit eine neue Schuldenkrise heraufbeschwören. Hinzu kommt ein nach wie ungelöstes Problem: die große Divergenz der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in den Ländern der Eurozone. Und damit gerät die Europäische Zentralbank enorm in Bedrängnis. Wie ernst die Lage ist, zeigt die anberaumte Notfallsitzung in dieser Woche.

Gold-Perspektive

Gold, in Form von Barren und Münzen, schützt vor finanzieller Repression und den Folgen eines fehlgeleiteten Geld- und Finanzsystems. Dies verdeutlicht letztlich auch die Kursentwicklung in diesem Jahr. Schwäche Währung, starkes Gold. Besser: Die staatliche Währung wertet in den vergangenen Jahren gegenüber dem Gold drastisch ab (siehe Grafik unten).

Gold, Goldpreis, Euro, Abwertung
Euro in Gold gemessen: Die Gemeinschaftswährung wertete seit ihrer Einführung im Jahr 1999 drastisch ab, um zuletzt rund 83 Prozent auf 0,0006 Unzen pro Euro.

Wenn man aus der Goldpreis-Perspektive die möglichen Folgen einer Interventionspolitik der Zentralbanken gegen die Inflation betrachtet, dann muss man folgendes beachten: In der letzten Hochzinsphase hob die Fed die Zinsen zwar sehr stark an. Aber ab 1981 notierten die Zinsen gleichzeitig höher als die Inflationsraten. Das heißt, der Realzins war positiv – und das ist aufgrund des gewichtigen Zinsnachteils negativ für Gold. Man beachte, dass der Realzins (erst) nach der Jahrtausendwende wieder unter null rutschte (siehe Grafik unten). Und das war auch der Beginn der nächsten Gold-Hausse, die praktisch bis heute anhält.

USA, Leitzins, Inflation, Vergleich
US-Leitzins und US-Inflationsrate im Zeitraum von 1955 bis 2021: Anfang der 1980er-Jahre hob die Fed den US-Leitzins drastisch an, um die Inflation zu bekämpfen. Damals lagen die Zinsen kontinuierlich über der Inflationsrate, es ergab sich also ein positiver Realzins.

Goldpreis und Realzins

Die Zusammenhänge zwischen Goldpreis und Realzins habe ich bereits Ende März in einer Kolumne thematisiert. Wenn man diese Zusammenhänge betrachtet, dann müssen sich Goldanleger zunächst keine Sorgen über eine ähnliche Entwicklung machen wie in der Goldhausse von 1981 bis 2000. Man stelle sich vor, die Fed würde den US-Leitzins über das aktuelle Inflations-Niveau anheben – also auf mehr als 8,6 Prozent. Das wäre zerstörerisch für die US-Wirtschaft und damit letztlich auch für den Rest der globalen Wirtschaftswelt.

Und es gibt einen guten Grund, zur Einschätzung der Werthaltigkeit des Goldes nicht zu sehr auf seinen Kurs zu schielen. Der Kurs wird an der Börse gemacht. Und in einer möglichen Liquiditätskrise werden alle Assets verkauft. Dieses Szenario brachte den Goldpreis schon einmal einige Wochen unter Druck, nämlich nach der Lehman-Pleite im Jahr 2008. Allerdings folgte darauf eine umso stärkere Gold-Hausse.

Gold als Fluchtwährung

Goldverbot, Tipps
Kann der Staat ein Goldverbot verhängen, um Fluchtwährungen auszuschalten? Mit diesem Thema beschäftigt sich der Spezial-Report „Notfallplan für Goldanleger“.

Physisches Gold wird seine Eigenschaft als sicherer Hafen und als realer Vermögenswert ohne Gegenparteirisiko über kurz oder lang ausspielen. Einfach deshalb, weil unserer seit 1971 goldbefreites Geld- und Finanzsystem einer kontinuierlichen Schuldenexpansion ausgeliefert ist. Dass man Wohlstand nicht dauerhaft durch Gelddrucken erzeugen kann, dürfte uns die Geschichte mittlerweile gelehrt haben.

Der Schnitt der Finanzvermögen wird kommen – auf die ein oder andere Art. Was bleibt dann noch? Dreimal dürfen Sie raten! Ein Vermögenswert, der nie Pleite gehen kann und Vermögen vieler Generationen noch über jede Währungs- und Finanzsystem-Reform gerettet hat. Gold!

Und doch besteht eine Gefahr für Goldpreis-Spekulanten. Der einstige Fed-Präsident Paul Volcker erklärte nach seiner Amtszeit (1979 bis 1987): „Es war wahrscheinlich ein Fehler, den Goldpreis zu stark ansteigen zu lassen“. Das heißt: Wenn es hart auf hart kommt, wird man auf geldpolitischer Seite versuchen, Fluchtwährungen zumindest vorübergehend auszuschalten. Mit diesem Szenario haben wir uns ausführlich im Goldreporter-Ratgeber „Notfallplan für Goldanleger“ beschäftigt.

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14 Kommentare

    • @bauernbua
      Das sind eben die bezahlten Medien. Doch diesen Quatsch nimmt keiner mehr ernst. Wenn ich meine Putzfrau darauf anspreche, ernte ich nur Lächeln und, ach, Sie, wieder.
      Langsam müssen auch diese Medien erkennen, dass Russland den Krieg gewinnen wird und die Wirtschaft samt Rubel an Fahrt gewinnt.
      Wie man das wohl den Lesern beibringen wird, wird echt lustig.Besonders, wenn Putin über das Baltikum dann an die deutsche Tür klopft.
      Da steht: „Bitte ohne klopfen eintreten“
      Er wird es wörtlich nehmen und die Tür eintreten. :)

      • @Maruti

        Einige Reisebüros werben [ mit schönen Bildern vom Kaukasus;
        Anm. der Touristik-Red. ] bereits mit dem Slogan:
        „Rußland – besuchen Sie uns, bevor wir zu Ihnen kommen“

        ᕙ(⇀‸↼‶)ᕗ ✌ ❤ ✌

  1. „Das heißt: Wenn es hart auf hart kommt, wird man auf geldpolitischer Seite versuchen, Fluchtwährungen zumindest vorübergehend auszuschalten.“

    Wie soll das funktionieren ? Dazu müsste die ganze Welt mitspielen aber spätestens seit dem Ukrainekonflikt wissen wir das es nicht so ist wie man bei den Sanktionen sehr gut beobachten kann . in den 80-90er hätte das geklappt als die USA noch die Welt dominiert hat aber das ist Gott sei dank endlich vorbei .

  2. . . . eine Leit-Zinsanhebung auf 8,6% würde (bei einem US-Schuldenberg von
    30,517 Billionen US-Dollar) eine Schuld-Zinszahlung von ca. 2,62 Billionen
    US-Dollar im Jahr
    ( bzw. 219 Milliarden US-Dollar/Monat ) bedeuten – und
    das bei einem US-BIP von 22,9 Billionen $ im Jahr 2021.

    Die Schuldzins-Zahlungen hätten also mehr das 3-fache Volumen des
    US-Verteidigungshaushaltes . . .
    [ 4-get it . . .].

  3. GR
    Ich glaube nicht, das nachdem was heute von dieser „Notfallsitzung“ zu lesen ist, das es tatsächlich die Sitzung in einem Notfall war. Man könnte es vielleicht auch als weiter wie bisher verstehen.
    Siehe Dax; aus dem Tal der Tränen um 2% im Plus.

    • Vermutlich brauchts bald eine neue Notfallsizung. Die Dax Aktien heute
      schon wieder im freien Fall.

      • @Goldhase
        Man zockt Einsteiger und Schnäppchen Jäger ab.
        Das waren einschliesslich Fronleichnam alles Bullenfallen, wie im Lehrbuch.
        Wer drauf reinfiel, darf sich über sein Depot nun freuen und sagen, hätte ich lieber in türkische Lira oder Rubel investiert.
        Übrigens, der Bitcoin hat mittlerweile sogar den Simbawe Dollar übertroffen.
        Ob man jetzt noch schnell aus dem Bitcoin aussteigen soll ?
        Ne, keinesfalls. Warten bis der bei 5 Dollar steht und dann aufstocken. Denn, ein Bitcoin ist und bleibt ein Bitcoin.

        • @Maruti der Bitcoin ist, wie Gold, nicht unlimitiert vermehrbar. Was man ja vom Fiatmoney nicht sagen kann.

          • @Odin
            Der Euro geht step by step in die Parität zum Dollar.
            Heute unter 1,04. Das ist fair. Sind beide nichts wert.

          • @odin
            Der Bitcoin bringt keine Zinsen und vermehren kann man ihn auch. Man braucht nur den Algorithmus etwas ändern. Und Bitcoin findet man überall in Massen. In Tunnel, in Zügen und in Ruanda sollen Billionen von Bitcoins auf Servern rumliegen.:)
            Der Bitcoin hätte auf eine Bezahlfunktion und Börsengänge verzichten sollen, so aber ist er im Fokus von Notenbänkern und Shortsellern.
            Wäre er ein Tauschmittel geblieben und kein Geld, wäre er jetzt bei 100.000 Dollar.
            Aber vielleicht wird es ja wieder.
            Fiatmoney kann man zwar vermehren, aber man kann es auch entziehen. Durch Zinsen etwa.

          • Bitcoin wie Gold ? Ist es NICHT Gold ist PHYSISCH brauche also kein Strom,Internet und Computer um es zu handeln das ist schonmal ein wesentlicher Unterschied . Außerdem hat Gold sich schon über die Jahrtausende bewährt und ist in allen regionen der Welt begehrt .

            Nur weil Bitcoin limitiert ist heißt das noch lange nicht das es einen Wert hat in meinen Augen ist es vollkommen wertlos . Hab von anfang an gesagt das die Kryptos für mich ein Sammelbecken für das Fluchtkapital ist um es im Finanzsystem zuhalten . Nur mit physischem Gold und auch Silber ist man Unabhängig vom Finanzsystem .

  4. Die SNB hebt den Zins mit 0.5% an und macht Nägel mit Köpfen. Trotz moderater Inflation in der Schweiz.
    Damit ist der Kurs fast 1:1 und Gold für Schweizer günstig.

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