In einer aktuellen Umfrage in der Türkei antworteten 42,9 Prozent der Probanden mit „Gold“ auf die Frage nach dem ihrer Ansicht nach besten Investment. Kryptowährungen und Aktien fielen durch.
Gold in der Türkei
In der Türkei hat Gold einen hohen Stellenwert. Das ist im Grunde nichts Neues. Das Land gehört zu den Regionen mit der weltweit höchsten Goldnachfrage. Es gibt eine bedeutende Schmuckindustrie. Die Türkei ist zudem ein wichtiges Handelsdrehkreuz zwischen Europa und Vorderasien. Aber vor allen Dingen ist Gold in dem Land mit traditionell hoher Inflation ein begehrtes Anlagegut.
Goldumfrage
Dies belegt eine aktuelle Umfrage von Areda Survey nun mit Zahlen. Demnach wird Gold mit großem Abstand als das beste Investment angesehen. 42,9 Prozent der Befragten nannten zuerst das Edelmetall. Immobilien landete mit 27,4 Prozent Zustimmung auf dem zweiten Rang. An dritter Stelle folgten Devisen mit 23,7 Prozent. Sparguthaben mit 3,1 Prozent, Kryptowährungen mit 1,9 Prozent und Aktien mit nur 1 Prozent erhielten die geringste Wertschätzung.
Die Umfrage wurde kaut einem Bereich der türkischen Tageszeitung Hürriyet im vergangenen Mai durchgeführt, wobei der April in dieser Frage sogar noch bessere Ergebnis für das Gold-Investment brachte. Denn einen Monat zuvor lag die Zustimmung für das Edelmetall mit 57,4 Prozent noch viel eindeutiger auf Platz eins.
Hohe Inflation, schwache Lira
Die offizielle Inflation in der Türkei stieg in den vergangenen Monaten rasant an, auch zuletzt 69,97 Prozent. Innerhalb eines Jahres hat die Türkische Lira gegenüber dem US-Dollar um fast 50 Prozent abgewertet. Währenddessen sind auch die türkischen Goldimporte in den vergangenen Monat dramatisch eingebrochen.
Deutschland im Vergleich
Zum Vergleich: In Deutschland erhält Gold in Umfragen zwar regelmäßig ebenfalls gute Noten von Anlegern. Je nach Marktlage wurden Aktien aber in den vergangenen Jahren immer wieder gegenüber dem Edelmetall präferiert. Das zumindest war das Ergebnis der jährlich von Pro Aurum in Auftrag gegebenen Studie, die im kommenden Juni wohl erneut durchgeführt wird. Im letzten Jahr hielten 32 Prozent der Befragten Aktien als die gewinnträchtigste Anlageform. Gold folgte mit 23 Prozent der Nennungen auf Platz zwei (siehe: Anleger-Umfrage: Gold verliert scheinbar an Gunst).
Die Goldaffinität der Türken ist legendär – auf allen Ebenen. Während der türkische Staat auf Geheiß von Erdogan eine irrlichternde Zinspolitik fährt, um die flottierende Inflation in den Griff zu bekommen, scheinen die besonnenen Kräfte in der Administration beharrlich die Goldbestände auszubauen. Laut World Gold Council legten die Reserven im ersten Quartal immerhin um 37 auf mehr als 430 Tonnen zu – auch wenn im April dann ein Einbruch der Einfuhren um 69 Prozent zu beklagen war [der ‚rasende‘ Goldreporter berichtete].
https://www.faz.net/aktuell/finanzen/gold-ukraine-krieg-treibt-nachfrage-in-die-hoehe-17987752.html
Und da die ‚Otto Normalverbraucher‘ in der Türkei [hier gerne Ahmet, Mehmet, Hasan, Hüseyin, Ayse, Fatma und Hatice genannt] traditionell goldverrückt sind, versucht die Türkiye Cumhuriyet Merkez Bankası immer mal wieder an das Güldene unter deren Kopfkissen heran zu kommen – die Bevölkerung als letztes Aufgebot gegen die Inflation.
Nachdem bloße Appelle der türkischen Regierung um Staatspräsiden Recep Tayyip Erdoğan zum Eintausch der privaten Devisen-Rücklagen der Bevölkerung in Lira nur mäßige Erfolge zeigten, sollen es nun rigide Programme richten: Privatleute sollen mit „patriotischen“ Aufrufen ermutigt werden, ihre Goldbestände in Lira umzurubeln.
Privathaushalte in der Türkei sollen roundabout 5.000 Tonnen Schmuck, Münzen und Barren im Wert von 250 bis 350 Milliarden Dollar horten. Etwa zehn Prozent davon sollen nunmehr endlich eingesammelt werden. Zitat: „Sollten die Türken dem Aufruf nicht in genügender Form folgen, könnte das Verbot von privatem Gold-Besitz folgen.“
https://www.deraktionaer.de/artikel/maerkte-forex-zinsen/waehrungskrise-in-der-tuerkei-wird-privater-goldschmuck-eingeschmolzen-20245546.html
ich war vor ca. 35 Jahren zu einer türkischen Hochzeit eingeladen und erstaunt wieviel Goldschmuck die Braut erhielt. Damals war ich leider noch systemgläubig und investierte in Bausparer und Lebensversicherungen. Fakt ist, dass unsere weiche Gemeinschaftswährung seit ihrer Einführung 80% und der Dollar 98% seit 1971 (Aufgabe Bretton Woodsystem) an Kaufkraft verloren hat.