Die Gold-Käufe der „Großen Spekulanten“ an der US-Warenterminbörse COMEX sind vergangene Woche netto um 40 Prozent angestiegen. Der Goldpreis stabilisierte sich.
Goldpreis stabilisiert sich
In den vergangenen Handelstagen hat sich der Goldpreis erneut stabilisiert. Während Gold in der Vorwoche noch kurzzeitig unter die Marke von 1.800 US-Dollar rutschte, etablierte sich das Edelmetall nun deutlich über dieser Schwelle. Positiv ist auch die Tatsache, dass die Verfallstermine am letzten Dienstag und Mittwoch dem Goldpreis keinen zusätzlichen Schaden mehr zugefügt haben.
Wir betrachten die jüngsten Handelsdaten auf dem für die Kursentwicklung stets wichtigen US-Terminmarkt. Im wöchentlichen Commitment-of-Traders-Report (kurz: CoT-Report) der Aufsichtsbehörde CFTC gab es per 24. Mai 2022 folgende Veränderungen in den Futures-Positionen der größten Händlergruppen.
CoT-Daten
Die Netto-Short-Position der „Commercials“ stieg gegenüber Vorwoche um 2,45 Prozent auf 211.947 Kontrakte. Das heißt, auf diese Händlergruppe entfielen unter dem Strich Terminverkäufe von 659 Tonnen Gold. Insbesondere die eigentlichen Goldverwender (Kategorie „Prod/Merch/Proc/User“) erhöhten ihre Short-Positionen deutlich. Sie verkaufen also vermehrt zukünftige Ware zum aktuellen Preis.
Auf der Gegenseite stieg die Netto-Long-Position der „Großen Spekulanten“ um 4,8 Prozent auf 183.813 Kontrakte, was Terminkäufen von umgerechnet 571 Tonnen entspricht. Und hier war die Untergruppe des „Managed Money“ (Hedgefonds, Investmentgesellschaften) vergangene Woche besonders aktiv. Denn deren Netto-Käufe nahmen um 40 Prozent zu auf 61.057 Kontrakte. Ein Kontrakt (Futures-Vertrag) umfasst jeweils 100 Unzen Gold.
Open Interest
Der Open Interest, also die Summe aller laufenden Gold-Futures-Verträge, sank per vergangenem Dienstag noch einmal um 4,6 Prozent auf 530.098 Kontrakte. Und bis zum gestrigen Freitag ging es noch einmal um 1,5 Prozent nach unten auf 522.138 Kontrakte.
Goldpreis-Entwicklung
Der Goldpreis ging vergangene Woche mit 1.857 US-Dollar aus dem US-Futures-Handel (meist gehandelter Kontrakt = August-Lieferung). Das heißt, gegenüber Vorwoche stieg Gold um 0,65 Prozent. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Am Freitag fiel ein US-Inflations-Indikator weniger heiß aus, als erwartet. In diesem Zuge ging es an den Aktienmärkten deutlich nach oben. Dennoch hielt der Goldpreis seine Tagesgewinne.
Aber wie schon in der vergangenen Woche ist ein steigender Goldpreis bei parallel sinkendem Open Interest kein sonderlich bullisches Signal. Denn das heißt, dass zuletzt erneut viele Kontrakte bei steigenden Kursen aufgelöst wurden.
COMEX-Gold-Lager
Unterdessen nahmen die Goldbestände in den COMEX-Tresoren vergangene Woche zum dritten Mal in Folge ab. Denn per 26. Mai 2022 summierten diese sich auf 35,52 Millionen Unzen. Damit wanderten rund 80.000 Unzen ab. Dabei gingen die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Bestände der Kategorie „eligible“ um 250.000 Unzen zurück auf 17,39 Millionen Unzen.
Zusatzinformation: Bei einem Open Interest von 522.138 Kontrakten wurden am Ende der Woche insgesamt 52.213.800 Unzen gehandelt. Das heißt, der Gold-Futures-Handel an der COMEX war offiziell zu 68 Prozent physisch mit Lagerbeständen gedeckt.
Lieferanträge
Diese Unterdeckung wird vom Börsen-Betreiber damit gerechtfertigt, dass nur ein Bruchteil der Futures-Verträge tatsächlich physisch abgewickelt werden. Das heißt, am Ende des Kontrakt-Monats werden die meisten Kaufpositionen per Barausgleich bedient. Wie hoch der Anteil ist, kann man ebenfalls aus einer wöchentlichen Pflichtmitteilung ersehen.
So lagen für den abgelaufenen Kontrakt-Monat am Ende 6.466 Anträge auf physische Gold-Lieferung vor. Das heißt, vergangene Woche kamen noch 458 hinzu. Für eine Lieferung Ende Juni liegen aber bereits 4.085 Anträge vor. Zum Vergleich: Im bisherigen Rekordmonat Juni 2020 wurden insgesamt 55.102 Anträge auf physische Gold-Lieferung eingereicht.
Eine hohe Anzahl an Auslieferungsanträge kann man als erhöhtes Misstrauen gegenüber „Papier-Gold“ interpretieren.