Sonntag,08.Dezember 2024
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Gold kaufen: „Ein Philharmoniker ist fast nicht zu fälschen“

Mit dem Wiener Philharmoniker stellt die Münze Österreich eine der weltweit bedeutendsten Anlagemünzen her. Goldreporter war im März zu Besuch bei der Wiener Prägestätte. Jürgen Fröhlich unterhielt sich mit Unternehmenssprecherin Andrea Lang über die Arbeit und Produktpolitik der Münze Österreich, über den Markt für Anlagemünzen und die Problematik gefälschter Münzen und Barren. 

Wiener Gold Philharmoniker: Millionenwert in Tubes in der Versandabteilung der Münze Österreich (Foto: Goldreporter)

„Die Gold-Nachfrage war exorbitant“

Frau Lang, wie haben Sie auf die große Nachfrage nach Münzen und Barren im vergangenen Jahr reagiert?

Auch wir haben versucht, möglichst viel zu produzieren. Mit zusätzlichem Personal wurde im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet, praktisch rund um die Uhr. Das machen wir immer noch in der Schmelze. Allerdings ist es uns im vierten Quartal 2022 nicht mehr gelungen, den großen Bedarf zu decken. Die Nachfrage war exorbitant. Bestimmte Produkte konnten wir über Monate gar nicht mehr anbieten, etwa Platin-Unzen oder Dukaten – ein sehr beliebtes Anlageprodukt in Österreich, aber auch im Süden von Europa.

Andrea Lang, Münze Österreich
Andrea Lang, Director Marketing/Sales und Unternehmenssprecherin der Münze Österreich (Foto: Münze Östereich)

Wie ist die aktuelle Situation? [am 1. März 2023]

Wir haben derzeit immer noch eine sehr gute Auslastung. Der Umsatz im vergangenen Februar lag auf der Höhe des Februars der drei Jahre 2018, 2019 und 2020 zusammen. Wir sind also immer noch auf einem sehr hohen Niveau unterwegs. Auch wenn wir zuletzt schon einen spürbaren Rückgang des Marktes erlebt haben. Aus unserer Sicht besonders deshalb, weil der Goldpreis im Januar extrem hochstand. Der Markt hat sich kurzfristig sogar ein bisschen gedreht, von einem Käufer- zu einem Verkäufer-Markt. Denn jeder der in den vergangenen Jahren in Gold investiert hat, konnte im Prinzip einen wunderbaren Gewinn mitnehmen.

Glauben Sie, dass die zuletzt deutlich gestiegenen Zinsen ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Goldnachfrage haben?

Das ist debattierbar. Wir haben in Österreich immer noch eine Inflationsrate von 11,2 Prozent [Anm. d. Red.: Im April noch 9,8 %]. Selbst wenn ich mich mit der Geldanlage bei einer Bank auf drei Jahr binde, komme ich nicht einmal auf 2 bis 3 Prozent. Ja, da tut sich bei den Zinsen etwas. Aber es ist das Ergebnis geldpolitischer Erwägungen der Europäischen Zentralbank. Beim Endkonsumenten ist der Vorteil aber noch lange nicht angekommen.

Goldmünzen, Philharmoniker, Münze Österreich (Foto: Goldreporter)
Endkontrolle vor dem Versand an Händler: Jedes Röhrchen (Tube) enthält 25 Unzen der Goldmünze Wiener Philharmoniker. Welcher Goldwert liegt hier auf dem Tisch? Rechnen Sie doch selbst einmal nach! (Foto: Goldreporter).

„Wir können bestimmte Produktgruppen immer anbieten“

Einer steigende Nachfrage begegnen Sie mit größerem Personaleinsatz. Haben Sie angesichts des anhaltend großen Bedarfs schon über einen Ausbau Ihrer Fertigungskapazität nachgedacht?

Wenn man sich bemüht, jeden Peak mit seiner gesamten Produktpalette besonders gut abzudecken, bringt man bei einem Nachfragerückgang keine Auslastung mehr zustande. Dann müsste man sehr teuer produzieren. Die Münze Österreich versucht eine andere Strategie. Wir stellen dann auf einen Drei-Schicht-Betrieb um. Das heißt, wir arbeiten rund um die Uhr. Damit können wir garantieren, dass wir bestimmte Produktgruppen immer anbieten. Wir waren der einzige Anbieter, der im Frühjahr 2020 Goldmünzen zu einer Unze anbieten konnte – mit dem Philharmoniker. Da waren viele nicht lieferfähig.

Wie lautete ihre Strategie?

Wir mussten uns natürlich fokussieren, um die Stückzahlen zu produzieren, die der Markt verlangt hat und müssen in solchen haben wir uns entschieden, zum Beispiel keine 1/25 Unzen anzubieten und uns auf die 1 Unze konzentriert. Diese kauft man vielleicht als Geschenk für Neffen oder Enkelkinder, nicht aber als besorgter Investor. Das ist unsere Strategie. Wir wollen für unsere Konsumenten und Handelspartner immer mit den wesentlichen Produkten da sein. Aber wir gehen nicht mit einem hohen Aufschlag in den Markt hinein, wenn Ware sehr knapp ist. Wir versuchen, immer fair zu sein, mit einem verlässlichen und sicheren Angebot.

Einige Prägeanstalten beziehen die Rohlinge zur Münzproduktion von externen Anbietern. Die U.S. Mint verfährt so bei Silbermünzen. Wie handhabt das die Münze Österreich?

Wir stellen die Rohlinge für alle Münzen in unserem Haus selbst her.

„Wir sehen uns als das faire, sichere und verlässliche Angebot für alle“

Gab es im den vergangenen Jahren eine echte Knappheit an Edelmetall?

Ja. Als im Frühjahr 2020 im Zuge der Corona-Lockdowns alles geschlossen war, haben auch wir einen hohen Aufwand betreiben müssen. Aber wir haben auch dieses Problem gelöst. Wir haben damals Industriebarren mit einem eigens gecharterten Flugzeug von London nach Wien geflogen, um wieder Gold zur Prägung des Philharmonikers zur Verfügung zu haben. Wir sind auch ein bisschen stolz darauf, dass wir diese Verlässlichkeit mit europäischen Produktionsstandards garantieren können. Wir sehen uns als das faire, sichere und verlässliche Angebot für alle.

Wie sieht es mit Silber aus?

Hier hatten wir bislang auch keine Probleme, ausreichend Granularen zu bekommen. Die Rede von einer Knappheit mag anderen Anbietern als Vorwand dienen, höhere Aufschläge zu verlangen. Für uns ist das keine belastbare Argumentation. Wir verfügen über verlässliche Handelsbeziehungen mit den Rohstoff-Lieferanten, weil wir auch für sie ein verlässlicher Partner sind. Wenn der ganze Markt nach einem gewissen Produkt schreit und alles ist knapp, dann erhält auch derjenige seine Ware, mit dem man vorher schon eine gute Handelsbeziehung hatte und dem man eine Verlässlichkeit garantieren will. Ich glaube, dass ist eines der Schlüsselkriterien, warum wir Ware bekommen, als sie knapp war. Der wesentlichste Unterschied ist aber sicherlich, dass wir unsere Ronden im Hause selbst produzieren. Das gibt uns die Möglichkeit, für den gesamten Handelsbereich eine Verlässlichkeit zu garantieren.

Silber, Silbermünzen, Rohlinge (Foto: Goldreporter)
Die Münze Österreich ist weitgehend autark bei der Münzproduktion. Die Ronden (hier Silber) werden im Hause in einer hochmodernen Anlage hergestellt. Das Metall wird geschmolzen, gewalzt, ausgestanzt und später zu Münzen geprägt. Und man beliefert auch andere Prägeanstalten mit Münzrohlingen (Fotos: Goldreporter; anklicken für größere Ansicht). Auch die Münzstempel zur Prägung stellt man selbst her.

„Wir produzieren Gold mit europäischen Standards“

Produzieren Sie die Rohlinge auch für andere Prägestätten?

Ja, wir produzieren im Sinne der Gewährung auch für andere Prägestätten Ronden. Wir sagen aber nicht, für wen wir prägen.

Mit dem Dukat und Philharmoniker stellen Sie zwei klassische Anlagemünzen her. Gibt es Ideen oder Pläne das Angebot an Anlageprodukten auszuweiten?

Im Moment sehen wir dafür keinen Bedarf. Uns geht es wirklich darum, ein vertrauenswürdiges Produkt auf den Markt zu bringen. Die Kunden sollen sich darauf verlassen können, dass wir das Gold aus konfliktfreien und nachhaltigen Quellen beziehen und alle gesetzlichen Auflagen einhalten. Das Wesentliche ist sicher, dass wir unsere Produkte in einem kontinuierlichen hohen Qualitätsstandard herausbringen.

Ich vergleiche das mit dem Automarkt. Für gewisse Produkte erhält man einen höheren Wiederverkaufswert. Und jeder der in Edelmetalle investiert, denkt ja auch irgendwann an einen Verkauf, auch wenn es dann vielleicht die Nachkommen sind. Wer immer das Gold wieder zu Geld machen möchte, bekommt für unseren Produkte auf dem Sekundärmarkt sicher einen höheren Preis. Einfach, weil wir mit diesen europäischen Standards Qualität produzieren. Ein Philharmoniker ist auch besonders fälschungssicher. Mit dieser Münze bekommt man keine Probleme.

Wie fälschungssicher sind andere Produkte? Etwa wenn man an sogenannte Tafelbarren denkt, von denen man Stücke herunterbricht. Wer garantiert am Sekundärmarkt die Sicherheit und Verlässlichkeit? Das sind Themen, die man beim Kauf bedenken sollte.

Edelmetall-Schmelze, Münze Österreich (Foto: Goldreporter)
Edelmetallschmelze: Etwa alle halbe Stunde erfolgt ein neuer Schmelzvorgang. Bei der Lagerung der Edelmetalle wird großen Wert darauf gelegt, das unterschiedliche Material räumlich zu trennen, um selbst kleinste, möglicherweise über die Luft übertragene Verunreinigungen auszuschließen (Foto: Goldreporter).

Thema Inflation: „Hoffen, dass wir die Preise halten können“

Reden wir über das Thema Inflation. Die Kosten sind zuletzt in allen Bereichen gestiegen, insbesondere die Energiepreise. Verspüren Sie auch einen gewissen Margendruck bei der Münzproduktion?

Ja, wahrscheinlich auf lange Sicht. Die Edelmetall-Branche gehört aber sicher nicht zu den energieintensivsten. Wir müssen natürlich schmelzen, das kostet Energie. Wir sind aber auch mit dem Energieeinkauf klug und sorgfältig vorgegangen. Im Moment hoffen wir noch, unsere Preise halten zu können.

Derzeit werden Goldmünzen je nach Angebot und Nachfrage im Handel mit einem Aufgeld von 4 bis 5 Prozent angeboten. Glauben Sie, dass sich die Aufschläge aufgrund des Kostendrucks dauerhaft auf dem höheren Niveau einspielen werden?

Sie können unsere Preise gerne mit denen anderer Hersteller vergleichen. In einem verknappten Markt hat der ein oder andere Anbieter sicherlich die Preise erhöht. Das haben aber nicht alle im gleichen Maße getan. Aber dieser Umstand wirkt sich preislich sicher stärker aus, als alle Kostenkomponenten, die mit der Herstellung verbunden sind.

Wiener Philharmoniker, Goldmünzen (Foto: Goldreporter)
Wiener Philharmoniker: Die Goldmünzen sind nicht nur in Europa sondern auch in Fernost gefragt. In Japan besitzt sie laut Münze Österreich einen Marktanteil von 90 Prozent (Foto: Goldreporter).

„Philharmoniker kann man auch in Thailand, Singapur oder Japan eintauschen“

Wie stark ist der Wiener Philharmoniker international verbreitet? Liefern auch nach Indien und China?

Indien und China sind sehr schwierige Absatzgebiete, aufgrund der Importbeschränkungen. Die Länder ändern ständig ihre Vorschriften. Manchmal gibt es ein Verbot auf Goldimporte, manchmal ändern sich die Steuergesetze. Ich sehe für die Münze Österreich keine Notwendigkeit, sich hier intensiv zu bemühen. Es haben sich schon andere auf diesen Märkten versucht und es wieder aufgegeben. Wir sind bei den Exporten bereits sehr gut aufgestellt. Der Philharmoniker ist weltweit verbreitet. Und wo immer Sie sind, können Sie ihn wieder zu Geld machen.

Wir hoffen nicht, dass es zu einer Situation kommt, in der das besonders relevant ist. Aber der ein oder andere überlegt sich, seinen Ruhestand woanders zu verbringen. Und das ist eine wunderbare Methode, sein Vermögen ein bisschen abzusichern. Deshalb ist es wichtig, in eine Marke zu investieren, die vor Ort wiedererkannt und anerkannt wird. So kann man den Philharmoniker beispielsweise auch in Thailand, Singapur oder Japan eintauschen, weil wir auch dort hin liefern.

Der Klassiker ist natürlich der Krügerrand als die weltweit erste moderne Goldanlagemünze …

Die gibt es wiederum in anderen Regionen nicht. Das ist ein wenig eine eurozentristische Perspektive. Die ist auch zulässig und verständlich. Insbesondere in Deutschland wird das oft so gesehen. Aber in Japan werden Sie sich beispielsweise schwer tun mit einem Krügerrand.

Tatsächlich?

Ja, da besitzen wir einen Marktanteil von 90 Prozent.

Welche Bedeutung hat der deutsche Markt für Sie?

In Europa insgesamt ist der Philharmoniker die meistverkaufte Goldmünze. Zu manchen Zeitpunkten galt das zuletzt auch weltweit, wie etwa im Frühjahr 2020. Das geht aus Daten hervor, die unabhängige Institutionen wie Metal Focus oder Gold Fields Mineral Service (GFMS) erheben. Wir sind in Europa sehr stark und freuen uns auch, dass die Konsumenten unser Qualitätsniveau und all die anderen Vorteile bezüglich Lieferketten, Wiederverkauf und Verlässlichkeit nachfragen und haben wollen.

„Ein Wiener Philharmoniker ist fast nicht zu fälschen“

In den vergangenen Jahren gab es eine zunehmende Anzahl gut gemachter Goldfälschungen. Zuletzt sind auch Imitationen von Barren der Münze Österreich aufgetaucht.

Leider gibt es ständig Produkte, die als Fälschungen auftauchen. Das ist bei Barren wirklich ein Thema. Beim Wiener Philharmoniker gibt es das nicht. Aufgrund seines sehr komplexen Prägebildes ist er fast nicht zu fälschen. Oder sagen wir es so, es ist so arbeitsintensiv, dass es sich für Fälscher nicht lohnt. Wenn Fälschungen auftauchen, stellt sich immer die Frage, wie gut die Fälschungen sind und wie hoch der Goldanteil ist. Das ist das Problem bei Barren. Je größer der Barren, desto lohnender ist es für den Fälscher. Und hier gibt es leider keinen Hersteller, der davon nicht betroffen ist. Wir kaufen unsere Barren von einer Raffinerie in der Schweiz zu, wir produzieren sie nicht selbst. Und ja, da hat es ein Thema gegeben. Da sind die Behörden schon dran, das aufzuklären und aufzudecken.

Klassiermaschine, Goldmünzen, Prägung, Dukat (Foto: Goldreporter)
Klassiermaschine: Hier werden die Ronden vor der Prägung auf das korrekte Gewicht hin geprüft (hier eine Unze). Von zu schweren Stücken wird mechanisch noch Gold abgetragen, zu leichte Stücke wandern zurück in die Schmelze (Foto: Goldreporter).

„Erstware ist bei Gold immer die sichereste Variante“

Welchen Rat können Sie Händlern geben, um das Risiko zu minimieren?

Ich rate Händlern, direkt beim Produzenten zu kaufen. Jedes Stück, das wir ausliefern, kommt direkt aus der Schmelze. Man kann Gold natürlich prüfen und alles nachweisen. Das ist zum Teil sehr aufwendig. Aber, wenn es sozusagen direkt aus dem Schmelzofen kommt, dann ist das die Echtheitsgarantie schlechthin.

Beliefern Sie jeden Händler oder müssen diese eine gewissen Mindestumsatz vorlegen?

Also wir erklären Händlern, die sehr kleinen Mengen kaufen wollen, dass wir ihnen wahrscheinlich nicht den besten Service anbieten können. Da sind Zwischenhändler für den ein oder anderen vielleicht sogar angenehmer. Das Schwierige ist aber immer der Sekundärmarkt. Wenn man dort kauft, steigt die Sicherheit ganz bestimmt nicht. Es ist schon sinnvoll, von seriösen und verlässlichen Händlern zu kaufen, die Erstware haben und nicht mit Sekundärware handeln. Das ist immer die sichere Variante.

Einige Hersteller haben mit Produkten wie Kinebarren oder sogenannten Slabs versucht, eine Sicherheit herzustellen. Aber auch die Hologramme und aufwendige Umverpackungen werden gefälscht. Ist das Konzept einer vermeintlich sicheren Verpackung gescheitert?

Das ist kein Sicherheitsmerkmal, auf das wir uns verlassen würden. Ja, es gibt praktisch keine Methode am Markt, die noch nicht gefälscht wurde. Es muss schon etwas sein, was mir echte Sicherheit gibt. Noch viel schwieriger ist es, wenn ich mich in Sicherheit wiege und nicht mehr vorsichtig bin. Dann habe ich im Zweifel noch viel mehr verloren.
Dem Endkonsumenten kann ich nur sagen, passen Sie auf, wo Sie kaufen und kaufen Sie eher keine Ware auf dem Sekundärmarkt. Es ist schon sinnvoll, von seriösen und verlässlichen Händlern zu kaufen. Dann kann man mit hoher Sicherheit davon ausgehen, dass man sich keine Sorgen machen muss. Ich vergleiche auch Preise. Das ist auch legitim und gut so. Aber es gibt so einen Spruch von der Oma, der lautet: wer billig kauft, kauft teuer.

Steueranpassung für Silbermünzen: „Wir haben bislang nicht profitiert“

Wie hat sich die deutsche Steueranpassung für Silbermünzen aus dem EU-Ausland auf Ihr Geschäft mit den Silber-Philharmonikern ausgewirkt? Denn jetzt werden ja alle Silberanlageprodukte mit dem vollen Mehrwertsteuer bepreist.

Aus der Sicht der Münze Österreich ist dies natürlich erst einmal zu begrüßen. Denn es war schon eine etwas absurde Situation, dass ein EU-Anbieter von einer Regelung innerhalb der EU gegenüber Prägestätten außerhalb der EU benachteiligt wird. Ganz nachvollziehbar war uns das nicht. Aber die Tatsache, dass jetzt alle mehr Steuern zahlen ist auch kein Vorteil für den Marktplatz Deutschland. Und ich fürchte, das gilt auch für die deutschen Steuereinnahmen. Denn es wurde ja zuvor sehr viel Silber umgesetzt. Viele Händler sind mit gefüllten Depots ins neue Jahr gegangen und haben noch versucht, die 2022er-Münzen mit einigen Abschlägen zu verkaufen. Es ist nicht die Phase in der man Deutschland besonders viel Silber abgesetzt. Wir haben also bislang nicht von der Neuregelung profitiert.

Münze Österreich, Gebäude (Foto: Goldreporter)
Das Hauptgebäude der Münze Österreich unter der Adresse Am Heumarkt 1 im dritten Wiener Gemeindebezirk. Das repräsentative Bauwerk wurde 1838 fertiggestellt (früher: Hauptmünzamt). Die Münze Österreich ist eine Aktiengesellschaft mit dem Mehrheitseigentümer Österreichische Nationalbank (Foto: Goldreporter).

Münze Österreich: „Profitorientierte Ausrichtung und vertrauenswürdiges Mutterhaus“

Sie sind eine Tochtergesellschaft der Österreichischen Nationalbank. Was bedeutet das für Ihr Geschäft, was Produktentwicklung und Unternehmenspolitik angeht?

Wir sind eine Aktiengesellschaft mit der Österreichischen Nationalbank als Mehrheitseigentümer. Daran sieht man bereits zwei Dinge. Wir sind angehalten, wie ein Wirtschaftsunternehmen zu agieren. Von uns wird auch gewünscht und erwartet, dass wir Gewinne erwirtschaften. Die Münze Österreich gibt es seit 1194. Diese lange Tradition wird von den Mitarbeitern und Verantwortlichen gepflegt und man denkt in längerfristigen Zeitperioden. Wir erwirtschaften sehr gut Gewinne und das kommt letztlich auch wieder dem Staatshaushalt und den österreichischen Steuerzahlern zugute. Und so agieren wir auch. Wir verfolgen ein konsequentes Lean Management und versuchen maßvoll, kosteneffizient zu wirtschaften. Auf der anderen Seite erhalten wir als Tochter der Nationalbank auch einen gewissen Vertrauensvorschuss am Markt. Letztlich steht auch der Staat hinter unserem Geschäft. Ich denke, die Verbindung aus profitorientierter Ausrichtung als Aktiengesellschaft und dem vertrauenswürdigen Mutterhaus ist eine gute Kombination zum Vorteil für Händler und Endkonsumenten.

Gibt es operativ auch direkte Verbindungen zur Nationalbank, etwa bei der Goldbeschaffung?

Natürlich, auch in Österreich werden alle sinnvollen Synergien genutzt. Wir haben auch eine sehr kluge Muttergesellschaft. Sie ist im Aufsichtsrat vertreten und arbeitet mit unserem Vorstand eng zusammen. Wenn es darum geht, Sammlermünzen zu produzieren oder ein neues Produkt auf den Markt zu bringen, wie etwa unsere Goldreserve oder unser Golddepot, dann wissen die Verantwortlichen zuvor Bescheid. Aber man lässt uns die Möglichkeit, Geschäfte zu machen und Produkte zu veröffentlichen, die der Markt auch annimmt. Es gibt viel Weisheit auf beiden Seiten. Der Aufsichtsrat hat meistens keinen Grund, gut vorbereitete Vorschläge abzulehnen. Es gibt uns auch niemand vor, eine bestimmte Münze umsetzen zu müssen. Wir haben kein Königshaus.

Frau Lang, vielen Dank für das Interview!

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8 Kommentare

  1. Auch wenn der Artikel natürlich ein bisschen „PR“ für die Münze Österreich war, hinterlässt er einen guten Eindruck bei mir: Wenn die Münze Österreich „Lean Management“ anwendet, ist sie gut! Unternehmen, die nach dieser von Toyota entwickelten Führungskultur agieren, sind erstklassig am Markt aufgestellt (einschl. Toyota selbst) – alle! Egal welche Branche, egal welche Unternehmensgröße; viele, die danach vorgehen, sind auch Marktführer. Lean spricht immer für ein gut geführtes Unternehmen, in dem überlegt mit Energien, Kapital, Menschen und Prozessen umgegangen und jede Art von „Verschwendung“ vermieden wird! Würde gerne mal zum Vergleich was über die Münze Deutschland lesen und wie die agieren. Dies mal als Anregung für den Goldreporter.

  2. Sehr intresanter artikel
    Ich kaufe schon seit jahren bei der münze österreich
    Barren und münzen und bin damit sehr zufrieden
    „Ein echter wiener gehad nicht unter“
    Gilt auch für das EM der Münze österreich

  3. Vielen Dank an Herrn Fröhlich für den interessanten Artikel. Habe mal bei Herrn Kettner ein Video gesehen über das Herstellungsprozess der Arche Noah. Es ist interessant mal hinter den Kulissen zu blicken, den Produktionsprozess live zu verfolgen. Selber habe einige Wienner Philharmoniker in 1oz. & 1/4oz. Gold. Das Motiv der Münze ist gut gelungen, aber mein Hauptinteresse gilt der Maple Leaf, sowohl in Gold und auch Silber.

  4. Der Phili gehört zu den meisten Münzen, welche ich habe, neben dem Krügerrand.
    Bezüglich Fälschungen ist es so, dass mit einem Aufwand im Prinzip alles gefälscht werden kann.
    Absolute Sicherheit gibt es bei der zerstörungsfreien Methode nicht.
    Meiner Erfahrung sind Münzen kaum rentabel zu fälschen.
    Wer sich nur ein wenig auskennt, merkt das sofort.
    Am Klang, am Gewicht, an der Prägung.
    Bei Barren ist es anders. Besonders die verblisterten Biester können es in sich haben.
    Ich persönlich entferne grundsätzlich den Blister und Prüfe nach. Auch dann, wenn ich bei renommierten Händlern kaufe.
    Ein Blister ist leicht zu fälschen und ich kann nicht erkennen, was drinnen ist. Grösse, Gewicht, die Primärmerkmale, sind nicht zu bestimmen. Ultraschall fällt aus, die Magnetwaage ebenfalls. RFA ohnehin.
    Bleibt nur die elektrische Leitwertbestimmung in mS.
    Und diese Geräte sind teuer, wenn sie mehr als 1 mm eindringen sollen. Und auch da ist es möglich, das Gerät auszutricksen.
    Deshalb empfehle ich persönlich zur Sicherheit:
    1. Bekannte Münzen
    2. Erfahrung mit diesen Münzen.
    Barren nur unverblistert und wenn, dann nicht mehr als 250-500 Grammbarren, gegossen.
    Da lohnt sich eine gute Fälschung kaum.
    Denkt man an Wiederverkauf, sind Münzen sllemal die bessere Wahl.
    Phili, Krüger, Maple. Die 3. Einer davon wird sicher angenommen, auch in Japan. :)
    Apropos Phili. Der hat erstaunlich geringe Prägekosten.
    Ähnlich gering, wie der ultradünne Dukaten.

  5. @Maruti
    Wenn ich direkt bei seriösen Händlern kaufe, sehe ich das Risiko als vernachlässigbar gering ein.
    Man kann Tests auch ganz einfach machen lassen: man nehme 10 Stück und gehe zur Ankaufstelle von Degussa, Pro Aurum etc. und biete die Ware dort zum Verkauf an.
    Wenn einem nach der Prüfung dann der Ankaufspreis genannt wird, erklärt man, dass einem das zu wenig ist und man es sich noch mal überlegen will.
    Fertig.

    • @Meister Eder
      Ich weiss nicht, ob die Händler da nicht den Braten riechen. Manche machen eine Goldtest gegen geringe Gebühr in Ihrer Anwesenheit.
      Wenn ich mehr als 10 Philis kaufe, übergibt man mir die Ware in einem gesonderten Raum und nicht an der Kasse vor der Schlange Wartender.
      Ich benutze das Gerät von SigmaMetalytics, das Pro und das ist nicht grösser als ein Buch.
      Der Test einer Münze dauert ca 3 Sekunden.
      Allerdings reicht ein Test niemals aus und so habe ich noch einen Messschieber und eine Miniwaage auf 1/1000 Gramm.
      Es ist zur Zeit unmöglich, beides auszutricksen. Eines ja, aber nicht beide.
      Die Überprüfung der 10 Philis dauert mit beiden Messmethoden nicht mehr als 5 Minuten allerhöchsten.
      Ich messe immer von beiden Seiten.
      Bei Barren muss ich mir mehr Zeit nehmen, da noch eine 3. Methode dazukommt. Die Schallaufzeit.
      Dieses Gerät ist nicht grösser als eine Zigaretten Packung.
      Alles zusammen habe ich in meinem Laptop Köfferchen.
      Sicher, alles zusammen ist nicht billig. Die genannten Geräte kosten etwa knapp 5.000 Euro, sind aber auch noch andersweitig verwendbar.
      Sollte ein Verkäufer die Überprüfung ablehnen, kann er die Ware behalten. Das ist mir nur einmal passiert.
      Er meinte, die Münzen könnten dabei beschädigt werden, was Unsinn ist. Die meisten Händler haben genau die selben Geräte.

      • @Maruti
        Wenn ich 3x die Woche beim selben Händler wäre, gäbe es sicher Probleme.
        Bin ich aber nicht, daher hat es bisher geklappt.
        Ich mache es wie beim Einkauf: manchmal im Nadelstreifen, manchmal in der Motorradkluft, manchmal……

  6. @ MeisterEder

    Jetzt hast mich voll erwischt, denn genau so mache ich es auch, wenn ich von privat kaufe.
    Grüße aus Wien

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