Dienstag,08.Oktober 2024
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Gold kaufen in Österreich – lohnt sich das?

Gold & Co, Wiener Philharmoniker, Goldmünze, Silbermünze
Gold & Co in Wien und Wiener Philharmoniker: Bei österreichischen Händlern sind die einheimischen Münzen häufig günstiger zu haben als in Deutschland (Foto: Gold & Co/Goldreporter).

In Österreich gibt es eine höhere Grenze für anonyme Barkäufe als in Deutschland. Auch aus diesem Grund wollen auch viele deutsche Kunden bei stationären Händlern in Österreich Gold kaufen. Im Goldreporter-Interview gibt es Tipps von Walter Hell-Höflinger, Geschäftsführer des Edelmetall-Händlers Gold & Co. in Wien.

„Der Druck der EU ist groß“

Herr Hell-Höflinger, hierzulande muss man ab 2.000 Euro Rechnungswert seine Personalien hinterlassen, in Österreich sind es 10.000 Euro. Wie schätzen Sie in dieser Hinsicht die Entwicklung der Gesetzeslage in Österreich ein?  

Wir haben, wie viele andere Händler auch, den Weg Deutschlands, den Menschen jeglichen anonymen Zugang zu Edelmetallen zu verwehren, mit großer Sorge beobachtet.

Bei uns in Österreich herrscht gerade auch in offiziellen Stellen, wie Finanzministerium, Nationalbank und der Münze Österreich zum Glück noch eine große Bereitschaft die ohnehin bereits gesenkte Anonymitätsgrenze bei 10.000 Euro zu halten. Auch weitere Bargeldverkehrsrestriktionen werden bisher abgelehnt.

Ob sich das traditionell bargeld- und goldfreundliche Österreich aber allein gegen den europäischen Trend der Bargeldbegrenzung und Bargeldverkehrskontrollen stellen kann, bleibt abzuwarten.

Denn der Druck seitens der EU ist jedoch selbstredend groß. Angesichts der vielen anhaftenden Schulden, die gemacht wurden auch kein Wunder.

Die Senkung der Anonymitätsgrenze beim Goldkauf passt auch ausgezeichnet in das Gesamtbild der Entwicklungen: Bargeldverkehrskontrollen, Abschaffung des 500-Euro-Scheins, Bankkontenregister, Register Wirtschaftlicher Eigentümer, Geldwäsche VO Nr.5 gegen Digitalwährungen, Register der Eigentümer und Zugangsberechtigte zu Schließfächern…

Alles Signale, die nur auf eines hinweisen können – für den Bedarfsfall zu wissen wer was und wieviel davon wo besitzt.  Man braucht keine blühende Fantasie, um sich das Ausmaß der staatlichen Möglichkeiten durch eine mögliche Datenverknüpfung auszumalen.

„Viele Produkte billiger kaufen“

Wie hoch ist der Anteil deutscher Kunden an ihrem Edelmetall-Geschäft, wie hat er sich in der vergangenen Zeit entwickelt?

Wir haben bis vor zwei Jahren den deutschen Markt nur im Sondermünzenbereich bedient – eine Ausweitung konnten wir allerdings mit der Einführung der 2000-Euro-Grenze erkennen. Auch wenn uns die Kunden beim Kauf via Onlineshop namentlich bekannt sind und die Beträge per Überweisung einlangen, ist es offenbar dennoch vielen deutschen Kunden lieber in Österreich zu kaufen – zudem sind manche Produkte bei uns billiger als in Deutschland.

Aber es ergeben sich höhere Versandkosten …

Selbst wenn das Porto samt Versicherung von Österreich nach Deutschland teurer ist, zahlt sich eine Bestellung bei uns in Österreich besonders bei größeren Bestellungen durch den Preisvorteil aus. Bei Sammlern ist dann halt oft einfach die Verfügbarkeit bei uns das Argument, wie zum Beispiel Sammelmünzen oder wie vor kurzem die limitierte Auflage des Wiener Philharmonikers mit 20 Unzen in Gold.

„Nachfrage harmonisiert“

Erkennen Sie Unterschiede im Kaufverhalten internationaler Kunden, insbesondere zwischen solchen aus Deutschland und Österreich – etwa in Sachen Produktwahl und Anlagevolumen?

Die österreichischen Kunden greifen sehr gerne zu Münzen, die bei uns hier eine lange Tradition haben – die Münze Österreich prägt nun schon fast 900 Jahre und hat mit dem Wiener Philharmoniker die drittwichtigste Goldmünze der Welt geschaffen.

Deutsche Kunden greifen sehr gerne zu Barren von deutschen Herstellern wie Heraeus, Heimerle& Meule oder C. Hafner, bei Münzen dann eher Maple Leaf oder Krügerrand. In Österreich sind im Barrenbereich eher Produkte der Münze Österreich oder Argor-Heraeus beliebt.

In letzter Zeit beobachten wir aber hier auch im Kaufverhalten eine Harmonisierung der Nachfrage.

Deutsche Kunden, die bei Ihnen vor Ort einkaufen, müssen das Edelmetall über Grenze transportieren. Was haben diese Käufer zu beachten, was raten Sie?

Hierbei gilt es beim Eigentransport die gesetzlichen Richtlinien zu beachten. Meines Wissensstandes nach gibt es bei der Übertretung von EU-Grenzen für EU-Bürger keine Obergrenze für das Mitführen von Gold. Auf „Nachfrage des Zolls“ ist man jedoch verpflichtet jede Menge, die den Wert von 10k übersteigt, anzugeben. Gold, Silber und andere Edelmetalle gelten dabei als „dem Bargeld gleichgestellte Zahlungsmittel“.

„Mit Reserve aus Gold durch schwierige Zeiten“

Wie sind Sie selbst zum Gold gekommen? Und warum halten Sie Edelmetall in physischer Form für eine wichtige Geldanlage?

Wissen Sie, Gold hat bei mir seit über 130 Jahren Familientradition. Es liegt mir daher sozusagen im Blut. Und ob der Ereignisse über diesen langen Zeitraum hinweg hat meine Familie am eigenen Leib erleben müssen, wie rasch sich politische Systeme ändern können und wie schnell auch Besitz enteignet, geraubt oder verloren geht.

Genauso aber auch, wie eine Reserve in Form von Gold einem den Neustart in ruhigeren Zeiten ermöglichen kann. So hat meine Großmutter mit den letzten Dukaten, die in den Schuhen und dem Rocksaum eingenäht waren, jenes Grundstück gekauft, auf denen heute noch immer die Schmuckfabrik meiner Familie steht.

Somit bin ich ein lebendes Beispiel dafür, dass neben Arbeit und Fleiß eine Reserve aus Gold dabei hilft, auch durch die schwierigsten Zeiten zu kommen.

„Es gibt keine Schnäppchen beim Gold kaufen“

Was sind die größten Fallstricke für Goldkäufer heutzutage? Was sind Ihre wichtigsten Tipps für Kaufinteressenten?  

Ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann und lieber deutscher Freund von mir sagte einmal: „Gier frisst Hirn“ – und das stimmt.  Beim Thema Gold hoffen viele, die sich das erste Mal mit Gold als Geldanlage beschäftigen, auf vermeintliche Schnäppchen.

Rabatte von 10 Prozent und mehr, der angebotene Goldbarren von Privat im Internet oder der einmaligen Gelegenheit auf der Autobahnraststation: Betrüger spielen mit der Verlockung weniger zu bezahlen als es wert ist. Und das rächt sich immer.

Mein wichtigster Tipp daher: Kaufen Sie Gold von seriösen Händlern, zu denen Sie ein Vertrauen aufbauen können. Edelmetallhändler mit physisch existenter Anlaufstelle, einem Geschäft oder einer Person, an die man sich im Bedarfsfall persönlich wenden kann.

Lesen Sie Online Rezessionen auf großen Plattformen aufmerksam durch und fragen Sie auch im Freundes- und Bekanntenkreis nach echten Empfehlungen.

„Die Stückelung ist wichtig“

Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Kriterien bei der Produktauswahl?

Hier sollte man bei der Stückelung aufpassen – nicht jede Einheit ist gut für jedermann. Das wichtigste bei Gold ist nicht, dass es billig ist, sondern, dass es gut handelbar ist. Sich also ohne großen Aufwand und möglichst überall auch wieder verkaufen, also zu Geld machen lässt. Daher sollte man gängige, bekannte Goldprodukte kaufen, deren Echtheit auch relativ einfach überprüft werden kann.

Was nutzt ein billiger, wenn auch echter Goldbarren, wenn dieser schlecht handelbar ist oder die vom Münzinstitut angebotene vermeintlich seltene Münze, die sich beim Verkauf als Nachprägung oder dreifach überteuerte goldene Medaille entpuppt.

Am besten bleibt man, wenn man nicht unbedingt vorhat auszuwandern, bei bekannten Bullion Münzen und bei Barren von Herstellern aus Europa.

Bei den Münzen ist man in Deutschland mit Wiener Philharmoniker, Krügerrand und Maple Leaf wohl am besten bedient, mit den Barren der Münze Österreich über Argor-Heraeus, Heraeus, Heimerle& Meule und C.Hafner ebenfalls.

Auch sollte man nicht am falschen Ende sparen und ausschließlich große 500g oder 1000g Barren kaufen. Denn um 200-300 Euro mehr pro kg kann man auch 100g Barren haben – und ist damit 10-mal flexibler.

Gold & Co, Hell-Höflinger
Walter Hell-Höflinger und das Team von Gold & Co

Herr Hell-Höflinger, vielen Dank für das Interview!

Mag. Walter Hell-Höflinger ist Firmengründer und Geschäftsführer des Goldhändlers Gold & Co mit Sitz in Wien. Im Mittelpunkt des Geschäftsbetriebs steht der Verkauf, Ankauf und die Beratung rund um Edelmetalle. Mehr Informationen im Händler-Porträt.

 

Goldreporter

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8 Kommentare

  1. Ganz praktisch:
    In Innsbruck (130.000 Einwohner) gibt es 4 renommierte Goldhändler , in Salzburg 3 , alles unmittelbar hinter der deutschen Grenze.
    In ganz München 3 (Degussa, Pro Aurum, R&B). Nr. 4 kennt kaum jemand.

    Hm, was könnte das für einen Grund haben, dass die Österreicher direkt hinter der Grenze um den Faktor 10 mehr Händler haben ?
    Zudem ist die Unze mindestens 30 Euro billiger.

    Gold ist „Ware“ und darf in unbegrenzter Menge zwischen EU-Staaten transportiert werden.

      • Tipp aus Hinweistext vom Zoll, Zitat: „Schmuck und sonstige Waren aus Edelmetallen bzw. Edelsteinen gelten nicht als gleichgestellte Zahlungsmittel und müssen daher bei der Einreise nach Deutschland aus der EU und bei der Ausreise aus Deutschland in die EU nicht angezeigt werden.“
        Meine Theorie: Überbordende Schmuckstücke von Rappern (die komische Sorte von Musikern) sind eigentlich nicht zu deren Statusdarstellung erfunden worden. Schmuckgröße bzw. Gewicht ist nirgends definiert, solange man es tragen kann.

        • @Dummkopf2
          Mitforisten wie Maruti könnten den Rappern klar die Show stehlen, mit einer Halskette aus zwanzig 1 KG Barren.
          Das geht notfalls auch als Taucherzubehör durch (Gewichte).
          Eine Swatch mit Klebeband auf einen 1 KG Barren fixiert ist ja auch eine Uhr und sogar noch billiger als eine Jaeger oder Panerai.

        • Dummkopf:
          Meines Wissens gelten Goldmünzen mit einem Feingehalt ab 900/1000 und Goldbarren ab 995/1000 als Barmittel. Sie werden mit aktuellem Kurs angesetzt und müssen bei der Einreise nach Deutschland angemeldet werden, wenn der Wert 10.000 Euro übersteigt.
          Wie es sich bei Schmuck verhält, kann ich aus dem Stehgreif nicht sagen. Das ist aus meiner Sicht aber nicht weiter relevant, da ich keinen Schmuck als Wertanlage kaufen würde.

  2. @Ahnungsloser: JA
    Ich hab mir von einem Freund erzählen lassen, dass man die paar km hinter der Grenze sehr viele Deutsche in den Läden trifft.
    Hinweis: habe keine Info, wie derzeit die Lage ist wg. Grenzkontrollen und Lockdown (Corona).
    Zu Grenzkontrollen kann man beim ADAC nachlesen,
    Die Händler kann man ja anrufen, ob man rein darf.
    Ögussa, Goldvorsorge, Philoro.at, Schoeller Münzhandel.

    Witz: in Innsbruck gibt es den „Schoeller Münzhandel“.
    Wenn man den vor Ort unter der Anschrift sucht, steht man vor der Österreichischen Nationalbank.
    Drin wird schön Werbung für den Euro gemacht und an einem der Schalter verkaufen sie als 100 % Tochtergesellschaft Edelmetall. Klasse !
    Die haben auch nie Nachschubprobleme. Originalzitat : „Wir sind die ÖNB !“

    Aber online die Preise vergleichen.
    Silber kann in Ö teilweise teurer sein als in Dummland.
    Gold ist immer billiger.

    Leute , die keine Lust auf Gespräche mit der Bundespolizei haben, fahren nicht Autobahn, sondern Bundesstrassen (Mittenwald/Scharnitz und Freilassing/Piding).
    Warum: wenn man bei 2 Händlern war, müsste man denen auf Nachfrage Auskunft geben (wg. mehr als 10.000 Euro Wert).
    Der Transport ist legal, aber die Info landet dann weiss Gott wo.

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