Samstag,27.April 2024
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ZIEMANN Valor: Achtung bei ausländischem Bargeld!

Im Gespräch mit Goldreporter teilen die Geschäftsführer von ZIEMANN VALOR ihre Erfahrungen mit der Anlage in ausländisches Bargeld und verraten strategische Pläne im Sorten- und Edelmetall-Geschäft.

Jürgen Fröhlich traf Markus Osiander und Markus Pieper in Nürnberg. Beide sind die Geschäftsführer der ZIEMANN VALOR GmbH. Das Unternehmen betreibt unter My-Valor.de einen eigenen Gold- und Silber-Shop, beliefert aber auch Einzelhändler mit Ware. Neben dem Verkauf und Ankauf von Edelmetallen gehört das Sortenmanagement für Banken und den Einzelhandel zum Geschäft der Unternehmensgruppe. Im Gespräch mit Goldreporter teilen die Manager unter anderem ihre Erfahrungen mit der Anlage in Devisen, berichten über Entwicklungen im Bargeld-Sektor und äußern sich zu Plänen im Sorten- und Edelmetall-Geschäft.

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Geschäftsführer von ZIEMANN VALOR: Markus Osiander (links) war zuvor Abteilungsdirektor für das Fachreferat „Kundenbetreuung Sorten, Edelmetalle“ bei der BayernLB. Markus Pieper (r.) ist ehemaliger Wertpapierhändler und verfügt ebenfalls über langjährige Erfahrung im Bankensektor (Foto: ZIEMANN Valor).

Starke Einbüßen im Silbergeschäft

Herr Osiander, Herr Pieper, Sie sprachen gegenüber Goldreporter zuletzt von einer im ersten Quartal stark gesunkene Edelmetall-Nachfrage und sogar von einer regelrechten Käuferstarre. Wie sehr hat Sie eigentlich die Steueranpassung für Silbermünzen in Deutschland per Anfang 2023 betroffen?

Markus Osiander: Diese Silber-Thematik hat uns schon getroffen, weil wir sehr viele Kunden in diesem Segment haben. Rund 30 Prozent unseres Edelmetall-Umsatzes entfiel auf Silber. Der Umsatz war gut kalkulierbar und die Marge höher als bei Goldprodukten.

Markus Pieper: Dann kam im ersten Quartal noch die Nachfrageschwäche bei Gold hinzu. Wer sich nur auf Edelmetalle konzentrierte, hatte zuletzt einen schweren Stand.

Markus Osiander: Wir sind froh, dass wir mehrere Standbeine wie z.B. das Sortengeschäft haben. Wir führen das Sortenmanagement für viele Handelskunden durch, wie etwa REWE oder Edeka, die in den Grenzregionen ihre Sorten an uns abgeben. Wir zählen diese Sorten aus und überweisen dann den Gegenwert über unsere Partnerbank direkt auf das Kundenkonto.

Sorten = Geldscheine in fremden Währungen = ausländisches Bargeld

Was ist das Kerngeschäft Ihrer Muttergesellschaft?

Markus Osiander: Das Kerngeschäft ist „Cash Handling“, was weit über den reinen Transport hinausgeht. Hier gehört ZIEMANN neben Prosegur zu den größten Anbietern in Deutschland. Wir bedienen im Logistikbereich allerdings keine Privatkundschaft, sondern nur das B2B-Geschäft. ZIEMANN bedient neben Großbanken, eine Vielzahl von Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowie viele Handelsunternehmen und öffentliche Einrichtungen an über 35 Standorten mit über 3.200 Mitarbeitern in ganz Deutschland und den Niederlanden.

Edelmetall-Großhändler

Sie agieren im Edelmetall-Bereich auch als Großhändler, wie weit geht Ihr Angebot?

Markus Osiander: Ja, wir beliefern Händler in ganz Deutschland und wir bieten Kunden auch White-Label-Lösungen für den Edelmetall-Verkauf an. Über eine Datenschnittstelle erhalten unsere Partner die Konditionen und die Aufträge laufen direkt in unser Ordersystem. Das heißt, unsere Partner müssen ihren Shop nur bewerben und wir setzen das nachgelagerte Geschäft komplett um, inklusive Konfektionierung und Versand. Die Händler können sich dabei stets entscheiden, ob sie einen eigenen Bestand vorhalten möchten, den sie dann selbst managen oder die Edelmetalle direkt bei uns einkaufen. Auch beides ist darstellbar.

Hatten Sie je Ambitionen ins Lagergeschäft einzusteigen?

Markus Osiander: Nein, denn dieser Bereich ist auch stark vom Privatkundengeschäft geprägt. Hier tut sich ZIEMANN als Betreiber von Hochsicherheitslösungen einfach schwer, bestehende Infrastruktur zu nutzen. Wobei wir auch hier merken, dass die Nachfrage immer größer wird. Deshalb schauen wir, inwieweit ein Angebot von Lagerkonzepte möglich ist, das auf höhere Lagerwerte ausgerichtet ist – zum Beispiel für Family Offices. Für kleinere Volumina suchen wir uns lieber einen kompetenten Partner wie z.B. Trisor.

Fremdwährungen als Geldanlage

Im Zuge der Krisenvorsorge kaufen viele Anleger auch ausländische Währungen. Wie schätzen Sie diesen Markt ein?

Markus Pieper: Das ist ein Spezialgebiet, mit dem man sich als Anleger sehr genau befassen muss. Erfahrungsgemäß werden neben US-Dollar vor allem Schweizer Franken, Norwegische Kronen und auch Schwedische Kronen nachgefragt. Teilweise vergessen die Kunden die Scheine aber in ihrem Depot. Dabei laufen ggfs. einzelne Noten ab und dieses Risiko muss man berücksichtigen.

Bargeld, Sorten, Fremdwährung, Geldanlage, Geldscheine (Foto: Goldreporter)
Schwedische Kronen, Bargeld mit Ablaufdatum: Anleger vergessen ausländischen Geldscheine in ihren Depots. Wer nicht aufpasst, verliert womöglich seinen Einsatz. Die alten Banknoten verloren zuletzt 2016 ihre Gültigkeit (Foto: Goldreporter)

Wie ist das zu verstehen? Warum laufen diese Noten ab?

Markus Pieper: Einige Scheine haben eine begrenzte Laufzeit. Die Zentralbanken geben bestimmte Fristen vor, zu denen der Umtausch noch möglich ist. Meist gibt es dann noch eine gewisse Übergangsfrist. Danach nimmt sie keine Bank mehr an.

Markus Osiander: Der US-Dollar bildet da eine Ausnahme. Alle seit 1861 in den USA ausgegebenen Dollar-Noten können immer noch eingelöst werden. US-Dollar-Noten wurden bisher weder eingezogen noch abgewertet. Anders sieht es z.B. bei den Schweden-Kronen aus. Diese haben mittlerweile relativ kurze Zyklen.

Was heißt das konkret?

Markus Osiander: Die Scheine werden nach bestimmter Zeit ungültig. Das heißt, die Zentralbanken bringen neue Noten auf den Markt. Und dann sind die alten Noten noch eine gewisse Übergangszeit gültig. Deshalb muss man die Schweden-Kronen innerhalb dieser Zeit tauschen. Wenn man das als Anleger verpasst, dann gibt es am Ende noch eine Karenzzeit, in der nur noch die Zentralbank in Schweden die Noten tauscht. Solche Fälle hatten wir schon.

Banknoten mit Ablaufdatum

Wie sind sie dann mit Ihren Kunden vorgegangen?

Markus Osiander: Aus Depots verschiedener Banken haben wir Schweden-Kronen bekommen, die wir dann zur schwedischen Nationalbank geliefert haben. Wir mussten aber nachweisen, wo die Schweden-Kronen herkommen. Das heißt, die Betroffenen mussten entsprechende Kaufbelege bzw. Nachweise vorlegen.

Wie sieht es mit Norwegischen Kronen aus?

Markus Pieper: Das geht noch. Diese Noten können Sie zur Zentralbanken schicken und dann bekommen Sie das Geld überwiesen. Viel schwieriger ist es derzeit mit Dänischen Kronen. Aufgrund von Geldwäsche-Richtlinien wird die Annahme derzeit bei vielen Banken in Deutschland auch für die regulären Noten verweigert.

In welchen Grenzregionen fallen hier die großen Beträge an?

Markus Pieper: Vor allem Richtung Schweiz, wenn Schweizer in Deutschland einkaufen. Aber auch an der Grenze zu Dänemark werden größere Umsätze generiert, die insgesamt auch relativ konstant sind.

Bieten Sie auch Privatanlegern diesen speziellen Service an?

Markus Pieper: Bisher noch nicht. Aber es wäre vorbestellbar, dann würden wir gewünschte Sorten liefern, beobachten, wann eine bestimme Serie ausläuft und den Kunden rechtzeitig informieren.

Herausforderungen in Sachen Bargeld und Werttransport

Die allgemeine Zurückdrängung des Bargeldes dürfte für Wertelogistiker wie Sie eine Herausforderung sein. Wie schätzen Sie das ein?

Markus Osiander: Ja, wir machen uns schon unsere Gedanken. Abgesehen vom Bargeld, wird es weiterhin Werttransport geben. Aber auch das Bargeld wird in absehbare Zeit definitiv nicht komplett wegfallen. Allerdings wird aus diesem Grund die einzelne Leistung teurer, weil man für weniger Volumen den gleichen Aufwand hat. Deshalb werden in der ZIEMANN-Gruppe neue Konzepte diskutiert und entwickelt. Beispielsweise die Installation von Einzahlautomaten bei den Kunden. Diese können Scheine einzahlen und der Betrag wird ihnen direkt gutgeschrieben, ungeachtet dessen, wann das Geld dann tatsächlich abgeholt wird. Mit solchen Konzepten kann man die Abhol-Frequenz reduzieren und dennoch hat der Kunde das Geld zeitnah auf seinem Konto und kann über seine Liquidität verfügen.

Die Banken bauen ihre Bargeldautomaten seit Jahren ab.

Markus Osiander: Dazu tragen natürlich auch die vermehrten Überfälle bzw. Sprengungen auf Bargeldautomaten bei. Die deutschen Banken haben es leider versäumt, in entsprechende Sicherheitsfeatures in diesem Bereich, wie z.B. in den Niederlanden zu investieren. Derzeit gibt es schon Vermieter von Gebäuden mit Bankfilialen, die vertraglich ausschließen, dass dort Bankautomaten aufgestellt werden. Der Bargeldlos-Lobby kommt das natürlich zugute.

Dennoch wird immer wieder klar, wie wichtig Bargeld für die Erhaltung der Zahlungsfähigkeit ist. Die wiederholten technischen Ausfälle bei Zahlungsdienstleistern sind ja nur ein Beispiel …

Markus Osiander: Ja exakt. Auch der Staat und die Bundesbank haben hier erkannt, dass Bargeld für einen stabilen Wirtschaftskreislauf sowie als Back-up extrem wichtig ist. Wenn, wie im letzten Jahr, die elektronische Zahlung am POS-Terminal bei Händler aus technischen Gründen nicht stattfinden kann, dann bricht sehr schnell alles zusammen – wenn man kein Bargeld hätte.

Welchen Einfluss hat diese Entwicklung auf das Edelmetall-Geschäft von ZIEMANN, das Sie ja verantworten?

Markus Osiander: Wir werden als wichtiger Bestandteil innerhalb der ZIEMANN-Gruppe wahrgenommen. Man erkennt, dass Edelmetalle und auch Sorten zukünftig weiter gefragt sein werden. Und es wird im Bereich der Sorten eine weitere Konzentration stattfinden, die den Markt noch einmal bereinigt. Denn immer weniger Banken bieten das Sortengeschäft ihren Kunden an. Das führt dazu, dass wir als privatwirtschaftlicher Anbieter stärker gefragt sind bzw. wir Auftrags der Banken die Dienstleistungen im Rahmen eines „White Labels“ übernehmen.

Herr Osiander, Herr Pieper, vielen Dank für das Interview.

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2 Kommentare

  1. Die Schwedenkrone wird allgemein als sicheres Investment betrachtet.
    Dies ist aber keineswegs richtig. Habe 11 Jahre in Südschweden gelebt und einiges erlebt.
    Beim Kauf einer Tüte Eier wurde ich 2003 bei der Polizei angezeigt, mit der Begründung mein 500 Kronen-Schein sei eine Fälschung. Anscheinend ist es ungewöhnlich, daß ein Kunde bar mit einem so großen Geldschein (ca.50€)bezahlt und davon noch mehrere in seiner Brieftasche hat.
    2 Jahre später wurde mir von meiner Bank (die SEB/ Slogan: More than a Bank)die Barauszahlung des Verkaufspreises meines Ferienhauses verweigert.
    Heute kann man mit einer Schwedenkrone gerade noch einen Einkaufswagen für den Supermarkt benutzen, Bargeld wird nicht mehr akzeptiert, auch nicht auf Flohmärkten.
    Von 2004 bis 2023 hat die Krone um ca.25%
    zum Schrotteuro abgewertet.
    Also – Vorsicht vor solchen S o r t e n , das
    kann böse ins Auge gehen.
    Seitdem gibt’s für mich nur noch meine
    glänzenden S o r t e n , welche ich regelmässig
    sortiere!

  2. Zuerst wird alles billiger und dann wird der Preis steigen ins Unendliche!
    Aber GOLD behält seine Wirkung auf die Preise!

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