Dienstag,19.März 2024
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Moderne Staatsfinanzierung – Geld verdienen mit Schulden

Die Renditen vieler 10-jähriger Staatsanleihen im Euroraum notieren unter null. Vor zehn Jahren drohten die Kosten der Staatsfinanzierung viele Euros-Länder noch zu erdrücken. Jetzt muss endlos Geld gedruckt werden.

EZB, Schulden, Staatsfinanzierung (Bild: EZB/Goldreporter)
Staatsfinanzierung durch die Notenpresse: Die EZB kauft auf dem Sekundärmarkt große Teile der europäischen Schuldscheine auf (Bild: EZB/Goldreporter)

Was kostet das Geld?

Geld kostet nichts mehr. Der EZB sei Dank. Durch die unendlichen Aufkaufprogramme der Europäischen Zentralbank hat der Zins seine marktwirtschaftliche Signal -und Lenkungsfunktion vollends verloren. Europa ist in der Dauerkrise, nicht erst seit der Corona-Pandemie. Nur hat man sich an den Finanzmärkten mittlerweile daran gewöhnt. Vielleicht zu sehr.

Zinsverfall

In der Euro-Krise vor gut zehn Jahren drohten stark steigende Renditen europäischer Staatsanleihen noch die Eurozone zu sprengen. Griechenland konnte sich nicht mehr über den Kapitalmarkt finanzieren. An den Börsen stiegen die Zinsen 10-jähriger griechischer Schuldscheine zeitweise auf über 30 Prozent. Das Land musste mit Krediten und Schuldenerlass vor dem Bankrott gerettet werden. Die EZB übernimmt auf indirektem Wege in weiten Teilen die Staatsfinanzierung in Europa.

Geld verdienen mit Schulden

Heute liegen die Kosten für frische Kredite praktisch bei null. Mehr noch: Staaten wie Deutschland, Österreich oder die Niederlande werden auch noch dafür bezahlt, wenn sie sich Geld leihen. Die Renditen ihrer Staatsanleihen sind negativ. Werfen wir einen Blick auf die aktuellen Zahlen. Selbst Portugal (0,03 %) und Spanien (0,04 %) zahlen auf 10-jährige Schuldscheine praktisch keine Zinsen mehr. Deutsche Papiere rentieren bei -0,57 Prozent.

Staatsfinanzierung, Kosten Zinsen, Renditen Staatsanleihen

Geld drucken bis zum Umfallen

Das Gute daran: die Staaten können sich in der Corona-Krise günstig verschulden. Sie verdienen teilweise sogar daran. Die finanziellen Lasten sind mit zinslosen Krediten bequem zu stemmen. Aber was passiert, wenn die Zinsen in Zukunft wieder deutlich steigen? Dürfen sie das überhaupt? Wie heißt es in amerikanischen Westernfilmen? „Shoot first, ask questions later“. Frei übersetzt: Erstmal Geld drucken, mit den Problemen daraus beschäftigen wir uns später. Dabei dürften wir den „Point of no return“ schon überschritten haben. Das System ist süchtig nach Kredit. Dem Junkie die Spritze wegzunehmen, ist auch keine gute Idee.

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14 Kommentare

  1. irgendwer muss den Staaten ja das Geld zum noch dazu Negativzins leihen.
    Oder das ganze wäre Betrug von vornherein.
    Und derjenige, welcher das Geld leiht, will Rendite machen.
    Wie, wenn er keine Zinsen bekommt oder sogar welche zahlen muss ?
    Ganz einfach, er spekuliert auf höhere Kurse des Bond beim Verkauf.
    Und genau darin liegt der Hasse im Pfeffer.
    Die Bonds befinden sich in einer nich nie da gewesenen Spekulationsblase
    auf immer steigende Kurse.Wenn sich jedoch herausstellt, dass die Staaten
    die Sicherheiten nicht mehr gewähren können, gibt es einen Knall, so gewaltig wie 100 Atombomben. Dann wird jeder die Bonds auf den Markt werfen, zu jedem Preis, doch niemand wird mehr kaufen.
    Da nehme ich doch lieber Daimler Aktien.
    Daimler macht gerade den grössten Verlust aller Zeiten, die Verkäufe brechen dramatisch ein. Also gute Nachrichten, die Kurse werden steigen.
    Kauft jetzt Daimler Aktien, zur Alterssicherung.

  2. 45 Jahre im Bankgeschäft. Aber das was jetzt abgeht, hat mit dem was ich mal
    gelernt habe nix mehr zu tun. Einfach Gaga alles. Die Tulpenzwiebelmanie
    war nichts anderes. Eine Rückkehr zur Normalität ist ohne riesige Verwerfungen
    nicht mehr möglich!!!

    • @Frosch Nicht wundern ein Boersenanalyst hat gestern den neuen Rekord damit erklärt dass zur Zeit alle Probleme an der Boerse in frisch gedrucktem Papiergeld ertraenkt werden.Passt scho, allerdings tauchen Wasserleichen nach einer gewissen Zeit immer noch mal auf.

  3. @maruti
    Doch genau desshalb wird der Wahnsinn noch etliche Zeit weiterlaufen.
    Die Staatspapiere sind doch quasi mit dem Zentralbankgeld zu 100% abgesichert.
    Ein Persilschein, denn die Zentralbanken können ebensowenig pleite gehen.
    Eine Spirale die läuft, wenn das Volk mitzieht….

  4. Fritzthecat:
    Die MMT wird m.E. aus der Not heraus propagiert. Irgendwie muss man es den Menschen verkaufen. Die Geschichte hat gezeigt, dass das Gelddrucken ohne Wertschöpfung nicht ein einziges Mal funktioniert hat.

    • @RACEW
      Ich glaube wir sind und alle darüber einig, daß noch keine Währung für immer bestand.
      Das Japanmodell kann man zwar als langsames Siechtum bezeichnet werden, doch funktioniert dieser Wahnsinn der unbegrenzten Geldschöpfung schon bald Jahrzehnte.
      Nicht falsch verstehen, es gibt bestimmt kaum Anhänger dieses Systems, doch so lange das Volk arbeitet, konsumiert, Steuern zahlt und das Rad am laufen hält ist alles gut. Den Rest schießen die Banken nach.
      270% Verschuldung in Japan, vielleicht 100% in Europa, also noch viel Luft nach oben….

      • Es ist völlig wurst welche Zentralbank wen u. wie lange mit Ponziknete finanziert , die kaufen alle privaten, geweblichen u. öffentlichen Schuldtitel auf bis der Cut unabwendbar wird …cui bono ……

  5. Fritzthecat:
    Das Japan-Argument ist m.E. nicht auf die EU anwendbar. Japan hat traditionell eine homogene, relativ abgeschottete Wirtschaft. Alles spielt sich in diesem Raum ab. Japaner kaufen gerne japanische Produkte von Japanern. Schauen Sie sich z.B. die Firma Seiko an: für eine riesige Produktpalette werden alle Zubehörteile in einem Unternehmen hergestellt.
    In der EU sieht es komplett anders aus. Hier ist Gleichmacherei gewollt, aber sie funktioniert nicht. Die EU ist ein Mückenzirkus, in dem jeder eigene Interessen verfolgt und in dem der eine den anderen betrügt und über den Tisch zieht. Und genau aus diesem Grunde ist die gemeinsame Wirtschaftspolitik ein Phantasiegebilde. Das Resultat ist, dass die EU gescheitert ist und dass die Implosion gerade hinausgezögert wird. Auf dieser Basis steht die MMT.

  6. Meine Hausbank hat mir seit über sechs Monaten keine Vorschläge mehr für einen Privatkredit zugeschickt ….. !
    Mögen die mich nicht mehr ?
    Was ist denn da bloß los ??? :-)

    • Ha, die sind wahrscheinlich so mit interner Umorganisation beschäftigt, dass sie sich nicht mehr um diese unbekannte Spezies „Kunde“ kümmern können.

      Bei uns verschicken die Sparkassen gerade vollumfänglich Briefe.
      Mit 2 Zeilen Neujahrsglückwünschen und dem Rest Werbung für Privatkredite.

      Das waren noch Zeiten, als die Deutsche Bank 2 x im Monat versucht hat, irgendwelchen Fonds-Schrott loszuschlagen, den kein Profi in London oder NY mehr kaufen wollte.

      Guten Rutsch an alle Leser und Foristen hier beim GR.

      Danke insbesondere an das GR Team, dass Ihr all dies hier lest (auch Seitenlange Systemdebatten) und das auch noch durchlasst.
      Weiter so !

  7. Der staatlich gelenkte Deutschlandfunk liefert auch heute nachmittag, wie stets um 13.30h, seinen Börsenbericht. Zum Jahresende wird heute der Börsenanstieg beim DAX gefeiert und wie nicht anders zu erwarten der Rekordstand beim Bitcoin. Zum Gold wird lediglich der aktuelle Unzenpreis genannt. Von der positiven Entwicklung und auch Höchststand des Edelmetalls in diesem Jahr kein Wort. Und das wäre doch beim Fazit am letzten Handelstag durchaus erwähnenswert. So stellt sich die Frage: Kann man im Weglassen von Nachrichten nicht auch eine gewisse Bereitschaft zur Lüge erkennen?

    • @Skorpion

      Seit „Relotius“, der wissentlich Lügen-Artikel i.A. des Spiegel zusammensetzte, durfte man von „Lügenpresse“ reden.

      Durch das Weglassen wesentlicher Informationen hat sich mittlerweile der Begriff „Lückenpresse“ etabliert.

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