Platin und Palladium könnten am Beginn einer Erholung stehen, da die Stimmung ungerechtfertigt schlecht ist.
Von Aneeka Gupta, WisdomTree
Edelmetalle sind 2018 durch den starken US-Dollar in einem Umfeld steigender Zinsen unter Druck geraten. Platin und Palladium sind seit Jahresbeginn mit einer Performance von –16 % bzw. –18,3 % am stärksten rückläufig. Neben einem starken US-Dollar wurde insbesondere die Performance von Platin durch eine extrem negative Stimmung, schwache Fundamentaldaten und die schleppende Performance von Gold gedämpft. Ebenso wie Platin leidet auch dessen Schwestermetall Palladium, ein stärker industrialisiertes Metall, unter den Folgen des Tauziehens in den Handelsstreitigkeiten.
Unseres Erachtens hat sich für Palladium aus fundamentaler Sicht nicht viel verändert und sein Ausblick gestaltet sich deutlich positiver als der von Platin. Auf dem Platinmarkt wird ein weiteres Jahr mit einem Überschuss erwartet, das vierte in Folge. Zwischenzeitlich gehen die Erwartungen auf dem Palladiummarkt auch dieses Jahr, zum siebten Mal in Folge, in Richtung eines weiteren Defizits. Wenn die negative Stimmung abebbt, die sich aus den Handelsstreitigkeiten ergibt, könnten die Palladiumkurse unseren Erwartungen nach eine höhere Chance auf Erholung haben, da die Nachfrage weiterhin auf einem soliden Fundament steht.
Da Platin (fast 40 %) und Palladium (fast 70 %) in Fahrzeugkatalysatoren weitreichende Anwendung finden, scheint die Nachfrage nach diesen Edelmetallen besonders sensibel auf den Trend der weltweiten Autoverkäufe zu reagieren. In Katalysatoren für Benzinfahrzeuge wird entweder Platin oder Palladium in Kombination mit Rhodium eingesetzt, Katalysatoren für Dieselfahrzeuge und Dieselpartikelfilter enthalten hingegen hauptsächlich Platin und erfordern im Vergleich zu Benzinfahrzeugen eine größere Menge der Platingruppenmetalle (PGMs). Die Pkw-Absatzzahlen waren sowohl in den USA als auch in China 2018 zwar gut, doch diese beiden Märkte werden von Benzinfahrzeugen dominiert, bei denen Palladium in den Katalysatoren verwendet wird, um Schadstoffemissionen zu senken.
Gleichzeitig kam es im ersten Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahr auf dem Platin-intensiven Markt für Dieselfahrzeuge zu einem Rückgang des Marktanteils um 17 %. Dieser sinkende Marktanteil ist größtenteils dem Dieselskandal [1] zuzuschreiben, der 2016 von Volkswagen ausgelöst wurde. Ebenso wird erwartet, dass die zunehmende Nutzung von Elektrofahrzeugen den Marktanteil von Dieselfahrzeugen noch weiter senken wird. Verpflichtungen durch Norwegen, Großbritannien, Frankreich und Indien, den Verkauf von Benzin- und Dieselfahrzeugen im Laufe der nächsten zehn Jahre zu beenden und auf den Markt für Elektrofahrzeuge umzusteigen belasten die Zukunft der Nachfrage nach Platin.
[1] Bezieht sich auf eine Klage des US-Justizministeriums gegen Volkswagen und seine Tochterunternehmen aufgrund des Verstoßes gegen Klimaschutzbestimmungen.
Der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) zufolge sind die spekulativen Netto-Positionen auf Platin-Futures um –7146 Kontrakte gesunken – dies entspricht mehr als dem Doppelten der Standardabweichung unterhalb des Fünf-Jahres-Durchschnitts (Stand: 31. Juli 2018). Obwohl Platin gegenüber Gold historisch gesehen mit einer signifikanten Prämie gehandelt wird, verzeichnet es zurzeit einen hohen Abschlag gegenüber Gold, das sich im Bereich seines Rekordhochs von 384 USD befindet (Stand: 6. August 2018). Der Platinkurs bekommt durch die schwache Wertentwicklung von Gold, die auf ein Umfeld steigender Zinsen zurückzuführen ist, weiterhin starken Gegenwind. Angesichts der aktuellen Stände erwarten wir, dass Short-Eindeckungen kurzfristig für etwas Auftrieb sorgen könnten. Die strukturellen Veränderungen auf dem Automobilmarkt, der starke US-Dollar und der fortgesetzte Angebotsüberschuss sorgen unseren Erwartungen nach langfristig jedoch für eine Deckelung der Platinkurse. Ein ähnlicher Trend ist auch bei Palladium-Futures zu beobachten, da die spekulativen Netto-Positionen um die Höhe der Standardabweichung unter den Fünf-Jahres-Durchschnitt auf 4913 Kontrakte gesunken sind (Stand: 31. Juli 2018). Dies zeigt das Ausmaß der negativen Stimmung im Bereich PGMs.
Unseres Erachtens könnten Platin und Palladium am Beginn einer Erholung stehen, da die Stimmung ungerechtfertigt schlecht ist. Da der Zinspfad in den USA für den Rest des Jahres eingepreist wurde, erwarten wir, dass ein nachgebender US-Dollar den Edelmetallen weiteren Rückenwind geben wird. Von den beiden Metallen könnte es jedoch bei Palladium zu einer längeren und nachhaltigeren Erholung kommen, da seine zugrunde liegenden Fundamentaldaten weiterhin von unterstützender Natur sind.
Aneeka Gupta ist Associate Director of Research bei WisdomTree, einem in den USA ansässigen Anbieter von Exchange Traded Fons (ETF) und Exchange Traded Products (ETP). Dieses Material wird von WisdomTree und seinen verbundenen Unternehmen erstellt. Es ist nicht dazu bestimmt, als Prognose-, Research- oder Anlageberatung herangezogen zu werden, und stellt weder eine Empfehlung, ein Angebot noch eine Aufforderung zum Erwerb oder Verkauf von Wertpapieren bzw. zur Übernahme einer Anlagestrategie dar. Die zum Ausdruck gebrachten Meinungen gelten zum Erstellungsdatum und können sich entsprechend nachfolgender Bedingungen ändern. Die in diesem Material enthaltenen Informationen und Meinungen werden aus proprietären und nicht proprietären Quellen abgeleitet. Deshalb wird weder durch WisdomTree noch durch verbundene Unternehmen oder deren Vorstandsmitglieder, Mitarbeiter oder Vertreter für die Richtigkeit oder Zuverlässigkeit des Materials keine Gewähr sowie keinerlei Haftung für Fehler oder Auslassungen übernommen (einschließlich der Haftung gegenüber Personen aufgrund von Fahrlässigkeit). Das Vertrauen auf die in diesem Material enthaltenen Informationen erfolgt nach alleinigem Ermessen des Lesers. Die frühere Wertentwicklung ist kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse.
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