Montag,09.Dezember 2024
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Wie viel Gold lagert wirklich in London?

Laut den aktuellen Angaben der LBMA befanden sich im Juli mehr als 8.800 Tonnen Gold in den großen Londoner Tresoren. Der Goldverband verspricht mehr Transparenz. Es bleiben aber viele Fragen offen.

Gold, Goldbarren (Foto: Goldreporter)
In den vergangenen Monaten wanderte Gold in dreistelliger Tonnage durch die Welt. Nicht einfach, den Überblick zu behalten, wo sich gerade wessen Gold befindet (Foto: Goldreporter).

Misstrauen in den Goldmarkt

Auf dem internationalen Goldmarkt ging es in den vergangenen Monaten turbulent zu. Durch die Corona-Pandemie waren die Lieferketten zeitweise abgeschnitten. Die Goldpreise and en Handelsplätzen in New York und London klafften erheblich auseinander. Ein Vertrauensverlust in die Lieferfähigkeit der US-Warenterminbörse führte dazu, dass so viele Futures-Händler wie nie zuvor die Auslieferung von physischem Gold (statt Barausgleich) forderten. In wenigen Wochen wurde mehrere Hundert Tonnen über den Atlantik geschickt, um die Notlage einzudämmen (Goldmarkt: Rekordanträge auf physische Lieferung in den USA!) . Das steigende Misstrauen gegenüber dem etablierten Goldmarkt, der zu großen Teilen mit Forderungen und Derivaten auf Gold operiert, lässt auch die Vertreter des weltweit größten Gold-Handelsplatz London nicht unberührt. In diesen Kontext ordnen wir die jüngste Presseerklärung London Bullion Market Association (LBMA) ein. Denn hier steht die Frage im Mittelpunkt, wie viel Gold ist wirklich noch verfügbar in den großen Tresoranlagen und wem gehört es?

8,778 Tonnen Gold in London

„Größere Transparenz der Londoner Gold-Bestände“ lautet die Überschrift der LMBA-Erklärung. Sie enthält die Meldung, dass sich im Juli insgesamt 282,62 Millionen Unzen Gold in den Vaults der Bank of England sowie in den Lagerstätten der kommerziellen Dienstleister Brink’s, HSBC, ICBC Standard Bank, JP Morgan, Loomis und Malca Amit befanden. Das entspricht umgerechnet 8.789 Tonnen Gold. Und man gibt nun bekannt, dass diese Lagerbestände künftig einmal pro Monat mit einem zeitlichen Verzug von einem Monat publiziert werden sollen. Zuvor gab es alle drei Monate eine Meldung. Eine Tabelle (unten) zeigt, dass die offiziellen Londoner Goldbestände von März bis Juli 2020 um 3,3 Prozent oder 8,841 Millionen Unzen bzw. 274,98 Tonnen Gold zugenommen haben. Lediglich im April verzeichnete man demnach kurzfristige Abgänge von 1.062.000 Unzen beziehungsweise 33 Tonnen Gold.

Gold, Lager. London
Offizielle Londoner Goldbestände der Bank of England sowie sechs weiterer kommerzieller Lagerplatzanbieter (Quelle: LBMA).

Apropos Transparenz

Interessant zu erfahren wäre, was es mit den 150 Tonnen (nicht-monetäres) Gold auf sich hat, die im Zeitraum von März bis Juli von Großbritannien in die Schweiz geliefert wurden. Dort wird das angelieferte Gold zu großen Teilen in neue Formen gegossen und an andere Lagerstätten geliefert. So wanderten im gleichen Zeitraum zum Beispiel 412 Tonnen Gold von der Schweiz in die USA (Goldreporter berichtete). Wird das umgeschmolzene Gold weiter in den Beständen der Lieferanten verbucht? Oder schon in den Beständen der Empfänger? In beiden Fällen befindet sich die Ware zumindest zeitweise nicht im tatsächlichen Besitz des Eigentümers. In London wird auch der größte Teil des Goldes gelagert, der als Deckung der zunehmend beliebten Gold-ETFs gebraucht wird. Laut den Angaben des Betreibers sind alleine die Bestände des SPDR Gold Shares, der größte Gold-ETF, seit März um 317,27 Tonnen auf zuletzt 1.251,5 Tonnen angestiegen. Wo sind diese 923 Tonnen beziehungsweise 30,03 Millionen Unzen Gold verbucht?

Gold oder Goldforderungen?

Transparenz ist ein dehnbarer Begriff. Selbst die Zentralbanken machen in ihren Bilanzen keine Unterscheidung zwischen echtem Metall und reinen Bestandsbuchungen. So werden die Goldreserven (auch bei der Bundesbank) traditionell in der Gemeinschaftsposition „Gold und Goldforderungen“ aggregiert, obwohl doch ein himmelweiter qualitativer Unterschied zwischen beidem besteht. In Zeiten abreißender Lieferketten und einer stark steigenden Nachfrage nach physischem Gold spielt die kurzfristige Verfügbarkeit des echten Edelmetalls eine überlebenswichtige Rolle. Die COMEX konnte in den vergangenen Monaten ein Lied davon singen.

Goldreporter

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17 Kommentare

    • @WS In der Disziplin üblen Sachen tolle Namen zu verpassen ist man in D. absolute Spitze :Ein Wandersch,,,,haus heisst mobiles Sanitärsystem und Goldklau heisst Lagerstellenkonzept…vornehm geht die welt zu Grunde

  1. Alles geht in den Nasdaq. Wenn ich mif die Kurse anschaue, dann wird mir schlecht.

    Kann keinem raten dort zu investieren. Irgendwann wird man die Luft ablassen. Frage nur wann und wie lange die Kurse da steigen.

    Bei EM geht zur Zeit nichts mehr. Ist ein bisschen nervig!

    • Stillhalter

      Die Gangsterbande in NY schaut schon das GOLD und Silber nicht abheben.
      Für mich ist es Wasserklar!

  2. Eine kleine Nachtmusik – frei nach Wolfgang Amadeus Mozart.

    Mal angenommen, folgende Gardinenpredigt [fast schon ein GR-Klassiker] bildet die Realität des finanzmarktgetrieben Kapitalismus annähernd gut ab
    https://www.heise.de/tp/features/Ein-ganzes-System-des-Schwindels-und-Betrugs-3770468.html

    dann gehen kritische Analyse und politische Agenda fast schon naturwüchsig eine – wenngleich weniger romantische, dafür aber zweckrationale – Affäre ein.
    https://www.ipg-journal.de/regionen/europa/artikel/detail/den-finanzsektor-sozialisieren-3973/

    Dem gegenüber scheint sich der rechtsextreme Furor eher als „Rebellion der Konformisten“ bzw. als „konformistische Rebellion“ zu gebärden. Denn als Extremismus der Mitte stellt er leider Gottes die Grundlagen des Wirtschaftssystems nicht mehr in Frage. Ganz im Gegenteil: Rechtsextreme Ideologie treibt hegemoniale – binnenkapitalistische – Werte und Vorstellungen nur ins Extrem. Der Marktradikalismus als krisenideologisch überhöhter Kampf für den Status Quo [Ante].

    Amen und gute Nacht.

  3. Würde mir wünschen dass zu meinen Lebzeiten der Papiergeldmarkt um die Ohren fliegt. Ich hoffe, wer auch immer, lässt weiter kräftig ausliefern…

  4. Diese gewissen Leute, die ihre Hilfe anbieten
    Wenn du sie dann brauchst, findest du sie nicht
    Das ist der Unterschied zwischen reden/machen

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