Samstag,07.Dezember 2024
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Gold: Einfluss und Symbole in verschiedenen Traditionen

Gold begleitet seit Jahrtausenden die Zivilisationen und bewahrt dabei sein Geheimnis. Viele Kulturen wurden vom Gold beeinflusst.

Von Julien Chevalier

Gold war seit jeher von Interesse für die Menschheit. Als Symbol von Reichtum und Ewigkeit (eines ging oft mit dem anderen einher) ermöglichte das Edelmetall die Herstellung der ersten Münzen, bevor es schließlich zu einem „sicheren Hafen“ wurde.

Klimt, Gold, Kunstwerk
„Der Kuss“, Gustav Klimt, Kunstwerk (1908-1909) mit echtem Blattgold, ausgestellt im Belvedere in Wien.

Seine Farbe, ähnlich der des Lichts, ist für viele eine Quelle der Inspiration. Frauen und Männer auf der ganzen Welt verwenden Gold in der Architektur, der Bildhauerei und der Kunst im Allgemeinen. Vom Versailler Schloss bis hin zum Felsendom in Jerusalem wurden zahlreiche Monumente basierend auf Gold als einem zentralen Element errichtet. Sein unveränderlicher Charakter faszinierte die Geister zu allen Zeiten, insbesondere die Alchemisten, die durch Verwandlung von Blei in Gold die gleiche Reinheit zu erzielen trachteten, aber auch die Gläubigen verschiedener Religionen. Abgesehen von seiner Präsenz an zahlreichen heiligen Stätten in Form verschiedenster Objekte und Utensilien trägt Gold auch zur Geschichte vieler Traditionen bei. Wir gehen hier kurz auf seine Rolle in verschiedenen Zivilisationen und religiösen Strömungen ein.

Das Alte Ägypten

Schon vor fast fünf Jahrtausenden, im alten Ägypten, wurde Gold aufgrund seines Glanzes und seiner ähnlichen Farbe mit dem Sonnengott Re in Verbindung gebracht. Das als göttlich verehrte Metall wurde damit zum Synonym der Unsterblichkeit. Manche glaubten, dass das Anhäufen von Gold Zugang zum ewigen Leben ermöglichen würde (so wie es die Reichsten der Welt noch heute – bewusst oder unbewusst – mit Geld tun) und ließen sich sogar in Sarkophagen aus massivem Gold beerdigen. Dies wissen wir nicht zuletzt durch den Fund des Grabes des jungen Königs Tutanchamun, der damals eher unbekannt war.

Da die Region nach Angaben von Archäologen zu den Gegenden mit den reichsten Goldvorkommen der Antike zählte, nutzten die Ägypter das gelbe Metall in großen Mengen, um Masken, Statuen, Schmuck, aber auch Gottesbilder und Monumente zu schaffen. Gold erwies sich zudem unter bestimmten Umständen als nützlich im Handel mit benachbarten Völkern. Nichtsdestotrotz durfte nur eine (in erster Linie adlige und religiöse) Minderheit selbst Gold besitzen.

Das Judentum

In der Tora wird Gold mehrfach erwähnt, oft im gleichen Atemzug mit Silber. In der Genesis wird beschrieben, dass der Stammesvater Abraham viel Gold besitzt (13:2): „Abram war sehr reich an Vieh, an Silber und an Gold“. Auch im folgenden Abschnitt wird Gold erwähnt (24:35): „Gott hat meinen Herrn sehr gesegnet, dass er groß geworden, und hat ihm gegeben Schafe und Rinder, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Kamele und Esel.“ Eine weitere Erwähnung ist im Buch der Psalmen zu finden (105:37): „Dann führte er sie heraus mit Silber und Gold, und keiner strauchelte in seinen Stämmen.“ Das gelbe Metall begleitete das hebräische Volk und ermöglichte die Ausgestaltung verschiedener Bauten. Für das von Moses hergestellte Tabernakel sowie den von König David errichteten Tempel in Jerusalem wurden große Mengen Gold verwendet. Und die Bundeslade, in der sich der Bibel zufolge die Gesetzestafeln befinden, die Moses auf dem Berg Sinai erhielt, ist komplett vergoldet.

Die bekannteste Textpassage, in der das Edelmetall erwähnt wird, bleibt jedoch die Anbetung des goldenen Kalbs. Während Moses auf den Berg Sinai steigt, um die heiligen Gebote zu empfangen, wendet sich das hebräische Volk, ungeduldig auf seine Rückkehr wartend, an Moses Bruder, den Hohepriester Aaron, um ein Götzenbild zu schaffen. Er befiehlt ihnen, die Ohrringe der Frauen und Kinder einzuschmelzen, um ein Kalb herzustellen. Als Moses zurückkehrt, erzürnt er und zerbricht die Gebotstafeln an einem Felsen. Diese symbolhafte Erzählung, die heute aktueller denn je ist, zeigt, dass Reichtum allein kein Ziel sein kann, um nicht in die Arroganz abzugleiten. Dies wird durch mehrere Abschnitte des Deuteronomiums verdeutlicht: „Die Bilder ihrer Götter sollst du mit Feuer verbrennen und sollst nicht begehren das Silber oder Gold, das daran ist, oder es zu dir nehmen, damit du dich nicht darin verfängst“ (7:25) und „Er soll auch nicht viele Frauen nehmen, dass sein Herz nicht abgewandt werde, und soll auch nicht viel Silber und Gold sammeln“ (17:17). Gold ist Reichtum und ein einzigartiges Metall, soll seinen Besitzer jedoch niemals auf Abwege führen.

Das antike Griechenland

Dem antiken hellenischen Reich verdanken wir das erste Münzgeld aus Gold (und Silber), welches ein von den alten Ägyptern übernommenes Konzept erweiterte: die Verwendung von Gold als Tauschmittel. Auch die Gräber des antiken Ägyptens dienten als Inspiration für das gleiche Ziel, das Erlangen der Unsterblichkeit. Das gelbe Metall nahm in der griechischen Mythologie und in ihren verschiedenen Erzählungen eine zentrale Stellung ein. So auch im Orakel von Delphi: Unter denjenigen, die nach Delphi zogen (wo sich den Griechen zufolge das Zentrum der Welt befand), um das Orakel zu befragen, befand sich eines Tages ein Händler, der eine Goldstatue des griechischen Gottes Apollon mit sich führte, um diese als Zeichen des Respekts zu überreichen. Das Orakel fühlte sich durch dieses Geschenk geehrt und gab dem Händler die Macht, eine Berühmtheit zu werden. Seit jenem Tag glaubten die Bewohner des Ortes und der umliegenden Siedlungen, dass Gold außergewöhnliche Fähigkeiten verleiht.

Zu den bekanntesten Erzählungen gehört zudem die Midas-Sage, auch wenn dieser ein anderes Symbol verkörpert, das den monotheistischen Religionen nähersteht. Dieser gastfreundliche und herzliche griechische König hieß Silenos in seinem Palast willkommen, der dem Wein über Gebühr zugeneigt war. Silenos genoss einige Tage lang den königlichen Lebensstil, bevor Midas beschloss, ihn zu seinem Sohn, den Gott des Weines Dionysos, zurückzubringen. Froh darüber, seinen Vater wiedergefunden zu haben, dankte dieser Midas, indem er ihm einen Wunsch erfüllte. Der gierige Midas entschied, dass alles, was er berührte, sich in Gold verwandeln sollte, bis er schließlich verzweifelte, als ihm bewusstwurde, dass er nicht mehr essen noch trinken konnte und seinen Wunsch rückgängig machte.

Das Christentum

Im Neuen Testament und vor allem in der Offenbarung des Johannes kommt Gold immer wieder zur Sprache. In der Offenbarung des Johannes (4:4) finden wir folgende Zeile: „Und rings um den Thron standen vierundzwanzig Throne und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste in weißen Gewändern und mit goldenen Kränzen auf dem Haupt.“ Abgesehen von den Kronen ist Gold Teil zahlreicher Gegenstände, wobei der Gürtel Jesu und der siebenarmige Leuchter die berühmtesten sind. Darüber hinaus (und das ist sicherlich von größter Bedeutung) wird beschrieben, dass das himmlische Jerusalem aus Gold geschaffen ist. Über diesen ewigen Ort, der in einer neuen Welt entstehen und dem Garten Eden vor dem Sündenfall gleichen wird, heißt es in der Offenbarung des Johannes (21:18): „Ihre Mauer ist aus Jaspis gebaut und die Stadt ist aus reinem Gold, wie aus reinem Glas.“

Der unvergängliche Charakter des Goldes hat die Christen zu allen Zeiten angeregt. Im Laufe der letzten Jahrhunderte erschien ein Goldrausch als göttliche Offenbarung. Der berühmte Goldrausch in Kalifornien, der die American Baptist Home Mission Society zu einer entsprechenden Erklärung inspirierte, ist ein aussagekräftiges Beispiel.

In der Tradition des Alten Testaments kann Gold jedoch auch gleichbedeutend mit der Götzenanbetung sein (einer der schlimmsten Sünden). In der Offenbarung des Johannes heißt es (9:20): „Aber die übrigen Menschen, die nicht durch diese Plagen umgekommen waren, wandten sich nicht ab von den Machwerken ihrer Hände: Sie hörten nicht auf, sich niederzuwerfen vor ihren Dämonen, vor ihren Götzen aus Gold, Silber, Erz, Stein und Holz, den Götzen, die weder sehen, noch hören, noch gehen können.“

Jerusalem, Wandteppich
Das Neue Jerusalem, Wandteppich der Apokalypse (Château d’Angers)

Der Hinduismus

Wenn wir über die Beziehung von Gold und Religion sprechen, darf der Hinduismus selbstverständlich nicht fehlen. Diese Religion, eine der ältesten der Welt, hat eine regelrechte Liebesgeschichte mit dem gelben Metall, die die Geschichte überdauert. In Indien, dem größten hinduistischen Land, wurde immer Gold gekauft, sowohl auf nationaler als auch auf individueller Ebene. Die Götter werden regelmäßig vergoldet dargestellt und das Edelmetall zu besitzen, heißt, ihnen näher zu kommen. An den Feiertagen, insbesondere Akshaya Tritiya (der „dritte Tag des unendlichen Wohlstandes“) und Dhanteras (Feiertag, der als besonders günstig angesehen wird, um zu schaffen, zu erneuern und Reichtum zu erlangen), kaufen die Inder traditionell besonders viel Gold. Zudem befinden sich fast 4000 Tonnen Gold im Besitz der zahlreichen Tempel in Indien.

Auch bei Hochzeiten ist das gelbe Metall omnipräsent. Die Menge des vorhandenen Goldes bezeugt den sozialen Status des Ehepaars sowie ihre Treue zur hinduistischen Tradition. Das ist von so großer Bedeutung, dass der globale Goldpreis von der indischen Hochzeitssaison zwischen Mai und Juni und im Herbst beeinflusst wird.

Allgemein gesprochen begleitet Gold die Hinduisten ihr ganzes Leben lang, wodurch Indien zu einem der größten Goldimporteure weltweit wird. Die massiven Goldkäufe des Landes haben wiederholt zur Abwertung der Rupie geführt, sodass sich die India Bullion and Jewellers Association gezwungen sah, den Verkauf an Privatpersonen vorübergehend zu untersagen.

Gold, Shiva-Statue (Bild: Goldreporter)
Shiva-Statue

Der Buddhismus

Die größte Goldstatue der Welt ist der Goldene Buddha in Bangkok, im Tempel Wat Traimit. Im Buddhismus ist Gold Symbol des Glanzes und des Erwachens und wird – wie bei den Ägyptern – oft mit der Sonne assoziiert. In Myanmar werden Goldblättchen schon seit Jahrhunderten Tag und Nacht hergestellt und dienen als Zeichen des Wohlwollens dazu, die Statuen und Tempel zu schmücken. Die Shwedagon-Pagode in Myanmar, die zu den berühmtesten buddhistischen Tempeln zählt, ist von Millionen Goldblättchen bedeckt. An einem anderen heiligen Ort des Buddhismus, dem Südufer des Sees Nam Co in Tibet, wurde das Dach des Klosters Tashi Dor mit Hilfe von Gold errichtet.

Shwedagon-Pagode, Myanmar (Bild: Goldreporter)
Goldene Pagode

So begleitet Gold seit Jahrtausenden die Zivilisationen und bewahrt dabei sein Geheimnis.

Von allen Kulturen, die in stärkerem oder geringerem Maße von Gold beeinflusst wurden, konnten wir nur eine kleine Auswahl vorstellen. Bei den Azteken beispielsweise, die für die damalige Zeit eine bemerkenswerte Bildhauerkunst beherrschten, wurde das gelbe Metall zur Herstellung von Statuen und zur Ausschmückung von Tempeln verwendet. Im Römischen Reich, wo es dank eines fortgeschrittenen Bergbaus in unschätzbaren Mengen vorhanden war, war Gold ein Metall im Dienste der Wirtschaft. Das Edelmetall spielte auch bei den Maya, den Inkas und in geringerem Maße auch in der muslimischen Welt eine Rolle.

Auch in der Neuzeit steht Gold weiterhin für Exzellenz. Es wird für Trophäen und Medaillen verwendet, dient aber auch der Erfüllung exklusiver Konsumwünsche in der Textil- und Lebensmittelindustrie. Wo Traditionen bewahrt werden, wird es weiterhin als Zeichen unvergänglichen Reichtums angehäuft und von Generation zu Generation weitergegeben. Und schließlich übt Gold auch und vor allem eine Anziehungskraft als sicherer Hafen in einer zunehmend unsicheren Welt aus.

Quelle: GoldBroker.com

Zum Autor: Als Student der Finanzwissenschaften und Redakteur bei Le Vent Se Lève hat sich Julien Chevalier auf Fragen der Geld- und Währungspolitik sowie auf die Rolle der Zentralbanken spezialisiert. Er ist überzeugt, dass eine andere Geldpolitik möglich ist und interessiert sich insbesondere für deren Einfluss auf wirtschaftliche und politische Entscheidungen.

Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen im Rahmen von Gastbeiträgen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von Goldreporter dar.

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3 Kommentare

  1. @hommage an M. Chevalier – chapeau!
    Es bestätigt unser Vorgehen – ansonsten ein sehr kurzweilig-interessanter Artikel!
    AU ist immer Anlage – aber auch Geschichte!
    Dokt

  2. Ein interessanter Artikel.
    Eine kleine Berichtigung sei aber erlaubt: nicht David hat den Tempel gebaut, sondern sein Sohn Salomo. David hat das Material organisiert und wollte den bauen, durfte diesen aber von Gott aus nicht bauen, da er zu viel Kriege geführt hatte.

    Im christlichen Glauben steht Gold auch für Liebe und Silber für Wahrheit.

    Danke für den Artikel.

  3. Gold hat in der Antike eine große Rolle gespielt. Es war für die Götter und Könige gedacht, es hat die Macht und Einfluss des Herrschenden gestärkt.
    Kann mich noch erinnern das war in meiner Teenager Zeit, als wir für einige Tage das antike Areal von Delphi in Zentral/Süd Griechenland besucht hatten. Ein riesengroßes Areal mit verschiedenen Gebäuden und den Haupttempel des Apollon. Da saß Phytia voll in Trance und gab die Zukunftsvisionen. Für diese „Infos“ waren gut betuchte Bürger und Könige bereit vieles an Gold im Tempel abzugeben. So gesehen war der Tempel in Delphi eine Art Goldbunker, der Tempel war sehr reich und stand unter militärischen Schutz.
    Da sage einer nur heutzutage sind manche so schlau das Gold von anderen zu „verwalten“. Schönes Wort, nicht war?

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