Donnerstag,25.April 2024
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Gold, großer Gewinner der aktuellen Geldentwertung?

Gold könnte also der Gewinner der aktuellen Geldentwertung werden. Die amerikanischen Anleger, die zu Jahresbeginn physisches Gold kaufen, haben das zweifellos verstanden.

Von Laurent Maurel

Die US Mint (die staatliche Prägestätte der USA) hat in diesem Jahr in nur einem Quartal 16,4 Tonnen an Goldmünzen und -barren verkauft. Ein Rekord seit 1999.

US Mint, Absatz, Goldmünzen

Vor 23 Jahren notierte der Goldpreis bei lediglich 275 $ je Unze. Heute liegt die physische Nachfrage auf dem gleichen Niveau wie damals, obwohl sich der Goldkurs versiebenfacht hat!

Das Jahr 1999 markierte den Beginn der größten Goldhausse seit 1980. Innerhalb von elf Jahren stieg der Preis des gelben Metalls von 275 $ auf 1920 $:

Gold, Goldpreis, Chart, 1999

Wir haben diese Hausse heute vergessen, da sich der Goldpreis in den darauf folgenden zehn Jahren kaum von der Stelle bewegt hat und damit eine schlechtere Performance zeigte als andere Assets wie beispielsweise Immobilien, Anleihen oder auch Aktien.

Doch diejenigen, die den Goldmarkt bereits 1999 beobachteten, erinnern sich sehr gut daran, dass die physischen Käufe mit dem Platzen der Dotcom-Blase übereinstimmten. Das Signal der physischen Goldkäufe in den Vereinigten Staaten läutete schließlich die große Goldhausse zwischen 2000 und 2010 ein.

2022 finden die physischen Käufe vor dem Hintergrund eines wirtschaftlichen Wiederaufschwungs in den USA statt, der kräftiger ausfällt als erwartet. Nachdem der Einkaufsmanagerindex (PMI) von Chicago im Februar bei 56 Punkten lag, beschleunigt sich sein Anstieg im März und der Index steigt auf 62,9 Punkte, wobei 57 prognostiziert waren. Die amerikanische Produktionstätigkeit nimmt im März zu. Die Amerikaner konsumieren mehr, was die lokale Industrie stützt. Das macht sich auch in der Tourismusbranche bemerkbar: Das Unternehmen Carnival hat in der letzten Woche eine Rekordzahl von 55 aufeinanderfolgenden Kreuzfahrten gemeldet, die meisten zwischen Miami und der Karibik – Zeichen einer rasanten Erholung des Sektors. Die Verlagerung der Wirtschaftsaktivität scheint sich zu beschleunigen, auch wenn die Lieferkette weiterhin von Problemen belastet wird. Die Wartezeiten in den amerikanischen Häfen beginnen endlich zu sinken. Dagegen verlängern sich die Fristen in China, wo die Gesundheitskrise die Region Shanghai ins Chaos gestürzt hat.

300 Frachter warten im Hafen von Shanghai aktuell darauf be- oder entladen zu werden:

Schiffe, Ladung, Verkehr, China, Shanghai

Die wiederkehrenden Versorgungsprobleme beginnen die Nachfrage zu beeinflussen.

Das ist nur logisch: Mehr und mehr Industrieunternehmen finden lokale Beschaffungsalternativen. Diese Entwicklung führt schrittweise zu einem Nachfragerückgang in der Frachtschifffahrt.

Der Preis für Seefracht ist im März 2022 gesunken und signalisiert die Abschwächung der Nachfrage.

Seefracht, Preise

Dieser Rückgang geht zwangsläufig mit einer verringerten Produktionstätigkeit in China einher. Der am stärksten betroffene Sektor ist das Baugewerbe: Die Verkäufe der 100 größten Bauträger in China sind gemäß den jüngsten Zahlen der CRIC gegenüber dem Vorjahr um 52,7 % eingebrochen.

Diese Bedrohung für die chinesische Wirtschaft ist vor dem Hintergrund eines wahrhaften Klimas des Wirtschaftskrieges zu betrachten. Im Moment scheint China nicht geneigt, sich an den Sanktionen der westlichen Staaten gegen Russland zu beteiligen, was für den Handel mit China zusätzliche Risiken birgt.

Die konjunkturelle Abkühlung und die geopolitischen Spannungen haben zweifellos dazu geführt, dass sich die Investoren in den letzten Tagen massenhaft aus dem chinesischen Markt zurückzogen:

Kapitalabfluss, China

Die Entglobalisierung geht auf Kosten Chinas, wie an der Produktionstätigkeit abzulesen ist.

Doch die Verlagerung der Wirtschaftsaktivität hat auch für die Vereinigten Staaten ihren Preis. Unter diesen Bedingungen werden die Konsumgüter automatisch teurer.

Die Inflation nimmt in den USA zu Beginn dieses Jahres zu.

Die letzten Daten des PCE-Index für persönliche Konsumausgaben belegen, dass die Inflation alle Bereiche der US-Wirtschaft durchdrungen hat:

Inflation, PCE

Wenn der PCE auch das Erreichen eines Höhepunktes vermuten lässt, ist der Anstieg seit Dezember doch in jedem Fall beunruhigend:

USA, PCE, Inflation

Die Inflation greift die Realeinkommen der Amerikaner weiter an und könnte letztlich den Wachstumszyklus des US-Konsums ins Schleudern bringen:

Einkommen, verfügbar, USA

Diese Bedrohung für den inländischen Konsum motiviert die Fed wahrscheinlich, in Bezug auf die Zinssätze schnell und entschlossen zu handeln. Der Markt antizipiert eine rasche Erhöhung der Zinsen und obwohl die Fed die Anhebungen noch gar nicht konkret umgesetzt hat, löste die erwartete Anpassung bereits einen sprunghaften Anstieg der Hypothekenzinsen in den USA aus. Dieser heftige Schock birgt die Gefahr, dass die Kreditnachfrage der amerikanischen Erstkäufer völlig austrocknet.

Hypotheken, Zinsen, USA

Folge dieser brutalen Zinserhöhung: Die Diskrepanz zwischen den Kauf- oder Mietkosten erhöht sich schlagartig, schneller noch als 2007, kurz vor dem Platzen der Immobilienblase.

Miete, Kosten, USA
Die Immobilienverkäufe in den USA könnten einen Einbruch wie im Jahr 2007 erleben.

Doch der Immobiliensektor ist nicht der einzige, für den der rapide Kaufkraftverlust Folgen hat.

Der Verlust der Realeinkommen könnte sich durch den exorbitanten Anstieg der Energiepreise verstärken, welcher sich im Zuge des Krieges in der Ukraine zusätzlich beschleunigt hat.

In der Luftfahrt wird man eine brutale und in der Geschichte beispiellose Erhöhung der Kerosinpreise hinnehmen müssen.

Kerosin, Preis

Unter diesen Bedingungen werden die Preise für Flugtickets in den kommenden Wochen explodieren, wodurch der gesamte Sektor bedroht ist.

Die Fed findet sich in einer hochschwierigen Situation wieder: Sie wird die Zinsen in einem Moment erhöhen müssen, in dem der inflationäre Schock droht, die Nachfrage abzuwürgen.

Viele Beobachter glauben, dass der Kampf gegen die Inflation mithilfe von Zinsanhebungen schon bei den ersten Anzeichen der Inflation hätte geführt werden müssen. Die Zinsen erst dann zu erhöhen, wenn die Inflation bereits so stark ist, dass sie die Nachfrage beeinträchtigt, ist riskant.

Die Prognose der „vorübergehenden“ Inflation, die die Fed im letzten Jahr abgegeben hatte, wird heute als ernster Fehler der Geldpolitik bewertet. Viele Vermögensverwalter hatten der Notenbank blind vertraut und zahlen heute den Preis dafür. Es wundert daher nicht, dass das Vertrauen seither so stark geschädigt ist.

Wird die Inflation die Nachfrage beeinflussen? Hat die Fed wirklich freie Fahrt für die Anhebung der Zinsen angesichts dieser Entwicklung? Ist es nicht schon zu spät? Das Risiko, dass die Fed einen weiteren Fehler macht, lastet auf dem Dollar. Ohne konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung der Inflation wird der Wert der amerikanischen Währung den Preis dieses Versagens zahlen.

Vor diesem Hintergrund nimmt der Dollaranteil an den Währungsreserven der Notenbanken weltweit weiter ab:

Der Krieg in der Ukraine verstärkt diesen Trend. Russland hat in Reaktion auf die Sanktionen des Westens entschieden, seine Rohstoffe nur noch gegen Rubel zu verkaufen.

Auch China, Indien und Saudi-Arabien haben kürzlich ihre Bereitschaft signalisiert, im internationalen Handel zumindest teilweise auf den Dollar zu verzichten.

Die Nachfrage nach der US-Währung sinkt also zu einer Zeit, in der auch das Risiko, dass die Fed in ihrem Kampf gegen die Inflation versagt, den inneren Wert des Dollars bereits bedroht.

Der reale Wertverlust des Dollars kommt dem Euro allerdings nicht zugute: Die Energiekrise in Europa droht den Kontinent in eine ernste Rezession zu stürzen. Eine Zinserhöhung, während die Wirtschaftsaktivität kurz vor dem Kollaps steht, wäre eine selbstmörderische Aktion der EZB…

Gold könnte also der Gewinner dieser Geldentwertung werden. Die amerikanischen Anleger, die zu Jahresbeginn physisches Gold kaufen, haben das zweifellos verstanden.
Originalquelle: Goldbroker

LAURENT MAUREL in Edelmetall- und Bergbauanalyst. Als ausgebildeter Ingenieur arbeitete er in verschiedenen Sektoren (Telekommunikation, Softwaretechnik, Astrophysik …) in Kanada, den Vereinigten Staaten, Deutschland und Frankreich.

Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen im Rahmen von Gastbeiträgen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von Goldreporter dar.

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6 Kommentare

  1. Geht es nach der Fondsgesellschaft VanEck, gehört Gold ganz sicher zu den großen Gewinnern der Fiat-Selbstverzwergung.

    Deren Fondsmanager sehen vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine eine klare Tendenz zur Diversifikation der Reservewährungen.

    „Die Quintessenz ist, dass der Aufwärtstrend für Gold und xxxxx* potenziell dramatisch ist. Goldpreise von rund 31.000 Dollar pro Unze und potenzielle xxxxx-Preise von rund 1.300.000 Dollar sind denkbar“, so die Analysten in ihrem Bericht. Edelmetalle seien dabei das „ursprüngliche Reserve-Asset“.

    Gemessen an den frei flottierenden Geldmengen läge der „implizite Goldpreis“ beispielsweise in Japan bei fast 200.000 Dollar. Und für das Vereinigte Königreich läge der implizite Goldpreis bei mehr als 133.000 Dollar. Das ist schon eine Hausnummer.

    https://www.deraktionaer.de/artikel/gold-rohstoffe/fondsmanager-gold-31000-dollar-bitcoin-ueber-eine-million-20248431.html

    *Disclaimer: „Bitcoin“ wurde von der Red. selbstherrlich geixt. Einfach so. Weil die Red. es kann.

  2. @Thanatos

    Nur eine ganz pragmatische Anmerkung: den Wert von Edelmetall in Einheiten einer sterbenden FIAT-Währung zu messen, erscheint mir völlig sinnlos.
    Angenommen, der Goldpreis stünde bei 25.000 Dollar je Unze.
    Das mag beim ersten Gedanken ja verlockend klingen, aber zu dem Zeitpunkt würde ein Brötchen auch schon 200 oder 500 Dollar kosten, falls es noch eins geben sollte.

    Wer von uns würde eine Unze dann gegen Dollar tauschen ?
    Wir sicher nicht.
    Wer hätte im April 1923 einen US-Dollar gegen 100.000 Reichsmark getauscht ?

    Die Zeiten, zu denen man rein aus Renditegesichtspunkten zwischen beispielsweise Aktien oder EM gewechselt hat, sind u.E. vorbei.
    Das FIAT-Geldsystem hat u.E. einen Zustand erreicht, bei dem es jetzt rein um das finanzielle Überleben geht. Und nur noch darum.
    Wo die Unze heute, in 4 Wochen oder in 4 Monaten steht (gemessen in Monopoly-Geld) ist doch eigentlich egal.
    Sie wird in 2 Jahren noch da sein.
    Das zählt.
    Nur das.

    Unter Renditegesichtspunkten gäbe es weitaus interessantere Investitionen:

    https://www.spiegel.de/fotostrecke/cartoon-des-tages-fotostrecke-142907.html#bild-fcad4f18-1926-4186-bbf8-7161bceb1ff1

    Und oft hilft bereits jetzt der Besitz von bunten Papierbildchen überhaupt nicht mehr weiter:

    https://cdn.prod.www.spiegel.de/images/6a8ed549-5896-43db-ba9b-837190d2131b_w640_r1.3468013468013469_fpx33.4_fpy46.97.jpg
    https://www.spiegel.de/fotostrecke/cartoon-des-tages-fotostrecke-142907.html#bild-6a8ed549-5896-43db-ba9b-837190d2131b

      • @Klapperschlange
        Richtig!
        Solange es noch was gibt…….
        (Braugerste, Strom, LKW-Diesel, Ad Blue, Alu für die Dose………)

        Wir lesen schon lange keine Märchenbücher und-Hefte mehr, besonders wenn der Verlag in Humbug.. sorry Hamburg sitzt.
        Wir finden nur die Cartoons dort recht gut.
        In diesem Sinne:
        https://funpot.net/?7a4a9b530a24cea2

    • @Pumuckl

      Claro, ich denke, auch die VanEck-Leute unterliegen dem Missverständnis, man könne die globale Geldmenge einfach so in Gold abbilden. Quasi ein Goldstandard, der sämtliche Tauschwerte und/oder das Geld, wodurch die Waren ihren Wert als Tauschwert vermitteln, umfasst – das ist reichlich unrealistisch, die globale Goldmenge reicht dazu einfach nicht aus. Und Milchmädchenrechnungen, die aus der Not eine Tugend machen und 6- oder 7-stellige Unzenpreise tagträumen, machen zwar gute Laune, diskriminieren aber die ‚Milchmädchen‘ – dagegen muss ich auf das Schärfste protestieren!

      Realistisch scheint mir dagegen eine generelle Aufwertung von Gold als Reserve-‚Asset‘ von Staaten, wie es die Autoren beschreiben. Oder etwa die Aufnahme in den Währungskorb der IWF-Sonderziehungsrechte [Special Drawing Rights], um dem Korb eine gewisse Gravitas zu verleihen. Oder die Hinterlegung von Gold bei Rohstoffgeschäften etc. pp. All das wird die globale Nachfrage nach Gold nachhaltig stimulieren. Auch ohne Mondpreise.

      Konfuzius sagt: Seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche.

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