Der Goldpreis erhält nicht nur durch den US-Bankenkollaps neue Dynamik. Sinkende Zinserwartungen können Gold und Silber weiter antreiben.
Gold und Silber
Am Dienstagvormittag um 9 Uhr notierte der Goldpreis am Spotmarkt mit 1.912 US-Dollar pro Unze. Das entsprach 1.789 Euro. Währenddessen kostete Silber 21,85 US-Dollar beziehungsweise 20,43 Euro. Damit verzeichneten die Edelmetall gegenüber Vorwoche einen kräftigen Kursgewinn. Gold legte seit vergangenem Dienstag 3,7 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent (in Euro) zu. Silber stieg mit der gleichen Dynamik.
„Sichere Häfen“ stärker gefragt
Die jüngsten Ereignisse im US-amerikanischen Bankensektor bewegten die Märkte in den vergangenen Tagen (Goldpreis reagiert auf Angst vor neuer Finanzkrise). Dabei trieben drei Bankenschließungen innerhalb weniger Tage viele Anleger in die als „sichere Häfen“ angesehenen Anlageklassen. Dazu gehören neben Gold auch Staatsanleihen. Entsprechend gestiegen sind diese Kurse, was einen starken Rückgang der jeweiligen Renditen zur Folge hatte.
Anleihe-Renditen
So rentierten 10-jährige US-Staatsanleihen am Dienstagvormittag mit 3,57 Prozent. Dagegen waren es vor einer Woche noch 3,95 Prozent. Parallel gingen die Marktzinsen für deutsche Papiere von 2,74 Prozent auf 2,29 Prozent zurück. Entsprechend fielen die Renditen in den anderen Ländern der Eurozone.
Geldpolitik
Weiteren Druck auf die Renditen könnten nun sinkende Zinserwartungen ausüben. Denn mit dem Anstieg der wahrgenommenen Risiken im Finanzsektor dürfte bei den Zentralbanken die Sicherung der Bankenliquidität in ihren geldpolitischen Entscheidungen wieder mehr Gewicht zukommen. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit für kräftige Zinsanhebungen sink. Das zeigt sich auch in den Daten vom US-Terminmarkt.
Denn im Rahmen der Fed Funds Futures (Wetten auf die US-Zinsentwicklung) wird eine Zinsschritt von 50 Basispunkten bei den Händlern mittlerweile ausgeschlossen. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Fed die Zinsen am 22. März sogar unverändert bei 4,50 bis 4,75 Prozent belässt, wird derzeit mit knapp 42 Prozent taxiert. Die EZB trifft ihre Zinsentscheidung bereits am kommenden Donnertag. Mit einem beherzten Schritt könnte sie die Zinslücke zu den USA etwas schließen. Der Euro-Leitzins steht derzeit bei 3,00 Prozent. Die aktuelle Entwicklung spielt in jedem Fall dem Goldpreis in die Karten.
Anleihe-Renditen und Gold
Welchen Einfluss haben die Anleiherenditen auf den Goldpreis? Generell lässt sich sagen: Wenn Staatsanleihen mit guter Bonität höhere Zinsen bringen, dann steigt deren Attraktivität unter defensiv ausgerichteten institutionellen Investoren. Dagegen wirkt das zinslose Gold als Anlageform dann in normalen Zeiten für solche Kapitalverwalter weniger lohnenswert. Auf solche Einflüsse reagieren auch automatisierte Handelssysteme.
Allerdings sind die Anleiherenditen nur einer von vielen Aspekten, die eine Rolle bei der Entwicklung von Gold-Nachfrage und Goldpreis spielen. Wenn an den Kapitalmärkten sichere Häfen gesucht sind, steigen die Edelmetalle oft, während die Anleiherenditen sinken (steigende Anleihekurse).