Sonntag,19.Mai 2024
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Keine Kursänderung der Fed trotz Konjunktureintrübung

Trotz der relativ widerstandsfähigen Märkte wird es immer schwieriger, den beginnenden Abschwung der Realwirtschaft in den USA zu kaschieren.

Von Laurent Maurel

Die Wall Street verbucht neue Rekorde, doch die Main Street knickt ein. Der Dow Jones US Trucking Index spiegelt diesen Trendwechsel wider:

Trucking-Index, USA

Auch der US Railroad Index zeigt einen ähnlichen, bearishen Einbruch:

Railroad-Index, USA

In der Realwirtschaft sind Anfang Mai Zeichen für einen Konjunkturrückgang zu erkennen.

Der Arbeitsmarkt ist von der anfänglichen Euphorie nach der Coronakrise weit entfernt. In Bezug auf Neueinstellungen und Kündigungen ist die Lage heute wieder wie vor der Pandemie:

Arbeitsmarkt, USA, Anstellungen, Entlassungen

Die Kündigungsrate liegt heute wieder auf einem für dieses Jahrhundert typischen Niveau:

Kündigungsrate, uSA

Der Arbeitsmarkt ist dabei, sich deutlich abzukühlen. Die Zahl der Stellenangebote ist nach Angaben des JOLTS-Reports im März auf 8,488 Millionen gesunken, verglichen mit erwarteten 8,69 Millionen Stellen und 8,813 Millionen offenen Stellen im Vormonat. Das ist das niedrigste Niveau seit dem Wiederaufschwung nach der Gesundheitskrise.

Job Openings

Eine weitere unangenehme Überraschung: Der ISM-Einkaufsmanagerindex der US-Industrie ist im April erneut gesunken und lag bei 49,2 Punkten, während 50,0 Punkte erwartet wurden. Zuvor waren 50,3 Punkte verzeichnet worden:

ISM-Index, USA

Der Bausektor erleidet den stärksten Rückschlag, mit einem beispiellosen Rückgang der Stellenangebote. Das Minus im April ist das größte, das in dieser Branche je verzeichnet wurde:

Jobs, Baugewerbe, USA

Die Bedeutung des Bausektors für die amerikanische Gesamtwirtschaft ist bekannt. „Wenn es der Bauwirtschaft gut geht, geht es allen gut“, heißt es sprichwörtlich. Doch was passiert, wenn es für die Branche bergab geht?

Die Wirtschaft gerät ins Stocken, aber sicherlich noch nicht genug, um die Fed zum Handeln zu bewegen.

Die Entscheidung der US-Notenbank, ihren Leitzins unverändert bei 5,5 % zu belassen, war keine Überraschung und stimmte mit den jüngsten Prognosen überein.

Doch diese Prognosen wurden im Laufe der letzten Monate stark angepasst!

Erinnern wir uns, dass der Markt noch im Januar drei Zinssenkungen von je 0,25 % in der ersten Jahreshälfte erwartete.

Fed Funds Futures

Nur vier Monate nach der „psychologischen“ Kehrtwende der Fed sehen die Erwartungen der Großbanken nun ganz anders aus.

Zinserwartungen, Banken

Aufgrund des anhaltenden Inflationsproblems in den USA erwägt die Fed, die Zinsen länger auf einem höheren Niveau zu halten, als ursprünglich vorgesehen.

Diese Situation ist alles andere als förderlich für die Bilanzen der Banken, die mit immer höheren nicht realisierten Verlusten zu kämpfen haben. Solange die Zinsen hoch bleiben, fällt der Wert ihrer Anleiheportfolios weiter und greift damit ihre Bilanzen an.

Nicht realisierte Verluste

Für das US-Finanzministerium stellen die Zinssätze von mehr als 5,5 % ein echtes Problem bei der Refinanzierung der Staatsschulden dar.

Wenn die Fed die Zinsen nicht bald senkt, könnten die jährlichen Zinszahlungen auf die US-Staatsschulden auf 1,7 Billionen $ anwachsen. Das ist natürlich unvorstellbar und dieses Szenario ist allein schon die Garantie dafür, dass die US-Notenbank den Leitzins senken wird, selbst wenn die Inflation wieder zunehmen sollte.

Selbst nach einer Zinssenkung um 150 Basispunkte würden sich die Zinszahlungen des US-Finanzministeriums noch auf rund 1,2 Billionen $ erhöhen, wie eine Studie der Bank of America zeigt:

Zinszahlungen

Vor diesem Hintergrund wird klar, dass die Fed die Hände nicht mehr lange in den Schoß legen kann.

Die Tatsache, dass der Goldpreis über der Linie verharrt, die seinen Ausbruch nach oben markierte, deutet ebenfalls darauf hin, dass die US-Notenbank die Zinsen nicht mehr lange auf ihrem aktuellen Niveau lassen kann, ohne die Refinanzierung der Staatsschulden aufs Spiel zu setzen.

Gold, Goldpreis

Quelle: Goldbroker

LAURENT MAUREL in Edelmetall- und Bergbauanalyst. Als ausgebildeter Ingenieur arbeitete er in verschiedenen Sektoren (Telekommunikation, Softwaretechnik, Astrophysik …) in Kanada, den Vereinigten Staaten, Deutschland und Frankreich.

Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen im Rahmen von Gastbeiträgen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder. Sie stellen nicht notwendigerweise die Meinung von Goldreporter dar.

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11 Kommentare

  1. Der Auftrag der FED ist die Geldwertstabilität und keinesfalls die Beschafferin von Kohle für Lau für chronische Schuldenmacher oder unrentable Wirtschaft.
    Das müssen einige erst wieder lernen.
    Besonders die Aktienanleger, welche nun ständig in der Hoffnung leben, die FED wird es richten.
    Die Chance besteht, dass die FED es plötzlich nicht richtet und es von jetzt auf gleich zu spät sein kann, seine Papiere noch los zu werden.
    Damit wird zwar Vermögen vernichtet, aber in gleichen Umfang auch die Schulden, denn die sind die Kehrseite von Vermögen.
    Die Party ist deswegen aber nicht vorbei, sie steht halt nur unter anderen Prämissen.

  2. Ich finde solche Artikel immer lustig. Die ganzen Arbeitsmarktdaten sind sowieso von vorne bis hinten gefälscht. Es gibt jetzt ein „Theoretisch geschaffene stellen Modell“ was mit einberechnet wird. In den USA sind die Normalbürger mit 10 Kreditkarten und Zinsen von über 20% auf die Karten ziemlich am A…. Sieht man schön an den Quartalszahlen von diveresen Konsum Aktien. Ob die FED jetzt die Zinsen oben lässt oder senkt ist auch relativ egal. Der Dollar ist Toilettenpapier bei einer Verschuldung von 138% vom BIP und ner Neuverschuldung von 1 Bio alle 3 Monate Tendenz steigend.. Die Inflation wird nicht runter kommen egal was die FED macht. Senkt sie die Zinsen geht die Inflation hoch, tut sie es nicht steigt der Schuldenberg noch schneller weiter nach Norden…

  3. Es ist in der Tat erstaunlich, trotz katastrophaler Wirtschaftsdaten in der Industrie steigen die Indexwerte.
    Besonders der DAX, heute 1.4% im plus.
    Gold ist selten mit 1.4% am morgen im plus.
    Die Autoindustrie, Deutschlands Hauptindustrie leidet wie ein …. und trotzdem kauft jemand diese Papiere.
    Eigentlich können das nur die Banken und deren Fonds sein, mit dem Geld der Sparer.
    Ich bin sicher, in Bälde wird man wieder nach Bankenrettung schreien, da diese ja, wie man weiss, alternativlos ist.
    Maruti rät allen, verkauft Gold, spart das Geld auf dem Konto, für Staat und für die Bankenrettung.:)

    • @ Maruti.
      Nicht vergessen. Aktien sind Sachwerte ( Unternehmensanteile ) genauso wie Gold.
      Was meinst du geht ehr über die Wuppe? Der Euro oder die Autohersteller?
      Die meisten Dax Aktien sind global aufgestellt und verdienen ihr Geld nicht ausschließlich in Debilistan. Unsere Autowerte haben lächerliche KGVs im Vergleich zum überbewerteten US Müll
      Darüber hinaus zahlen die saftig Dividende. ;)

      • Aktien können verwässert werden und es gibt sie auch nicht mehr physisch deshalb würde ich diese eher zum Geldwert als zum Sachwert zählen. Und im übrigen sind Aktiendepots genauso vor Enteignung gefährdet wie Bankkonten .

        • @Blockbuster da stimme ich dir zu. Kapitalerhöhungen machen aber nur Firmen die kein Geld verdienen…
          Beim Thema enteignen bin ich ganz bei dir. Jedoch geht man in keine Asset Klasse „all in“ auch bei Gold nicht. Aktien kann man schnell zu Geld machen wenn man Liquidität braucht. Gold wird erst verkauft wenn die Währungsreform durch ist vorzugsweise in einer eigenen Währung ( Kein Euro Vergemeinschaftungsmüll ). Bin davon überzeugt das der Euro höchstens noch 5 Jahre macht, wenn überhaupt

  4. @Maruti
    Nichts da, das Gold wird nicht verkauft. Es bleibt da wo es ist, zumindest die nächsten 20 Jahren. Ausserdem bin ich zu faul den Spaten auszupacken und anfangen zu graben.
    Generell die Autoindustrie ist ein schwieriges Pflaster, zb. BYD hoch inovativ aber nur von produzieren kann man kein Geld verdienen. Da muss man schon das Produkt absetzen können, aus diesem Grund sind die Hälfte der BYD Aktien rausgeflogen. Die Summe habe ich woanders reinvestiert wo ich mehr Potenzial und bessere Absatzzahlen sehe.
    Da ist das Geld besser aufgehoben als aufs Konto. Ich glaube bin kein guter Bank Kunde!

  5. @Marco86
    Genau sehr richtig. Viele US Aktien sind extrem überwertet, investieren ja aber nur bei Korrektur. Oder es müssen verdammt gute Gründe vorliegen, das zb. krisensicheres Geschäftsmodel, starke Präsenz am Markt, gute Absatzzahlen, usw.
    Es müssen ja nicht unbedingt Aktien aus den DAX sein, ein blick Richtung Skandinavien kann nicht schaden. Wo wir beim DAX sind, was halten Sie von Daimler Truck?
    Wegen den schleichenden Tod des Euro, wofür kaufen wir den Gold? Ich denke mir nicht nur aus ästhetischen Gründen!

    • @ HansPeter. Es gibt in jeder Kriese unternehmen die profitieren. Autowerte habe ich nicht im Depot. Energie, Rohstoffe, Lebensmittel. ( Außerhalb der BRICS ).
      Die 10% + X Inflation muss man ausgleichen. ;). Die Kohle muss irgendwo hin. (wech vom Bankkonto)

      • Dafür haben wir doch Edelmetalle. Kommt es zu einem schwarzen Schwan so zieht es viele Werte an der Börse herunter, die trotz Krise profitieren. Das nennt man Anlegerangst. Ihre Wertpapiere existieren nicht in physischer Form oder haben sie eine beglaubigte Kopie davon Zuhause? Wenn dem so ist, dann informieren sie mich welcher Broker diesen nützlichen Service anbietet.
        Beim nächsten Bankenansturm werde ich mich auf ein kühles Bier mit Aktienbesitzer am See treffen. In meiner Hosentasche eine kleine Münze. Ich bin gespannt was mir der Depotbesitzer im Austausch anbietet.
        Ohne Handy, ohne Internet, trotz Krise. Wir befinden uns bereits in einer! Da glaube ich gibt es sehr wohlhabende Menschen, die dann sehr arm sind. 6stellige Beträge in Aktien oder ETF‘s.. ja aber ich sehe sie nicht.. das Bier geht auf mich.

  6. @Marco86
    Angesichts der Dividende haben sie recht, aber lassen sie das Risiko nicht außer Acht. Die Börse ähnelt mittlerweile eher einem Casino

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