Der Goldpreis rutscht ab: Kurzfristig könnten Verkäufer den Goldmarkt dominieren. Wir analysieren die jüngsten Zahlen vom US-Terminmarkt.
Goldpreis scheitert am Rekordhoch
Der Goldpreis scheiterte vergangene Woche erneut am Ausbruch über das Allzeithoch – trotz anhaltender Unsicherheiten an den Märkten. Fortschritte bei US-Handelsgesprächen mit EU und Japan bremsten die Krisenstimmung und setzten den Goldkurs unter Druck. Gleichzeitig sorgte die Entscheidung der EZB, den Leitzins unverändert zu lassen, für neue Zinsspekulationen.

Doch die Unsicherheit bleibt: Trump droht weiter mit Zöllen, China zeigt sich unnachgiebig. Gold verharrt in der Seitwärtsbewegung, doch Anleger bleiben aufmerksam – zumal die Terminmärkte in der kommenden Woche neue Impulse liefern könnten.
CoT-Daten
Wir betrachten zunächst die jüngsten Entwicklungen im Goldhandel am US-Terminmarkt – mit den aktuellen CoT-Daten („Commitments of Traders“) der US-Börsenaufsicht CFTC. Darin enthalten sind die Positionen der größten Händlergruppen im Geschäft mit Gold-Futures per 22. Juli 2025.
Hier stieg die Netto-Short-Position der „Commercials“ gegenüber der Vorwoche noch einmal kräftig um 12 Prozent auf 282.337 Kontrakte. Dabei handelt es sich um den höchsten Wert seit dem 18. März 2025. Auf der Gegenseite nahm die Netto-Long-Position der „Großen Spekulanten“ sogar um knapp 19 Prozent zu auf 253.038 Kontrakte.
Open Interest
Auch der Open Interest stieg bis zum Dienstag rasant an. Denn gegenüber der Vorwoche erhöhte sich die Summe aller offenen Gold-Kontrakte an der COMEX um 9 Prozent auf 489.423 Kontrakte. Doch im Umfeld des gescheiterten Rekordversuch kam es zu einer vermehrten Auflösung von Futures-Kontrakten. Denn der Open Interest sank bis zum Handelsschluss am Freitag wieder um 5 Prozent auf 466.174 Kontrakte. Dennoch ergibt sich im Vorwochenvergleich (Freitag bis Freitag) ein Anstieg um 2,7 Prozent.
Gold-Optionen
Im Handel mit Gold-Optionen zog der Open Interest gegenüber der Vorwoche um 11 Prozent an auf 904.999 Optionen. Dabei sank das Put/Call-Verhältnis minimal auf 0,671. Das bedeutet, dass auf 100 Put-Optionen zuletzt 149 Call-Optionen kamen – nach 148 in der Vorwoche. Damit hielt der überwiegende Goldpreis-Optimismus in diesem Handelssegment an.
Goldpreis-Entwicklung
Am Dienstag erreichte der Goldpreis im US-Futures-Handel die Marke von 3.450 US-Dollar pro Unze. Auf Tagesschlussbasis war am 21. April 2025 das Rekordhoch vom 3.434 US-Dollar erreicht worden. Der Abverkauf startete dann am Mittwochvormittag unter großem Handelsvolumen und er setzte sich bis zum Freitagabend fort. So schloss Gold im US-Futures-Handel (August-Kontrakt) mit 3.338,50 US-Dollar (2.841 Euro) und damit ein Prozent unter der Vorwoche (-1,9 % in EUR).

COMEX-Gold-Lager
Werfen wir einen Blick auf die Goldlagerbestände an der COMEX per 17. Juli 2025. Hier stieg das Inventar gegenüber Vorwoche um weitere 570.000 Unzen an auf 37,76 Millionen Unzen (Vorwoche: +450.000 Unzen).
Dabei nahmen die zur sofortigen Auslieferung an Kunden verfügbaren Gold-Bestände der Kategorie „eligible“ um 200.000 Unzen zu auf 17,20 Millionen Unzen. Alle Zahlen sind gerundet. Dieses Gold gehört Händlern, nicht den Bullionbanken. Das bedeutet, es kann jederzeit von Kunden abgezogen werden.
Golddeckung des COMEX-Handels
Bei einem Open Interest von 466.174 Kontrakten handelten Futures-Trader Ende der vergangenen Handelswoche insgesamt 46.617.400 Unzen Gold in Form von Standard-Futures (100 Unzen pro Vertrag). Das heißt, der Gold-Futures-Handel an der COMEX war zuletzt immer noch mit hohen 81 Prozent durch Lagerbestände gedeckt (Vorwoche: 82 Prozent). Der Rekordstand stammt vom 10. April 2025 mit 98 Prozent. Damals hatten Händler Zölle auf Goldimporte befürchtet und tonnenweise Gold in die USA eingeführt.
In den vergangenen Jahren war die physische Deckung des US-Gold-Futures-Handels deutlich geringer – teilweise nur 30 Prozent. Vom Börsenbetreiber wird diese Unterdeckung damit gerechtfertigt, dass nur ein Bruchteil der Futures-Verträge tatsächlich physisch abgewickelt wird. Das heißt, am Ende des Kontraktmonats schließen die Parteien ihre Positionen hauptsächlich per Barausgleich. Diesen Anteil kann man ebenfalls einer wöchentlichen Pflichtmitteilung entnehmen.
Auslieferungsanträge
So meldet die Börsenaufsicht CFTC für den aktuellen Kontraktmonat 11.481 Anträge auf physische Auslieferung von Gold. Das entspricht einer Menge von etwa 36 Tonnen.
Im Juni waren es 29.897 „Delivery Notices (93 Tonnen). Dagegen wurden im bisherigen Rekordmonat Januar 2025 insgesamt 238 Tonnen Gold abgerufen (76.567 Anträge).
Sinkende Goldpreis-Aufschläge in China
Welche Impulse gingen zuletzt von China aus? Dazu betrachten wir die dortige Goldpreis-Entwicklung. Am vergangenen Donnerstag um 14:30 Uhr (8:30 Uhr MEZ Berlin; 2:30 Uhr New York) notierte Gold an der Shanghai Gold Exchange mit 774,80 Yuan pro Gramm. Das waren umgerechnet 108,76 US-Dollar je Gramm bzw. 3.382 US-Dollar pro Unze.
Gleichzeitig kostete die Feinunze Gold am europäischen Spotmarkt (FOREX) 3.375 US-Dollar. Das bedeutet, dass Gold in China in der fünfundzwanzigsten Woche in Folge über dem internationalen Goldpreis gehandelt wurde. Dabei stieg der Abstand laut unseren Berechnungen aber deutlich auf nur noch 7 US-Dollar pro Unze (Vorwoche: 22 US-Dollar).
Goldpreis-Ausblick
Was verraten die jüngsten Terminmarktdaten über die kurzfristigen Goldpreis-Aussichten? Ein fallender Goldkurs bei steigendem Open Interest ist ein deutlichen Anzeichen für Marktschwäche. Der Abverkauf bei Annäherung an das Allzeithoch zieht kurzfristige Short-Seller an.
Kommende Woche ist Verfallstermin an der COMEX. Am Montag laufen die Gold-Optionen des Monats August aus und am Dienstag ist letzter Handelstag der Juli-Kontrakte im amerikanischen Gold-Futures-Handel. In diesem Umfeld könnte sich der jüngste Trend zu Gewinnmitnahmen noch einmal verstärken.

















