Dienstag,08.Oktober 2024
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Physisches Gold – zuverlässiger als Staatsanleihen

Die Realität des physischen Marktes ist dabei, den Einfluss der Derivatemärkte auf den Gold-Kurs nach und nach zu verdrängen.

Von Laurent Maurel

Langfristige US-Anleihen eingebrochen

Ein vergangene Woche von Bloomberg veröffentlichter Artikel geht auf die historisch schlechte Performance der langfristigen US-Anleihen ein:

Anleihen, Kurse, USA
Quelle: Bloomberg

Die 30-jährigen Staatsanleihen sind mehr als 50 % im Kurs gefallen. Die Verluste nehmen erneut zu und zahlreiche Beobachter sind beunruhigt.

Da kein Risiko besteht, dass die USA bankrottgehen, spiegelt diese Baisse in erster Linie die Auswirkungen der geldpolitischen Straffungen wider.

Die Verluste werden nur dann realisiert, wenn die Inhaber der US-Treasuries gezwungen sind, sie zu verkaufen. Die meisten Käufer verwenden diese Wertpapiere theoretisch nicht als liquide, kurzfristige Anlagen. Sie wurden typischerweise gekauft, um sie bis zur Fälligkeit zu halten.

Im Falle eines Kreditereignisses würden wir nichtsdestotrotz den Abverkauf der Staatsanleihen erleben. Und wenn diese Aktiva mit Verlust liquidiert werden, hätte das einen noch heftigeren Absturz ihres Kurses zur Folge.

Nicht realisierte Verluste

Unter diesen Umständen ist leicht verständlich, warum der Verkauf dieser Wertpapiere um jeden Preis zu vermeiden ist. Die historischen Verluste der US-Treasuries müssen unbedingt „nicht realisiert“ bleiben, um zu verhindern, dass sie Finanzinstitutionen in Schwierigkeiten bringen, die die Anleihen als Basis für komplexe Finanzprodukte verwenden.

Auch andere Wertpapiere, die von den Institutionen im großen Stil gekauft wurden, als die Zinsen von der allzu akkommodierenden Geldpolitik der Zentralbank künstlich niedrig gehalten wurden, weisen aktuell nicht realisierte Verluste auf. Diese belaufen sich nach Schätzungen des amerikanischen Einlagensicherungsfonds FDIC auf fast 600 Milliarden $:

Verluste, Gewinne, realisiert

Diese Zahlen deuten darauf hin, dass ein Kreditereignis für viele Finanzinstitute desaströse Folgen hätte: Bei nicht realisierten Verlusten in diesem Umfang wird das Risiko einer Ausweitung der Krise wahrscheinlich unterschätzt.

Bankeinlagen sinken

Da sie nichts unternehmen, um die Lage zu verbessern, konstatieren die amerikanischen Banken derzeit den Abfluss ihrer Einlagen in Rekordgeschwindigkeit:

Bankeinlagen, USA

Das ist nur logisch: Die Zinsen auf Bankkonten sind viel niedriger als die Erträge, die Geldmarktfonds versprechen. Die Amerikaner heben ihr Geld von den Banken ab, um es in sicherere und lohnendere Produkte zu investieren. Der Bank Run, der von der Krise der Regionalbanken im Frühjahr ausgelöst wurde, ist noch nicht vorüber. Der Fed ist es zwar gelungen, den Sturm zu besänftigen, doch die schrittweise Erosion der Einlagen dauert an.

Eine Reihe von Insolvenzen würde den Bankensektor noch weiter schwächen, der bereits zu den von der plötzlichen Kehrtwende der Geldpolitik am stärksten betroffenen Branchen zählt.

Mehr Insolvenzen

Doch es gibt schlechte Neuigkeiten: Just in diesem Sommer hat ein neuer Insolvenz-Zyklus begonnen. Allerdings ist dieser bislang nicht einmal ansatzweise mit den Zahlen von 2008 vergleichbar…

Anleiheausfälle, Defaults, Bonds

Das Kreditrisiko ist allerdings höher als 2008 und im Vergleich zur letzten Finanzkrise ist der Anteil der „Zombie“-Unternehmen heute noch größer:

Verlustbringer, Unternehmen, Zombies

30 % der im Russel 3000 gelisteten Unternehmen machen keinen Gewinn oder können ihre Kredite nicht zurückzahlen.

Auch wenn es noch nicht sichtbar ist, ist das Insolvenzpotential infolge der abrupten Zinserhöhungen mit Sicherheit höher als es scheint.

Ein neuer Zyklus hat begonnen. Alles, was in der Zeit der lockeren Geldpolitik der Fed galt, als die Zinsen künstlich niedrig waren, muss auf den Prüfstand gestellt werden.

Anleihe-Renditen: Zyklus beendet

Die jüngsten Verluste der Staatsanleihen beenden einen Zyklus, der 40 Jahre lang bestand und im Lauf dessen die Zinsen in einem abwärts gerichteten Trendkanal eingeschlossen blieben:

US-Bonds, Renditen

Der Index TLT, der die Performance der 20-jährigen Staatsanleihen misst, verzeichnet eine Baisse. Je weiter die Zinsen steigen, desto tiefer sinkt der Index. Der TLT befand sich in einem aufwärts gerichteten Trendkanal, aus dem er abrupt nach unten ausgebrochen ist, ohne ihn anschließend wieder zu erreichen. Charttechnisch hat der TLT kürzlich sogar eine bearishe Flagge nach unten durchbrochen und damit noch mehr Baisse-Spekulanten an die Anleihemärkte gelockt.

USA-Anleihen, Kurse, Chart

Der TLT illustriert exemplarisch das jüngste Debakel des Sektors.

Der heftige Absturz es Index hat zahlreiche Spekulanten auf den Plan gerufen, die auf weitere Kursverluste setzen. Die Hedgefonds haben in den vergangenen Monaten Short-Positionen in Rekordhöhe auf die US-Treasuries eröffnet, was logischerweise das Risiko eines Short Squeeze erhöht, sollten die Anleihen kurzfristig nach oben zurückprallen.

Die Entscheidung der Fed, ihre Zinsanhebungen nicht fortzusetzen, könnte bei diesen Wertpapieren eine Phase der Instabilität auslösen.

In diesem Fall würden die Anleihen von bestimmten Marktteilnehmern als überverkauft angesehen, die eine Chance auf einen Squeeze der Hedgefonds wittern, welche ein zu großes Exposure auf der Verkaufsseite haben.

Rolle und Ruf von Staatsanleihen

Das Volatilitätsrisiko der Staatsanleihen steigt deutlich, wobei diese Aktiva gerade auf Portfoliomanager und Vermögensverwalter zugeschnitten waren, die ihrem Portfolio eine gewisse Stabilität verleihen wollten.

Die Staatsanleihen laufen Gefahr, ihren Ruf als stabile und zuverlässige Anlagen zu verlieren, den sie während der letzten 40 Jahre hatten. Diese radikale Änderung in der Wahrnehmung der US-Treasuries fällt perfekt mit der Entkoppelung zusammen, die wir zwischen Gold und den Anleihen beobachten (und in diesen Beiträgen regelmäßig kommentieren).

China hat sein Portfolio an US-Staatsanleihen reduziert:

China, US-Bonds, Staatsanleihen

Ebenso Saudi-Arabien:

US-Bonds, Staatsanleihen, Saudi, USA

Goldpreis-Aspekt

Alles scheint darauf hinzudeuten, dass Gold wieder die Rolle des stabilen Vermögenswertes übernimmt, auf Kosten der Anleihen, die diese Rolle nun abgeben müssen.

Die Tatsache, dass die US-Staatsanleihen die Rolle des defensiven Assets verlieren, stützt die Nachfrage nach physischem Gold seitens der Zentralbanken.

Gold, Goldpreis, Aufschlag, Shanghai

Die Handelsvolumen am chinesischen Markt spiegeln keinen echten Run auf Gold wider. Der Anstieg der Aufgelder ist zweifellos eher den Versorgungs- und Beschaffungsschwierigkeiten am physischen Goldmarkt geschuldet.

Chinas Goldmarkt

Dieser Squeeze führt dazu, dass sich die Arbitragemöglichkeiten verstärken, und dass der Fluss von physischem Gold Richtung Osten anschwillt. Er unterstützt zudem den Goldpreis, just aufgrund eben dieser Arbitragemöglichkeiten.

Vor einigen Tagen hat China seine Einfuhrquoten für physisches Gold angehoben, doch die Aufgelder bleiben sehr hoch. Eine Unze Gold kostet in Shanghai 75 $ mehr als in London:

Gold, Goldpreis, China

Die gleiche Situation sehen wir am Silbermarkt, wo ein Aufschlag von 7 % fortbesteht…

Silber, Silberpreis, China, LBMA

Physisches Gold vs. Gold-Derivate

Wenn diese Aufgelder Bestand haben, könnten die Arbitragemöglichkeiten dazu führen, dass an der COMEX verstärkt die Lieferung der Metalle beantragt wird. Für die Marktteilnehmer, die ihre Short-Positionen schützen wollen, wäre es dann noch schwieriger, die Preise am Terminmarkt zu kontrollieren.

Die Versorgungsschwierigkeiten am chinesischen Markt könnten es dem Goldmarkt schrittweise ermöglichen, sich einem Preisfindungsmechanismus anzunähern, der auf er tatsächlichen physischen Nachfrage beruht.

Die Bedeutung der physischen Goldnachfrage und ihr Einfluss auf den Goldmarkt ist einer der Gründe für die Entkoppelung des Goldpreises vom Kursniveau des Dollars und von den Zinsen. Die Realität des physischen Marktes ist dabei, den Einfluss der Derivatemärkte auf den Goldkurs nach und nach zu verdrängen.

Quelle: Goldbroker

LAURENT MAUREL in Edelmetall- und Bergbauanalyst. Als ausgebildeter Ingenieur arbeitete er in verschiedenen Sektoren (Telekommunikation, Softwaretechnik, Astrophysik …) in Kanada, den Vereinigten Staaten, Deutschland und Frankreich.

Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen im Rahmen von Gastbeiträgen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder. Sie stellen nicht notwendigerweise die Meinung von Goldreporter dar.

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8 Kommentare

  1. Inflation auf All Time High und sogenannte Inflationsschützer sinken im Preis. Oben drauf.
    Aktien teilweise Minus 25% ( Blue Chip VW)
    Immobilien: Minus 10 bis Minus 15%, quasi im freien Fall.
    Gold ? Naja, so schlecht sieht das Minus hier nicht aus.
    Von 1840 Euro runter auf 1810, das sind 30 Euro oder
    etwas 1.5%.
    Wohlgemerkt, zusätzlich zum Verlust durch 10%
    Inflation.
    Ergibt: Aktien -35%, Immobilien -25% und Gold -11.5%
    Am Besten schnitt Bargeld ab, mit -10%.
    Fazit: Mit Bargeld und Gold fährt man
    1. Am sichersten
    2. Mit dem noch geringsten Verlust.

    • @Maruti
      Die Zahlen sind jetzt aber schon etwas hingedeichselt.
      Bei den Aktien kann man doch nicht von einem einzelnen Unternehmen ausgehen. Zur Vergleichbarkeit sollte schon ein Indizes hinzugezogen werden.
      Bei Gold ist es ähnlich: Was bedeuten die 1840,- Euro?
      All Time High bei Gold war meines Wissens um die 1900,- Euro.
      Im Übrigen ist man mit Bargeld die letzten 20 Jahre noch kaum gut gefahren, ausser zu deflationären Zeiten.
      Man kann doch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.

      • @Fritzthecat
        Ihnen ist schon klar, dass ein Index nur Punkte sind, ein Einzelwert jedoch in Barem gemessen wird. In der letzten Zeit vergab man in der Schule im Abi Zeugnis keine Noten sondern Punkte. Da floss so manches hinein, was mit Schule nur am Rande zu tun hatte.
        Meine 1840 Euro bezogen sich auf das durchnittliche ATH, nicht jenes um Nachts 2Uhr morgens.
        Ich denke, dass man mit Barem sehr wohl gut gefahren ist, einfach deshalb, weil es kein Risiko gab, anonym verwahrt und sogar erworben werden kann oder konnte.
        (Sie können sich noch heute für Ihre Dienste völlig anonym bezahlen lassen. Jede Putzfrau,
        pardon Facility Managerin, kennt das genau.) Das alleine ergibt schon eine gewaltige Ersparnis.
        Übrigens, der Hinweis auf Bargeld und Gold stammt nicht von meinem Gehirn, sondern von einem hervorragenden Kenner des Bankenwesens.
        Bargeld ist nämlich EZB oder Zentralbank Geld und kein Giralgeld einer Bank und von dieser naturgemäß unbeliebt. Gold ist diesem sehr ähnlich,steht diesem aber diametral gegenüber wie ein Waagebalken. Steigt das eine, fällt meist das andere, jedoch der Gesamtwert bleibt in etwa erhalten. Es pendelt eben nur hin und her.
        Wollen Sie eine sehr sichere Anlage, setzen Sie auf Bargeld und Gold, nichts weiter sonst.
        Dafür werden Sie die Banken verfluchen, aber so ist es.
        Übrigens, muss Bargeld nicht unbedingt alles in Euro sein, es können schon Dollars, Pfund oder Franken, Kronen etc. dabei sein.

        • @Maruti
          Sie haben trotzdem nicht beantwortet, auf welchen Zeitraum sich Ihre ATH von 1840 Euro
          beziehen. Wer braucht einen Mittelwert von Allzeithochs, ohnehin ein Widerspruch in sich, für eine Zeitspanne, die nur Sie kennen.

  2. Was ist das für eine Rechnung von welchem Zeitraum ist die Rede ?

    Der Goldpreis hat das Jahr mit 1743€ begonnen jetzt stehts bei über 1812€

    Der Euro startete im Januar mit 1.055 jetzt aktuell bei 1,062

    Also auf Jahressicht hat sich Gold sehr gut gehalten und ich bin fest überzeugt dass das beste erst noch bevor steht .

  3. Letzte Woche war ein Forum meiner Hausbank, in dem Spezialisten in Sachen Assets, Anlagemöglichkeiten und Ausblicke der Märkte anwesend waren.
    Ehrlich gesagt langweilte mich der Vortrag. Zum einen weil Ausblicke und Einschätzungen nur dazu sind um (möglichst wenig) daneben zu liegen, zum Anderen wurden Staatsanleihen und Aktien geprießen.
    Gold wurde am Rande erwähnt mit einer max. Empfehlung von 5- 10% der Anlagesumme. Die historische Anleiheblase wurde nicht mal erwähnt.
    Dafür wurde den Zentralbanken- insbesondere der Europäischen – eine „gute Arbeit“ bescheinigt.
    Beim verlassen des Forums habe ich mich bestätigt gefühlt: Fritzthecat mach weiter wie immer, Du hast bestimmt vieles Richtig gemacht.
    Und der Rotwein und die Häppchen nach dem Forum haben auch gemundet:-)
    Den Leute allerdings, die diesen Tipps folgen tun mir jetzt schon leid.
    Aber was soll‘ s, vielleicht kommt alles ganz anders und das Rad dreht sich weiter wie immer…..

    • @Fritzthecat
      So ist es immer.
      Der ganze Laden bekommt konzernweit die selbe Sprechorder („Hausmeinung“).
      Die „Chefvolkswirte“ legen allergrössten Wert darauf, nur ja keine abweichende Meinung zu den anderen Häusern zu publizieren.
      Wenn man dann daneben liegt, war es eben der „böse Markt“, den ja kein Mensch einschätzen kann.
      Und ausserdem lagen ja alle anderen auch in derselben Richtung daneben.
      Super.
      Ausserdem wird ja soweiso nur empfohlen, was ordentlich Marge bringt.
      Gold wird da nie dabei sein.
      Das Geld in Edelmetall ist für die Zocker ja auf immer verloren.
      Seit 100 Jahren dasselbe Spiel.
      Und nur 5 % kapieren es.

  4. @Maruti
    Glauben Sie wenn die Aktienmärkte kollabieren das Ihre Euros, US-Dollars, Schweizer Franken, usw. noch was wert sind? Bargeld ja, einige Monate Reserve, solange noch Geld reinkommt. Immobilien, kann sein das zu gewisse Zeiträume der Preis nachgibt, hängt auch vom Land, Standort der Immobilie ab, Größe, Alter, Zustand. Es sind viele Faktoren die eine Rolle spielen, Tendenz ist aber steigend.
    Aktien steigen mit preissetzungsmacht des jeweiligen Unternehmens, dazu nicht immer, Dividenden Zahlungen.
    Braucht man das Geld nicht, können die Dividenden reinvestiert werden. Selbstverständlich kann ein Unternehmen konkurz gehen, die Aktien wertlos. Aber eine gute Analyse, hohe marktkapitalisierung, ect. Kann davon schützen. Mit Gold bin ich bei Ihnen, uraltes Zahlungsmittel und eine Art Ausfall Versicherung für den Ernstfall.

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