Der Euro-Goldpreis ist innerhalb eines Jahres um 21,5 Prozent gestiegen. Was ist vom Goldmonat April zu erwarten?
Goldpreis stark gestiegen
Der Goldpreis hat den zweiten Monat in Folge mit einem Kursgewinn abgeschlossen. Am letzten Handelstag im März notierte der Londoner Referenzkurs (P.M.) mit 1.942,15 US-Dollar pro Unze. Das entsprach 1.751,63 Euro. Damit verbuchte der Euro-Goldpreis im vergangenen Monat ein Plus von 2,96 Prozent. Vor genau einem Jahr stand der Kurs bei 1.440,61 Euro. Das heißt, der Euro-Goldpreis stieg innerhalb der vergangenen zwölf Monate um 21,5 Prozent. Was verrät uns die Statistik über den Monat April?
Gold im April
Zunächst einmal gehört dieser Zeitraum zu den schwächeren Goldmonaten des Jahres. Seit 1970 ergibt sich für den April im Durchschnitt ein Kursgewinn von 0,18 Prozent. Das reicht nur für Platz acht in der Monatsrangliste. Dabei schloss der Euro-Goldpreis 27-mal in den vergangenen 51 Jahren mit positiven Vorzeichen. Quote: 52,9 Prozent. Ansonsten sehen wir im April von Jahr zu Jahr immer wieder heftige Ausschläge in die ein oder andere Richtung (siehe Grafik).
Rekord-Crash
Allerdings lief es in den vergangenen beiden Jahren gut für Goldbesitzer. Im April 2021 legte das Edelmetall um 1,6 Prozent zu. Im Jahr davor waren es im Zuge der Corona-Krise sogar 6,7 Prozent Kursgewinn. Aber im April ereignete sich auch einer der größten Monatsverluste. Denn 2013 brach der Goldpreis um mehr als 10 Prozent ein. Seinerzeit sorgte ein gewaltiger „Flash-Crash“ am US-Terminmarkt für Wirbel. Denn alleine am 15. April 2013 rauschte der Kurs um 9 Prozent nach unten – von seinerzeit 1.173 Euro auf 1.066 Euro. Dabei handelte es sich um den größten Tagesverlust seit Einführung des Euro.
Statistik
Hier eine Übersicht über die besten und schwächsten Kursentwicklungen im April seit 1970.
Die beste April-Performance seit 1970 (Top-5)
- 1982: +7,59 %
- 2010: +7,55 %
- 1987: +7,44 %
- 2020: +6,82 %
- 2006: +6,67 %
Die schlechteste April-Performance seit 1970 (Top-5)
- 2013: -10,38 %
- 2004: -6,22 %
- 1986: -5,93 %
- 2008: -5,02 %
- 1974: -4,60 %
Hinweis: Alle Angaben basieren auf dem Londoner Nachmittags-Fixing und dem Goldpreis am Monatsende laut Bundesbank-Statistik; bei einem Umrechnungskurs von 1,95583 DM / Euro für den Zeitraum vor 1999.
***Jetzt NEU: Inflation auch in der Eurozone auf Rekordhoch***
Wie Eurostat soeben mitteilte, halten die Iden des März, was sie versprochen haben: Nach 5,9 Prozent im Februar stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone im Jahresvergleich um erkleckliche 7,5 Prozent. Das ist ein neues All Time High – die Red. gratuliert.
[Energie zeigt sich sprunghaft und schnellt auf +44,7 Prozent. Lebensmittel springen auch, aber vergleichsweise zu kurz von +4,2 Prozent auf +5,0 Prozent. Aber immerhin.]
https://finanzmarktwelt.de/verbraucherpreise-eurozone-im-maerz-75-prozent-deutlich-hoeher-als-erwartet-230537/
Und schon hallen Rufe durch Frankfurt [claro, am Main, das an der Oder kennt kein Echo]: Der neue Bundesbank-Präsident Nagel warnt die EZB eindringlich davor, die „geldpolitische Kurswende“ hinauszuzögern. „Die Inflationsdaten sprechen eine deutliche Sprache“, floskelt der Sprachschablonierer.
Update: Soeben melden die News-Ticker, dass die EZB in einer Ad-hoc-Reaktion den 500-Euro-Schein wieder einführt! Mit sofortiger Wirkung, wie die ‚Schnelle Eingreiftruppe‘ der EZB mitteilt.
https://www.der-postillon.com/2022/01/500.html
Nachtrag
Claro, das ist alles beunruhigend. Wirklich erschreckend wird es aber, sollte man sich eines Tages auf die Suche nach den Ursachen der flottierenden Geldentwertung machen wollen. Denn da bietet der publizistische Mainstream nur Schmalkost – Stulle mit Brot, wie wir Berliner sagen würden.
Aber immerhin sind sich alle einig: Vom ‚Handelsblatt‘ über den ‚Spiegel‘ bis hin zum Statistischen Bundesamt [Destatis], alle kolportieren das Narrativ vom Krieg als den „Treiber“ der Inflation. Reduktion von Komplexität at its best. Der gesamtideelle Griesgram würde sagen: Desinformation.
Von der „temporären Senkung der Mehrwertsteuersätze“ als Ursache der steigenden Inflation ist schon keine Rede mehr. Geschenkt. Kriegsbedingt waren dann schon eher die sog. ‚Mitnahmeeffekte‘ bei den Energiekonzernen, die ihre Profite in nur wenigen Wochen zum Teil verdoppelt haben. Während Spekulationen an den Energiemärkten zum Inventar gehören.
Ungern spricht man auch über das geldpolitische Füllhorn der EZB, die seit der globalen Finanzkrise 2007ff. auf Teufel komm raus das Wirtschafts- und Finanzsystem zu stabilisieren versucht. Geldmengenausweitung, ohne dass der ökonomischen Niedergang wirklich gebremst werden konnte – Stagflation, ick hör dir trapsen. Aus dem Dilemma wird es keinen geordneten Ausweg geben.
Eine analytische ‚No-Go-Area‘ ist dagegen die Krise der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung, die mit der Geldmenge ganz offenbar nicht mehr mithalten kann. Sprich, das systemimmanent absolut notwendige Wachstum – das trotz endlicher Ressourcen ‚immer weiter und immer mehr‘ – lässt zu Wünschen übrig. Reagiert wird mit Deficit Spending, sprich Defizit-Konjunkturen.
Ein Circulus Vitiosus.
https://www.heise.de/tp/features/Ukraine-Krieg-als-Ausrede-fuer-Rekordinflation-6658692.html?seite=all
@Thanatos
Fragt sich nur, was zuerst da war, das Huhn oder das Ei. Die Verschuldung oder die Wachstumsschwäche?
@Christian
Gute Frage.
Naja, wirtschaftshistorisch betrachtet scheint die Angelegenheit Huhn vs. Ei einigermaßen geklärt zu sein.
Seit Anfang der 70er Jahre hatte sich das autochthone Wachstum sukzessive aus dem Staub gemacht hat. Die Nachkriegskonjunktur – im ‚Rheinischen Kapitalismus‘ liebevoll das „Wirtschaftswunder“ genannt – war eben ein scheues Reh. Und seitdem haben wir mit der flottierenden Kapitalverwertungskrise nicht nur den Finanzsektor an der Backe, sondern auch die Krisenintervention in Permanenz, den globalen Verschuldungsturm inklusive.
Mit dem ‚Ausschleichen‘ der Nachkriegskonjunktur war der kapitalistische Knochen also quasi abgenagt [© by Krösus] und in einer Art ‚Flucht nach vorne‘ blähte sich der Finanzsektor auf. Seitdem wechseln sich staatliche Konjunkturprogramme [schuldeninduziertes Defizit Spending] und Zinssenkungen durch die Notenbanken kontinuierlich ab. Während die Finanzindustrie dem marktförmigen Zynismus anheim gefallen ist.
Allerdings gibt es inzwischen insbesondere in den USA Bestrebungen, zusätzliche Verschuldung offensiv einzusetzen – Stichwort ‚Modern Monetary Theory‘ [MMT]. Das Credo: Wachsende Staatsschulden seien zwar ein direkte Folge der kapitalistischen Krisenprozesse, MMT könne aber zu einer Rückeroberung staatlicher Handlungsspielräume führen, um die „die eigenen, national orientierten Wirtschaftsakteure“ vor den Kapitalinteressen der Großkonzerne zu schützen.
https://www.heise.de/tp/features/Schulden-zur-Eindaemmung-des-Neoliberalismus-4633706.html
De-Globalisierung, ick hör dir trapsen.
Aber der schiefe Schuldenturm [von Pisa] wirkt deshalb nicht weniger toxisch.
@Thanatos
Danke für die starke Antwort.
War auch nur eine rhetorische Frage :).
Es gibt noch einen Lieferanten der wieder 8 Krügerrand 1 Oz Gold 2017 – 50 Jahre Edition auf Lager hat.
Ansonsten ist diese Jubiläums Ausgabe mit dem Privy Mark vergriffen.
Für die Sammler unter uns.
Grüße
chelliz
@Chelliz
Danke für die Info. Aber bitte Butter bei die Fische. Welcher Händler? Wäre interessiert :).
Ich möchte hier keine Werbung für ein Unternehmen machen, aber einfach googlen.
Silber hat keine Ecken