Im vierten Quartal 2021 hielten amerikanische Finanzinstitute Edelmetall-Derivate im Nominalwert von 75,78 Milliarden US-Dollar, ein neuer Rekord.
Edelmetall-Derivate
Ende Dezember 2021 erreichte der Goldpreis mit 1.828 US-Dollar (US-Futures) den höchsten Jahresendstand aller Zeiten. Im Zuge der Gold-, Silber- und Palladium-Rally stieg auch das Nominalvolumen der von US-Finanzinstituten gehaltenen Edelmetall-Derivate auf ein neues Rekordhoch. Das zeigt der gerade veröffentlichte Quartalsbericht der US-Aufsichtsbehörde OCC (Office oft he Comptroller of the Currency).
Neuer Rekord
Demnach hielten die Geschäftsbanken mit 75,78 Milliarden US-Dollar 15 Prozent mehr Edelmetall-Derivate als am Ende des Vorquartals. Im Vorjahresvergleich ergibt sich ein Anstieg um 12 Prozent. Laut OCC handelt es sich bei diesen Derivaten um Wertpapiere mit den Basiswerten Silber, Platin und Palladium. Dabei umfasst der Handel mit diesen Edelmetallen nur einen Bruchteil dessen, was die US-Geldhäuser mit Gold umsetzen (unsere Schätzung: rund 30 Prozent).
Gold und Devisen
Allerdings werden Goldderivate nicht mehr separat ausgewiesen, sondern mit Devisen-Derivaten zusammengefasst (FX & Gold). Der Nominalwert dieser von US-Banken gehaltenen Derivate belief sich Ende 2021 auf satte 68,03 Billionen US-Dollar. Zur groben Einordnung: Im letzten detaillierten OCC-Report (Gold einzeln aufgeführt) aus dem Jahr 2013 hielt JP Morgan Goldderivate im Volumen von 96 Milliarden US-Dollar und besaß damit unter allen US-Banken im Bereich der Goldderivate einen Marktanteil von 76 Prozent.
Edelmetall-Derivate vs. physisches Gold
Wie ist das Verhältnis zum tatsächlich vorhandenen, physischen Gold? Laut den jüngsten Zahlen des World Gold Council hat die Menschheit bislang rund 187.200 Tonnen Gold gefördert (rund 6.018 Millionen Unzen). Das heißt, Ende 2021 entsprach dieses Gold einem Wert von 11 Billionen US-Dollar.
US-Gesamtmarkt
Dabei entfällt ein großer Teil des Derivate-Engagements erfahrungsgemäß auf die Aktivitäten der Banken als Market Maker im Bereich von Futures und Optionen. Der überwiegende Teil des Derivategeschäft wird jedoch über Swaps abgewickelt.
Währenddessen betrug das Nominalvolumen aller von privaten US-Instituten gehandelten Derivate im vierten Quartal 2021 insgesamt 177,46 Billionen US-Dollar (US-amerik.: „Trillions“). Der Wert liegt 3,8 Prozent unter Vorquartal, aber 8,3 Prozent über dem gleichen Quartal des Vorjahres.
Klumpenrisiko
Und es herrscht auf dem amerikanischen Derivate-Markt weiterhin ein enormes Klumpenrisiko. Denn der Anteil der Top-4-Banken am gesamten Derivatevolumen betrug zuletzt 89 Prozent. Wobei alleine auf JP Morgan Chase & Co. 49,84 Billionen US-Dollar entfielen. Danach folgten Goldman Sachs mit 47,95 Billionen US-Dollar, Citibank mit 42,22 Billionen US-Dollar und Bank of America mit 18,19 Billionen US-Dollar.
Das Derivatevolumen toppt die Bilanzsummen der Institute regelmäßig in erheblichem Maße. Bei JP Morgan überstieg der Nominalwert dieser Papiere die vorhandenen Assets (3,3 Billionen USD) zuletzt um das 15-fache. Das tatsächliche Kredit- und Ausfall-Risiko wird von den Institutionen heruntergespielt. Denn die Positionen seien in der Regel durch entsprechende Gegenpositionen abgesichert.
Ich muss leider zugeben, dass mich Derivate nicht besonders in Wallung versetzen – sammle selber auch keine [lassen sich so schlecht stapeln!]. Aber da ich eine Mathe-Tochter habe, erlaube ich mir mal eine Milchmädchenrechnung.
Es ist zwar ein stattlicher Anstieg der gehaltenen Edelmetall-Derivate zu verzeichnen, aber selbst wenn man die Silber-, Platin- und Palladiumkontrakte um die Goldpapiere extrapoliert, ergibt sich ’nur‘ ein Volumen von roundabout 250 Milliarden US-Dollar.
Wobei ’nur‘ natürlich relativ ist, claro. Aber im Verhältnis zum Derivate-Gesamtvolumen von 177,46 Billionen US-Dollar eben auch verschwindend gering – weniger als 0,15 Prozent. Aber ist der Goldmarkt deshalb wirklich unbedeutend klein?
Der US-Analyst Dickson Buchanan hat sich vor ein paar Jahren [2015] für das US-Finanzportal „Seeking Alpha“ mal die Mühe gemacht, das Volumen des globalen Goldmarktes zu erfassen und kam auf 3000 Milliarden US-Dollar bezüglich des Gesamt-Finanzmarktes für Gold-Instrumente [Fonds, ETFs, strukturierte Produkte etc.] und ein tägliches Handelsvolumen von physischem Gold in Höhe von mehr als 100 Milliarden US-Dollar. Nach den Angaben von Bloomberg, LBMA und dem World Gold Council.
https://www.fondsprofessionell.at/news/maerkte/headline/wie-gross-ist-der-goldmarkt-tatsaechlich-120491/newsbild/7/
Man könnte sich ja auf ‚klein, aber oho‘ einigen!?
@Bruder Hein
Musste mich vor 35 Jahren schon beruflich mit sogenannten
Covered Warrents
herumaergern. Niemand wusste, was das wirklich ist.
Seitdem wühle ich in meiner Kiste mit meinen numismatischen Leckerbissen und das Grauen vor der Zukunft verliert etwas an seinem Schrecken.
@Donaustreuner
Den Schrecken kann ich Dir nicht nehmen, im Gegenteil: Die Dystopie ist machbar, Herr Nachbar!
https://musenblaetter.de/artikel.php?aid=10880
Aber Du hast ein wahres Wort gelassen ausgesprochen. In der globalen Finanzkrise 2007ff. kam doch das ganze Grauen ans Licht: Die ganzen verbrieften und verschachtelten Finanzprodukte wurden tatsächlich von fast niemandem mehr verstanden. Auch nicht von den Funktionseliten des Finanzsystems.
Ich empfehle dazu dringend den Film „Oeconomia“ von Carmen Losman. Selbige hat sich in die Zentralen des Finanzkapitals gewagt, um die dort tätigen Charaktermasken direkt mit unbequemen Fragen zu konfrontieren.
„Wie entsteht Geld?“, „Wieso müssen Unternehmen eigentlich kontinuierlich wachsen und Profite generieren?“ oder „Wie hängt Wirtschaftswachstum mit wachsender Verschuldung zusammen?“ Die vielsagende Antwort war jedesmal achselzuckende Ratlosigkeit. Nur einer traute sich den „Elephant in the Room“, über den niemand spricht, vorsichtig anzudeuten:
„Für steigende Gewinne und steigendes Wirtschaftswachstum ist eine ständige Ausweitung der Verschuldung nötig.“ Der zentrale Akteur im Kapitalismus sei der Schuldner.
#Fratelli Tutti
@Thanatos
Das eigentliche Problem:
Alle wissen es.
Alle spielen weiter mit.
Niemand ändert etwas.
Auf dem Weg an die Wand wird sogar weiter nach Kräften beschleunigt.
Niemand lernt aus den Katastrophen der Geschichte.
Gestern standen wir noch am Rande des Abgrundes.
Heute sind wir einen großen Schritt vorangekommen !
Es helfen nur 3 Dinge:
1.) Fatalismus
2.) Whisky
3.) Whiskey
@Thanatos
https://news.antiwar.com/2022/04/04/congress-expected-to-increase-bidens-813-billion-2023-military-budget-request/
Wozu sich um die Zukunft Sorgen machen? Bidens Entwurf für den Haushalt 2023 sieht 20% „deficit spending“ vor, wird also zu einem Fünftel mit neuen Schulden finanziert. Es ist schon immer gut gegangen.
https://thewire.in/economy/vladimir-putin-ruble-gold-dollar
Man muß bloß sowas hier nicht zur Kenntnis nehmen.