Die Kommunikation der Notenbanken zu den laufenden Projekten für digitales Zentralbankgeld stellt eine erste Sondierung dar, mit der die Reaktionen geprüft werden.
Von Philippe Herlin
CBDC – Digitales Zentralbankgeld
Digitales Zentralbankgeld (oder CBDC, für Central Bank Digital Currency) macht von sich reden und die meisten Notenbankchefs deuten in diesem Zusammenhang auf mehr oder weniger konkrete Projekte hin. Für sie geht es darum, sich nicht von Kryptowährungen oder von Apps zur leichten Abwicklung von Geldtransfers (wie Lydia in Frankreich) deklassieren zu lassen, aber auch darum, Sofortüberweisungen per Smartphone zu ermöglichen. Das ist die Anfangsidee. Weitere Ambitionen, die weit seltener offen zugegeben werden, bestehen darin, Bargeld überflüssig zu machen und alle Transaktionen der Bürger nachverfolgen zu können, um gegen Schwarzarbeit vorzugehen (und gegen Terrorismus, ein unschlagbares Argument). Man schreibt den Befürwortern sogar den Willen zu, Geld programmierbar zu machen, was technisch durchaus möglich ist („Sie haben Ihre CO2-Quote ausgeschöpft, Sie können keine weiteren Flugtickets kaufen.“)
Zunächst Parallelwährung
Aktuell ist jedoch schwer vorstellbar, wie das digitale Zentralbankgeld zirkulieren könnte. Da es anderer Natur ist als die übliche Währung, wäre es parallel im Umlauf, in einem anderen System. Und da es von der Zentralbank selbst garantiert wird, hätte dieses Geld zudem einen höheren Wert als das Ihrer Bank, die schließlich bankrottgehen kann. Im Mai 2022 hat daher ein Zusammenschluss amerikanischer Geschäftsbanken (American Bankers Association) Position gegen das Projekt des digitalen Dollars der Fed bezogen und erklärte, dass „die Einführung eines digitalen Zentralbankgeldes die wichtige Rolle zu untergraben droht, die die Banken als finanzielle Mittler spielen“ (CoinTelegraph). Falls Zweifel an der Stabilität einer Bank aufkommen, könnten die Einleger tatsächlich leicht einen Bank Run auslösen, indem sie ihre Einlagen in digitale Dollar umwandeln, die von der Fed verwahrt werden. Ohne die Einlagen hätte die Bank nicht die geringste Überlebenschance.
Digitalen Euro begrenzen
Um die Befürchtungen der Banken zu entkräften, hat die EZB-Vorsitzende Christine Lagarde erklärt, dass Privatkonten für digitale Euros auf 3000 Euro begrenzt wären. Doch was geschieht, wenn diese Obergrenze bereits erreicht ist, und Sie eine Überweisung erhalten? Würde diese blockiert? Oder müssten Sie schnell einen Teil Ihrer digitalen Euros in klassische Euros umwandeln? Wie sollte eine solche Komplexität von Privatpersonen, Händlern, Unternehmen und Banken gemanagt werden, die doch der Einfachheit, welche eine gemeinsame Währung mit sich bringt, völlig zuwiderläuft?
Zentralbankgeld einzige Währungsform
Das ist nicht haltbar. Unserer Einschätzung nach verfolgen die Zentralbanken ein Projekt von ganz anderen Dimensionen: das digitale Zentralbankgeld soll die einzige Währungsform werden. Keine Verwirrung zwischen den beiden Versionen des Euro oder des Dollar, keine Gefahr von Bank Runs, aber dafür die Möglichkeit, sämtliche Transaktionen nachzuverfolgen, da das Bargeld schrittweise verschwindet. Zudem bietet sich die Möglichkeit – das wird später kommen – das Geld zu programmieren (selbstverständlich zur Terrorbekämpfung, zur Umsetzung der Energiewende, zur Einführung von Negativzinsen, um Konsum zu erzwingen und die Wirtschaft anzukurbeln etc. An Ideen wird es nicht mangeln.)
Freiheit verloren?
Die Kommunikation der Notenbanken zu den laufenden Projekten für digitales Zentralbankgeld stellt eine erste Sondierung dar, mit der die Reaktionen geprüft werden. Später wird es ganz selbstverständlich einfacher erscheinen, sich auf eine einheitliche Währung festzulegen. Wir verwenden ja ohnehin bereits fast ausschließlich Digitalgeld. Was würde ein weiterer Schritt in diese Richtung (die Zentralisierung aller Transaktionen durch die Zentralbank, nicht nur Ihre Bank) denn groß ändern? Das Geld wird programmierbar? Sie verlieren die Freiheit, Ihr Geld so zu verwenden, wie Sie wollen? Nein, das wird man Ihnen nicht sofort sagen…
Quelle: GoldBroker.com
Philippe Herlin ist ein Finanzanalyst und Doktor für Wirtschaftswissenschaften beim Conservatoire National des Arts et Métiers in Paris. Als Befürworter von Risikotheorien, wie sie von Vordenkern wie Benoît Mandelbrot und Nassim Taleb entwickelt wurden, und als Verfechter der Österreichischen Wirtschaftsschule wird er seine Ansichten zur aktuellen Krise, zur Eurozone, zur Staatsverschuldung und zum Bankensystem einbringen. Nachdem er bereits ein Buch zum Thema Gold geschrieben hat, welches heute ein Standardwerk der Branche ist („L’or, un placement d’avenir“, Eyrolles 2012), hofft er, dass das Edelmetall in unserer Wirtschaft künftig wieder eine bedeutendere Rolle einnehmen wird, bis hin zur vollständigen Monetarisierung.
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen im Rahmen von Gastbeiträgen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung von Goldreporter dar.
Die Frage dürfte die Leser von GR und Analogen bereits seit einiger Zeit für sich geklärt haben. Da die anderen
anscheinend gern ihre Freiheit verliere, ist es eben eine Minderheit, die das nicht will. Ansonsten ein Top Artikel.
Fast alle Verschwörungstheorien werden früher oder später war. Nach Einführung der CBDC’S wird wohl ein kleiner Zeitraum von 10 Jahren, bis das Bargeld abgeschafft wird, oder auch durch Gebühren auf Bargeld Zahlungen soweit uninteressant für die meisten wird.
Außerdem wird die Mehrzahl dies auch akzeptieren und mitziehen, war ja bei Corona (-Bier) auch so.
Für die stillen Mitleser und jene die sich nicht schlüssig sind ob man doch Gold kaufen sollte. Ihr könnt von mir aus eure Immobilie, das Aktiendepot behalten, aber es führt kein Weg vorbei Gold in physischer Form in eigenen Händen zu besitzen. Dies hat nicht nur mit der Geldentwertung, oder Schutz gegen Crashs des Finanzsystems, sondern an erste Stelle ein Vermögenswert überall akzeptiert, nicht kontrollierbar durch irgendeinen Staat oder Zentralbank.
Also hebt euren Allerwertesten vom Sofa und kauft Gold & Silber in physischer Form, solange die anonyme Grenze beim Kauf noch bei 1999,99 € liegt.
@Big Driver
Guter Apell, der wie ich aber befürchte, verhallen wird. In einem Land, in dem sogar zunehmend die Alten an der Supermarktkasse sich cool umschauen und der Kassiererin dann sagen, daß sie natürlich mit Karte bezahlen,
habe ich da nicht viel Hoffnung. Das dauert dann übrigens oft länger als Barzahlung, aber man ist ja so hip wie die jungen. Diesen Menschen dürfte der Zusammenhang zwischen Freiheit und Bargeld ohnehin egal sein.
Hauptsache die EZB Zuteilung für den nächsten Grillabend kommt rechtzeitig.
@Goldhase
Für mich war die Covid-Geschichte der perfekte Probelauf für Cbdc.
Man muss sich das nur heute, aus 2 Jahren Entfernung, mal genau ansehen, reine angewandte Massenpsychologie.
Wenn man das als Muster oder Vorlage nimmt, kann man heute schon sicher vorhersagen,
dass 80 % der hier Wohnenden für den Digi Euro Schlange stehen werden.
Die Argumentation wird exakt so ablaufen wie „damals“:
1.) Man wird den Leuten Angst machen (Bankpleiten……)
2.) Es wird eine ganz simple, total moderne und völlig nebenwirkungsfreie Lösung angeboten. DIGITALES EZB Geld. Die Impfung gegen Geldverlust quasi.
3.) Wer nicht mitmacht ist ein Krimineller (wahlweise Schwarzarbeiter, Reichsbürger, Aluhut oder sonst was ganz böses Rechtes).
4.) Es wird Diskriminierung für die „rechten Verschwörungstheoretiker“ geben, z. B. wird der Einkauf mit Bargeld über eine Gebühr oder direkt plus 10 % verteuert.
So wird es wieder mal laufen.
Ganz einfach.
Und es wird funktionieren.
Ich habe es unlängst schon geschrieben:
Ein digitaler Euro ist Zentralbank Geld.
Verantwortlich dafür und haftbar ist die Zentralbank.
Liegt Geld als digitaler Euro vor, können die Banken reihenweise pleite gehen. Das Geld wäre sicher.
Angenommen ich habe bei der Sparkasse 2 Konten:
Eines für das Girokonto und eines für das Zentralbankgeld.
Kommt die Sparkasse ins Trudeln, kann ich in Sekunden, auch von Übersee ,umbuchen.
Einem Bank Run wäre Tür und Tor geöffnet, so die Gesetzeslage nicht geändert würde.
Aus diesem Grind diskutiert die EZB intern, eine Begrenzung für jeden Bürger auf 3.000 Euro digital einzuführen.
Hat jemand also 203.000 Euro bei der Bank, sind
200.000 nicht gedeckt, 103.000 aber sicher.
Dieser jemand ist gezwungen, mehrere Konten bei verschiedenen Banken zu haben.
Das würde entfallen, könnte er den gesamt Betrag digital halten.
Übrigens, mit Freiheit Entzug hat das wenig zu tun, denn das Bargeld, als anonymes Geld bleibt, so die EZB.
Es würde auch Jahre dauern, all die weltweit ! verstreuten Scheine einzuziehen und für ungültig erklären.
Das schafft nur die schöne Schweiz.
Da dürfen sie aus Timbuktu nach Genf reisen, um 480 Franken in neue Scheine zu tauschen.
Deshalb ist der Franken schon lange nicht mehr so beliebt. Beim Dollar gab es das nicht.?? meines Wissens.
@Maruti
Vermutlich haben Sie 3000 Euro bei der EZB gemeint. Wenn hier geschrieben wird, das Bargeld schrittweise
verschwindet glaube ich dem Autor. Natürlich kann man auch EZB glauben, sie wolle das Bargeld erhalten.
Genauso wie ihren Aussagen zur Inflation. Und der Sinn dieses E- Euros ist dem Sparer Sicherheit gegen einem Crash zu geben? Gott, wie altruistisch. Wie im Artikel beschrieben, Bargeldlos zahlen geht auch heute schon problemlos.
@Goldhase
3000 Euro digital wären EZB Geld, auch dann, wenn Sie diese auf Ihrem Girokonto hätten.Und die eären sicher, auch dann, wenn es ein Bankenmoratorium, eine Kapitalverkehrskontrolle oder gar eine Bankenpleite gäbe. Allerdings nur, wenn die EZB noch existiert.
Sie zahlenheute schon fast alles Bargeldlos. Per Überweisung, Einziehung, Abbuchung.
Insofern lohnt es sich gar nicht, Bargeld abzuschaffen. Viel Geschäfte nehmen kein Bargeld mehr oder Verlangen Gebühren.
@Maruti
Nach einigen weniger erfreulichen gesundheitlichen Informationen, muß ich dann doch die Restzeit noch etwas nutzen. Für so sicher halte ich das EZB Geld nun aber auch nicht. Gegen Bankenpleiten ja, aber wenn dir die EZB den Geldhahn wegen eines nicht konformen Leserkommentares schließt oder reduziert, gleiches Ergebnis. Und weniger Bargeldnutzung ist leider keine Garantie für die Abschaffung dieser finanziellen Freiheit.
Eher das Menschen verlernt haben, Entwicklungen zu Ende zu denken.
@Meister Eder
Kann Ihnen nur zu 100% Recht geben. Testlauf Covid, Testlauf Heizungsumstellung,
Testlauf Grundsteuer. Testläufe in eine neue Zeit.
Um all die weltweit vertreuten Scheine für ungültig zu erklären, muss man die nicht vorher einziehen. Das geht einfach so, über Nacht, wie es die indische Regierung 2016 für die 500- und 1.000-Rupienscheine gemacht hat:
https://newsroom.sparkasse.at/2016/11/10/indien-500-und-1000-rupien-noten-ueber-nacht-fuer-ungueltig-erklaert/47807
Und bei einer Währungsreform, wie 1948 in der Trizone (den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands),
wird die gesamte Währung über Nacht ungültig. Zwar konnte man 1948 bei den Banken sein altes Geld in Neues tauschen, aber nur innerhalb einer relativ kurzen Frist und natürlich bekam man nur einen Bruchteil angerechnet. Während abgeschlossene Verbindlichkeiten (Schulden) mit einem Kurs 10 Reichsmark (RM) zu 1 DM (10:1) umgestellt wurden, sind Löhne, Renten, Pensionen, Pachten und Mieten im Kurs 1:1 umgestellt worden, Aktien übrigens auch. Bargeld und letztlich auch Sparguthaben wurden zum Kurs 100 RM zu 6,50 DM umgetauscht. Und was war, wenn man 1948 statt Bargeld und/oder Sparguthaben Gold besaß?
„Wer Gold hatte, war geschützt. Goldbesitzer machten einen Gewinn von 1.438 Prozent in der Währungsreform 1948. Die Goldpreisfindung in der neuen Währung erfolgte schnell und damit war der Umtausch von Gold in das neue Geld leicht möglich. Im Vergleich dazu machten Sparbuchbesitzer einen Verlust von 95,5 Prozent. Wer Edelmetalle hatte, gehörte zu den finanziellen Gewinnern der Währungsreform 1948.“
https://www.lieblingsmakler-jena.de/finanzen/waehrungsreform/
@Nivek
Das eine hat doch nichts mit dem anderen zu tun.
Die Währungsreform 48 war durch den Krieg verursacht und ganz Deutschland lag in Schutt und Asche.
Eine Wiederholung wäre nur möglich, falls die gesamte EU und Eurostaaten ausgebombt würden.
Von wem ? So ein Krieg entsteht nicht über Nacht.
Bei den Rupien wurden nur die grösseren Scheine eingezogen.Der Grund war wohl, dass diese nicht fälschungssicher waren.
Warum sollte die EZB alle Scheine einziehen ?
Doch nicht wegen des lächerlichen Versuches, Kontrolle über jeden Bürger zu erlangen.
Dass so etwas scheitert, scheitern muss, weiss nun mal jeder Bauernjunge.
Kontrolle über den Bürger, wenn Sie so wollen, zu erlangen, geht anders viel einfacher.
Natürlich sieht die Bank nicht gerne, dass sich jedermann mit Gold eindeckt. Aber dieses Gold kommt ja nicht in Umlauf und ist somit EZB mässig unschädlich.
Man muss sich vom Gedanken befreien, dass „die da oben“ nur Böses mit einem wollen. Da aber sitzen auch Menschen wie Du und ich und die meisten meines es ehrlich.
Schwarze Schafe jedoch findet man immer und überall.
Und da ist es Aufgabe eines jeden Bürgers mit dem Finger darauf zu zeigen.
@Goldhase
Man kanns ja versuchen, auch wenn ich nur einen von tausend erreiche hat sich gelohnt. Persönlich habe ich nichts davon, weder verkaufe ich Edelmetalle noch bin ich in dieser Branche tätig. Mir geht’s nur um Aufklärung.
Habe einen Arbeitskollegen, der ist seit min. 5 Jahre dabei Gold zu kaufen, das blöde dabei er besitzt bis heute nicht mal 1 gram Gold. Ein anderer bekannter, Grieche übrigens, besitzt in Griechenland 2 Häuser, eins auf dem Dorf, eins am Meer und eine große Eigentumswohnung in der Stadt, zur selbstbenutzung wohlgemerkt. Er lebt und arbeitet hier in Deutschland, alle drei Immobilien stehen leer. Auf meine Frage warum vermietet er die Immobilien nicht, oder zumindest mal über einen teilverkauf nachzudenken, dafür auch eventuell Gold zu kaufen. Sagte er, ja du hast recht, Gold zu haben ist immer gut. Er ist seit Jahren auch dran zu kaufen, ohne Erfolg.
Manchmal fühle ich mich wie in einen falschen Film. Oder ist es Staatsvertrauen, Faulheit, Dummheit, von einigen. Who knows?